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Veröffentlicht am 15.09.2016

Nur, wer sich selbst verzeiht, ist offen für Gott

Zum Schweigen gezwungen
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Bryce Bishop ist Geschäftsmann und besitzt ein Unternehmen für Münzhandel in Chicago. Doch Bryce langweilt sich, denn seine Mitarbeiter sind ausgesprochen fleißig und nehmen ihm jegliche Arbeit ab. Eines ...

Bryce Bishop ist Geschäftsmann und besitzt ein Unternehmen für Münzhandel in Chicago. Doch Bryce langweilt sich, denn seine Mitarbeiter sind ausgesprochen fleißig und nehmen ihm jegliche Arbeit ab. Eines Abends lernt er auf dem Firmenparkplatz Charlotte Graham kennen, die ein Konkurrenzgeschäft neben seinem Laden aufmachen möchte. Aber das ist nicht der eigentliche Grund, dies soll Bryce bald erfahren. Denn Charlotte ist durch eine Erbschaft unermesslich reich und hat ihn mit dem Geschäft nur geködert. Schon bald weiß Bryce gar nicht mehr, wie das Wort „Langeweile“ geschrieben wird, denn Charlotte weiht ihn in kleinen Stücken in den Umfang ihrer Erbschaft, aber auch über ihr eigenes Schicksal ein. Bryce ist von dieser Frau fasziniert, merkt aber auch, dass Charlotte von etwas Dunklem getrieben wird. Ist sein Glaube stark genug, auch Charlotte wieder Vertrauen zu lehren und bedingungslos an Gott zu glauben?
Dee Henderson hat mit ihrem Roman „Zum Schweigen gezwungen“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Roman vorgelegt, den man fast schon im Bereich Krimi einordnen könnte. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und fesselt von der ersten Seite ab, so dass es schwerfällt, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Erzählweise ist oftmals so bildhaft, dass der Leser das Gefühl hat, mit den Protagonisten in einem Raum zu sein und sie zu beobachten. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, aber unterschwellig steigert er sich bis auf die letzten Seiten des Buches. Die Erzählweise der Handlung ist genial, wie eine Puzzlestück entfaltet sich die eigentliche Tragödie erst nach und nach und lässt einem den Atem stocken. Die Charaktere sind sehr interessant angelegt, da treffen alle möglichen Verhaltensmuster aufeinander, die mal sympathisch, mal nervig anmuten, doch allesamt sind begründet. Bryce ist ein gläubiger Mann, der sich in seinem Beruf langweilt. Er vermisst die Leidenschaft, die ihn mal dazu getrieben hat, mit Münzen zu handeln. Deshalb betet er bei Gott um eine Eingebung und die Beendigung der Langeweile. Überhaupt sind Bryce‘ Gebete ein wichtiger Bestandteil der Handlung, sie sind so menschlich, alltäglich und oftmals doch so selbstlos. Seine Zwiegespräche mit Gott erinnern an die eigenen, die man täglich im Stillen führt und sich so manche Hilfe erhofft. Bryce lebt mit seinem Glauben und dies von morgens bis abends, er ist selbstlos, gütig und verständnisvoll, bringt seinen Mitmenschen Respekt entgegen und glaubt an das Positive im Leben. Dagegen ist Charlotte eine gepeinigte Seele, die ihren Glauben verloren hat und nicht mehr auf Gott vertrauen kann aufgrund all der Dinge, die sie erlebt hat. Sie ist auf der Flucht vor sich selbst, dabei wünscht sie sich nichts mehr, als endlich wieder in der normalen Welt anzukommen. Charlotte ist eine eher pragmatische Frau, künstlerisch veranlagt mit einem guten Blick für die täglichen Dinge und die Menschen, die ihr begegnen. Sie vertraut nur sehr schwer, doch sie sieht die Menschen um sich herum mit einem Blick in deren Inneres. Charlotte fühlt sich schuldig und hat das Gefühl, für alle Zeiten Buße tun zu müssen. Auch kann sie sich nicht vorstellen, dass sie geliebt wird um ihrer selbst willen. Das muss sie erst langsam wieder lernen. Auch die anderen Protagonisten passen mit ihren Geschichten sehr gut in die Handlung und machen das Buch dadurch noch viel spannender, denn die Zusammenhänge werden erst viel später sichtbar.
„Zum Schweigen gezwungen“ ist ein spannender, christlicher Roman mit einer Handlung, die jeden Krimileser begeistern dürfte. Besonders schön sind die heimlichen Gebete und die Gespräche über Gott, weil sie so gut in den Zusammenhang passen und wirken deshalb so gar nicht missionierend. Dee Henderson ist ein wirklich gutes Buch gelungen, dass einmal mehr zeigt, dass man Geduld haben muss und dass Gott sich bei allem, was er geschehen lässt, etwas gedacht hat, vor allem das Zeigen von Menschlichkeit, Vertrauen, Liebe und Verzeihen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Aufdecken von Geheimnissen und der Suche nach Liebe

Die Liebenden von der Île de Ré
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Nachdem ihre Beziehung zu Jackson in den USA gescheitert ist, reist Charlotte, genannt Charlie, nach Europa zurück, um neu anzufangen. Für ihren Neustart reist sie auf die französische Île de Ré direkt ...

Nachdem ihre Beziehung zu Jackson in den USA gescheitert ist, reist Charlotte, genannt Charlie, nach Europa zurück, um neu anzufangen. Für ihren Neustart reist sie auf die französische Île de Ré direkt an der Atlantikküste gelegen, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Ihre Mutter hat ihr ein altes Gutshaus vererbt und Charlie beschließt, das Haus in ein Hotel zu verwandeln. Doch bis es eröffnet werden kann, steht Charlie vor jeder Menge Arbeit und Herausforderungen. Eine davon ist ihre erste große Liebe Rafaël, der auf einmal vor ihr steht, und auf den Charlie bis heute nicht gut zu sprechen ist. Zum anderen stößt Charlie im Haus auf alte Gemälde, die ihrer Mutter gehört haben. Diese Bilder wecken in Charlie die Neugier, etwas mehr darüber zu erfahren. Aber Nachfragen bei den Verwandten werden nie befriedigend beantwortet. Überhaupt scheint ihr die liebe Familie schon lange so einiges zu verschweigen, was Charlie jedoch nicht davon abhält, weiter zu forschen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Wird Charlie endlich die Wahrheit herausfinden?
Gabriele Jaric hat mit ihrem Buch „Die Liebenden von der Île de Ré“ einen wunderschönen Debütroman vorgelegt, der sowohl von einem großen Familiengeheimnis als auch von der Liebe und vom Verzeihen handelt. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und bildhaft, nimmt den Leser von Beginn an mit als unsichtbarer Schatten von Charlotte, um sie bei ihren Unternehmungen zu begleiten. Die Ich-Erzählform unterstützt das noch einmal mehr. Die Beschreibung der französischen Landschaft weckt den Wunsch, sofort die Koffer zu packen und sich selbst auf den Weg zu machen, um diesen malerischen Flecken Erde selbst zu sehen und zu entdecken. Die Charaktere sind vielfältig und detailliert angelegt, wodurch sie alle sehr authentisch und lebensecht wirken und der Leser seine Sympathien gerecht verteilen kann. Charlotte ist eine sehr sympathische Frau, die schon oft verletzt wurde, aber durch alle Widrigkeiten, die sich ihr in den Weg stellten immer mehr an Stärke gewinnt. Sie besitzt ein großes Herz und einen Sturkopf, aber auch eine besondere Sensibilität für die Menschen um sie herum. Charlottes Großeltern sind wie aus dem richtigen Leben gegriffen, besorgt, umsorgend und extrem beschützend. Rafaël ist ein netter Mann, der Charlotte in jungen Jahren schwer enttäuscht hat, aber seitdem ist einiges an Zeit vergangen. Auch er ist erwachsen geworden und zwischen ihm und Charlotte ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Jackson, Charlies Ex-Freund, ist ein Egoist par excellence, dem die Gefühle von Charlotte, aber auch von seiner kleinen Tochter Julie egal sind. Julie ist ein zauberhaftes Geschöpf, das man einfach lieben muss und der man ein unbeschwertes und glückliches Leben wünscht.
Mit „Die Liebenden von der Île de Ré“ ist Gabriele Jaric ein außergewöhnlich unterhaltsamer, aber auch emotionaler Roman gelungen, der jeden begeistern wird, der von schönen Liebesgeschichten und Familiengeheimnissen vor malerischer Kulisse nie genug bekommen kann. Ein zauberhaftes Debüt und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn die Gier zum Mord verführt

Deiner Seele Grab (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 6)
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Tino Dühnfort ist kurz vor dem Durchbruch in einem Mordfall, als er unfreiwillig von dem Fall entbunden wird aufgrund von zweifelhaftem Verhalten, bei dem ihm auch noch ein Kollege in den Rücken fällt. ...

Tino Dühnfort ist kurz vor dem Durchbruch in einem Mordfall, als er unfreiwillig von dem Fall entbunden wird aufgrund von zweifelhaftem Verhalten, bei dem ihm auch noch ein Kollege in den Rücken fällt. Während sich seine Lebensgefährtin Gina damit befasst, ihn rauszuboxen, wird Dühnfort der nächste Mordfall übertragen. Eine alte Dame wird in ihrer Wohnung tot aufgefunden, in den Händen hält sie einen Apfel und Trauben. Kurze Zeit später liegt ein älterer Mann in der gleichen Aufbahrung in seiner zugemüllten Wohnung. Als sich ein Unbekannter mit einer E-Mail und einem Foto bei der Presse meldet, geht schnell der Begriff Samariter um, jemand, der die Leidenden von ihrer Pein erlöst. Doch so einfach ist die Sache nicht. Als zwei weitere Morde geschehen, diesmal ein an Alzheimer erkrankter Mann und seine Tochter, wird schnell klar, dass hier ein Serientäter am Werk ist. Doch bei seinen Ermittlungen findet Dühnfort auch heraus, dass die Opfer einigermaßen vermögend waren, es wurden alte Uhren und jede Menge Geld gestohlen. Da der Kreis der Verdächtigen groß ist, hat Tino Dühnfort mit seinem Team alle Hände voll zu tun, in jede Richtung zu ermitteln, doch schon bald kommt er dem Täter näher…
Inge Löhnig hat mit ihrem Roman „Deiner Seele Grab“ den sechsten Band um ihren Kommissar Dühnfort vorgelegt, der seine Ermittlungen in der bayerischen Metropole München führt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und von Beginn an ist der Leser mittendrin im Geschehen und rätselt ebenso, wer den alten Menschen ans Leder und ans Geld will. Durch die verschiedenen Richtungen und Verdächtigen gibt die Autorin dem Leser jede Menge Möglichkeiten in die Hand, den Täter zu ermitteln, manches Mal landet man allerdings in einer Sackgasse und muss sich neu orientieren. Inge Löhnig spricht allerdings auch ein brisantes und aktuelles Thema an, das uns alle angeht. Die immer älter werdende Gesellschaft und die Betreuung der Gebrechlichen und Kranken, die noch immer nicht optimal gelöst ist und die Verwandtschaft und Familie vor große Aufgaben und auch Ausgaben stellt, denen sie oftmals nicht gewachsen sind.
Die Charaktere wurden weiter ausgearbeitet, mittlerweile ist Tino Dühnfort schon ein richtig guter alter Bekannter, dessen Vorlieben für gutes Essen und besonderen Kaffeegenuss ihn weiterhin sympathisch erscheinen lassen. Seine oftmals nachdenkliche, teilweise melancholische Art lassen ihn noch menschlicher und authentischer wirken. Auch seine Teamkollegen und den teilweisen Einblick in ihr Privatleben und ihre Sorgen gehen dem Leser nahe und man kann sich gut mit den Protagonisten identifizieren. Aber auch das Leben der Opfer und ihrer Familien zeigt ein Bild der heutigen Zeit. Da wird die Selbstlosigkeit und Ohnmacht ebenso aufgezeigt wie die Gier nach Geld oder das Verprügeln von Ehefrauen.
„Deiner Seele Grab“ ist ein sehr solider und gut durchdachter Krimi, der für unterhaltsame und spannende Lesestunden sorgt. Jeder Liebhaber dieses Genres wird hier nicht enttäuscht. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tino Dühnfort tappt im Dunkeln

Nun ruhet sanft
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Ein Arzt, der mit seiner Frau Streit wegen seiner ständigen Untreue hat, fährt mit seinem Wagen davon und kehrt morgens mit einem Rosenstrauß zurück, um sich zu versöhnen. Doch er trifft auf die Polizei, ...

Ein Arzt, der mit seiner Frau Streit wegen seiner ständigen Untreue hat, fährt mit seinem Wagen davon und kehrt morgens mit einem Rosenstrauß zurück, um sich zu versöhnen. Doch er trifft auf die Polizei, denn seine Frau und seine beiden Kinder wurden erst erschossen und das Haus dann in Brand gelegt, um alles zu vertuschen. Kommissar Tino Dühnfort und sein Ermittlungsteam sind für diesen Fall zuständig und misstrauen den Aussagen des Ehemannes. Schnell schießt sich Dühnfort auf ihn als Täter ein und trägt alle Fakten gegen ihn zusammen. Als sich auch noch herausstellt, dass der Arzt ihnen ein falsches Alibi vorgelegt hat, wird die Schlinge um seinen Hals immer enger, doch er beteuert weiterhin seine Unschuld. Aber Dühnfort glaubt ihm nicht. Ist er auf der richtigen Fährte?
Inge Löhnig hat mit ihrem Kriminalroman „Nun ruhet sanft“ den siebten Band um ihren Kommissar Dühnfort und seinem Team vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig zu lesen und bereits im Prolog wird der Leser von dieser perfiden Geschichte gefangen genommen und fragt sich, welche Gründe und Auswirkungen dieser wohl auf den gesamten Roman haben wird.
Die Charaktere sind detailliert und liebevoll ausgestaltet. Tino Dühnfort ist ein sympathischer Kaffeeliebhaber, der die Nachricht bekommt, zum ersten Mal Vater zu werden. Das Auffinden der ermordeten Kinder bringt ihn an seine Grenzen, er will diesen Fall unbedingt aufklären, denn in der Vergangenheit hat ein ähnlich gelagerter Mordfall leider nicht zu einer Verhaftung geführt. Diesen hat er ständig vor Augen und verbeißt sich regelrecht in die Verdächtigung des Arztes. Dabei verliert er allerdings den objektiven Blick und ermittelt recht einseitig, was man von ihm so gar nicht gewohnt ist. Hier zeigt eine neue Komponente der Person Dühnfort, dass er auch verletzlich und fehlbar ist. Seine Lebensgefährtin Gina ermittelt in Altfällen und möchte Tino bei seinen Ermittlungen unterstützen. Sie ist ein südländischer Typ, gesellig und trägt ihr Herz auf der Zunge. Die Schwangerschaft lässt sich offener und fröhlicher wirken. Der Verdächtige Thomas Sassen ist ein richtiger Kotzbrocken, arrogant, hochmütig und sehr von sich eingenommen, er hält sich für unwiderstehlich, dabei lügt er ständig und bringt seine engsten Freunde in Schwierigkeiten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Auch die übrigen Charaktere sind so angelegt, dass man nur vor die Fassade blickt und es sich bei ihnen ebenso um Verdächtige wie um Unschuldige handeln kann. Der Leser ist also rundum gefordert, sich ein eigenes Bild der Ermittlungen zu machen und der Lösung auf die Spur zu kommen.
„Nun ruhet sanft“ ist ein rundum solider, unterhaltsamer und spannender Krimi, der allen Fans von Dühnfort gefallen dürfte. In einigen Bereichen hatte die Handlung zwar einige Längen, trotz allem war die Spannung zu jeder Zeit gegeben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Sommer der Suche

Die Inselfrauen
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Als junge Frau hat die 61-jährige Journalistin Nina in den Ferien in der Pension ihrer Tante Theda auf Borkum gejobbt und in einem Sommer mit Klaas die Liebe ihres Lebens getroffen. Doch alles war von ...

Als junge Frau hat die 61-jährige Journalistin Nina in den Ferien in der Pension ihrer Tante Theda auf Borkum gejobbt und in einem Sommer mit Klaas die Liebe ihres Lebens getroffen. Doch alles war von einem auf den anderen Tag vorbei, und Nina hat sich ihr ganzes Leben danach nicht von dieser zerbrochenen Liebe erholt. Nun kehrt Nina nach vielen Jahren der Abwesenheit zur Erholung von ihrem Burn-out in die Pension ihrer Tante Theda auf der Insel Borkum zurück und trifft dort ihre Nichte Rosalie an, die Tante Theda dort für einige Zeit zur Hand geht, bevor sich die alte Dame endgültig entscheidet, die Pension zu verkaufen. Gemeinsam verleben die drei Frauen eine Zeit der Erinnerung, der neuen Erfahrungen und der Entscheidungen für ihr weiteres Leben. Wird es mit der Pension Theda weitergehen?
Sylvia Lott hat mit ihrem Buch „Die Inselfrauen“ einen wunderschönen, unterhaltsamen und emotionalen Roman vorgelegt, voller Musik und feiner Backwarenkunst, aber auch voller Herzschmerz und Vergänglichem. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, der Leser spürt beim Lesen den Wind in den Haaren und den salzigen Geruch der Nordsee in der Nase. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert, dass man das Gefühl hat, sich sofort auf der Insel Borkum zurechtfinden zu können. Auch die spezifischen Eigenheiten der Borkumer wurden durch Redewendungen in Plattdeutsch sowie deren Sitten und Gebräuche sehr schön in die Handlung integriert. Die Geschichte selbst setzt sich aus zwei Handlungssträngen zusammen, zum einen aus dem Gegenwartsteil im Jahre 2010 und zum anderen aus Ninas Erfahrungen in der Vergangenheit im Jahre 1967. Unterstützt wird die Handlung noch durch eingefügte Geschichten und Legenden, die das Leben der Borkumer Frauen in vergangenen Jahrhunderten beschreiben und Teile von Rosalies Diplomarbeit darstellen.
Die Charaktere wurden von der Autorin liebevoll skizziert, wirken sehr authentisch und lebendig. Sie haben durchweg Ecken und Kanten, wirken manchmal nüchtern, rauh oder unnahbar, aber dann wieder gefühlsbetont und mit dem Herz auf der Zunge. Nina ist eine sehr sympathische Frau, die den Verlust ihrer ersten großen Liebe nie verwunden hat und deren Leben zwar den im Teenageralter gewünschten Verlauf genommen, ihr aber stattdessen nie mehr wirklich die Erfüllung gebracht hat, die sie sich erträumte. Mit 61 stellt sie nun fest, dass sie eigentlich recht allein ist und sich immer mehr von den Menschen zurückgezogen hat, um nicht nochmals so enttäuscht zu werden. Während ihres Aufenthalts auf Rügen und der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit kann man wunderbar beobachten, wie sich Nina immer mehr öffnet und sich entwickelt. Die alte Theda ist mit ihren 80 Jahren der vielen Arbeit müde und will ihr Lebenswerk verkaufen. Doch ihr Herz hängt daran und macht es ihr schwer, eine Entscheidung zu treffen. Da kommen ihre Nichte und ihre Enkelin gerade recht, um wieder etwas Schwung in die Pension zu bringen und sie auf andere Gedanken zu bringen. Rosalie steht kurz vor dem Abschluss ihres Lehrerexamens und stellt plötzlich ihre Berufswahl in Frage. Auch ihre langjährige Beziehung zu ihrem Freund Fabian steht auf dem Prüfstand, zumal dieser für einen Job auf die andere Seite der Welt gezogen ist und die Beziehung momentan nur über SMS und Skype weiterläuft. Auch die anderen Protagonisten sind wunderbar in Szene gesetzt und bereichern die Handlung mit ihren eigenen Geschichten.
„Die Inselfrauen“ ist ein herrliches Buch über den Umbruch im Leben, über die Suche nach sich selbst und den Kampf für das Glück im Leben, über die Musik, die einen über alle Jahrzehnte begleitet und über Entscheidungen, die gefällt werden müssen, um wieder in Zufriedenheit leben zu können. Ein wunderbares und emotionales Buch, dass jeden berühren wird. Absolute Leseempfehlung!