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Veröffentlicht am 23.12.2021

Heimat ist da, wo das Herz ist!

Kein Weg zu weit
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1919. Seit 10 Jahren lebt Grace McAlister als adoptierte Tochter der wohlhabenden Hamiltons in Belleville und steht kurz vor ihrem Gesellschaftsdebüt. Als sie auf dem Dachboden eine alte Holztruhe mit ...

1919. Seit 10 Jahren lebt Grace McAlister als adoptierte Tochter der wohlhabenden Hamiltons in Belleville und steht kurz vor ihrem Gesellschaftsdebüt. Als sie auf dem Dachboden eine alte Holztruhe mit einer Bibel findet, erinnert sie sich dunkel daran, dass sie noch Geschwister hat und schreibt heimlich einen Brief an das damalige Kinderheim, um sich über deren Verbleib zu erkundigen, denn ihre Adoptiveltern haben seit jeher ihre Herkunft unter den Teppich gekehrt, um ihren Ruf zu wahren. Währenddessen kommt Garth McAlister gemeinsam mit seinem Freund Rob aus dem Krieg zurück und besucht seine Familie in England, bevor er sich auf die Suche nach seiner großen Liebe Emma in Kanada machen will, von der er seit Monaten nichts gehört hat. Seine Schwestern Laura, Kati und seine Mutter Edna bestärken ihn darin, sich bald auf den Weg zu machen, denn sie haben einen Brief erhalten, der sie über Grace' Aufenthaltsort informiert, nach der sie schon seit 10 Jahren unermüdlich suchen. So reist Garth in Begleitung von Rob nach Kanada, um einerseits seine jüngste Schwester Grace endlich zurück zur Familie zu holen und andererseits Emma zu finden, um sie zu heiraten. Wird er die beiden Frauen aufspüren können?

Carrie Turansky hat mit „Kein Weg zu weit“ den Nachfolgeband von „Weiter als der Ozean“ vorgelegt, der dem Vorgänger an Unterhaltung und Spannung in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er sich durch wechselnde Perspektiven mal an der Seite von Grace, mal an der von Garth und mal an der von Emma wiederfindet. Grace' Adoptivfamilie gehört der wohlhabenden Schicht an, somit hat sie es besser getroffen als ihre Geschwister, die nicht nur hart arbeiten mussten, sondern auch misshandelt wurden. Grace lebt in einem goldenen Käfig, denn sie besitzt zwar alles, aber die Liebe ihrer Eltern bleibt ihr vorbehalten, sie kommt sich eher wie ein Ausstellungstück. Daraus resultiert auch ihr großer Wunsch, endlich ihre echte Familie wiederzufinden. Emma ist ebenfalls als Waise nach Kanada gekommen und hat hart auf einer Farm gearbeitet, bis sie flüchten musste. Sie schlägt sich durch, bis sie unter Mordverdacht gerät und dafür ins Gefängnis muss. Während Garth und Rob sich auf die Suche nach den beiden jungen Frauen machen, werden ihnen so einige Widerstände in den Weg gelegt, die neben einigen Überraschungsmomenten die Spannung konstant auf einem guten Niveau halten. Der christliche Aspekt drückt sich durch kleine Gebete aus, die den Protagonisten Kraft spenden sowie ihre Gottvertrauen stärken, dabei geht es um Hoffnung und Zuversicht.

Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet und lebendig in Szene gesetzt. Sie wachsen dem Leser schnell ans Herz, der sich ihnen gern anschließt und ihnen bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut. Grace ist eine offene und ehrliche junge Frau, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie wagt ein Abenteuer und wird dafür reich belohnt. Garth ist ein freundlicher und mutiger Mann, der sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen lässt. Sein Glaube hilft ihm durch schwere Zeiten, ebenso wie sein Freund Rob, der ihn immer unterstützt. Emma ist eine hilfsbereite und fleißige junge Frau, die schon so manchen Schicksalsschlag verkraften musste. Neben ihrer Ehrlichkeit bringt sie vor allem ihre Herkunft in Schwierigkeiten, doch sie darf auf die Unterstützung neu gewonnener Freunde hoffen. Auch Andrew Fraser, Laura, Kati und Mutter Edna haben Auftritte in dieser Geschichte, die mitten ins Herz geht.

„Kein Weg zu weit“ ist ein wunderbarer Roman, der Liebe, Spannung, Historie und Familienschicksal in sich vereint. Die Handlung ist durchweg unterhaltsam und schickt den Leser auf Erlebnisreise, an deren Ende einige Taschentücher benötigt werden. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!!!

Veröffentlicht am 23.12.2021

"Sei die Heldin deines Lebens, nicht das Opfer." (Nora Ephron)

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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1910 Hamburg. Mit der Eröffnung eines Frauenhauses im Hafenviertel gemeinsam mit dem Verein Frauenwohl hat die junge englische Ärztin Anne Fitzpatrick sich einen Wunsch erfüllt, denn sie möchte Frauen ...

1910 Hamburg. Mit der Eröffnung eines Frauenhauses im Hafenviertel gemeinsam mit dem Verein Frauenwohl hat die junge englische Ärztin Anne Fitzpatrick sich einen Wunsch erfüllt, denn sie möchte Frauen und Kindern in Not Hilfe und Unterstützung anbieten. Ein doppelter Leichenfund macht allerdings erst einmal alle Hoffnungen zunichte, denn alle meiden die Gegend deswegen wie die Pest. Als die Pastorentochter Helene Curtis vor ihrer Tür steht und ihre Mitarbeit anbietet, gibt Anne ihr eine Chance. Währenddessen versucht Kommisssar Berthold Rheydt, die Morde aufzuklären und trifft bei seinen Ermittlungen auf Anne...

Henrike Engel hat mit „Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ den ersten Band ihrer historischen Hafenärztin-Trilogie vorgelegt, der mit sowohl mit kriminalistischen Elementen als auch mit einer starken Protagonistin den Leser in seinen Bann schlägt. Der flüssige, bildhafte und einfühlsame Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert antreten, um sich dort im Hamburger Hafenviertel wiederzufinden, wo er auf die engagierte Engländerin Anne Fitzpatrick trifft, die dort als Ärztin tätig ist. Ihr Studium hat sie in England absolviert und wird nun als eine der ersten Ärztinnen in Deutschland tätig, was zur damaligen Zeit noch ein Novum war, denn sie dringt damit in eine bisher von Männern dominierte Welt ein. Sie hat England den Rücken gekehrt und lebt nun inkognito in Hamburg. Mit Helene Curtis bekommt sie eine moderne junge Frau an die Seite gestellt, die im Leben etwas erreichen und nicht als Hausfrau und Mutter enden will.
Der dritte im Bunde ist Kommissar Berthold Rheydt, der zum ersten Mal selbständig einen Mord aufklären soll und seine Sache unbedingt gut machen möchte. Über wechselnde Perspektiven lässt die Autorin den Leser ihre Protagonisten, deren Wirken und Wesen kennenlernen und treibt dabei unschwellig die Spannung der Handlung immer weiter in die Höhe. Der Leser springt mal an die Seite von Anne, um sich kurz darauf an Helenes oder Bertholds Fersen zu heften. Gleichzeitig verwebt Engel das Treiben im historischen Hamburg wunderbar mit ihrer Geschichte. Die Frauenbewegung hält langsam Einzug in Deutschland und kämpft für Gleichberechtigung und das Wahlrecht, was auch bei Helene auf Zustimmung und Begeisterung stößt. Die Eröffnung des Frauenhauses schürt Ängste und auch Widerstand, zusätzlich sorgt der doppelte Leichenfund dafür, dass die Gegend in Verruf gerät und sich niemand mehr dort blicken lässt. Die Autorin gewährt einen spannenden Einblick in das Leben im Hafenviertel zur damaligen Zeit, wobei sie auch das Bild der Frau zur damaligen Zeit sehr schön wiederspiegelt.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften versehen, die den Leser schnell von sich überzeugen. Dieser folgt ihnen auf Schritt und Tritt bei ihrem Abenteuer. Anne ist eine freundliche, hilfsbereite und engagierte Frau, die allerdings ein Geheimnis zu verbergen sucht. Sie hat sich der Unterstützung von bedürftigen Frauen und Kindern verschrieben. Sie arbeitet bis zum Umfallen, nur um nicht allein mit ihren Gedanken zu sein. Gleichzeitig ist sie eine mutige und starke Frau. Auch Helene besitzt genügend Eifer und Fleiß, hat moderne Ansichten, ist sportlich und vor allem eigensinnig. Berthold kämpft noch mit persönlichen Verlusten, gleichzeitig arbeitet er mit modernen Ermittlungsmethoden und will sich bei seinem ersten Mordfall unbedingt beweisen.

„Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ ist mit seinem Mix aus Krimi und Gesellschaftsroman mit historischem Hintergrund ein gelungener und spannender Einstieg in die neue Trilogie von Henrike Engel. Sympathische Protagonisten, die so einige Geheimnisse in sich tragen, überzeugen ebenso wie die Mordermittlungen. Verdiente Empfehlung für eine spannende und gut durchdachte Geschichte!

Veröffentlicht am 23.12.2021

"Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern." (André Malraux)

Inselträume und Meer
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Seit Jahren ist die spanische Insel Mallorca Josy zur neuen Heimat geworden, denn sie ist vor ihrer schwierigen und vereinnahmenden Mutter geflohen. Mit viel Arbeit und Herzblut hat sie sich den Traum ...

Seit Jahren ist die spanische Insel Mallorca Josy zur neuen Heimat geworden, denn sie ist vor ihrer schwierigen und vereinnahmenden Mutter geflohen. Mit viel Arbeit und Herzblut hat sie sich den Traum eines eigenen kleinen Ladens verwirklicht, der schon mit seinem Namen „Schokoladenglück und Meer“ viele Köstlichkeiten verspricht, die Josy dort ihren Kunden anbietet. Nebenbei betätigt sie sich auch als Delfin-Tour-Guide und begleitet die Touristen aufs Meer hinaus, wo diese dann die wunderschönen Meeresgeschöpfe beobachten können. Als auf einmal keine Delfine mehr zu sehen sind und die Touren deswegen ausfallen müssen, sieht sich Josy zusehends schlechten Internetbewertungen gegenüber. Gemeinsam mit neu gewonnenen Freundinnen versucht Josy herauszufinden, was mit den Delfinen passiert ist. Als dann zu all dem Streß auch noch ihre Mutter mit ihrem neuen Liebhaber Tommy Mallorca einen Besuch abstattet und Josy auch noch ihrem Ex-Freund Eric über den Weg läuft, an dem sie immer noch hängt, jedoch nur traurige Erinnerungen hat, ist das Chaos in Josys eigentlich beschaulichem Leben perfekt...

Anja Saskia Beyer hat mit „Inselträume und Meer“ den zweiten Band ihrer Mallorca-Saga vorgelegt, der dem Leser mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen eine Winterauszeit gönnt und ihn zudem mit einer abwechlsungsreichen Handlung verwöhnt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil spendiert dem Leser eine Reise auf die Baleareninsel Mallorca, wo er Josy und ihr Leben kennenlernt, wobei ihm ihre Gedanken- und Gefühlswelt auch nicht verborgen bleiben. Josy hat mit ihrer Flucht aus Deutschland ihre alte Haut abgestreift, um neu anzufangen und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit wird sie dort auch nicht los, kann sie nur verdrängen. Das wird vor allem deutlich, als ihre Mutter auf einmal vor ihr steht, vor der sie eigentlich geflohen ist. Es dauert, bis sich die beiden endlich aussprechen und die Schwierigkeiten miteinander aus dem Weg räumen. Auch eine alte Liebe sowie berufliche Sorgen machen Josy zu schaffen. Aber hier verbindet sich beides auf schöne und gefühlvolle Weise, so dass am Ende gemeinsam eine Lösung gefunden wird. Die Autorin malt mit ihren farbenprächtigen Beschreibungen der Insel und Josys kleinem Café wunderbare Bilder im Kopf des Lesers, der an Josys Fersen geheftet einiges Herausforderungen miterlebt und sogar mit auf Delfinbeobachtungstour gehen darf. Die Spannung bleibt zwar im Mittelfeld, jedoch schafft es Beyer mühelos, dem Leser eine wunderbare Auszeit vom Alltag zu schenken. Gleichzeitig macht sie ihm den Mund wässrig mit den ausgesuchten Köstlichkeiten, die in Josys Café serviert werden.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und ins Bild gesetzt. Realistische menschliche Eigenschaften lassen sie dem Leser schnell ans Herz wachsen, der ihnen unauffällig bei ihren Eskapaden folgt und sich gleichzeitig als Teil von ihnen fühlt. Josy ist eine freundliche, hilfsbereite und fleißige Frau, die alles für ihre Träume tut und auch anderen jederzeit ihre Unterstützung gewährt. Ihre Mutter ist ein anderes Kaliber, ständig meckert und jammert sie, nichts kann man ihr recht machen. Sie führt sich auf wie ein zu großgewachsenes Kind statt wie eine Erwachsene und geht allen damit auf die Nerven. Kein Wunder, dass Josy Reißaus genommen hat. Eric ist ein netter, hilfsbereiter Mann, der Josys Vertrauen zurückgewinnen will. Aber auch Josys Freundinnen sind jede für sich eine Bank, auf die Josy bauen kann.

„Inselträume und Meer“ lässt den Leser gedanklich eine wunderschöne Reise nach Mallorca antreten, um dort nicht nur die sagenhafte Natur mit all ihren Möglichkeiten zu entdecken, sondern auch nette Charaktere kennenzulernen, die ihm ans Herz wachsen. Eine schöne Geschichte, die Liebe, Schwierigkeiten und Inselsetting in sich vereint. Verdiente Leseempfehlung für eine Auszeit vom Winter!

Veröffentlicht am 23.12.2021

Schmonzette vor exotischer Kulisse

Im Schatten der Vanille
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1880. Mit einem Überseedampfer nimmt Elisabeth Kurs auf Sansibar, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann in Lübeck flieht. Dort kennt sie niemand bis auf ihren Onkel, und sie kann ohne Altlasten ein neues ...

1880. Mit einem Überseedampfer nimmt Elisabeth Kurs auf Sansibar, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann in Lübeck flieht. Dort kennt sie niemand bis auf ihren Onkel, und sie kann ohne Altlasten ein neues Leben anfangen. Allerdings ist ihr Onkel mittlerweile verstorben, so dass sie auf sich allein gestellt ist. Das Leben wird ihr als Fremde auf der exotischen Insel nicht leicht gemacht, denn noch immer regieren Männer die Welt, Frauen sind nur als Ehepartnerin interessant. An Interessenten mangelt es Elisabeth in dieser Hinsicht auch nicht, denn sowohl ein Arzt als auch ein Farmer machen ihr alsbald den Hof. Ein Pflanzer namens Jacob lässt ihr Herz schneller schlagen, aber wer meint es wirklich ehrlich mit ihr und behandelt sie nicht wie ein schönes Beiwerk?

Cornelia Engel hat mit „Im Schatten der Vanille“ den ersten Band ihrer historischen Reihe vorgelegt, der eine Liebesromanze vor der exotischen Inselkulisse Sansibars für den Leser bereit hält. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lädt den Leser zur gemeinsamen Reise mit Elisabeth ein, um ihren Start in ein neues Leben hautnah mitzuerleben. Die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen der ostafrikanischen Insel mit ihrer bunten Flora und Fauna entstehen während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers, während er schwierigen Neuanfang mitverfolgt und dabei den Geruch der exotischen Gewürze und Aromen in der Nase hat. Zur damaligen Zeit war die Frau einzig zur Ehefrau und Mutter verdammt, eine berufliche Tätigkeit oder auch nur das Führen eines Geschäfts wurde ihr nicht zugetraut. Vor allem alleinstehende Frauen waren der Willkürlichkeit der Männer ausgesetzt und hatten in der Gesellschaft einen schweren Stand. Elisabeth sieht sich schon bald einigen Herren gegenüber, die ihr den Hof machen, wobei erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist, ob sie es ernst meinen oder nur einen Vorteil aus ihrer Bekanntschaft suchen. Die Handlung ist schon bald vorhersehbar, die aufkommende Liebesgeschichte sehr simpel und seicht gestrickt, wobei die Spannung auf der Strecke bleibt und den Leser schnell langweilt.

Die Charaktere sind sehr oberflächlich ausgearbeitet, so dass der Leser sich eher wie ein Zaungast vorkommt als wirklich willkommen. So beobachtet er das Geschehen aus der Ferne, ohne wirklich Anteil an den Ereignissen zu nehmen. Elisabeth wirkt recht naiv und abgehoben, was schon die ungeplante Flucht in ein fremdes Land beweist. Aber auch dort verhält sie sich eher wie ein Frau, die eher mit ihren Reizen spielt, als wirklich etwas leisten zu wollen. Dadurch ist sie nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Anna dagegen ist ein ganz anderes Kaliber, war sie zu Beginn noch eher zurückhaltend und schüchtern, so entwickelt sie sich immer mehr zu einer starken Frau. Zudem tragen Imani, Dr. Wessels, Jacob Preston und weitere Protagonisten zur Handlung bei.

„Im Schatten der Vanille“ ist ein eher seichter Roman für zwischendurch, der den Leser mit einem Mix aus Exotik, Liebe und Historie kurzweilig zu unterhalten weiß. Leider fehlt es an jeglicher Spannung und die Handlung ist vorhersehbar, sticht somit nicht aus der Masse heraus. Da dies der erste Teil einer Reihe ist, wurde schon mit dem Auftakt das Ziel verfehlt, den Leser an sich zu binden. Keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 18.12.2021

„Die Hoffnung ist es, die die Liebe nährt.“ (Ovid)

Die Dorfschullehrerin
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1961. Das in der Rhön gelegene kleine westdeutsche Örtchen Kirchdorf nahe der DDR-Grenze wird für die junge Lehrerin Helene Werner zur neuen Heimat. Helene kommt ursprünglich aus der DDR und ist über Berlin ...

1961. Das in der Rhön gelegene kleine westdeutsche Örtchen Kirchdorf nahe der DDR-Grenze wird für die junge Lehrerin Helene Werner zur neuen Heimat. Helene kommt ursprünglich aus der DDR und ist über Berlin in den Westen geflohen, um hier ihre neue Anstellung zu beginnen. Schon bei ihrem Eintreffen macht sie die Bekanntschaft mit dem Arzt Tobias Krüger, dem sie unvorhergesehen bei einer Hausgeburt assistiert. Helene, die ein gut gehütetes Geheimnis in sich trägt, begegnet allen Dorfbewohnern mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, während diese sie erst einmal misstrauisch beäugen. Aber schon bald hat sie nicht nur ihre Schüler in ihren Bann gezogen, sondern ist auch in der Dorfgemeinsschaft angekommen. In Hebamme Isabella findet sie eine echte Freundin und auch Tobias nimmt einen immer größeren Platz in ihrem Herzen ein. Doch Helene kann sich ihnen nicht wirklich öffnen, zu groß sind ihre Ängste. Während Kirchdorf immer mehr zu Helenes Heimat wird, unternimmt sie immer öfter Wanderungen an die DDR-Grenze....

Eva Völler hat mit „Was die Hoffnung verspricht“ den ersten Roman ihrer „Dorfschullehrerin-Saga“ vorgelegt, der mit gut recherchiertem historischem Hintergrund sowie einer einfühlsamen, schicksalhaften Geschichte zu überzeugen weiß. Der flüssige, farbenfrohe und einfühlsame Erzählstil, der zwischendurch immer wieder mal durch den örtlichen Dialekt gefärbt ist, nimmt den Leser schnell mit in eine schicksalsträchtige Zeit, als Ost und West auf grausame Weise voneinander getrennt wurde und Menschen, die eigentlich zusammengehörten, durch Stacheldrahtzäune und eine rigorose, unbarmherzige Politik zum Abstand gezwungen wurden. An Helenes Seite erlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle, denn die junge Frau hat schon einiges durchmachen müssen und hat noch immer mit dem Trauma des Erlebten zu kämpfen. Der Neuanfang in der Schule wird ihr von den Kollegen nicht leicht gemacht, jedoch stellt sich Helene den Herausforderungen und auch den oftmals fragwürdigen Methoden ihrer Kollegen um Umgang mit den Schülern. Sie nimmt sich der Schüler auf empathische Weise an, lehrt sie die Freude am Lernen wiederzufinden und kann schon bald erste Erfolge verbuchen, was ihr den Respekt der Dorfgemeinschaft einbringt. Völler hat akribisch recherchiert und verbindet die historischen Fakten sehr gut mit ihrer Geschichte, verleiht ihr dadurch viel Authentizität und Glaubwürdigkeit. Ihr gelingt es mühelos, den Leser schnell einzufangen und durch ihre Art der Erzählung ein wunderbares Kopfkino in Gang zu bringen. Der Leser hat nicht nur die Örtlichkeiten vor Augen, sondern kann die Ereignisse praktisch hautnah mitverfolgen. Der Spannungslevel ist erst gemächlich, steigert sich aber mit Helenes Ausflügen an die Grenze immer weiter in die Höhe. Gleichzeitig erlebt der Leser das Schicksal der Menschen auf der ostdeutschen Seite mit, die nicht nur um ihr Hab und Gut, sondern auch um ihr Leben bangen müssen. Sehr glaubwürdig und realitätsnah erlebt der Leser nicht nur die Unterwanderung eines Spions mit, sondern auch die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Helene und Tobias. Erst nach und nach gibt Völler das Geheimnis von Helenes Vergangenheit preis und spannt den Leser bis zum finalen Schluss auf die Folter, wie es wohl ausgehen wird.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Menschliche Ecken und Kanten machen sie dem Leser nahbar, der einen Logenplatz bei den Ereignissen bekommt und mitfiebern, hoffen und bangen kann. Helene ist eine freundliche, zurückhaltende Frau mit viel Einfühlungsvermögen. Nach außen zeigt sie Stärke und Einfallsreichtum, innerlich ist sie ängstlich und unsicher. Tobias ist ein fleißiger, sympathischer Arzt, der auch sein Päckchen zu tragen hat. Er ist offen, ehrlich und hilfsbereit. Isabell ist eine Frohnatur, die für alle Schandtaten zu haben ist. Göring ist ein strenger Lehrer mit fragwürdigem Ruf. Aber auch das restliche Lehrerkollegium, der Bürgermeister sowie Helenes Verwandtschaft gestalten die Handlung sehr abwechslungsreich und spannend.

Mit „Was die Hoffnung verspricht“ ist Völler ein wunderbarer Auftakt für ihre neue Saga gelungen. Familiengeschichte, reale Historie sowie ein schöner Mix aus Geheimnissen, Liebe und Verrat halten den Leser in Atem, der das Buch nicht aus der Hand legen kann, bis die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für einen Pageturner!

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