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Veröffentlicht am 16.01.2021

Vier Leben - eine Leinwand

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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2017. Die 27-jährige Hannah Borowski arbeitet in Berlin an ihrer Doktorarbeit und kümmert sich nebenbei um ihre einzige Verwandte, ihre über 90-jährige Oma Evelyn, die in einer Seniorenresidenz lebt. Bei ...

2017. Die 27-jährige Hannah Borowski arbeitet in Berlin an ihrer Doktorarbeit und kümmert sich nebenbei um ihre einzige Verwandte, ihre über 90-jährige Oma Evelyn, die in einer Seniorenresidenz lebt. Bei einem dieser Zusammentreffen findet Hannah einen an Evelyn adressierten Brief aus Israel mit der Nachricht, dass diese Erbin des Kunstvermächtnisses von Itzig Goldmann ist. Evelyn will davon nichts wissen und schweigt sich auf Hannahs Fragen darüber vehement aus, doch Hannah ist neugierig geworden und stürzt sich in ausgiebige Nachforschungen, was es mit den Kunstwerken auf sich hat und warum gerade Evelyn als Erbin eingesetzt wurde. Dabei deckt Hannah einiges ihrer bis dahin unbekannten Familiengeschichte auf…
Alena Schröders Debüt „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ erinnert schon beim ersten Lesen an einen Gemäldetitel. Genauso ungewöhnlich wie der Titel ist auch dieser Roman, der über mehrere Generationen eine faszinierende Geschichte beinhaltet, die sich über einen Zeitraum von fast 100 Jahren spannt. Mit flüssigem, farbenprächtigem und anrührendem Erzählstil führt die Autorin den Leser in die Handlung hinein, die ihn schon bald so sehr in den Bann zieht, dass er sich kaum von den Seiten lösen kann. Während der Leser mit Hannah in der Gegenwart weilt, lernt er über Zeitsprünge Urgroßmutter Senta, Oma Evelyn sowie Hannahs Mutter Silvia und deren Schicksal kennen, wobei eine Brücke geschlagen wird von der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg und auch die Judenverfolgung ein wichtiges Thema innerhalb der Handlung einnimmt. Gerade diese Zeitsprünge geben der Geschichte eine unterschwellige Spannung, die immer weiter in die Höhe klettert, während sich nach und nach die Puzzleteile ineinander fügen. Dabei webt die Autorin nicht nur ein spannendes Geflecht um von Nazis geraubte Kunstschätze, deren Erbin Evelyn auf einmal ist, sondern lässt auch ihre Protagonistinnen einige Schicksalsschläge in ihrer jeweiligen Zeitepoche erleben, die beim Leser so manche Achterbahn der Gefühle auslösen. Während man ihre Lebenswege verfolgt, stellt man sich unablässig immer wieder die Frage, welche Entscheidung man in jener Situation selbst getroffen hätte, denn vieles davon war der jeweiligen Zeit und den gesellschaftlichen sowie politischen Gegebenheiten geschuldet.
Mit ihren authentisch inszenierten Charakteren beweist die Autorin ein gutes Händchen, denn sie wirken ausdrucksstark, glaubwürdig und vor allem sehr menschlich. Der Leser heftet sich schnell an ihre Fersen, folgt ihren Lebenswegen und fühlt mit ihnen, wenn ihm auch manche Entscheidung fragwürdig erscheint. Die lebenslustige Senta träumt von einem Leben in Berlin, doch diese Seifenblase platzt schon bald und lässt sie eine schwierige Entscheidung fällen, die sie für den Leser fast gefühlskalt wirken lässt. Evelyn ist ein Sturkopf, der lieber alles in sich verschließt und niemanden nahe genug an sich heranlässt. Trude ist eine ehrgeizige, harte und unterkühlte Frau, der man kaum Sympathie entgegenbringt. Hannah hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, zeichnet sich aber durch Fürsorglichkeit, Hartnäckigkeit und eine gesunde Neugier aus.
„Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist ein rundum gelungenes Debüt. Neben einer generationenübergreifenden Geschichte mit historischem Hintergrund lebt die spannende Handlung von der Aufdeckung alter Geheimnisse und der Klärung des Kunsterbes. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

Veröffentlicht am 16.01.2021

"Eines Tages schwimmt die Wahrheit doch nach oben. Als Wasserleiche." (Wieslaw Brudzinski)

Die Schwimmerin
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1962 Essen. Nach den schlimmen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg sieht Betty (Elisabeth) nun ihrer Hochzeit mit dem wohlhabenden Martin entgegen, fest entschlossen, die alten schweren Zeiten hinter sich ...

1962 Essen. Nach den schlimmen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg sieht Betty (Elisabeth) nun ihrer Hochzeit mit dem wohlhabenden Martin entgegen, fest entschlossen, die alten schweren Zeiten hinter sich zu lassen und nach vorne zu sehen. Schon viele Jahre frönt Betty dem Schwimmsport, in dem sie ihren Ausgleich findet. Sie streift im Wasser ihre alte Haut ab, um für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein. Bei einem ihrer Schwimmausflüge begegnet ihr ein junges Mädchen, das in ihr sofort eine Saite zum Klingen bringt, wirkt es doch merkwürdig vertraut auf sie. Schon bald heftet sich dieses Mädchen an Bettys Fersen und setzt sie sogar unter Druck. Betty wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, es bleibt ihr gar keine andere Wahl, als sich dieser entgegenzustellen, wenn sie überleben und ihr Glück einfordern will…
Gina Mayer hat mit „Die Schwimmerin“ einen unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der historischen Hintergrund mit einer Geschichte voller Geheimnisse und verdrängten Schicksalsschlägen sehr gut miteinander verbindet. Mit flüssigem, bildgewaltigem und tiefgründigem Erzählstil gewährt die Autorin dem Leser nicht nur Einblick in Bettys ereignisreiche Vergangenheit, sondern lässt ihn auch an ihrem gegenwärtigen Leben teilhaben, das immer noch mit den Belastungen von früher behaftet ist und darauf drängt, diese endlich abzustreifen. Über zwei Zeitebenen taucht der Leser mal in Bettys Vergangenheit der Jahre 1942 bis 1946 ein, mal in ihre Gegenwart des Jahres 1962, wobei die Geschichte auch immer mehr an Fahrt gewinnt, während die alten Geheimnisse nach und nach aufgedeckt werden und Bettys Dilemma deutlich machen. Ihre Gefühlswelt ist sehr gekonnt dargestellt und lässt den Leser oftmals schlucken und den Atem anhalten ob des persönlichen Schicksals. Geschickt unterstreicht die Autorin ihre jeweiligen Handlungsstränge mit dem eingewebten historischen Hintergrund, der nicht nur die Kriegsjahre und die Judenverfolgung aussagekräftig wiederspiegelt, sondern auch den 60er Jahren ein authentisches Bild verleiht.
Mit ihrer Protagonistin Betty (Elisabeth) hat Gina Mayer eine Persönlichkeit erschaffen, die den Leser von Anfang an einfängt und an sich bindet. Glaubhafte Eigenschaften lassen sie authentisch und realitätsnah wirken, so dass sich das Band zum Leser immer mehr verstärkt, auch wenn man nicht all ihre Beweggründe gutheißt. Als junges Mädchen erlebt man Betty erst offen und unbeschwert, die Kriegserlebnisse lassen sie zur Kämpferin werden, die sich durchbeißen und immer wieder Rückschläge einstecken muss. Nach dem Krieg verschließt sie die Erlebnisse und versucht, nach vorne zu sehen und sich ihr Glück selbst zu nehmen, was ihr jedoch nicht gelingt. Ihrem Umfeld gegenüber verhält sie sich immer zurückhaltender und wirkt unterkühlt. Dabei brodelt es unter ihrer Oberfläche und lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Die von ihr errichteten inneren Mauern wackeln immer mehr und stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Erst die Konfrontation macht aus ihr wieder eine Frau, die frei atmen kann und beim Schwimmen nicht mehr „untertauchen“ muss.
„Die Schwimmerin“ überzeugt durch mit einer tiefgründig verwebten Geschichte vor historischem Hintergrund und einem realistischen Frauenschicksal, das einen gefühlsmäß9g durchweg mitnimmt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.01.2021

Eine Geschichte, die das Leben schrieb

Marta
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1984 Polen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder Tomek sowie wenigen Habseligkeiten flieht die 15-jährige Marta auf illegale Weise aus dem kommunistischen Polen nach Westdeutschland, um ...

1984 Polen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder Tomek sowie wenigen Habseligkeiten flieht die 15-jährige Marta auf illegale Weise aus dem kommunistischen Polen nach Westdeutschland, um endlich der Unterdrückung durch das Regime und der Mangelwirtschaft zu entkommen. Da sie kein Deutsch spricht, fällt Marta das Einleben schwer. Nur ihre Mutter beherrscht die Sprache, doch ihre Vergangenheit bleibt lange ihr Geheimnis. Mit Fleiß und Zielstrebigkeit schließt Marta ihr Studium ab und tritt eine Stelle als Ärztin in der Schweiz an, der für sie wiederum einen Neuanfang darstellt. Während ihrer weiterführenden Psychiaterausbildung spürt Marta nach und nach einige Geheimisse ihrer Mutter auf und erkennt dabei die Gründe ihres eigenen Wesens…
Monika Hürlimann hat mit „Marta, Heimat in Polen, Deutschland und der Schweiz“ einen interessanten historischen Roman vorgelegt, der an ihre eigene Biografie angelehnt ist und die Spätfolgen des Zweiten Weltkrieges sowie ein ungewolltes Nomadenleben beschreibt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil packt den Leser schon mit wenigen Worten und lässt ihn gemeinsam mit Marta eine unstete und harte Reise antreten, an deren Ende einige Erkenntnisse warten, die Erklärungen bieten in Bezug auf familiäre Ereignisse, die den Nährboden für Martas Entwicklung legten. Die gewählten Zeit- und Ortssprünge sind zu Beginn recht verwirrend, doch gibt sich das mit dem Fortgang der Geschichte. Die Autorin gewährt dem Leser einen guten Einblick über die damaligen Lebensbedingungen in einem kommunistisch geführten Land, das seine Bürger gängelt, kommandiert und an der straffen Leine hält. Das Anstehen für mangelnde Waren, um den Grundbedarf des täglichen Lebens zu sichern, sind Teil des täglichen Lebens und für viele kaum zu ertragen. Neben illegaler Landflucht ist auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit ein Thema in dieser Geschichte, denn Marta wird schon früh herangezogen, um die berufstätige Mutter bei vielem zur Hand zu gehen, während ihr Zwillingsbruder keinen Finger rührt, jedoch die besten Essensportionen für sich beanspruchen kann. Schon hier wird deutlich, wie wenig Selbstwertgefühl die Gesellschaft den Frauen zugestand und die Männer hofierten. Erst als Marta sich durch ihre Ausbildung und anschließende Berufstätigkeit mehr und mehr freischwimmt von alten Zöpfen und sich auf die Spur nach den Geheimnissen ihrer Mutter begibt, lernt sie sich selbst besser zu verstehen.
Die Charaktere sind gut und realistisch in Szene gesetzt, bereiten mit ihren glaubhaften menschlichen Ecken und Kanten den Weg für die Nähe zum Leser, der ihr Schicksal aufmerksam verfolgt und mitfiebert. Marta zeichnet sich nicht nur durch Fleiß, Ehrlichkeit und Willensstärke aus, sondern besitzt zudem ein einnehmendes Wesen, das ihr einen Platz im Herz des Lesers sichert. Mit Kampfgeist und Disziplin ebnet sie sich ein Leben in Sicherheit und stellt sich den Geistern der Vergangenheit. Tomek ist ein verzogener Kerl, der sich von hinten bis vorne bedienen lässt und damit dem damaligen Männerbild entspricht. Während Marta für die Aufmerksamkeit der Mutter kämpfen musste, besaß er sie im Übermaß und hat dies weidlich ausgenutzt. Auch diese hat Marta eher als kostenlose Arbeitskraft gesehen und sie sonst weitgehend ignoriert, was einer Mutter nicht würdig ist.
„Marta, Heimat in Polen, Deutschland und der Schweiz“ ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, der sich an die Biografie der Autorin anlehnt und einen guten Einblick in ein hartes, entbehrungsreiches Leben bietet sowie die Aufdeckung und Aufarbeitung alter Familiengeheimnisse, die das eigene Leben dauerhaft prägen. Verdiente Leseempfehlung für eine miterlebbare Geschichte!

Veröffentlicht am 15.01.2021

"Hinter der Maske ist immer ein lebendiges Gesicht." (William Butler Yeats)

Die Kannenbäckerin
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17. Jh. Westerwald. Die 13-jährige Johanna hat als einzige ihrer Familie die Pest überlebt. Bei einem ihr bisher unbekannten Onkel, der im Kannenbäckerland dem Töpferhandwerk nachgeht, hofft Johanna unterschlüpfen ...

17. Jh. Westerwald. Die 13-jährige Johanna hat als einzige ihrer Familie die Pest überlebt. Bei einem ihr bisher unbekannten Onkel, der im Kannenbäckerland dem Töpferhandwerk nachgeht, hofft Johanna unterschlüpfen zu können, doch muss sie erst einmal durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu ihm reisen. Um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, verkleidet sich Johanna als junger Bursche. Schon bald bemerkt sie, dass sich ihr aufgrund der Maskerade viel mehr Freiheiten eröffnen. Als sie bei Ihrem Onkel eintrifft, behält sie deshalb auch ihre Verkleidung bei, um eine Ausbildung im Töpferhandwerk aufnehmen zu können. Johanna überzeugt schon bald mit Talent und Einfallsreichtum. Aber kann sie die Maskerade dauerhaft aufrechterhalten, oder wird sie doch noch enttarnt?
Annette Spratte hat mit „Die Kannenbäckerin“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der flüssige, bildgewaltige und emotionale Schreibstil lässt den Leser nicht nur eine Reise in die Vergangenheit antreten, sondern katapultiert ihn regelrecht ins 17. Jahrhundert, um Johanna als unsichtbarer Schatten auf Schritt und Tritt zu folgen und ihr Abenteuer zu teilen. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sehr schön mit ihrer Geschichte verwebt und lässt dem Leser nicht nur Informationen zur Pest und dem Kriegsgeschehen sowie der Gesellschaft und damaliger Tradition zukommen, sondern stellt auch die Rolle der Frau zu jener Zeit heraus, der es nicht erlaubt war, ein Handwerk zu erlernen, sondern sich vielmehr in einer männerbestimmten Welt unterzuordnen und zu fügen hatte. Ebenso interessant eingebunden ist die Hexenverfolgung zu jener Zeit, der auch Johanna zum Opfer fällt und so manch schlimme Hürde nehmen muss. Besonders gelungen sind auch die detaillierten Beschreibungen über das Töpferhandwerk, die beim Leser sofort das Kopfkino anspringen und während der Lektüre alles genau vor dem inneren Auge entstehen lassen. Man sitzt praktisch selbst an der Drehscheibe und formt mit eigenen Händen. Der Spannungslevel bewegt sich von Beginn an auf einem guten Niveau, steigert sich aber im weiteren Verlauf immer weiter in die Höhe und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben.
Die Charaktere sind lebhaft und detailliert in Szene gesetzt, wirken aufgrund ihrer menschlichen Ecken und Kanten lebendig und authentisch und können so den Leser recht schnell für sich gewinnen. Johanna muss schon als junges Mädchen einige schwere Schicksalsschläge verkraften. Zudem lebt sie in einer Zeit, in der Frauen keine große Bedeutung haben und der Männerwelt ausgeliefert sind. Johanna besitzt einen starken Willen und lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Mit Fleiß, Talent und Einfallsreichtum laviert sie sich durch eine schwierige Zeit und wirkt durchweg kraftvoll und energiegeladen.
„Die Kannenbäckerin“ überzeugt neben einem gut recherchierten historischen Hintergrund vor allem mit einer sympathischen Protagonistin, die dem Leser schnell ans Herz wächst, sowie mit einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung. Absolute Leseempfehlung für eine sehr unterhaltsame Lektüre!

Veröffentlicht am 15.01.2021

„Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.“ (Hans Christian Andersen)

Ein zauberhafter Weihnachtswunsch
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Seit dem Tod ihrer Großeltern hat die junge Mutter Thilda mit Weihnachten nichts mehr am Hut. Am liebsten würde sie diese Feiertage ausfallen lassen, sogar ihr kleiner Sohn Finn muss sich Thildas Einstellung ...

Seit dem Tod ihrer Großeltern hat die junge Mutter Thilda mit Weihnachten nichts mehr am Hut. Am liebsten würde sie diese Feiertage ausfallen lassen, sogar ihr kleiner Sohn Finn muss sich Thildas Einstellung fügen und auf die Weihnachtsvorfreude mitsamt ihren glänzenden Lichtern, Traditionen und dem ganz speziellen Duft verzichten. Als Thilda eines Tages einer verwirrten älteren Dame begegnet und ihr Hilfestellung bietet, da diese sich nicht mehr an ihre Adresse erinnern kann, ahnt Thilda noch nicht, wie sehr sich ihr Leben durch Lillybeth verändern wird. Thilda nimmt Lillybeth erst einmal mit sich nach Hause, denn die alte Dame erinnert sie stark an ihre Großmutter, aber auch Finn ist schnell begeistert von Lillybeth. Als Nicolas vor Thildas Haustüre steht, um seine Oma Lillybeth abzuholen, wird Thildas Herz bei seinem Anblick sofort von Amors Pfeil getroffen. Allerdings ist Nicolas bereits verlobt mit Annabelle, die in Lillybeth‘ Augen nicht gut genug ist für ihren Enkel. Da wäre ihr Thilda wesentlich lieber….
Jani Friese hat mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ einen unterhaltsamen und stimmungsvollen Weihnachtsroman vorgelegt, der mit einem modernen Märchen die festliche Zeit schön romantisch in Szene setzt. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen und sich an Thildas Seite wiederfinden, deren Abneigung gegenüber Weihnachten sofort spürbar und deren Gedanken- und Gefühlslage gut nachvollziehbar sind. Die Autorin versteht es geschickt, mit farbenfrohen Beschreibungen den Leser zum Teil ihrer Romangeschichte zu machen, um alles hautnah mitzuerleben. Beim Lesen läuft das Kopfkino auf Hochtouren. Themen wie schmerzliche Erinnerungen, Trauer und Demenz werden in der Geschichte sehr gut und stimmungsvoll umgesetzt, gleichzeitig spürt man als Leser aber auch die Magie von Weihnachten durch die Zeilen huschen und sich langsam immer mehr ausbreiten. Einer Weihnachtsgegnerin das Fest wieder schmackhaft zu machen, gelingt hier liebevoll durch Lillybeth‘ Art des Zelebrierens und Finns kindlicher Freude, was einem das Herz sofort erwärmt. Die gesamte Geschichte liest sich mit den alltäglichen Sorgen und Nöten wie mitten aus dem Leben gegriffen, wirkt aber gleichzeitig wie ein wunderschönes Märchen und bestimmt so den durchgehenden Wohlfühleffekt beim Lesen.
Die liebevoll gestrickten Charaktere versprühen lebendigen Charme und wickeln den Leser mit ihren glaubhaften menschlichen Eigenschaften regelrecht um den Finger. Der Leser ist mittendrin statt nur dabei und leidet, bangt und hofft mit ihnen. Thilda hat als alleinerziehende berufstätige Mutter alle Hände voll zu tun, doch zeigt sich bei allem, was sie anpackt, dass sich ihr Herz am rechten Fleck befindet. Sie ist hilfsbereit, liebevoll und fürsorglich. Finn ist eine liebenswürdiger kleiner Kerl, der sich nichts mehr wünscht als ein schönes Weihnachtsfest zu feiern. Lillybeth ist eine herzliche alte Dame mit eigenem Kopf, der sie manchmal im Stich lässt, die ihr wichtigsten Anliegen aber präsent hält. Nicolas besitzt nicht nur ein liebenswertes, ehrliches Wesen, sondern liebt seine Großmutter abgöttisch. Manchmal wirkt er allerdings etwas hilflos in Hinblick auf Annabelle. Annabelle selbst ist eine herrische, kalte und manipulative Frau, die ihren Willen durchsetzen will.
Mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ wird die Magie von Weihnachten lebendig und bringt den Leser wunderschön in die dazugehörige festliche Stimmung durch Romantik, Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl. Verdiente Leseempfehlung für zauberhafte Lesestunden!