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Veröffentlicht am 26.08.2024

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. – Antoine de Saint-Exupery

Eine Rose, die im Sand erblüht
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1911 Kalifornien/New Mexico. Die 25-jährige Isabella Garcia hat einige Zeit bei ihrer Tante in Kalifornien verbracht, wo sie bisher ein sehr angenehmes Leben voller Luxus gefrönt hat. An ihren Eltern lässt ...

1911 Kalifornien/New Mexico. Die 25-jährige Isabella Garcia hat einige Zeit bei ihrer Tante in Kalifornien verbracht, wo sie bisher ein sehr angenehmes Leben voller Luxus gefrönt hat. An ihren Eltern lässt sie kein gutes Haar und möchte am liebsten gar nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Doch dann äußern ihre Eltern den Wunsch, dass sie in ihr Elternhaus nach New Mexico zurückkehrt, was ihr gar nicht schmeckt. Isabella ist wütend und lässt ihre Eltern ihren Unmut deutlich spüren. Dass sie auch noch Aaron Bailey, einen Mitarbeiter ihres Vaters, als Sicherheitseskorte bekommt, ist für sie kaum zu ertragen. Erst in New Mexico erfährt Isabella den Grund für ihre gewünschte Anwesenheit sowie die von ihren Eltern getroffenen Entscheidungen für die Zukunft. Wie wird Isabella damit umgehen?
Tracie Peterson hat mit „Eine Rose, die im Sand erblüht“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser ins vergangene Jahrhundert entführt, wo er auf eine junge Frau trifft, die während der Handlung einige Veränderungen durchleben wird. Isabella lebte die letzten Jahre von ihren Eltern getrennt bei ihrer Tante in Kalifornien und hat bisher nie den Grund dafür erfahren. Aufgrund dessen hat Isabella eine regelrechte Wut ihren Eltern gegenüber entwickelt, während sie ein privilegiertes Leben in Luxus lebte. Ihre arrogante, verwöhnte Art sowie ihre Überheblichkeit und Boshaftigkeit machen sie nicht zu einer Sympathieträgerin. Die Rückkehr Isabellas nach Silver Veil/New Mexiko in ihr Elternhaus wird durch ihr schlimmes Verhalten erst einmal zur Qual für alle Beteiligten. Erst die Offenbarung über die Krankheit ihres Vaters Daniel sowie der Grund für die lange Trennung zwischen Eltern und Tochter legen bei Isabella einen Schalter um. Auch Aaron Bailey, der Isabella nach Hause eskortiert hat, verändert mit seinem Wesen das Verhalten von Isabella. Die Autorin versteht es geschickt, ihre Charaktere sowie deren Veränderung wunderbar dazustellen, so dass der Leser durch eine Achterbahn der Gefühle rauscht, während die Seiten durch die Finger fliegen. Zudem gibt es interessante zwischenmenschliche Beziehungen, die durch überraschende Wendungen vor einigen Entscheidungen stehen. Der christliche Aspekt ist sehr schön mit der Handlung verwoben und thematisiert nicht nur das Verzeihen der eigenen Fehler, sondern auch die Veränderung, den Neubeginn und das Vertrauen in Gott bei schwierigen Situationen.
Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und bestechen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften. Der Leser heftet sich sofort an ihre Fersen und wird so manche Überraschung erleben. Isabella ist zu Beginn menschlich kaum zu ertragen. Sie ist arrogant, bösartig, benimmt sich wie Rumpelstilzchen, wenn sie ihren Willen nicht bekommt und verletzt ihre Mitmenschen auf egoistische Weise. Erst der Aufenthalt bei ihren Eltern hält ihr den Spiegel vor und lässt sie ihr unmögliches Verhalten ändern, denn eigentlich ist sie gar nicht so übel. Aaron ist ein gottesfürchtiger, freundlicher und starker Mann. Er nimmt Isabella so, wie sie ist und gerade durch seine angenehme und unbeeindruckte Art dringt er zu ihr durch. Diego ist ein selbstverliebter Egoist. Isabellas Eltern dagegen sind voller Mitgefühl, Wärme und Selbstlosigkeit, so dass man kaum glauben kann, dass die Isabella vom Beginn der Geschichte wirklich ihre Tochter ist.
„Eine Rose, die im Sand erblüht“ ist ein schöner historischer Roman, der mit einer interessanten Familiengeschichte ebenso punkten kann wie mit Spannung, starken Charakteren und tiefgründigen Botschaften. Den Leser erwartet ein tolles Kopfkino! Ein echter Pageturner mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.08.2024

Sturm und Wellen geben der See erst Seele und Leben. – Wilhelm von Humboldt

Im Nordwind
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1913 Hamburg. Alice lebt gemeinsam mit Ehemann Henk und Töchterchen Rosa im Arbeiterviertel auf der Uhlenhorst. Da Henk das Geld immer wieder ins Wirtshaus trägt, um sich mit Alkohol zuzudröhnen, ist Alice ...

1913 Hamburg. Alice lebt gemeinsam mit Ehemann Henk und Töchterchen Rosa im Arbeiterviertel auf der Uhlenhorst. Da Henk das Geld immer wieder ins Wirtshaus trägt, um sich mit Alkohol zuzudröhnen, ist Alice gezwungen zu arbeiten. Nebenbei muss sie auch noch die ständigen Misshandlungen ihres Ehemannes ertragen und hat ständig Angst, dass er seine Übergriffigkeiten auch auf Rosa ausdehnt. Alice sieht keinen anderen Ausweg, als sich scheiden zu lassen. Auf der Suche nach einem Rechtsbeistand trifft sie auf den gutsituierten, verlobten Anwalt John Reeves, der nebenbei Arme auch pro bono vertritt. Als er von Alice Willen hört, eine Scheidung zu erwirken, weiß er um die Aussichtslosigkeit, doch trotzdem stimmt er zu, ihr zu helfen. Sowohl Alice als auch John begeben sich damit auf einen Drahtseilakt, der für beide größtmögliche Gefahren birgt…
Miriam Georg hat mit „Im Nordwind“ den ersten Teil ihrer historischen Nord-Dilogie vorgelegt, der sowohl mit menschlichen Schicksalen als auch mit einer sehr berührenden, spannenden Handlung durchweg zu fesseln weiß. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil der Autorin nimmt den Leser sofort mit ins Hamburg des vergangenen Jahrhunderts, wo er über wechselnde Perspektiven die Gefühls- und Gedankenwelt sowohl von Alice als auch von John kennenlernt. Alice wurde als kleines Kind von ihren Schausteller-Eltern an eine Pastorenfamilie verkauft. Obwohl ihr Leben ab dann in geordneten Bahnen verlief, wurde sie missbraucht, schwanger und musste ihr Kind gegen ihren Wunsch weggeben. Da das Leben sie auch noch mit einem gewalttätigen Ehemann bestraft hat, der sie mit ihrer Tochter in ständiger Angst leben lässt, nimmt sie all ihren Mut zusammen und reicht die Scheidung ein wohlwissend, dass dies zur damaligen Zeit eigentlich unmöglich ist. Aber in John Reeves hat sie jemanden gefunden, der nicht nur von Alice fasziniert ist und schon bald sein Herz an sie verliert, sondern der ihr beisteht und versucht, ihr zu ihrem Recht zu verhelfen, egal wie aussichtslos das Unterfangen erscheint. Die Autorin gelingt es wunderbar, ihren Charakteren Leben einzuhauchen und die zwischenmenschlichen Beziehungen so an den Leser zu bringen, dass dieser ebenso wie die Protagonisten eine Gefühlsachterbahn durchlebt, während er wie gebannt an den Seiten klebt. Der historische Hintergrund sowie die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten sind wunderbar mit der Handlung verknüpft und vermitteln dabei ein klares Bild, wie das Leben der Menschen zu jener Zeit geprägt war.
Die Charaktere wurden detailliert ausgestaltet und liebevoll in Szene gesetzt. Mit ihren menschlichen Ecken und Kanten können sie den Leser sofort überzeugen, der sich wie ein Schatten an ihre Fersen heftet, um ihr Schicksal hautnah mitzuverfolgen. Alice besitzt den Mut und die Stärke, die nur Menschen haben, die sich lebenslang durchkämpfen mussten. Sie ist eine liebenswerte Frau, die sich endlich etwas Glück wünscht für sich und ihre Tochter. John dagegen stammt aus einem privilegierten, reichen Elternhaus, besitzt Anstand, Ehre und Gerechtigkeitssinn. Henk ist ein ausgemachter Widerling, der seine Unzulänglichkeit in Alkohol ersäuft und seine Familie drangsaliert. Ebenso bestechen Alice Tochter Rosa und Johns Schwester Blanche mit ihren Handlungen.
„Im Nordwind“ weiß den Leser von der ersten Sekunde an zu fesseln mit einem sehr gelungenen Mix aus menschlichen Schicksalen, einer starken Hauptprotagonistin, Liebe, historischem Hintergrund sowie den damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Absolute Leseempfehlung für einen Roman, der mitten ins Leserherz trifft – einfach wunderbar!

Veröffentlicht am 26.08.2024

Mörderische Flitterwochen

Letzte Lügen
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Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Agent Will Trent sind endlich in den Hafen der Ehe eingefahren und verbringen ihre Flitterwochen in einer einsam in der Natur gelegenen Lodge am Appalachian Trail. Doch ...

Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Agent Will Trent sind endlich in den Hafen der Ehe eingefahren und verbringen ihre Flitterwochen in einer einsam in der Natur gelegenen Lodge am Appalachian Trail. Doch ihr Honeymoon ist nach einem abendlichen Seebad beendet, denn sie hören entsetzliche Schreie einer Frau, die Will kurze Zeit später ermordet auffindet. Die Tote war Mercy McAlpine, die Managerin der Lodge-Anlage, sie wurde brutal erstochen. Als dann der Sohn der Ermordeten spurlos verschwindet, nehmen Sara und Will die Ermittlungen auf. Allerdings können sie keine Unterstützung erwarten, da alle Familienmitglieder von Mercy und sogar der örtliche Sheriff nicht gut auf das Mordopfer zu sprechen sind. Sie alle verbergen etwas und haben somit ein Mordmotiv…
Karin Slaughter hat mit „Letzte Lügen“ den zwölften Teil ihrer Georgia-Reihe um Agent Will Trent und die Gerichtsmedizinerin Sara Linton vorgelegt, der den Vorgängern in punkto Spannung und Nervenkitzel in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil lässt den Leser ab den ersten Zeilen an die Seite von Will und Sara gleiten, wo er nicht nur die wunderschöne Naturkulisse des Appalachian Trails mitgenießen und am Glück des frischgebackenen Ehepaares teilhaben darf, sondern wo ihm bei den markerschütternden Schreien einer Frau die Haare zu Berge stehen und sich Gänsehaut breit macht. Slaughter versteht es auf ganz besondere Art, die Spannung mit jedem Absatz, jedem Wort in die Höhe zu treiben und den Leser mitermitteln zu lassen. Dabei bringt sie aktuelle Themen in ihren Romanen unter wie hier Kindesmissbrauch, Kindheitstraumata sowie menschliche Abgründe, die man sich als Mensch nur schwer vorstellen kann. Gänsehaut wird beim Leser deshalb zum Dauerzustand, während er durch ein Wechselbad der Gefühle jagd bei der Suche nach dem Täter. Will wird bei diesem Fall mit seiner Vergangenheit konfrontiert, kann sich aber auf Saras Unterstützung verlassen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, weil jeder Verdächtige wohl ein Hühnchen mit der Toten zu rupfen hatte. Zudem erschwert ein Unwetter und fehlendes Internet, dass Will und Sara Unterstützung anfordern können. Das Spannungslevel steigert sich immer weiter, während die Tätersuche sich durch überraschende Wendungen schwierig gestaltet.
Die Charaktere sind glaubhaft und lebendig in Szene gesetzt, besitzen Authentizität und Ausstrahlung, so dass der Leser ihnen gern über die Schulter schaut und den Fall unbedingt mit ihnen gemeinsam so schnell wie möglich lösen will. Sara Linton hat in Will ihren Seelenmenschen gefunden. Als Gerichtsmedizinerin ist sie unnahbar und sehr professionell. Will wirkt durch die Konfrontation mit seiner Vergangenheit etwas angeschlagen, doch wie ein Pitbull verbeißt er sich in die Mordermittlung, um den Täter zur Strecke zu bringen.
„Letzte Lügen“ begeistert mit einer perfiden Handlung, hohem Spannungslevel und allerlei Verwicklungen. Slaughter gelingt es mit diesem Psychothriller erneut, den Leser in einen Sog zu ziehen und das Buch von Anfang bis Ende durchzulesen und damit die Nacht zum Tag zu machen. Absolute Leseempfehlung für Hochspannung pur!

Veröffentlicht am 26.08.2024

Ziehe dich immer an, als würdest du deinen ärgsten Feind treffen. - Kimora Lee

Die Modeschöpferin von Manhattan
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1939 Manhattan. Die junge Südstaatlerin Daisy Goldenblatt wohnt bei ihrer Tante und arbeitet in dem Salon der berühmten, aber exzentrischen ukrainischen Modeschöpferin Valentina Schlee, die nur für eine ...

1939 Manhattan. Die junge Südstaatlerin Daisy Goldenblatt wohnt bei ihrer Tante und arbeitet in dem Salon der berühmten, aber exzentrischen ukrainischen Modeschöpferin Valentina Schlee, die nur für eine ausgewählte namhafte und zahlungskräftige Kundschaft ihre Kreationen entwirft. Ohne Termin kommt niemand in den Salon, meistens sogar nur auf Empfehlung. So trifft man dort die Präsidentengattin Eleonor Roosevelt ebenso an wie Greta Garbo oder Marlene Dietrich. Daisy soll nach dem Wunsch ihrer Eltern den wohlhabenden Alistair heiraten, aber insgeheim hat sie sich in den irischen Journalisten Christopher verliebt, der schon bald nach Europa abreisen will. Und dann gibt es ja auch noch Valentinas gut gehütetes Geheimnis…
Joan Weng hat mit „Die Modeschöpferin von Manhattan“ einen historischen Roman vorgelegt, der die damalige Zeit sowie die Modeszene und die verschiedenen Gesellschaftsschichten beleuchtet. Der flüssige Erzählstil sowie die Sicht aus unterschiedlichen Perspektiven können leider nicht verhindern, dass die Handlung nur aus einer Aneinanderreihung von Ereignissen ist, die den Leser nicht wirklich mitnehmen, sondern nur als Statist folgen lassen. Daisy arbeitet gerne in dem Salon, obwohl ihr die Eigenheiten ihrer Chefin Valentina oftmals Rätsel aufgeben. Die Arbeit mit der illustren Kundschaft und den Umgang mit den exklusiven Roben entschädigen sie dafür. Valentina dagegen lebt in einer Ehe, die für sie und ihren Ehemann nur Mittel zum Zweck ist. Insgeheim liebt Valentina eher Frauen, doch zur damaligen Zeit ging das nur im Verborgenen. Zudem leidet sie unter der Flucht aus ihrem Heimatland, aber was wirklich dort passiert ist, wird der Leser bis zum Schluss leider nicht erfahren, weil viel mehr Wert auf Unwichtiges gelegt wird. Die Klientel des Modesalons und der Umgang mit ihnen wird ausführlicher behandelt, zeigt z.B. die große Rivalität zwischen Hollywoodstars und die Extravaganz so mancher Künstlerin.
Die Charaktere bleiben leider bis auf Daisy sehr farblos, so dass dem Leser die Rolle als unsichtbarer Zuschauer zufällt. Daisy ist eine junge, liebenswerte Frau, die vor der Entscheidung steht, ihrem Leben einer Richtung zu geben. Sie ist hilfsbereit, clever und besitzt den nötigen Südstaatencharme, um so manch brenzlige Situation zu entschärfen. Valentina ist ständig am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Vor ihren Kundinnen kehrt sie die Chefin raus, aber im Inneren ist sie unsicher und verletzlich. Ihre Exzentrik geht an die Nerven und man wundert sich, dass sie überhaupt Kundinnen hat bei dem Benehmen.
„Die Modeschöpferin von Manhattan“ ist historischer Roman, dessen Handlung leider sehr langweilig präsentiert wird und auch nicht mit interessanten Charakteren punkten kann. Das kann die Autorin wirklich viel besser. Diesmal leider keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 16.08.2024

Du bist nur machtlos, wenn Du glaubst, dass Du es bist. – Zitat aus „Robin Hood-König der Diebe“

Rebellin mit Herz
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1811 England. Außerhalb von London wird die unverheiratete Lady Henrietta Murray auf die junge Pfarrerstochter Lily Thomson aufmerksam, die ihr Herz auf der Zunge trägt, und bietet ihr eine Stelle als ...

1811 England. Außerhalb von London wird die unverheiratete Lady Henrietta Murray auf die junge Pfarrerstochter Lily Thomson aufmerksam, die ihr Herz auf der Zunge trägt, und bietet ihr eine Stelle als ihre Gesellschafterin in London an. Lily sieht eine Chance für sich und macht sich vom Land auf den Weg in die unbekannte Großstadt, wo sie alsbald nicht nur das Leben von Lady Henrietta durcheinanderwirbelt und ihr den Weg zurück in die Hochadelskreise zurückbringt, sondern auch für den überaus charmanten, aber auch scharfsinnigen Marvin, dem Earl of Kantley, eine echte Herausforderung darstellt. Als Lily durch die Zufallsbekanntschaft mit einem kleinen Straßendieb herausfindet, unter welchen Umständen die Menschen und vor allem die Kinder an den Themse-Docks leben, möchte sie deren Zustände mit allen Mitteln verbessern. Dabei ist sie auf die Hilfe von Henrietta und Marvin angewiesen. Wird ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt?
Elisabeth Büchle hat mit „Rebellin mit Herz“ einen wunderbaren historischen Roman vorgelegt, der sowohl mit einer starken charismatischen Hauptprotagonistin als auch mit einer tiefgründigen Handlung den Leser von der ersten Zeile an in den Bann schlägt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert antreten, wo er sich sofort an Lilys Seite wiederfindet und sich von dort nicht mehr entfernt, bis das Schicksal der jungen, mutigen Frau ergründet ist. Die Aufgabe als Gesellschafterin nimmt Lily sehr ernst und holt Lady Henrietta mit unkonventionellen Mitteln immer mehr aus ihrem Schneckenhaus. Die beiden tauchen ein ins gesellschaftliche Leben des Hochadels, wobei sich deren Geister über die zwei Frauen scheiden. Die einen rümpfen die Nase, während die anderen ihnen insgeheim Respekt zollen. Lilys Anstrengungen, den Ärmsten der Armen zu helfen und Unterstützung vom Adel zu bekommen, sind nicht von Erfolg gekrönt, so dass sie zu drastischeren Mitteln greift, die sich am Rande der Legalität bewegen. Zwischen Marvin und Lily gibt es nicht nur lebhafte, teils sehr humorvolle Wortwechsel, sondern es knistert auch zwischen den beiden, obwohl sie aus völlig verschiedenen Gesellschaftsschichten stammen. Die Autorin versteht es sehr geschickt, nicht nur die damaligen Lebensumstände der armen Bevölkerung darzustellen, sondern auch die gesellschaftlichen Gepflogenheiten sowie die Stellung der Frau sehr gut herauszustellen. Ebenso war es damals eine Kunst zu verstehen, wenn das eine gemeint, aber das Gegenteil gesagt wird. Der Leser klebt aufgrund von Lilys gefährlichem Unterfangen sowie den teils amüsanten Wortwechseln und Entwicklungen regelrecht an den Seiten und durchlebt so manche Achterbahn der Gefühle, wozu auch die überraschenden Wendungen beitragen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt. Ihre glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften ziehen den Leser an, der sich direkt an ihre Fersen heftet, um nichts zu verpassen. Lily ist eine liebenswerte, sehr ehrliche, direkte, ungeduldige junge Frau mit einem großen Gerechtigkeitssinn, die ihr Herz auf der Zunge trägt und sich mutig der Welt stellt. Henrietta sah sich schon lebendig begraben, taut aber mit Lilys Hilfe auf und ist ihrer jungen Gesellschafterin eine gute Ratgeberin, die allerdings auch von Lilys frischer Art profitiert. Marvin ist ein intelligenter, aufrichtiger Mann, der dem Standesdünkel keinen Raum gibt, jederzeit unterstützt und mit wohldosierten Ratschlägen dient. Dabei offenbart er seinen Witz und Charme immer wieder. Aber auch James und der Butler dürfen in dieser außergewöhnlichen Geschichte nicht fehlen.
„Rebellin mit Herz“ ist die Geschichte von „Robina Hood“, die ihrem Namensvetter alle Ehre macht. Mit starken Charakteren, wunderbar humorigen Dialogen, einer spannenden Handlung, dem historischen Setting, wo neben Nächstenliebe auch Romantik ihren Platz hat, schafft Elisabeth Büchle einmal mehr, den Leser von Beginn an die Seiten zu fesseln. Absolute Leseempfehlung für ein Jahreshighlight! Chapeau!!!