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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2019

Eva + Pablo

Madame Picasso
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Anne Girard nimmt den Hörer sofort mit nach Paris ins Jahr 1911. Hier trifft sich die sog. Boheme wie Gertrude Stein, Henri Matisse und Pablo Picasso. Auf der Suche nach einem neuen Leben kommt die junge ...

Anne Girard nimmt den Hörer sofort mit nach Paris ins Jahr 1911. Hier trifft sich die sog. Boheme wie Gertrude Stein, Henri Matisse und Pablo Picasso. Auf der Suche nach einem neuen Leben kommt die junge Eva Gouel aus der Provinz in die schillernde Metropole und verliebt sich in den Künstler Pablo Picasso. Dieser erwidert ihre Liebe und Eva wird zu seiner Muse und Parterin. Leider hat diese leidenschaftliche Liebe kein Happy Ende und sie endet tragisch.

Bei historischen Romanen interessiert mich immer die wahre Geschichte hinter der Handlung. Deshalb wollte ich auch bei diesem Buch mehr über Eva Gouel wissen. Es gab sie wirklich und sie war Picassos Lebensgefährtin während seiner kubistischen Periode. Er widmete ihr div. Werke wie z.B. "Ma Jolie" oder "J'aime Eva".

"Madame Picasso" hat mir sehr gut gefallen und ich werde sicherlich noch mehr Bücher aus dieser Reihe lesen.
Sehr hörenswert!

Veröffentlicht am 26.02.2019

Die magischen Jahre von Paris 1940 - 1950

An den Ufern der Seine
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"Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebt Paris in den Jahren 1940 bis 1950 seine Wiedergeburt: Mit großer Erzählkunst lässt Agnès Poirier den Flair und das geistig-künstlerische Leben ...

"Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebt Paris in den Jahren 1940 bis 1950 seine Wiedergeburt: Mit großer Erzählkunst lässt Agnès Poirier den Flair und das geistig-künstlerische Leben in einer der aufregendsten Metropolen der Welt lebendig werden. Ein unvergleichlich inspirierendes Porträt einer ganzen Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein und Lebensgefühl bis heute revolutionieren."

Obwohl sich Agnès Poirier auf nur ein Jahrzehnt in der Pariser Geschichte konzentriert, hat sie gut 500 Seiten gefüllt, die nur so dahinfliegen. Ein originelles Lesebändchen in den französischen Nationalfarben dient dem Leser als Lesezeichen. Man spürt einen gewissen Nationalstolz zwischen den Zeilen, die wohl überlegt und sauber recherchiert sind. Obwohl das Buch inhaltlich sehr sachlich daherkommt, liest es sich wie ein Krimi, ist atmosphärisch dicht und ihre Sprache verschafft echtes Lesevergnügen, abgesehen von ganz wenigen Längen.

Die Autorin beschreibt, warum sich während dieser Dekade ausgerechnet in Paris die kreativsten Köpfe Europas trafen. Dabei ging es keineswegs nur um Politik. Zu dieser Zeit entstanden große Werke der Kunst und Literatur, es wurde philosophiert und neue Lebensstile ausprobiert. Wenn man nur einige Namen dieser Persönlichkeiten aufzählt, wird schnell klar, dass es sich dabei um die Creme de la Creme Europas handelte, die bis heute Kunst, Literatur, Politik, Philosophie, aber auch unser Denken und unsere Kleidung beeinflussen - Sartre, Beauvoir, Giacometti, Picasso, Beckett uvm. Dabei hat mich Agnès Poirier sofort zu den Pariser Schauplätzen mitgenommen und mich in die intellektuelle Gesellschaft der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts eingeführt, die sich v.a. am Rive Gauche abspielt. Das linke Seineufer umfasst Montparnasse, St. Germain-des-Prés und das Quartier Latin. U.a. befindet sich auch die Sorbonne in diesem Viertel, das schon in den 1920ern bei amerikanischen Künstlern und Schriftstellern wie z.B. Ernest Hemingway oder Henry Miller sehr beliebt war. Diese nannten es Left Bank, was übrigens auch der englische Titel des Buches ist.

Agnès Poirier ist eine sehr anschauliche und interessante Darstellung einer wichtigen europäischen Epoche gelungen.

Veröffentlicht am 22.02.2019

Volksbewegung für die Wiedereinführung der Monarchie

Ein König für Deutschland
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Zum Inhalt: Vincent Wayne Merrit, Simon Königs Sohn und Computergenie, lebt in den USA. Er erhält 2009 den Auftrag, nur zu Studienzwecken ein Programm zu schreiben, das Wahlcomputer manipulieren lässt. ...

Zum Inhalt: Vincent Wayne Merrit, Simon Königs Sohn und Computergenie, lebt in den USA. Er erhält 2009 den Auftrag, nur zu Studienzwecken ein Programm zu schreiben, das Wahlcomputer manipulieren lässt. Zum ersten Mal kommt dieses Programm (ohne Vincents Wissen) in den USA bei den Präsidentschaftswahlen zum Einsatz. Einige Jahre später soll er wieder ein entsprechendes Programm schreiben und wird erpresst. Zu seiner Absicherung schickt er das Programm zu seinem Vater nach Deutschland. In Deutschland stehen 2009 die Bundestagswahlen an, bei denen Wahlcomputer zum Einsatz kommen sollen, die man manipulieren kann. Simon König gründet zusammen mit einigen Computerfreaks eine Partei um den Wahlbetrug aufzudecken und die Handlung bekommt eine gewisse Eigendynamik. Was könnte absurder sein als eine Partei zur Wiedereinführung der Monarchie? Es kommt, wie es kommen muss: Simon König gewinnt. Doch warum den Schwindel aufdecken?"

Trotz einiger sehr märchenhafter Charaktere ist Andreas Eschbachs Angst vor Wahlbetrug mit Hilfe von Wahlcomputern durchaus berechtigt. Er argumentiert logisch und glaubhaft, scheint sauber recherchiert zu haben und sein Schreibstil ist grandios. Deshalb hat mich die Geschichte auch gepackt, zumal die Handlung schnell Fahrt aufnimmt. Doch das dicke Ende kommt noch: kein Showdown, kein Fazit. Was so gut begonnen hat, verläuft einfach im Sand, Eschbach verheddert sich und wird unglaubwürdig. Das ist schade, denn die Handlung hat definitiv Potential für viel mehr.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Brother Augustines Lebenswerk

Glauben. Lieben. Ernten.
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Ich war schon oft in Indien und liebe das Land mit all seinen Gegensätzen. U.a. bleibt die bittere Armut nicht verborgen, die ich manchmal kaum ertragen konnte und die für mich wie ein Fass ohne Boden ...

Ich war schon oft in Indien und liebe das Land mit all seinen Gegensätzen. U.a. bleibt die bittere Armut nicht verborgen, die ich manchmal kaum ertragen konnte und die für mich wie ein Fass ohne Boden erscheint. Wenn man täglich 10 Bettlern Geld gibt oder 10 hungernden Kindern etwas zu Essen kauft, stehen die nächsten 100 schon da. Bei der ersten Indienreise hat mir diese Tatsache große Kopfschmerzen bereitet. Ich wollte noch mehr helfen, wußte aber nicht wie. Deshalb beschloss ich, dass es besser ist, wenigstens den 10 zu helfen, die an diesem Tag essen können, als wegzuschauen. Die Hilfen sind mannigfaltig und zum Glück gibt es viele Menschen, die sich in Indien engagieren, so auch Brother Augustine. Des Weiteren hat mich sein Bericht interessiert, weil er im Bundesstaat Bihar tätig ist, einem der ärmsten in Indien, den ich ebenfalls schon besuchte. Dort verirrt sich kaum ein Tourist hin.

Zum Inhalt: "In einer aussergewöhnlichen Vision vernahm der Inder Augustine Jebakumar den Ruf Gottes zum Missionsdienst. Er folgt diesem Ruf, kündigt seine gutbezahlte Anstellung als Maschineningenieur in Südindien, um in den weitaus ärmeren Norden Indiens zu ziehen. Vorbehaltlos stellte er sich Gott als Vollzeitkraft zur Verfügung. 1979 gründete Jebakumar die Missionsgesellschaft "Gospel Echoing Missionary Society" (GEMS), die heute 2800 vollamtliche Mitarbeiter beschäftigt. Ihre wichtigsten Aufgaben sind die Verkündigung des Evangeliums, das Wachstum der Gläubigen und die Hilfe durch humanitäre und soziale Unterstützung. 25.000 Kinder und Jugendliche werden unterrichtet und ernährt, in 48 Kinderheimen werden Waisen und Halbwaisen sowie an Kinderlähmung erkrankte Kinder und Jugendliche betreut. Augustine Jebakumar geniesst in Indien höchsten Respekt und enorm viel Vertrauen. Denn er ist kein Westler - er ist ein Einheimischer, der Verantwortung übernimmt!"

Es gibt keinen Zweifel daran, dass Brother Augustine Tausenden von Menschen hilft und das ist gut so. Aber: Zwei Probleme tauchten für mich beim Lesen seines Buches auf: 1. Ich muss div. Abschnitte immer wieder lesen, kann dem Autor nicht folgen, da der Stil nicht sehr flüssig ist, jede Menge Namen und Begriffe auftauchen, die mir unbekannt sind, eine Karte zur Orientierung fehlt. 2. Die Pfingstbewegung, die in den Entwcklungsländern sehr stark ist und v.a. dem Missionsauftrag nachkommt. Das kann ich nicht uneingeschränkt gutheißen, ganz egal was ich von der Art der Gottesdienste an sich halte.
Weil ich mir damit so schwer getan habe, bekommt das Buch nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Massenmord in Chicago

Mörderhotel
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"230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, ...

"230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd beginnt…"

Wo Hohlbein draufsteht, ist auch Hohlbein drin:
Er schafft es, den Hörer innerhalb kurzer Zeit ins Chicago Ende des 19. Jahrhunderts eintauchen zu lassen. Sofort hat man die Bilder der Weltausstellung, aber auch des Drecks und der Armut vor Augen.
Hohlbein springt beim Erzählen zwischen Gegenwart und Hermans Kindheitserlebnissen hin und her. Ich konnte ihm dabei immer gut folgen und benötigte diese Informationen, um mir über den psychopathischen Protagonisten ein genaueres Bild zu machen. Hohlbein bricht kurz vor jedem Mord mit der genauen Beschreibung ab, so dass nun der Hörer selbst seine Phantasie spielen lassen kann. Die Todesarten und Foltermethoden sind mannigfaltig und alle grausam, wie z.B. ein Säurebad.

"Mörderhotel" ist nichts für schwache Nerven, jedoch ein Hörbuch für alle Hohlbein-Fans und für solche, die sich für Serienmörder interessieren. Für meinen Geschmack hat es zu lange gedauert, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Es wirkt konstruiert und zu gewollt. Am Ende lässt Hohlbein dann eine Bombe nach der anderen platzen, so dass man kaum noch hinterherkommt. Vermutlich ist die Wirklichkeit über den Massenmörder Herman Webster Mudgett noch viel schlimmer als von Hohlbein beschrieben.