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Veröffentlicht am 20.08.2018

Ausgelesen

Fa(t)shionista
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Die Autorin, Magda Albrecht, wurde 1986 in Stralsund geboren und wuchs in Berlin auf. Nach ihrem Amerikanistik-Studium ist sie als politische Sprecherin und Journalistin tätig. Sie schreibt regelmäßig ...

Die Autorin, Magda Albrecht, wurde 1986 in Stralsund geboren und wuchs in Berlin auf. Nach ihrem Amerikanistik-Studium ist sie als politische Sprecherin und Journalistin tätig. Sie schreibt regelmäßig für den Blog "Mädchenmannschaft", forscht und hält Vorträge zu den Themen Queer-Feminismus sowie Körpernormierungen und Dicksein. Mehr auf ihrer Webseite: http://magda-albrecht.de/ .

"Schon als Sechsjährige ärgert sich Magda Albrecht über die Kommentare ihrer Mitmenschen, die abfällig über ihren dicken Körper sprechen. Heute will sie das Schönheitsideal verändern, besser: ausdehnen, denn nicht die vielen Pfunde, sondern die Vorurteile sind hartnäckiger als gedacht: Wer dick ist, hat versagt, ist faul und ungebildet. Warum eigentlich?, fragt sich die Autorin nach vielen Jahren der Verunsicherung und verordnet sich seither keine Diätshakes mehr, sondern eine doppelte Portion Selbstbewusstsein. Denn sie hat gelernt, dem Schlankheitsideal etwas entgegenzuhalten: stolze Fatshionistas und die Erkenntnis, dass Diäten nichts bringen — außer schlechter Laune."

Ihre Forderungen hat sie in 10 Wünschen an die Welt genauer definiert:
1. Die Zahl auf der Waage entscheidet nicht über meinen Wert.
2. Ich will Schönheitsideale ausdehnen – und zum Platzen bringen.
3. Essen ist für alle da – und zwar mit Genuss, nicht mit Stress.
4. Ich möchte eine vorurteilsfreie medizinische Behandlung.
5. Ich möchte die Möglichkeit haben, mit meinem Körper eine coole Freundschaft einzugehen – oder sogar eine heiße Liebesaffäre.
6. Ich möchte mich bewegen, weil es mir Spaß macht – nicht, weil ich muss.
7. Ich nehme es nicht hin, dass es mehr Diätprogramme gibt als passende Klamotten.
8. Ich habe ein Recht auf Schutz vor Diskriminierung.
9. Ich will mich in den Medien vertreten sehen – am liebsten mit Kopf und nicht als headless fatty!
10. Ich habe ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung – und fordere dieses auch für andere ein.

Das alles hat Potential und macht sicherlich der einen oder anderen "Betroffenen" Mut, zumal Magda Albrecht mit einem humorigen Schreibstil versucht, ihre Anliegen öffentlich zu machen. V.a. im zweiten Teil des Buches schreibt sie selbst als lustige, kumpelhafte Dicke gegen das Klischee der lustigen, kumpelhaften Dicken an. Dadurch kämpft sie jedoch nicht gegen ein Klischee, sondern bedient es auch noch. Ähnlich ging es mir, mit den, nach meinem Geschmack, viel zu häufigen Hinweisen, dass die Autorin so gerne isst: "Ich war ein hungriges Mädchen...", "Der Löffel in der Hand und ich - wir sind ein echtes Dreamteam!" usw. Auch hier bedient sie ein Klischee und zwar das der undisziplinierten, lustgesteuerten und überhaupt nicht gesundheitsbewussten Vielesserin. Vielen Dank Frau Albrecht, der Schuss ging nach hinten los! Genauso wenig lustig finde ich ihre Ausdrücke für essen, Bauch, oder dicke Körper, wie "Wampe", "spachteln", "speckig" usw. Diese empfinde ich abwertend und beleidigend und kann so gar nicht darüber schmunzeln.

Albrecht sagt "Mein Fett ist politisch", aber dann doch bitte politisch-korrekt!

Veröffentlicht am 18.08.2018

bunt + lecker

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Ich habe nichts anderes erwartet: Was Haya Molcho anpackt, macht sie mit vollem Engagement, viel Herzblut und Ehrgeiz. So sind nicht nur ihre Restaurants, die sie zusammen mit ihren Söhnen führt, ein Renner, ...

Ich habe nichts anderes erwartet: Was Haya Molcho anpackt, macht sie mit vollem Engagement, viel Herzblut und Ehrgeiz. So sind nicht nur ihre Restaurants, die sie zusammen mit ihren Söhnen führt, ein Renner, sondern auch das gleichnamige Kochbuch, das eigentlich viel mehr als ein Kochbuch ist. Neben allerhand Rezepte mit Fisch, Fleisch oder Getreide erfährt man auch, wie bereits der Untertitel "Food, People, Stories" verrät, von ganz besonderen Menschen in Tel Aviv wie z.B. dem traditionsbewusste Elran Schrefler, dessen Wurzel im türkischen Kurdistan liegen. Oder von zweier Männer, die unterschiedlicher nicht sein können, aber gemeinsam fischen - Saado Zeinab und Hili Sassower. Es sind u.a. diese Geschichte, die das Buch besonders machen, die nicht nur Lust machen, die Rezepte nachzukochen, sondern vielleicht sogar selbst einmal nach Tel Aviv zu reisen und die Stadt in sich aufzusaugen. Und da sind natürlich Hayas Rezepte, ehrlich und authentisch. Schon beim Lesen läuft mir das Wasser im Mund zusammen, genauso multikulti wie die Stadt und ihre Bewohner. Sie haben jemenitischen, rumänischen, italienischen, arabischen, jüdischen Einfluss, und dabei habe ich bestimmt noch nicht alle aufgezählt. Hilfreich ist ein kurzer Glossar am Ende des Buches, in dem einige exotische Lebensmittel erklärt werden, wobei es nicht immer leicht sein wird, alle Zutaten in Europa bzw. in Deutschland zu beschaffen; wie z.B. "Frikeh", unreif geerntete, dann geröstete Weizenkörner, die ich so gerne probieren möchte und den rauchigen Geschmack bereits erahnen kann. Die Gerichte sind i.d.R. gut erklärt, manche sind jedoch komplizierter und ich befürchte, dass ich sie einige Male ausprobieren musss bis sie mir gelingen. Wie die vegetarische Sarma, Kohlröllchen, bei denen ich einfach nicht verstehe, wie sie gerollt werden.

Leider hat mein Buch einen Wasserschaden, so dass der Einband der mitgenommen und zerknittert ist sowie an den Ecken stark abgestoßen. Das ist bei so einem schönen Buch sehr schade.

Ich hatte bereits das Vergnügen, im Neni auf dem Wiener Naschmarkt zu essen und kann euch sagen, es war ein Genuss. Ich kann es kaum abwarten, die Gerichte in meiner Küche nachzukochen. Ein durch und durch gelungenes Buch!

Veröffentlicht am 09.08.2018

Weniger ist manchmal mehr

Kein Geld macht auch nicht glücklich
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Philipp Wolk, Bankkaufmann und BWLer, hatte schon als Kind fünf Sparschweine. Er hat sich für dieses Buch mit dem Autor Jochen Till, finanziell eher minderbegabt, zusammengetan. Heraus kam ein Finanzratgeber ...

Philipp Wolk, Bankkaufmann und BWLer, hatte schon als Kind fünf Sparschweine. Er hat sich für dieses Buch mit dem Autor Jochen Till, finanziell eher minderbegabt, zusammengetan. Heraus kam ein Finanzratgeber für den Otto-Normal-Bürger, der Tipps zum Sparen im Allgemeinen, zur Finanzierung eines Eigenheims, Geldanlagen oder Versicherungen uvm. gibt und zwar so, dass es wirklich jeder verstehen und umsetzen kann. Man glaubt Wolk, dass er den Leser an seinem Wissen teilhaben will, ganz ohne pekuniäre Interessen wie sie z.B. der Berater der eigenen Hausbank hätte. Die Autoren haben allerdings m.E. einen Riesenfehler begangen und hier wirkt die ganze Geschichte konstruiert und wird langweilig: Die Tipps kommen eingebettet in Pseudo-Anekdoten daher: So berät Wolk seinen Kumpel bzgl. der Finanzierung eines Eigenheims während eines Spiels der Frankfurter Eintracht oder er sitzt mit seiner Schwägerin während einer Familienfeier in einer Besenkammer, um ihr einen Sparplan näher zu bringen. Hier fing mich das Buch an zu nerven, obwohl die Tipps an sich wirklich gut sind, wären sie doch nur in einen kurzen knappen Ratgeber verpackt. Es fallen Sätze wie "Das erkläre ich dir gleich. Jetzt müssen wir erst mal singen." Die Eintracht-Hymne erschallt, … Schade! Philipp Wolk kann was und seine Tipps sind goldwert, bei der Verpackung hätte er allerdings einiges besser machen können.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Harry Heine

HEINE to go
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Harry Heine ist der Geburtsname von Heinrich Heine, 1797 in Düsseldorf geboren, gestorben 1856 in Paris. Nach seinem Konkurs als Tuchhändler studierte er und promovierte letztendlich in Göttingen als Doktor ...

Harry Heine ist der Geburtsname von Heinrich Heine, 1797 in Düsseldorf geboren, gestorben 1856 in Paris. Nach seinem Konkurs als Tuchhändler studierte er und promovierte letztendlich in Göttingen als Doktor der Rechte. Seinen Durchbruch erzielte Heine 1821 mit dem Werk Gedichte. 1826 lässt sich der Sohn jüdischer Eltern protestantisch auf den Namen Christian Johann Heinrich taufen, um der gesellschaftlichen Ächtung von Juden zu entgehen. Heine, der die französische Revolution befürwortet, siedelt 1831 nach Paris um und heiratet dort. In Paris fand er schnell Zugang zur literarischen Welt der Großstadt. Heine traf die geistige gesellschaftliche Elite des Landes wie z.B. Balzac, Hugo und Dumas. Seine Werke wurden übersetzt und in den wichtigsten französischen Zeitungen veröffentlicht. In Deutschland dagegen wurden sie sogar teilweise verboten. Neben zahlreicher Gedichte veröffentlichte Heine auch Reiseberichte, seine Reisebilder, sowie gesellschaftskritische und politische Texte. Um 1850 erkrankt Heine sehr schwer und erblindet.

Diese biografischen Fakten sucht man in Heine to go vergeblich, ein kleines handliches Büchlein gespickt mit Zitaten und Auszügen aus div. Heine Schriften, Gedichte und Texte usw. Der Eulenspiegel Verlag beschreibt die to go Reihe selbst als »Große Worte für die Hosentasche«! Nichts, das man von der ersten bis zur letzten Seite, insgesamt sind es 96, in einem Rutsch liest, aber das man immer wieder zur Hand nehmen kann. Es inspiriert und regt zum Nachdenken an.

Heine verbindet eine innige Hassliebe zu Deutschland, die in seinen Texten sehr deutlich zum Ausdruck kommt, somit auch in den Zitaten. Dennoch fiel es mir schwer, die Zitate richtig einzuordnen und zu verstehen, da sie aus den Zusammenhängen gerissen scheinen. Des Weiteren bin ich mir nicht sicher, ob Leser, die so gar nichts über Heine wissen, mit dem Büchlein etwas anfangen können. M.E. eignet es sich nicht als Einstiegsliteratur, um sich einen ersten Überblick über den Schriftsteller und Dichter verschaffen zu können. Nichts desto trotz gefällt mir die Idee der Zitatesammlung und die Idee der To go-Reihe, die bereits große Worte von Willy Brandt, Che Guevara, Sigmund Freud und bisher leider erst einer Frau, Rosa Luxemburg enthält.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Die gefallene Gräfin - eine Biografie

Franziska zu Reventlow
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Der Klappentext ist vielversprechend:
"Am 25. Juli 1918 stürzt Franziska zu Reventlow in Locarno vom Fahrrad. Nach einer Notoperation stirbt sie am frühen Morgen des 26. Juli 1918 an Herzversagen - 47 ...

Der Klappentext ist vielversprechend:
"Am 25. Juli 1918 stürzt Franziska zu Reventlow in Locarno vom Fahrrad. Nach einer Notoperation stirbt sie am frühen Morgen des 26. Juli 1918 an Herzversagen - 47 Jahre alt.
Weil sie, obwohl ein Mädchen, kompromisslos ich sagte, wurde die junge Comtesse von ihrer Familie verstoßen und beinahe entmündigt. Die Vielliebende fand es verantwortungslos, an Männern, die ihr gefielen, vorüberzugehen. Sie streifte manchen intim, den man immer noch kennt, etwa Rainer Maria Rilke, Karl Wolfskehl oder Ludwig Klages. Zum ersten Mal wird die Biografie ihrer Lieben erzählt, denn auch Lieben sind Lebewesen: Sie werden geboren, reifen und sterben, aber nicht alle. In Kerstin Deckers ebenso tragischem wie komischem Bericht dieses Lebens bleibt vom Bild der robusten Männersammlerin fast nichts übrig. Es entsteht ein einzigartiges Mutter-Kind-Porträt und das Bild einer Frau, die eine so weltüberlegen-hochironische Prosa schrieb, dass es Männern schwerfiel, an eine Autorin zu glauben."

Franziska wurde als Fanny und fünftes von sechs Kindern des preußisch strengen Landrats Ludwig Graf zu Reventlow und dessen Frau Emilie geboren. Sie genoss eine äußerst strenge Erziehung, empfand ihre Mutter als lieblos und war im Mädchenpensionat sadistischen Erziehungsmethoden ausgeliefert. Von der Schule wurde sie verwiesen und vom Elternhaus zur Besserung bei einer Pastorenfamilie untergebracht, von wo sie floh. 1894 heiratete sie den Lübecker Gerichtsassessor Walter Lübke, der ihr eine Kunstschule in München finanzierte. Allerdings hielt die Ehe nicht lange und Franziska musste sich alleine in München durchschlagen. Als alleinstehende Frau in dieser Zeit, die sich nicht anpassen wollte und in der Münchner Boheme bewegte, ein äußerst schweres Unterfangen, das ihr viel Kraft und Mut abverlangte. Sie übersetzte, schrieb div. Artikel und prostituierte sich, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Am 01.09.1897 wurde ihr Sohn Rolf geboren. Sie verschwieg, wer sein Vater ist und ihr Leben war geprägt von Armut und Krankheit, v.a. in Folge mehrerer Abtreibungen. 1910 verließ sie München und lebte fortan am Lago Maggiore.

Kerstin Deckers Buch fordert mich aufgrund zweier Gesichtspunkte heraus: Ihre Sprache ist äußerst kompliziert. Sie schweift immer wieder von der eigentlichen Biografie ab und verliert sich in pseudo-philosophischen, bedeutungslosen Abhandlungen, die mich langweilen und verwirren, zumal der Leser auch noch mit div. Sprüngen zurechtkommen muss. Immer wieder lese ich Abschnitte mehrmals, weil ich nicht folgen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass mich Franziska zu Reventlow immer weniger interessiert, umso mehr ich über sie weiß. Sie wirkt egoistisch, ungebildet, politisch völlig uninteressiert und chaotisch. Sicherlich hat sie meinen vollsten Respekt, weil sie den Mut hatte, einen außergewöhnlichen Lebensstil zu wählen entgegen aller gesellschaftlichen und familiären Widerstände, dennoch - ihre Motivation war eine rein egoistische. Sie will nicht das Leben von Frauen verbessern oder die Gesellschaft verändern. Deshalb gibt es von mir für dieses Buch von Kerstin Decker nur drei Sterne. Dennoch habe ich mir vorgenommen, ein weiteres Buch der Autorin zu lesen, um mir ein besseres Bild zu machen und u.U. auf einen für mich angenehmeren Schreibstil zu stoßen.