Auf der Flucht
So, und jetzt kommst duArno Frank ist ein außergewöhnlich guter Debütroman gelungen. Er erzählt die Geschichte seiner Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1986. Geboren 1971 in Kaiserslautern sollte man meinen, dass alles für ...
Arno Frank ist ein außergewöhnlich guter Debütroman gelungen. Er erzählt die Geschichte seiner Kindheit und Jugend zwischen 1977 und 1986. Geboren 1971 in Kaiserslautern sollte man meinen, dass alles für den kleinen Arno in der pfälzischen Provinz seinen gewohnten Gang nimmt mit Vater Jürgen, Mutter Jutta und den Geschwistern Jeany und Fabian. Beileibe nicht! Der Vater hat das Arbeiten nicht erfunden, sein Ziel ist es reich zu sein, sofort, ohne es sich erarbeiten zu müssen. Man spürt Arno Franks Bewunderung für den smarten Vater, der es schließlich auch schafft, nach seinem Verständnis reich zu sein, indem er eine größere Summe Geld veruntreut. Selbstverständlich lässt die Polizei nicht lange auf sich warten und die Familie zieht Hals über Kopf an die Côte d'Azur. Dort leben sie in Saus und Braus und Arno macht auf mich anfangs einen glücklichen Eindruck. Er geht zur Schule, lernt schnell Französisch und erkundet mit seinem Moped die Gegend. Doch irgendwann kippt die Stimmung, die Vergangenheit holt die Familie ein. Arno sieht seinen Vater zum ersten Mal ratlos und schwach und es kommt wie es kommen muss, auch hier stehen eines Tages zwei Polizisten vor der Tür. Die Familie schafft es jedoch wieder zu flüchten, dieses Mal nach Portugal. Je weiter sie nach Westen kommen, umso schlimmer wird ihre Lage, aus der Abenteuerreise wird v.a. für die Kinder eine Katastrophe. Sie übernachten auf Strohmatratzen in einem Rohbau, die Kinder hungern, an einen Schulbesuch ist schon lange nicht mehr zu denken und ein Hund ist sterbenskrank, weil der Tierarzt nicht bezahlt werden kann. Als Leser war für mich das Leben der Familie Frank in Portugal unerträglich. Man schaut sozusagen hilflos zu wie die Eltern die Kinder vernachlässigen. Auch dann schreitet Vater Frank nicht ein und stellt sich. Die Mutter möchte man am liebsten schütteln, so sehr lebt sie in ihrer eigenen Welt und glaubt den Träumereien und Geschichten ihres Mannes, auch wenn dabei ihre Kinder vor die Hunde gehen. Die Franks schaffen es dann zwar wieder nach Deutschland zurück, auch hier auf der Flucht bis der Vater endlich von der Polizei aufgegriffen wird und der Alptraum ein Ende hat.
Das Buch ist rasant, komisch und beklemmend zugleich und v.a. sehr hörenswert. Übrigens genial gelesen von Devid Striesow.