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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2024

Ein dichter und hochspannender Kriminalroman!

Tode, die wir sterben
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Ja, in diesem Auftakt zu einer neuen Krimireihe geht es auch um Tode, die die beiden Hauptermittler Svea Karhuu und Jon Nordh im Privaten erlebt haben. Jetzt sind sie als Ermittlerduo dazu aufgefordert, ...

Ja, in diesem Auftakt zu einer neuen Krimireihe geht es auch um Tode, die die beiden Hauptermittler Svea Karhuu und Jon Nordh im Privaten erlebt haben. Jetzt sind sie als Ermittlerduo dazu aufgefordert, den Tod eines 13 Jährigen Jungen aufzuklären.
Svea ist aus Stockholm nach Malmö versetzt und Jon will sich in diesem Fall nach dem Tod seiner Frau beweisen. Die unterschiedlichen Motive treiben sie an. Die beiden Protagonisten bestechen durch ihre Menschlichkeit, werden immer sympathischer im Laufe der Aufklärung. Grundverschieden wie sie sind, sind Anfangsschwierigkeiten im Umgang vorauszusehen und es dauert eine Weile, bis Vertrauen gefasst ist. Der Kriminalroman zeigt die Themen Ehrlichkeit zu Gerissenheit und Vorteilsnahme auf.
Der Ermordung des Jungen folgen weitere Taten – steckt eine terroristische Vereinigung dahinter? Eine spannende Ermittlung folgt und führt die beiden nicht nur in das schwierige Malmöer Viertel Hermodsdal. Anschauliche Beschreibungen und Analysen der in den Fall Verwickelten setzen Puzzleteile frei, die in überraschenden Wendungen an Bedeutung gewinnen und sich zusammenfügen.
Der Schreibstil, der schon von der Krimiserie um die Kommissarinnen Nyström und Forss beeindruckte, setzt sich hier fort: Klug, dicht, politisch, mit sympathischen, lebendigen Mitstreitern und durchgängig spannend. Ich konnte die fast 400 Seiten kaum aus der Hand legen. Absolute Krimiempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Erfrischende Gegenwartsliteratur!

Juli, August, September
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Modern, witzig und klug beobachtet! Betrachtend und entlarvend! Witzige Gedankenschlussfolgerungen auf den Punkt gebracht!
Eine jüdische Familie in London mit russischen Wurzeln, nicht orthodox. Sie, Lou, ...

Modern, witzig und klug beobachtet! Betrachtend und entlarvend! Witzige Gedankenschlussfolgerungen auf den Punkt gebracht!
Eine jüdische Familie in London mit russischen Wurzeln, nicht orthodox. Sie, Lou, war promovierte Kunsthistorikerin und Galeristin, Sergej, begnadeter Klavierspieler. Es gibt eine kleine Tochter.
Durch eine Einladung auf die Kanarischen Inseln aufgrund des 90. Geburtstags von Großtante Maya, findet sich Lou mit Tochter und Mutter in einem Resort auf Gran Canaria inmitten der israelischen Verwandtschaft wieder. Um ihrer eigenen Geschichte auf den Grund zu gehen, besucht Lou allein später die Tante in Tel Aviv.

Lou, unzufrieden mit ihrer Situation, die Erwartung ihrer Mutter, „In Wahrheit waren es die Schuldgefühle meiner Mutter.... Ihre Immigration bedeutete, dass sie ihr Leben gegen meine Zukunft eingetauscht hatte. , und ich war ihr die Zukunft schuldig. Alles, was sie zu meinen Gunsten verzichtet hatte, ...waren Opfer...“, die Erwartungen der Schwiegermutter, das Stagnieren des Schreibens an ihrem Buch, Sergejs Erfolgsknick. Sie möchte Antworten – und bekommt sie von Maya in Israel.
Der Roman besticht durch das Beschreiben und Wahrnehmen der Protagonistin Lou, wunderbar unterhaltsam und nachzuempfinden. Lou ist sympathisch. Die Spannung liegt in der witzigen, detailliert beobachteten Gegenwart. Befreit von Vorstellungen findet Lou sich selbst wieder. Das Sein und die Gegenwart bleibt. Der Roman ist klug, modern, regt zum Nachdenken an, da keine einfachen Lösungen geboten werden. Was bedeutet Herkunftsfamilie und die eigene Familie? Für sich selbst und in den Augen der anderen? Er ist ein Zeitabschnitt Juli-August-September -, der für die Protagonistin bedeutsam ist. Dieser Zeitabschnitt beschreibt eine Stagnation, die Vorstellungen der Älteren, die Herkunft, den Aufbruch und die Selbstbestimmung. Eine moderne Heldinnenreise, erfrischende Gegenwartsliteratur! Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Das Recht auf das eigene Leid

Mein drittes Leben
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Die Tochter verunglückt tödlich. Linda fällt in ein tiefes Loch und mietet sich auf einem kleinen Bauernhof ein, um mit sich und ihrer neuen Situation zurechtzukommen.
Wie kann sie diesen Schicksalsschlag ...

Die Tochter verunglückt tödlich. Linda fällt in ein tiefes Loch und mietet sich auf einem kleinen Bauernhof ein, um mit sich und ihrer neuen Situation zurechtzukommen.
Wie kann sie diesen Schicksalsschlag bewältigen?
Sie lässt ihr Leben Revue passieren. Sie hatte ein intakte Familie, eine Tochter, einen liebenden Ehemann, ein schönes Zuhause, war erfolgreich.
Das alte Leben wird aufgerollt und beleuchtet, nicht bewertet. Ihr Verhältnis zur Mutter, zur Tochter, zum Ehemann. Wer sind sie und wer waren sie, wie sind sie verzahnt? Auch ihre Tochter Sonja, die Verunglückte, erscheint bei näherer Betrachtung doch diffiziler als Linda dachte.
Das Nichtbewerten und dem Leser eine Meinung bilden lassen, ist die Kunstfertigkeit von Daniela Krien.
Alle ihre menschlichen Verknüpfungen werden deutlich dargestellt. Jetzt hat Linda sich gänzlich zurückgezogen und fällt und fällt – und sie verändert sich. Doch nicht nur sie als Teil eines ehemaligen Gefüges, auch die damaligen Mitstreiter reagieren auf sie und ziehen ihre Konsequenzen. Linda beobachtet und lässt geschehen.
„Eine gläserne Wand steht zwischen ihr und ihrem alten Leben... und ich werde sie nicht zerbrechen“. Linda lässt durch ihre Bedürfnislosigkeit geschehen, weiß um die Konsequenzen, weiß, dass auch die Geduld ihres Ehemannes begrenzt sein wird.
Der Roman überrascht mit unerwarteten Wendungen, fließt, trotz der traurigen Grundstimmung Lindas dennoch lebendig und sensibel, sucht sich neue Herausforderungen und bietet einiges zum Nachdenken an und macht den Roman zu etwas Besonderem. Sätze wie „Menschen ermüden vom Leid anderer Menschen. Sie verlieren die Lust, Rücksicht zu nehmen, wollen wieder selbst klagen dürfen.“ regen zum Nachdenken an.
Die Situation des Ostens wird dem des Westens Deutschlands gegenübergestellt und betrachtet.
Der Roman zeigt unverhoffte Wendungen auf, nicht das Übliche, sondern so wie das Leben an sich ist, und formt sich sehr individuell. Der Roman ist nie langweilig oder depressiv, immer möchte man wissen wie es weitergeht. Mir hat gefallen, dass Protagonisten und Schauplätze, die in den vorigen Romanen von Daniela Krien auftauchten, auch hier Platz hatten, wie z.B. Brida Lichtblau.
Deutlich gezeichnete stimmige Charaktere, sensibler, fließend schöner Schreibstil, ungewöhnliches Thema, kluge Beobachtungen auf die DDR - Zeit. Der Roman hat mich sehr berührt – große Empfehlung! Ich bin ein Fan von Daniela Krien seit Der Brand und Die Liebe im Ernstfall.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Ein beeindruckendes Nachschlagewerk!

Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen
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Erstaunliche Erkenntnisse, erdgeschichtlicher, menschlicher, tierischer Entwicklungen und Entdeckungen werden in diesem Lexikon vorgestellt und vermittelt.
Infografiken sind weit mehr als Sachbuchillustrationen, ...

Erstaunliche Erkenntnisse, erdgeschichtlicher, menschlicher, tierischer Entwicklungen und Entdeckungen werden in diesem Lexikon vorgestellt und vermittelt.
Infografiken sind weit mehr als Sachbuchillustrationen, sie klären kurz und informativ auf, komplexe Zusammenhänge werden bildlich erklärt.
Bilder prägen unsere Wahrnehmung, Infografiken geben Informationen anhand von Bildern. In diesem Lexikon des Ravensburger Verlags werden diese sehr hochwertig und sehr zeitgemäß dargestellt.

Das große kompakte Buch über 325 Seiten wirkt wie ein Unikat und unglaublich vielversprechend. Die sehr schönen Illustrationen auf dem Cover sind schon sehr einladend und auffordernd, in diesen Wissensspaß einzutauchen,denn Spaß bringt das große Buch allemal für die ganze Familie. Erstaunliche Erkenntnisse werden mit sehr schönen Infografiken dargestellt, mit Zeitachsen, mit Erläuterungen. Visuell großartig und ansprechend dargebracht. Man staunt über die teils ungewöhnlichen Informationen, wie z.B. wieviele Kilometer können Pusteblumensamen fliegen? Wann sind Musikinstrumente erfunden worden, wieviel Nasenschleim produziert unser Körper oder wie schlau ist die KI?
Eine Schnitzeljagd rundet jeden Abschnitt ab und prägt das Wissen ein
Hinten gibt es ein ausführliches Stichwortverzeichnis und einen Abschnitt über Worterklärungen.
Wer noch mehr wissen möchte: „Lust auf mehr“ gibt weiterführende Informationen. Auch diese lassen, das, was man bisher wusste, in neuem Licht erscheinen. Dieses Lexikon ist laut Verlag für das Alter von 8-10 gedacht, ist aber auch für Erwachsene oder eben Eltern, die sich das Buch mit ihren Kindern ansehen, eine große Freude. Mich persönlich hat es an meine Kindheit erinnert und die Faszination von bildnerisch geprägten Büchern, die bis heute nicht nachgelassen hat.
Nicht nur visuell ein Schätzchen sondern auch beeindruckend das Wissen, das schon den Schulanfängern so prägnant und anregend vermittelt wird! Ein Erlebnis! Empfehlenswert für wissbegierige Kinder und Erwachsene, denn auch diese lernen dazu.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Bildgewaltig und fesselnd!

Vor einem großen Walde
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Bürgerkrieg in Georgien, Irakli flieht mit seinen Söhnen Saba und Sandro nach London, die Mutter, aufgrund mangelndes Geldes für Pässe und Flucht, bleibt zurück. Irakli versucht jahrelang sie nach London ...

Bürgerkrieg in Georgien, Irakli flieht mit seinen Söhnen Saba und Sandro nach London, die Mutter, aufgrund mangelndes Geldes für Pässe und Flucht, bleibt zurück. Irakli versucht jahrelang sie nach London zu holen, doch es scheitert, die Mutter stirbt. Irakli kehrt später nach Georgien zurück und verschwindet und ist auf der Flucht. Die besorgten Söhne sind folgen seiner Spur. Eine abenteuerliche Reise beginnt. Brotkrume für Brotkrume wird entschlüsselt, die Suche führt durch das ganze Land Georgien.

Saba, der Protagonist, erinnert sich an das damalige Georgien und wird mit dem heutigen konfrontiert, Stimmen von erinnerten Verwandten begleiten ihn, spornen ihn an, flüstern ihm zu. Ein farbiges Bild Georgiens entsteht. Georgien nach dem Bürgerkrieg mit eigenen Regeln und Gefahren. 1991 hat sich Georgien von der Sowjetunion losgesagt, die Wirtschaft ist zusammengebrochen, es herrscht große Armut. Leo Vardiashvili lässt eine Geschichte entstehen, die einen ungebrochenen Überlebenskampf, Hoffnung und große menschliche Begegnungen verspricht. Eine Odyssee auf der Suche nach dem Vater mit schönen, schrecklichen, aufwühlenden und überraschenden Momenten, man lebt als Leser intensiv mit und erleidet mit die Armut, Korruption, Verrat, aber auch Liebe, Zuversicht und Vertrauen. Der Roman nimmt Fahrt auf; die vielen geschichtlichen Einblicke runden das Bild ab. Für mich war der Höhepunkt in der Mitte des Romans und von da an ging es rasant weiter, bleibt durchgängig spannend. Der Roman ist sehr dicht und sehr überzeugend geschrieben. Zuerst fiel es mir nicht leicht, mich mit Sprache und Kultur anzufreunden, doch der erwirkte Eindruck der Bilder ist sehr gelungen, fast nicht zu glauben, fast märchenhaft! So ist auch die Anlehnung des Buchtitels „Vor einem großen Walde“ an Hänsel und Gretel von den Gebrüdern Grimm (nicht nur in Bezug auf das entscheidende Schlussszenario) passend.
Aus Sicht einer unverdauten Kindheit, und auch mit den sensiblen Empfindungen eines Kindes, das eine zurückgelassene Heimat sucht und Trümmer und Wahrheiten findet. Zum Schluss ist die Heldenreise ganz anders als erwartet.
Märchen erzählen wundersame Begebenheiten. So auch hier: Der Held ist Saba, der sich mit guten und bösen Begegnungen auseinandersetzt bis die letzte Stimme verstummt.
Saba suchte seinen Ursprung, seine Heimat und trotz aller Widrigkeiten und Widersprüchlichkeiten innen und außen ist ihm dies auf dieser Reise wohl zu einem entscheidenden Teil gelungen.
Mit viel Humor und überraschenden Wendungen und Einblicken bekommt man hier beste Unterhaltung zum Mitfiebern und Mitleiden.

Leo Varashvili ist in Tbilissi aufgewachsen und immigrierte mit 12 Jahren nach England, wo er in London Literatur studierte.

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