Profilbild von Eight_butterflies

Eight_butterflies

Lesejury Profi
offline

Eight_butterflies ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eight_butterflies über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2024

Sachte und atmosphärische Story

Cascadia
0

Die Schwestern Sam und Elena leben mit ihrer kranken Mutter auf der Insel San Juan im US-Bundesstaat Washington. Gemeinsam existieren sie in einem heruntergekommenen Haus und teilen sich die Pflege der ...

Die Schwestern Sam und Elena leben mit ihrer kranken Mutter auf der Insel San Juan im US-Bundesstaat Washington. Gemeinsam existieren sie in einem heruntergekommenen Haus und teilen sich die Pflege der Mutter. Elena jobbt in einem Golfclub, Sam auf einem Fährschiff. Sie sind des monotonen Lebens überdrüssig und träumen davon, das Haus aufzugeben und wegzuziehen. Eines Tages taucht ein Bär in ihrer Umgebung auf. Der Grizzly bringt das Leben der Schwestern und auch der ganzen Insel durcheinander.

Der Roman beginnt sachte und nimmt mich als Leserin mit in die Atmosphäre der Insel, hält wunderschöne Beschreibungen der Welt dort und des Lebens der beiden Schwestern bereit. Im Laufe des Buches nimmt die Story Fahrt auf, auch die Beziehung der Schwestern steht auf dem Spiel. Ein fulminantes Ende macht dann betroffen. Die Geschichte lebt vom Schreibstil der Autorin. Man liest sie so nebenbei.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2024

Das Trauma geflüchteter Kinder großartig verarbeitet

Der Wind kennt meinen Namen
0

Isabel Allende schreibt so großartig, wie sie immer großartig schreibt. In dem Buch „Der Wind kennt meinen Namen“ thematisiert sie die traumatischen Erlebnisse und deren Folgen, die geflüchtete Kinder ...

Isabel Allende schreibt so großartig, wie sie immer großartig schreibt. In dem Buch „Der Wind kennt meinen Namen“ thematisiert sie die traumatischen Erlebnisse und deren Folgen, die geflüchtete Kinder in sich tragen.

Da ist zum einen Samuel Adler, der als Sohn jüdischer Eltern mit einem Kindertransport von Österreich nach England verschickt wurde, um den Nazis zu entkommen. Seine Familie mütterlicherseits und seine Mutter sind in den Konzentrationslagern umgekommen. Er selbst blieb in England. Leticia Cordero flieht 1982 mit ihrem Vater in die USA, nachdem sie beide als einzige das Massaker in El Mozoto überlebt haben. Anita Díaz flieht 2019 zusammen mit ihrer Mutter vor Gewalt aus El Salvador in die USA und wird an der Grenze von ihrer Mutter getrennt. Im Roman finden diese Schicksale zusammen.

Es gelingt der Autorin ohne erhobenen Zeigefinger genau diesen in die Wunde zu legen. Schonungslos beschreibt sie und gelangt ohne moralische Quintessenz in mir als Leserin zu einem Mitgefühl. Wie Schicksale der Kinder heute wie damals in unserer Welt passieren, lässt sie stehen und wirken. Sie sind einfach in und um uns und jedes in seiner Zeit trägt typische Grausamkeiten, die ein Leben lang bleiben. Alle drei Kinderschicksale trafen auch auf Hoffnungen, auf Unterstützung und auf Hilfe, jedes auf seine Weise, stets jedoch in Form von Personen, welche die Aufmerksamkeit und die Liebe geben konnten, die die verletzte Kinderseele benötigt.

Sehr flüssig lässt sich das Buch lesen, wie man es von Allende kennt. Ich habe es in einem Ritt gelesen. Ein Buch, das einen zum Allende-Fan machen kann, wenn man nicht schon einer ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2024

Aufblühen nach Reset: behaglicher Roman über Neuanfänge

Das Licht in den Birken
0

Romy Fölck schreibt eine Story über das Neuanfangen, ganz unabhängig von Alter und Lebenslage. Da ist der Griesgram Benno, der aus Familienbesitz den Moorhof - einen Lebenshof für Tiere - innehat, kurz ...

Romy Fölck schreibt eine Story über das Neuanfangen, ganz unabhängig von Alter und Lebenslage. Da ist der Griesgram Benno, der aus Familienbesitz den Moorhof - einen Lebenshof für Tiere - innehat, kurz vor dem Bankrott stehend. Thea gibt ihre Exilheimat Portugal auf, lässt ihre Ziegenherde hinter sich und kehrt nach Deutschland zurück. Juli will nach Amsterdam laufen und verletzt sich den Fuß, weshalb sie auf Bennos Moorhof strandet. Wie sich diese drei Menschen zusammenfinden, sich zart annähern und füreinander aufschließen, wird behaglich und geschmeidig erzählt. Wie sich durch den Neuanfang, der sich für die drei Protagonisten ergibt, auch die Vergangenheit in die neue Zukunft einbinden lässt, sich alte Wunden wieder heilen können, wird durch die Story auch deutlich. So entstehen unabhängig vom Alter der Beteiligten neue Bande, neue Möglichkeiten, frisches Glück und eine Stimmung des neuen Friedens und einer ungeahnten Lebenszufriedenheit.

Dieses Buch liest sich flüssig und leicht weg. Romy Fölck schreibt einfühlsam und plastisch für ein Lesevergnügen ohne Turbulenzen. Ein Wohlfühlbuch für alle, die gegenüber den Wendungen im Leben aufgeschlossen sind und sich vertiefen möchten in eine Geschichte, die der Seele gut tut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2024

Sommer schwemmt Familientreibgut an

Treibgut
0

Adrienne Brodeur nimmt mich ganz in diese Familiengeschichte mit, die mitten unter den Reichen und Schönen von Cape Cod die Tragik einer gestörten Blutsgemeinschaft aufzeigt. Adam ist erfolgreicher Meeresbiologe, ...

Adrienne Brodeur nimmt mich ganz in diese Familiengeschichte mit, die mitten unter den Reichen und Schönen von Cape Cod die Tragik einer gestörten Blutsgemeinschaft aufzeigt. Adam ist erfolgreicher Meeresbiologe, Walforscher und Familienoberhaupt. Seine bipolare Störung war gut medikamentös eingestellt, bis er sie zugunsten einer möglichen neuen Forschungsentdeckung absetzte. Er geht auf seinen 70. Geburtstag zu, auf den sich der Roman zuspitzt. Adams Tochter Abby ist Künstlerin, baut Skulpturen aus Treibgut und ist heimlich schwanger. Ihr Bruder Ken, auf dem Weg ein erfolgreicher Politiker zu werden, zeigt sich ziemlich egozentrisch. Steph schleicht sich in die Familie im Bewusstsein, Adams Tochter aus einem kurzen, fernen Techtelmechtel zu sein. Was klingt wie der Beginn eines Groschenromanplots, ist jedoch die Basis für einen gut gemachten Familienroman.

Die Autorin arbeitet schriftstellerisch mit den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten: Adam, Abby, Ken und Steph. Weitere handelnde Personen sind gut eingearbeitet und plastisch, glaubhaft sowie aussagekräftig in die Story gewoben. Der Roman treibt wie Treibgut so dahin, kommt ohne reißerische Kliffs aus und ist doch spannend. Gezielt führen die perspektivierten Kapitel auf Adams 70. Geburtstag zu, an dem sich die Störungen und Verzerrungen, welche es in der Familie gibt, zu kumulieren scheinen und man als Lesender ein Feuerwerk erwarten kann. Durch den flüssigen Schreibstil sind die knapp 460 Seiten schnell gelesen.

Irgendwie gut zu wissen, dass selbst in den reichen und schönen Familien der Zahn nagt. Tolle Strandlektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2024

Bewegende Geschichte eines schicksalhaften Sommers

Der Sommer, in dem alles begann
0

Dieses Buch ist vieles. Eine regionale Geschichte, ein Generationenroman, ein bisschen Coming of Age und Familiendrama. All dies ist in meinen Augen auf etwa 240 Seiten lesenswert vereint.

Hélène ist ...

Dieses Buch ist vieles. Eine regionale Geschichte, ein Generationenroman, ein bisschen Coming of Age und Familiendrama. All dies ist in meinen Augen auf etwa 240 Seiten lesenswert vereint.

Hélène ist die geförderte Schülerin von Marguerite, die auf der Suche nach ihrer Mutter in das Dorf Le Bois d‘en Haut in der Bretagne gekommen ist. Ihr Mann, ein berühmter Schriftsteller, eigen und anziehend. Jannick, Hélènes Freund, der bretonischen Herkunft bewusst und für sie einstehend, wird ebenso in die Geschichte verwickelt wie Hélènes Großmutter. Es entspinnt sich eine Story über Liebe, Anziehung, Verlust und bretonischen Stolz.

Claire Léost erzählt kurzweilig und prägnant, stellenweise sogar dicht. Das Buch ist nicht überladen mit Kitsch, kommt ohne Schnörkel aus und trifft beim Lesen ins Herz. Durch drei Zeitebenen entsteht ein Anspruch an die Lesenden. Auch wenn es beim Lesen Vermutungen gibt, wie die Ebene der Vergangenheit der 1940er Jahre und die von 2015 mit der Hauptebene zusammenhängt, sind die Präzisierungen auf jeder einzelnen Seite spannend und zum Teil unerwartet. Geschickt wird die Tragik transportiert, welche die Vergangenheit in die folgenden Zeiten pflanzt.

Ein Buch, das hält, was das verträumte Cover verspricht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere