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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2023

Unaufgeregter Roman von der Erfüllung innerer Sehnsucht

Wo du mich findest
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Das Buch ist für dich. Du wirst in der Geschichte angesprochen, direkt redet die Ich-Erzählerin mit dir und schreibt sich von der Seele, was du liest. Es ist die Geschichte einer inneren Sehnsucht, die ...

Das Buch ist für dich. Du wirst in der Geschichte angesprochen, direkt redet die Ich-Erzählerin mit dir und schreibt sich von der Seele, was du liest. Es ist die Geschichte einer inneren Sehnsucht, die durch ein Ereignis ausgelöst wird und ihre Bahnen zieht, bis sich das Leben in ganz neue Wege verändert.

Sophie kleckert Kaffee auf das Hemd eines Unbekannten, weil dieser über die Hundeleine ihre geerbten Hundes stolpert. Aus dieser unscheinbaren Situation heraus schleicht sich der unbekannte Bekleckerte in Sophies Träume. Es sind Träume voller Nähe, Zartheit, Vertrautheit und alltäglicher Verwobenheit. Bis sich Sophie auf den Weg macht, den Unbekannten zu suchen.

Der Roman von Anne Barns ist eine unaufgeregte Geschichte einer Frau mitten im Leben. Es ist die Geschichte der inneren Sehnsucht, deren Kraft und Trugschlüsse und welche Macht sie hat, ein Leben zu verändern. Die Normalität, mit der die Autorin arbeitet, die ohne Anstrengung dahinfließt, macht dieses Buch zu einem Urlaubsbuch, einem Sommer-Sonne-Strand-Buch… am besten auf Rügen, denn es ist auch eine Liebeserklärung an die Insel. Das Buch ist aber auch ein Wegweiser für alle Menschen mitten im Leben, die das Gefühl nicht loswerden, da müsse doch noch etwas kommen.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Außen provokanter Titel, innen überzeugende Story

Komplizin
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Mich hat das Cover des Buches zum Lesen gebracht. Wie kann man eine Frau als Gehilfin, Mittäterin oder Helfershelferin auffassen? Verdreht dies nicht die #metoo-Debatte? Spielt dies nicht den wahren Tätern ...

Mich hat das Cover des Buches zum Lesen gebracht. Wie kann man eine Frau als Gehilfin, Mittäterin oder Helfershelferin auffassen? Verdreht dies nicht die #metoo-Debatte? Spielt dies nicht den wahren Tätern in die Hände?

Die Story des Buches überzeugt mich dann. So einfach ist es nämlich nicht. Die Filmbranche ist ein komplexes System, in das viele sich hineinsehnen. So auch die Protagonistin Sarah Lai. Sie kommt, wie es der Wunsch so vieler ist, zufällig und als Assistentin in die Produktion von Filmen. Die Maschinerie hinter den Kulissen der großen Hollywoodstreifen ist dann geprägt von Reichtum, Machtgebahren, Misogynie und der Lust am exzessiven Feiern, an Rausch und Obszönitäten. Und dabei zeigt sich auch, dass Komplizenschaft ganz unbewusst beginnt und irgendwann auf der Hand liegt, solange man die Maschinerie der Filmindustrie unangefochten so bestehen lässt, indem man ein Teil von ihr ist.

Das Buch lebt auch von den sachlichen Informationen, wie Filme gemacht werden und wie Produktionen entstehen. Der nüchterne Schreibstil unterstreicht dies noch. Mir hat an dem Buch etwas mehr Drive gefehlt. Weil die Story aber so wichtig ist, vergebe ich trotzdem volle Sterne.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Hedy Lamarr - schöne Schauspielerin in ungesehene Erfinderin

Die einzige Frau im Raum
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Hedy Lamarr hat einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, der viel zu wenig über sie aussagt. Hedy Lamarr war viel mehr als die begehrte Hollywood-Schauspielerin. Sie war eine mutige Frau, eine schlaue ...

Hedy Lamarr hat einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, der viel zu wenig über sie aussagt. Hedy Lamarr war viel mehr als die begehrte Hollywood-Schauspielerin. Sie war eine mutige Frau, eine schlaue Frau, eine schöne Frau und eine bewegende Frau. Marie Benedict erzählt in „Die einzige Frau im Raum“ die rührende Geschichte von Hedy Lamarr während der NS-Zeit zwischen 1933 und 1942 und gibt damit einer starken Frauenpersönlichkeit eine Stimme und ein Denkmal.

Friedrich Mandl ist hitlernah, österreichischer Unternehmer, Waffenhändler und Lebemann, als er der jungen Schauspielerin Hedy Kiesler Avancen macht. Die Jüdin heiratet Mandl, auch um sich und ihre Familie vor Verfolgung aufgrund ihrer Abstammung zu schützen. Sie begibt sich damit eine toxische Beziehung, welche dem Frauenbild der damaligen Zeit angelehnt ist und deutlich aufzeigt, wie Potenziale von Frauen klein gehalten und ins Leere kanalisiert wurden. Hedy gelingt die Flucht nach Amerika, wo sie wieder als Schauspielerin arbeitet und gemeinsam mit George Antheil einen Beitrag zur Spreizbandtechnologie leistet und die störungssichere Funksteuerung von Torpedos erfindet. Auch weil die Erfindung einer Frau nicht erhört werden sollte, konnte ihre Idee nicht kriegsentscheidend eingesetzt werden, wird jedoch später und dann bis heute verwendet.

Die beschriebene Misogynie, der Sexismus und die weltweiten Ausmaße der Naziideologie und deren Vernichtungsfeldzug geben ein bewegendes, krudes und mahnmalhaftes Bild der damaligen Zeit. Die erzählte Story von Hedy Lamarr steht beispielhaft für Schicksale starker Frauen, die Geschichte bewegt haben und doch nur aufgrund ihrer Schönheit Bekanntheit hatten. „Für alle anderen war ich Hedy Lamarr, ein schönes Gesicht und ein geschmeidiger Körper. Nie war ich Hedy Kiesler, aufstrebende Erfinderin, wissbegierige Denkerin, Jüdin. Nie war ich die, die ich hinter den vielen Masken auf und abseits der Bühne tatsächlich war.“

Das Buch liest sich flüssig und schnell, ist sprachlich wenig anspruchsvoll. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Hedy, was ich selbst weniger gelungen finde. Dadurch erhebt sich die Autorin in eine Position, die möglicherweise als vermessen dasteht. Mit einem Blick auf Hedy statt aus Hedys Sicht hätte ich die Lebensleistung von Hedy Lamarr besser fühlen können. Trotzdem ist das Gesamtpaket ein gutes Buch und bekommt meine volle Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Geschichte seiner Eltern - Saphir im ernsten Gewand

Solange wir leben
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David Saphier ist für seine humoristischen Werke bekannt. „Solange wir leben“ hingegen hat einen wahren und ernst zu nehmenden Hintergrund. Es ist die Geschichte seiner Eltern und damit auch seine Geschichte.

Saphiers ...

David Saphier ist für seine humoristischen Werke bekannt. „Solange wir leben“ hingegen hat einen wahren und ernst zu nehmenden Hintergrund. Es ist die Geschichte seiner Eltern und damit auch seine Geschichte.

Saphiers Vater Joschi war Jude und floh 1939 aus Wien nach Israel, wo bereits seine Schwester Rosl auf ihn wartete, lebte ein ereignisreiches Leben und landete schließlich wieder in Deutschland. Von der großen Familie seiner Eltern blieb nach der NS-Zeit nur eine Cousine übrig. Zu den beiden überlebenden Frauen hatte Joschi zeitlebens eine enge Bindung.

Saphiers Mutter Waltraut war 20 Jahre jünger als Joschi, erlebte in Deutschland Krieg, Trümmerjahre und Hunger. Von Waltrauts Mutter stammt auch einer der Aussprüche zum Titel des Buches. Nach einem Bombenangriff auf Bremen sagt sie „Solange wir am Leben sind und ein Dach über dem Kopf haben, ist alles gut.“ Als Waltraut Joschi kennenlernte, war sie Anfang Zwanzig und Witwe.

David Saphier kommt in diesem Buch marginal vor, denn er ist das jüngste Kind. Betont bescheiden und zurückhaltend nimmt sich David Saphier selbst aus dem Mittelpunkt des Geschehens, um der Lebensleistung seiner Familien mehr Raum zu geben. Der Titel „Solange wir leben“ zeugt von der Verbundenheit, welche in dieser Familie Bestand hatte.

David Saphier erzählt in seiner gewohnt prägnanten und schnörkellosen Weise. Das Motto der Mutter „Leben heißt leiden“ ergibt sich folgerichtig aus den Ereignissen des Lebens, die hier als Lebens- und Leidensgeschichte dargestellt werden. Eindrücklich und feinfühlig erhalten die Eltern und deren Familien ein literarisches Denkmal, eine Stimme und eine Wertschätzung. Es entsteht eine Geschichte, die traurig ist, still bewegt, betroffen macht, tief geht und im Kern die wahre Liebe im Leben spiegelt. David Saphir kann auch Ernst.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Hilfreicher Leitfaden nicht nur für Führungskräfte

Superkräfte für Führungskräfte
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Susanne Lorenz präsentiert sich auf dem Cover des Buches als Superheldin. Wer dieses Buch liest, hat die Chance, wie sie Superkräfte in der Kommunikation zu entwickeln. Das hilft auch der Führungskraft ...

Susanne Lorenz präsentiert sich auf dem Cover des Buches als Superheldin. Wer dieses Buch liest, hat die Chance, wie sie Superkräfte in der Kommunikation zu entwickeln. Das hilft auch der Führungskraft und nicht nur der.

Konflikte sind normal, so schreibt die Autorin und begründet dies. Auf diese Einsicht aufbauend wird in dem Buch die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) erklärt und an Beispielen vorgestellt. Es wird erklärt, warum es wichtig ist, sich selbst zu kennen und zu coachen, damit man mit anderen gewaltfrei kommunizieren kann. Besonders wertvoll fand ich auch das Kapitel über Stolpersteine bei der GfK, weil dort einige meiner persönlichen Fallen mit aufgeführt sind. So wird auch deutlich, nicht zu schnell aufzugeben, wenn es noch nicht gelingt, sich in GfK sattelfest zu bewegen. Es kommt auf die Übung an.

Die Kapitel sind sehr kurzweilig, in verständlicher Sprache geschrieben und sehr prägnant. Zahlreiche Beispiele untermauern den theoretischen Ansatz. Platz für Notizen lässt Raum zum Mitmachen. Zusammen macht dies, dass man das Buch gut und ohne sprachlichen Anspruch lesen kann. Man muss aber mitdenken und mitarbeiten, selbst reflektieren und anwenden, um zum Erfolg zu kommen.

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