Mord am Theater
Die Intrigen am King's TheatreDie Theaterwelt ist eine sehr eigenwillige Gesellschaft. Darauf spezialisiert Illusionen und Eindrücke beim Publikum zu erwecken haben Angestellte dieser besonderen darstellenden Künste oft sehr narzisstische ...
Die Theaterwelt ist eine sehr eigenwillige Gesellschaft. Darauf spezialisiert Illusionen und Eindrücke beim Publikum zu erwecken haben Angestellte dieser besonderen darstellenden Künste oft sehr narzisstische oder empfindsame Charakterzüge. Dieser im viktorianischen Zeitalter spielende Krimi legt das damalige Gebaren der Schauspieler und ihrer Mitmenschen süffisant und wenig affektiert offen. Ich bin von diesem historischen Krimi gut unterhalten worden. In der Geschichte geht es um die Witwe Laetetia Rodd, welche eine gute gesellschaftliche Stellung in der Londoner Society hat. Dabei hat sie ein Talent Menschen zu begegnen und denen ihre tiefsten Geheimnisse zu entlocken. Diese persönliche Gabe hat sie in der Vergangenheit so manchen Fall lösen lassen. Sie entwickelt sich dabei zu einer guten Gehilfin der Polizei Londons, um in Kriminalfällen diese zu unterstützen. Im Londoner King’s Theatre wird eine Leiche gefunden und schnell geraten die ehemaligen Besitzer, die Familie Transome in Verdacht mit dieser Tat in Verbindung zu stehen. Als die Ermittler um Inspektor Blackbeard erfahren, dass die Familie Transome im Streit mit der mächtigen Theaterdynastie Betterton stand, setzt sich dieses Bild immer mehr zusammen. Doch Laetatia hat Zweifel an dieser These. Wird sie es schaffen die Mörder zu finden?
Laetetia Rodd ist eine charismatische und pragmatische Ermittlerin. Sie besticht durch ihre offene, aber sehr pietätvolle Art gegenüber anderen Menschen und kann diesen sehr gut zuhören. Auch weiß sie gewisse Signale oder Anzeichen in Verhaltensweisen sehr gut zu deuten. Wesentliche weitere erwähnenswerte Figuren sind Inspektor Blackbeard, Fred Rodd, Laetetias Bruder, Tom und Sarah Transome, deren Töchter Miss Olivia, Maria und Cordelia, sowie die Schauspielerin Constance. Sarah Transome kommt eine Schlüsselrolle in diesem Fall zu und ich war hin und hergerissen bezüglich dieses speziellen Charakters. Aber auch die anderen Charaktere überzeugen durch interessante, oft dem Schauspiel sehr eigenwillig angelernte Wesenszüge. Die Handlung spielt in London im Jahr 1853 und ist damit sehr gut einordbar. Es finden marginale Zeitsprünge in der Erzählung statt, welche aber nicht ins Gewicht fallen. Die Erzählung findet aus der Perspektive von Laetetia statt und obwohl ich persönlich Romane aus der „Ich-Perspektive“ nicht unbedingt präferiere, habe ich es hier als sehr angenehm empfunden.
Der Schreibstil der Autorin ist mit historischer und leicht süffisanter Sprache versehen und gut in das Deutsche übersetzt worden. Die Spannung dieses Krimis ist gut und ich bin mit der Auflösung der Geschichte auch sehr d’accord gegangen. Das Flair vom viktorianischen Zeitalter und seiner Denk- und Verhaltensweise kommt sehr gut rüber und ich konnte mich gut in diese Zeit hineinfinden. Als Zielgruppe des Romans kommen Anhänger von historischen Kriminalromanen in Frage.
Ein sehr guter historischer Krimi mit einer interessanten Ermittlerin und guten Nebenfiguren sind die Basis für eine Fortsetzung dieser Reihe. Ich hoffe noch einige Fälle von der Autorin zu lesen zu bekommen.