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Veröffentlicht am 22.01.2023

Wenn aus Schauspiel Ernst wird

Der Wintermordclub
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Nachdem ich letztes Jahr mit sehr großem Enthusiasmus den „Donnerstagsmordclub“ von Richard Osman gelesen habe, war ich gespannt auf eine neue Ermittlergruppe, welche diesmal an der schönen Côte d’Azur ...

Nachdem ich letztes Jahr mit sehr großem Enthusiasmus den „Donnerstagsmordclub“ von Richard Osman gelesen habe, war ich gespannt auf eine neue Ermittlergruppe, welche diesmal an der schönen Côte d’Azur romantechnisch angesiedelt worden ist. Ich bin leider etwas enttäuscht worden. In der Handlung geht es um eine Gruppe ehemaliger Ermittler, welche sich im Berufsleben kennen und schätzen gelernt haben. Sie verbringen jedes Jahr um die Weihnachtszeit ein paar Tage in einem schönen Hotel, genannt Le Petit Hôtel. Gegenstand des jährlichen Treffens sind neben guten Essen und Gesprächen stets ein als „Kriminalfall getarntes Schauspiel“, welches die Hotelleitung extra für diese ungewöhnliche Gruppe organisiert. Doch bei diesem Treffen ist alles anders, als plötzlich eine echte Leiche im Keller gefunden wird. Alsbald fangen die ungleichen Freunde auf eigene Faust zu ermitteln. Werden sie es schaffen den Fall zu lösen?

Als wesentliche Figuren in dieser Erzählung sind die Teilnehmer der Kriminalrentner Ruben van Dijk, Louanne Chevalier, Kim Becker, Geraldine Walker, Kasimir Nowak, Alexandros Dimitriadis zu nennen. Es tauchen noch weitere Persönlichkeiten in der Erzählung auf, welche einen unterschiedlichen Einfluss auf den Fall nehmen werden. Von den Hauptcharakteren hat mir Kasimir Nowak, ein ehemaliger polnischer Rechtsmediziner am besten gefallen. Obwohl er sehr gebildet ist, zeigt dieser stets Demut vor den Problematiken der Ereignisse und beweist auch Mitgefühl gegenüber seinen Mitmenschen. Er trägt jedoch wie die anderen Figuren eine Last aus der Vergangenheit mit sich herum. Bei den anderen Figuren der Erzählung hatte ich bei deren Charaktertiefe so meine Schwierigkeiten. Einige Protagonistinnen und Protagonisten sind mir zu klischeehaft dargestellt. Hier hätte ich mir vom Autor etwas mehr Kreativität gewünscht. Mein größter Kritikpunkt an diesem Kriminalroman ist jedoch seine Struktur. Ich hatte fast den Eindruck als wäre der Grundaufbau sehr an den Donnerstagsmordclub angelehnt worden war ich etwas einfältig empfand. Auch die Überschriften, welche sich mit den einzelnen Figuren im jeweiligen Kapitel befassen, waren ebenfalls sehr ähnlich mit diesem Werk. Etwas mehr Individualität darf es dann meiner Meinung schon sein. Der Aufbau der Erzählung ist stringent, wird durch gelegentliche Zeitsprünge in die Vergangenheit unterbrochen, was aber für den Lesefluss nicht weiter störend ist. Der Schreibstil ist flüssig, dialogorientiert und gut lesbar. Positiv anzumerken ist der Spannungsbogen, welcher gerade in der Mitte der Handlung ordentlich an Fahrt gewinnt. Auch werden die Leser geschickt im Unklaren gelassen, wer die Täterin oder wer der Täter am Ende ist. Das Finale ist interessant und entschädigt für die Makel an der Struktur und den Figuren. Mit viel Spannung und ausbaufähigem Aufbau und kreativ gestalteten Charakterstrukturen kann zu diesem Krimi gegriffen werden. Ein wenig Entwicklungspotential nach oben ist aber in einem Folgeband durchaus drin.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Klimaschutz wird durch private Probleme verwässert

Der Anfang von morgen
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Klimaschutz ist ein Thema, was uns alle etwas angeht. So abgedroschen diese Phrase auch klingen mag, bin ich voller Hoffnung in dieses Hörbuch eingestiegen. Ich bin leider sehr enttäuscht worden. In der ...

Klimaschutz ist ein Thema, was uns alle etwas angeht. So abgedroschen diese Phrase auch klingen mag, bin ich voller Hoffnung in dieses Hörbuch eingestiegen. Ich bin leider sehr enttäuscht worden. In der Story geht es um vier Menschen in Schweden, welche alle ein Thema verbindet: die Auswirkungen des Klimawandels in Schweden mit Bränden in Teilen des Landes sowie Unruhen und Protesten in den Großstädten. Die vier Charaktere Didrik, Melissa, André und Vilja stehen in unterschiedlichen Lebensphasen und manche Wege kreuzen sich. Dabei erfolgen die Erzählungen chronologisch von Didrik bis zu seiner Tochter Vilja, welche mir von allen am besten gefallen hat. Didrik ist ein Unsympath und meint wegen seinem früheren Engagement für den Umweltschutz, dass er viel Gutes tut. Charakterlich ist er aber mit äußerster Vorsicht zu genießen. Melissa ist seine ehemalige Geliebte und wirkte in vielen Passagen sehr infantil und naiv. Ihre ständigen gewünschten Boshaftigkeiten gegenüber ihrem Ex und ihrer Selbstbemitleidung habe ich als sehr negativ empfunden. André, der Sohn eines ehemaligen bekannten Tennisspielers leidet unter dem Leistungsdruck und den unterschwelligen Demütigungen seines Vaters. Aber er war mir zu einseitig und ordinär dargestellt und seine in der Geschichte getätigten Handlungen waren oft nicht von großer Relevanz. Einzig allein Vilja hat für etwas Abwechslung in der Geschichte gesorgt und ich konnte ihrem Charakter an einigen Stellen etwas abgewinnen. Insgesamt waren mir die Figuren in vielen Passagen zu blass und überzeichnet dargestellt. Auch hatte ich gerade beim Hören oft das Gefühl, dass der Autor versucht hat Seiten zu füllen. Viele einzelne Erzählpassagen sind dabei mit einem Sprung in die Vergangenheit unterbrochen worden, was in einigen Fällen nicht unbedingt zu neuen Erkenntnissen für den Hörer geführt hat. Die Sprecher machen ihre Sache gut, ohne aber besonders herauszustechen. In einigen Passagen schafft es der Autor auf die Folgen der Klimakatastrophe aufmerksam zu machen. Doch durch die ständigen zwischenmenschlichen Probleme der Protagonisten sowie einigen subtilen und überflüssigen Dialogen zerstört er die Illusion eines „Warnromans“ gegen den Klimawandel. Ich bin nicht zufrieden gewesen und kann aus diesen Gründen dieses Werk leider nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Machtkampf mit viel historischen Fakten

Der eiserne Herzog
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Es ist immer wieder erstaunlich, dass viele menschlichen Eigenschaften sich damals genauso herauskristallisieren, wie sie es noch in der heutigen Zeit tun. Auf Seite 447 des Buches heißt es „Wie sehr der ...

Es ist immer wieder erstaunlich, dass viele menschlichen Eigenschaften sich damals genauso herauskristallisieren, wie sie es noch in der heutigen Zeit tun. Auf Seite 447 des Buches heißt es „Wie sehr der Mensch von seiner Gier getrieben wird“. Macht, Ruhm Ehre haben viele Menschen seither angetrieben oder fasziniert träumen lassen. Mit seinem eisernen Willen und einer großen Portion Gier beweist Guilhem, dass auch ein noch so unvermeidlich übermächtiger Gegner kein Grund ist von einem Vorhaben abzurücken. In der Story, welche in unterschiedlichen Zeitfenstern spielt, geht es um den Herzog der Normanide, Guilhem welcher von klein auf gelernt hat mit den Härten des Lebens umzugehen. Er versucht sein Reich zu einen und lässt sich auch von kleinen Widerständen und Scharmützeln nicht beeindrucken. Plötzlich erfährt er, dass sein Onkel Eadweard, der König von England, ihn zu seinem Thronnachfolger bestimmt hat. Trotz Bedenken seiner Angehörigen ist er fest entschlossen dieses Angebot anzunehmen. Doch auf der Insel begehrt eine mächtige Familie auf. Es kommt zu einem folgenschweren Treffen, welches alles verändert. Bald beginnt das unvermeidliche und Guihem muss sich entscheiden, kämpfen oder aufgeben. Guilhem ist eine sehr starke Persönlichkeit. Trotz seiner besonderen Fähigkeiten beweist er stets aber auch in schwierigen Situationen teilweise Demut. Obwohl er von sich überzeugt ist, hört er sich durchaus Ratschläge von nahen Angehörigen an. Weitere sehr erwähnenswerte Figuren in der Geschichte sind der Harold Godwinson, Sohn des mächtigen Earl Godwins, König Eadweard, Ealdgyth die Ehefrau von Harold, sowie Matilda die Ehefrau von Guilhem. Gerade die beiden Frauen sind die heimlichen Heldinnen der Erzählung. Matilda hat ihren eigenen Kopf und steht trotz aller widrigen Umständen stets zu ihrem Gemahl. Ealdgyth hat aufgrund bestimmter Umstände das Vertrauen in ihren Gatten verloren und beweist doch das in entscheidenden Situationen die Liebe stärker als die Wut sein kann. Aber auch die Rolle von König Eadweard fand ich äußerst interessant. Dieser wird als sehr schwach und oft hilflos bezeichnet. Er ist die tragische Figur in dieser Geschichte. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und wird durch Zeitsprünge in die Zukunft manchmal unterbrochen. Auf den Lesefluss hat dieses aber keinen Einfluss. Der Handlungsrahmen wird in insgesamt drei Bücher aufgeteilt. Die Spannung der Handlung nimmt in der Mitte des Buches zu und findet erst am Ende ihre Auflösung. Der Schreibstil ist gehoben, sehr gut lesbar und teilweise dem damaligen Sprachgebrauch angepasst worden, was ich sehr trefflich fand. Der Autor hat sich auch entschieden die damaligen Namen- und Ortsnamen zu nennen. Auch wenn diese manchmal etwas schwierig zu lesen ist finde ich es gut und auch interessant die damaligen namentlichen Gepflogenheiten kennen zu lernen. Als Besonderheit sind neben einer Karte des Handlungsgeschehens ein Personen- sowie ein Ortsverzeichnis zu nennen. Auch die sehr unverblümte Darstellung des damaligen Sitten- und Moralempfindens hat mir imponiert. Menschenrechte haben damals nicht viel gezählt und in der Schlacht von Hastings gab es am Ende überhaupt keine Gnade für Mensch und für Tier. Das Fazit ist sehr positiv. Mit viel historischem Fachwissen hat der Autor um eine wahre Begebenheit eine Geschichte mit interessante „fiktiven“ Dialogen und Ereignissen gestaltet. Ich bin sehr gut unterhalten worden und kann allen Anhängern von historischen Romanen sowie Freunden der Geschichte Englands diesen Roman sehr gut empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Dystopisches fantastisches Berlin

Berlin Monster - Ein Dieb kommt selten allein
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Dystopisch, fantastisch und erneut sehr spannend geschrieben hat mir auch der zweite Fall von Privatermittlerin Lucy gut gefallen. In der Story geht es um mysteriöse Raubüberfälle in Berlin. Lucy wird ...

Dystopisch, fantastisch und erneut sehr spannend geschrieben hat mir auch der zweite Fall von Privatermittlerin Lucy gut gefallen. In der Story geht es um mysteriöse Raubüberfälle in Berlin. Lucy wird dabei Zeugin eines Diebstahls und schon bald verdächtigt an diesem Raub beteiligt zu sein. Sie muss sich rechtfertigen und ist alsbald auf der Flucht vom BKA. Kurze Zeit später geschieht erneut ein weiteres Verbrechen. Wird es Lucy schaffen ihre Unschuld zu beweisen und die Täter zur Rechenschaft ziehen? Die Geschichte spielt in einem dystopisch angehauchten Berlin der Zukunft. Eine Neutronenbombe, welche aufgrund eines misslungenen wissenschaftlichen Experiments leider explodiert ist, hat nicht nur zahlreiche Menschen getötet, sondern auch alle „menschlichen Gedanken“ lebendig gemacht. Demnach leben in Berlin (in der sogenannten Zone) alle möglichen Fabelwesen wie Feen, Zwergen, Vampire, Dämonen, Stifs (Poltergeister) etc. mit den Menschen zusammen. Diese bringt jedoch einige Probleme mit sich. Die Hauptprotagonistin hat mir dabei gut gefallen. Stets am Rande der Selbstzerstörung durch Alkohol und Medikamenten schafft sie es sich immer wieder zusammenzureißen. Lucy ist eine starke, intelligente und sehr tolerante Persönlichkeit. Sie kommt wie ein klischeehaftes typisches Berliner Gör rüber. Dieser Charakter verhilft ihr in entscheidenden Situationen die Ruhe zu bewahren. Ebenfalls erwähnenswert ist Akaman, genannt Aki, ein Erzdämon, ihr WG-Mitbewohner und Freund, welcher trotz seiner düsteren Aura ein wahrer Freund ist und „gute menschliche Eigenschaften“ erkennen lässt. Auch erwähnenswert sind erneut die Charaktere aus Lucys Polizeivergangenheit Tom sowie der Zwerg Bláin. Lucy versucht Bláin immer wieder zu beeindrucken doch die Schatten der Vergangenheit belasten diese Beziehung weiterhin. Zahlreiche weitere Nebendarsteller, welche sehr facettenreich und unterschiedlich sind, runden die vielfältigen Geschichten in diesem wilden Berlin ab. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und wird nur durch wenige Zeitsprünge unterbrochen. Die Spannung der Erzählung ist gut und nimmt ab der Mitte des Romans weiter an Tempo zu. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, dialogorientiert, leicht düster, und sehr detailliert beschreibend. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Fantasy Fans, Anhänger der Stadt Berlin, als auch durchaus für Krimifans in Frage.

Das Fazit ist positiv. Mit einer Mischung aus Fantasy, Thriller und Krimi hat die Autorin erneut eine sehr gute Verknüpfung von Fiktion und Realität geschaffen. Ich bin sehr froh erneut diesen Band gelesen zu haben und würde mich über die Fortsetzung der Reihe freuen.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Boston Noir Krimi

All die kleinen Sünden. Ein Fall für Felix Cain
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Ein klassischer Noir-Krimi im Stil der 50iger Jahre sorgt für kurzweilige Unterhaltung beim Lesen. Ich bin gut unterhalten worden. In der Story es um den Privatdetektiv Felix Cain, welcher von seinem Kunden ...

Ein klassischer Noir-Krimi im Stil der 50iger Jahre sorgt für kurzweilige Unterhaltung beim Lesen. Ich bin gut unterhalten worden. In der Story es um den Privatdetektiv Felix Cain, welcher von seinem Kunden Norman Campbell beauftragt wird dessen Ehefrau nach einigen Jahren ausfindig zu machen. Nach kurzer Zeit findet er diese mysteriöse Ehefrau namens Mary und erhält alsbald einen neuen Auftrag von dieser ihre verschwundene Schwester Nora ausfindig zu machen. Cain gerät in einen äußerst verwirrenden Fall, welcher sich nicht so klar darstellt, wie er zuerst gedacht hat. Irgendetwas stimmt nicht mit seinen Auftraggebern oder hat er sich gar ganz verrannt?

Eine intensive Such nach der Wahrheit beginnt. Cain ist ein typischer Detektiv wie sich Leser einen Privatermittler aus den 50iger Jahren vorstellt. Mit Ecken und Kanten in seinem Charakter versehen agiert er manchmal am Rand der Grauzone bei seinen Ermittlungen was mir gut gefallen hat. Allerdings hätte ich mir noch ein wenig mehr charakterliche Tiefe bei ihm gewünscht. Vielleicht ist dieser Umstand auch Teil einer Strategie der Autorin um dieser Figur eine gewisse „mysteriöse Aura zu verleihen“. Als wesentliche Nebendarsteller sind neben Norman Campbell, seine Ehefrau Mary sowie Gerda zu nennen. Gerade Mary hat mir dabei am besten gefallen weiß sie doch Felix auf ihre Art zu beeinflussen und dem Roman so einen gewissen Spannungsbogen zu verleiten. Der Roman spielt im Boston der 50iger Jahre und ist für den Leser sehr gut einordbar. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, dialogorientiert und gut lesbar. Als Zielgruppe des Romans kommen Krimifreunde sowie Anhänger der 50iger Jahre in Betracht. Kurzweilig und spannend ist dieser Krimi durchaus empfehlenswert und sorgt für nahezu verfliegende Lesestunden.

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