Kann Syndicat Familie bedeuten?
BlutgoldDüster, spannend und mit der Botschaft versehen was „Familie“ wirklich bedeutet lässt sich dieser Roman gut zusammenfassen. Ich bin von der Geschichte um das Syndicat der Familie Sass gut unterhalten worden. ...
Düster, spannend und mit der Botschaft versehen was „Familie“ wirklich bedeutet lässt sich dieser Roman gut zusammenfassen. Ich bin von der Geschichte um das Syndicat der Familie Sass gut unterhalten worden. Die Geschichte spielt in Berlin um die Zeit der Jahre 1918 bis 1921, welche gerade politisch aber auch gesellschaftlich ziemlich turbulent waren. Die vier Brüder Max, Georg, Erich und Franz Sass versuchen sich durch kleine „Gaunereien“ am Leben zu erhalten. Die Zeit ist hart und das politische Gebilde in Deutschland ist sehr fragil. Plötzlich geschieht ein Mord und später werden Rosa Luxemburg sowie Karl Liebknecht in Berlin getötet. Die Sass-Brüder merken schnell, dass sie nur gemeinsam diese Zeit überstehen können. Alsbald werden sie in die politischen Geschehnisse hineingezogen. Werden sie es schaffen zu überleben?
Gerade Franz Sass hat mir in diesem Roman sehr gut gefallen. Er ist zwar weniger körperlich agil aber agiert als „Gehirn“ der Organisation im Hintergrund. Stets bemüht das Große zu sehen überzeugt er mit einer Kühle in der Hitze des oft sehr skrupellosen Alltags im Berlin der 20iger Jahre. Neben seinen Brüdern sind seine Tante Antonia „Toni“ Sass, sowie die junge Russin Jekaterina Romanova zu nennen. Gerade Toni Sass überzeugt als starke Frau in einer oft noch sehr patriarchischen und machoartigen Gesellschaft. Sie ist die eigentliche Chefin des Syndicats und versucht die „Familie“ zusammenzuhalten. Dabei trägt sie oft das Herz am rechten Fleck. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und wird nicht durch Zeitsprünge unterbrochen. Der Schreibstil des Autors ist sehr dialogorientiert, mit viel Berliner-Dialekt versehen und sehr gut lesbar. Der Autor hat es geschafft die Stimmung dieser Zeit in seine Sprache einfließen zu lassen. Ich war als Leser außerordentlich tief in der Handlung und konnte die Härte, aber auch die politischen Verwerfungen sehr gut nachvollziehen. Ebenso hat mir die Nähe der Fiktion zu den realen Begebenheiten gefallen. Die Berliner Ringvereine waren in den 20iger Jahren ein Teil des dunklen Gesellschaftsleben und Diebstahl und Betrug waren an der Tagesordnung. Auch die politische Spaltung der Gesellschaft ist in diesem Roman historisch gut belegt dargestellt worden. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Männer als auch Frauen in Betracht. Ich bin sehr zufrieden dieses Buch gelesen zu haben und kann es uneingeschränkt allen Freunden der 20iger Jahre wärmstens empfehlen.