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Veröffentlicht am 02.07.2022

Totgesagte leben länger

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Sehr düster und mit einer sehr interessanten Sprache versehen habe ich diesen historischen Krimi höchst interessiert gelesen. Gerade die besondere Herangehensweise des Autors macht diesen Roman zu einem ...

Sehr düster und mit einer sehr interessanten Sprache versehen habe ich diesen historischen Krimi höchst interessiert gelesen. Gerade die besondere Herangehensweise des Autors macht diesen Roman zu einem Erlebnis.

In der wesentlichen Handlung geht es um den Juristen Cecil Winge, sowie um den ehemaligen Kriegsveteran Jean Michael Cardell die gemeinsam, durch Verkettung besonderer Umstände, Zeugen eines Leichenfundes in Stockholm werden. Die äußerst brutale Zurichtung des Opfers sorgt für großes Interesse. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem oder den Mördern. Werden Sie in einer von Armut und Brutalität gezeichneten Stadt fündig werden?

Die beiden Protagonisten zeichnen sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten aus. Winge, von Krankheit schwer gezeichnet, überzeugt durch seine Klarheit, aber auch durch sein besonderes Empfinden für Gerechtigkeit. Er hadert mit persönlichen Fehlern in seiner Vergangenheit und versucht diese durch „gute Taten“ wieder auszugleichen. Cardell ist ein grobmotorischer Kriegsveteran und Verfolger, welcher in einer Welt von ständiger Gewalt sein Dasein fristet. Durch Winge lernt er eine neue Seite an sich kennen. Dieser Fall scheint ihm neue Energie zu geben und er weiß seine bescheidenen Fähigkeiten geschickt einzusetzen.

Als wesentliche Nebendarsteller können die junge Anna Stina, der junge Kristoffer, sowie der äußerst sonderbare Johannes Balk genannt werden. Gerade Kristoffer hat mein Herz gewonnen. In der Hoffnung etwas aus seinem Leben zu machen, scheitert er oft und wirkt dabei sehr naiv und infantil. Sein Schicksal war sehr treibend für den Roman und er gab diesem eine interessante Wendung.

Der Aufbau der Geschichte ist stringent und ist in die vier Jahreszeiten eingeteilt. Teilweise sind die Handlungen durch Zeitsprünge unterbrochen, welche aber nicht zu zahlreich sind, als dass man diese als Leser nicht gut nachvollziehen kann.

Der Schreibstil des Autors ist düster, sehr detailliert beschreibend, manchmal derb und vulgär, aber auch sehr dialogorientiert. Gerade die sprachliche Darstellung muss hervorgehoben werden. Als Leser konnte ich mich sehr gut in das 18. Jahrhundert von Stockholm hineinversetzen. Gerade die sehr schonungslose Darstellung des Alltags hat mich manchmal schaudern lassen, aber gleichzeitig auch verdeutlicht, wie das Leben im damaligen Europa verlief. Die Menschen hatten wenig bis keinen Respekt vor dem Leben eines Menschen. Brutalität, Alkoholismus und sexuelle Ausbeutung von Frauen war (fast) alltäglich. Wer bei einer Straftat erwischt und verurteilt wurde ist meist öffentlich hingerichtet worden und dies war ein fröhliches öffentliches Ereignis wie heute ein Fußballspiel oder ein Konzert. Gewalt bestimmte den Alltag eines oft harten und trostlosen Lebens. Als Besonderheit im Roman ist noch eine Karte des historischen Stockholms zu nennen.

Das Fazit ist sehr positiv. Schonungslos und spannend dargestellt kommt dieser Krimi daher. Ich war sehr gefesselt von dem Ausflug in das historische Stockholm und bin gespannt auf die Fortsetzung dieses ungleichen Ermittlerduos, welches mir ans Herz gewachsen ist.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Dolce Vita in Nudelform

Pasta Criminale
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Kulinarik gepaart mit liebevollen Figuren und ein interessanter Fall sind die Bausteine für diesen guten Krimi. Bis auf wenige Einschränkungen bin ich gut unterhalten worden. Das Cover ist bunt gestaltet. ...

Kulinarik gepaart mit liebevollen Figuren und ein interessanter Fall sind die Bausteine für diesen guten Krimi. Bis auf wenige Einschränkungen bin ich gut unterhalten worden. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar sind verschiedene Boote auf einem See, im Hintergrund ist eine Häuserreihe erkennbar. In der wesentlichen Story geht es um die junge Doro Ritter, Tochter eines berühmten Sternekochs, welche ihre Urlaustage für eine TV-Reportage über die schöne Region am Gardasee verbringt. Schon bald wird sie mit einem heimtückischen Mord konfrontiert. Kurze Zeit später geschieht ein weiterer Mord. Wer möchte das berühmte Tortellini-Festival boykottieren? Bzw. Hat es jemand gezielt auf Nudelhersteller abgesehen?

Die Hauptdarstellerin Doro Ritter ist eine sympathische, aber leicht naive Persönlichkeit. Sie ist eine gute Seele und sich auch für einfache Arbeiten oder Aushilfstätigkeiten nicht zu schade. Ich habe etwas Charisma bei ihr vermisst bzw. sie war mir etwas zu platt dargestellt. Als wesentliche Nebendarsteller können ihr Freund Vinc, Kommissar Renato, das Ehepaar Umberto und Rosalia, sowie Davide, ein weiterer Gasthofbetreiber, genannt werden. Mir hat dabei am besten Umberto gefallen, auch wenn dieser nicht so ganz unbescholten und ehrlich ist wie er am Anfang daherkommt. Aber die typisch italienische „Dolce Vita“-Art kommt bei diesem Charakter am besten zu tragen. Der Aufbau der Story ist stringent und wird nur durch kleine Zeitsprünge unterbrochen. Die Spannung der Handlung wird durch die verschiedenen Tempowechsel forciert. Der Schreibstil der Autorin ist sehr locker, leicht und dialogorientiert. Als Besonderheiten können ein Personenverzeichnis, eine Karte der Handlungsorte, sowie einige Rezepte aus dem Fall genannt werden. Gerade die Kulinarik ist ein absolutes Plus an dem Roman und der Leser bekommt direkt Hunger auf die typischen italienischen Leckereien. Positiv an der Geschichte ist der leichte Lesefluss und die vielen kulinarischen Andeutungen, welche Lust auf mehr machen. Der größte Negativpunkt ist die Darstellung einzelne Charaktere, welche ich mir insgesamt etwas mehr persönlicher und detaillierter gewünscht hätte. Trotz allem ist dieser Krimi gerade für Anhänger von leichten und liebevollen Kriminalromanen durchaus empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Eine Frau zwischen Berufung und Liebe

Sternstunde
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Corina Bomann zählt unbestritten zu meinen Lieblingsautorinnen und auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Ihre Romane sind etwas ganz Besonderes und mit diesem Auftakt hat sie wieder einmal bewiesen, ...

Corina Bomann zählt unbestritten zu meinen Lieblingsautorinnen und auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Ihre Romane sind etwas ganz Besonderes und mit diesem Auftakt hat sie wieder einmal bewiesen, dass sie zu Recht Bestseller-Autorin ist.

Der Klappentext ist führt bereits die wichtigsten Personen ein und umreist grob die Handlung, weiß aber gleichzeitig Spannung zu erzeugen.

Der Roman spielt von 1919 bis 1924, ein Prolog (1916) und ein Epilog (1929) umrahmen die Handlung. Haupthandlungsort ist das Krankenhaus Waldfriede in Berlin Zehlendorf, einige Passagen spielen aber auch außerhalb des Krankenhauses, so zum Beispiel in Amerika oder England.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Protagonistin Hanna Richter, sie ist Krankenschwester und baut mit Dr. Louis Conradi und dessen Ehefrau Catherine das neu gegründete Krankenhaus Waldfriede auf.

Hanna ist eine patente und selbstbewusste Frau, die für ihren Beruf brennt. Sie wird Röntgenschwester und leitet die Sprechstunde des Klinikleiters.

Dr. Louis Conradi und seine Frau sind wie fast alle Angestellten des Waldfriede Adventisten, eine christliche Gemeinschaft, welche ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert in Amerika hatte. Die Adventisten sind als Missionare in der ganzen Welt unterwegs. Das christliche Verständnis der Ankunft des Herrn hat die Arbeit im Krankenhaus beeinflusst.

Es geht um die Freundschaft der Krankenschwestern und Hausmädchen innerhalb der Gemeinschaft, um die Arbeit im Krankenhaus und die medizinischen Weiterentwicklungen. Auch die Liebe und die Familie kommen in diesem Roman nicht zu kurz. Mit Hanna erleben die Leser das eine oder andere Abenteuer und begleiten sie in bewegten Zeiten.

Der Roman ist in drei große Teile gegliedert, er wird chronologisch erzählt und ist mit einigen Zeitsprüngen versehen. Die Spannung des Romans wird einmal aus der Lebensgeschichte von Hanna gespeist, aber auch durch die abwechslungsreiche Arbeit im Krankenhaus, so wie der Weiterentwicklung der Medizin. Ein wunderbares Nachwort geht noch einmal sehr gut auf die wahren Begebenheiten ein.

Der Schreibstil der Autorin ist hervorragend zu lesen, die Seiten fliegen nur so dahin, was ich sehr genossen habe. Die Sprache ist der Zeit und des Milieus angepasst.

Ein Roman für alle die gerne historische Sagas lesen und keinen klassischen Arztroman erwarten. Von mir gibt es eine unbedingt Leseempfehlung und ich freue mich schon sehr, dass bald der zweite Teil „Leuchtfeuer“ (27.06.2022) erscheint.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Kalte Brutalität

Eis. Kalt. Tot.
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Sehr düster und spannend geschrieben weiß diese neue Krimireihe aus Dänemark durchaus zu überzeugen. Ich hätte mir aber in Teilen der Story etwas mehr charakterlichen Tiefgang gewünscht. Das Cover ist ...

Sehr düster und spannend geschrieben weiß diese neue Krimireihe aus Dänemark durchaus zu überzeugen. Ich hätte mir aber in Teilen der Story etwas mehr charakterlichen Tiefgang gewünscht. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist eine Häuserfront, vor der ein rotes Schiff inmitten von Eisschollen treibt. Der Klappentext ist sehr kurz und allgemein gehalten, was aber sehr viel Spannung für einen als Leser erzeugen kann. In der Story geht es um eine abartige Mordserie in Kopenhagen bei der Menschen grausam zugerichtet werden. Die Kommissarin Kirsten Vinther ermittelt zusammen mit einem Team um die ehemalige Kollegin Marit Rauch Iversen, sowie dem neuen Kollegen Jesper Baek in dieser sehr brutalen Mordserie. Werden Sie es schaffen die Täter zu fassen? Oder ist der Täter oder die Täterin im eigenen Umfeld zu suchen?

Kirsten Vinther ist eine Frau mit sehr maskulinen Eigenschaften. Sie wirkt sehr tough und unnahbar und ist gerade gegenüber ihren Kollegen teilweise sehr abweisend und hart in ihren Urteilen. Aber auch sie kommt an ihre persönlichen Grenzen in diesem Fall. Als wesentliche Nebenfiguren können Marit Rauch Iversen, sowie Jesper Baek genannt werden. Marit Rauch Iversen, gebürtig aus Grönland kommend ist eine sehr mysteriöse und geheimnisvolle Person, welche schnell die Aufmerksamkeit vom männlichen Geschlecht auf sich zu ziehen weiß. Jesper Baek ist ein sehr in sich gekehrter Mann, welcher noch seine Rolle in dem Team finden muss. Trotz allem macht er im Laufe der Ermittlung eine kleine Charakterwandlung durch. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und wird durch keinerlei größere Zeitsprünge unterbrochen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr düster und teilweise auch dramatisch gehalten sowie sehr dialogorientiert. Die Story ist sehr fesselnd und man ist als Leser geneigt das Buch überhaupt nicht aus der Hand zu legen. Lediglich die stereotypische Darstellung einiger Charaktere, im speziellen die männlichen Darsteller, empfand ich als zu plakativ. Als dauergeile Lebewesen durch die Gegend streifend und ständig auf Krawall ausgelegt habe ich dies als sehr nervig und unrealistisch dargestellt empfunden. Auch hätte ich mir mehr Tiefe bei der Ausprägung einzelner Darsteller gewünscht. Trotz der Kritik kann ich insgesamt sagen, dass dieser Thriller sehr spannend erzählt ist. Auch kann man der Handlung sehr gut ohne viel Anstrengung folgen, was nach einem etwas anstrengenden Arbeitstag durchaus entspannend sein kann.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Die Stimmen der Frauen für Recht und Gerechtigkeit

Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit
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Es gibt Bücher, von denen weiß man, dass man sie unbedingt lesen möchte, wenn man von ihrer Entstehung hört. So ging es mir mit dem neuen Buch von Micaela Gabriel, vielen unter ihrem Mädchennamen Micaela ...

Es gibt Bücher, von denen weiß man, dass man sie unbedingt lesen möchte, wenn man von ihrer Entstehung hört. So ging es mir mit dem neuen Buch von Micaela Gabriel, vielen unter ihrem Mädchennamen Micaela Jary bekannt.

Das Cover ist wunderschön gestaltet, die Farbe türkis dominiert das Cover. Im Hintergrund erkennen wir das Brandenburger Tor, im Vordergrund ist eine Frau in einem türkisenen Kleid abgebildet. Der Klappentext ist recht ausführlich und verrät schon recht viel, dies tut aber Gott sei Dank der Spannung in dem Roman keinen Abbruch.

Der erste Teil der Romanreihe um die Frauen vom Reichstag punktet vor allen Dingen mit historischer Genauigkeit (soweit ich dies beurteilen kann), Menschlichkeit und einer gehörigen Portion Spannung.

Marlene von Runstedt ist eine Protagonistin, wie ich sie mag. Sie hat ihren eigenen Kopf, ist aber auch nicht gänzlich unempfänglich für die Meinungen anderer Menschen. Sie weiß ihren klugen Kopf und ihr erlerntes Wissen gut einzusetzen. Ihr Werdegang ist kein gerader Weg und sie muss Rückschläge einstecken, hat aber gute Freunde, welche sie ermutigen. Nicht alle ihre Wünsche und Träume gehen in Erfüllung. Ein authentisches Frauenbild zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Ihr gegenüber steht Justus von Ostwald, alter Adel und ein Mann der Marlene bewundert, aber es zu Anfang nicht versteht eine Frau wie sie zu handhaben. Ihr den Freiraum zu geben und gleichzeitig Kraft und Stütze zu sein. Marlenes Weg in die Politik ist der zentrale Part in diesem Roman. Es geht aber auch um die Ausbildung der Frauen zum Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Thematisch spielen auch die Schicksale, die die Familien nach dem 1. Weltkrieg bewältigen mussten, sowie Liebe und um Freundschaft eine große Rolle.

Der Roman ist durchzogen von Zeitsprüngen und Zeitraffungen. Dies hält meiner Meinung nach den Roman sehr lebendig. Der Schreibstil der Autorin ist wieder sehr gut zu lesen. Wunderbar ist die Verwendung, einiger heute nicht mehr so geläufiger Begriffe, die aber sehr gut in die erzählte Zeit passen. Auch der Berliner Dialekt passt sehr gut und macht einige Szene authentisch.

Ein wunderbarer Roman über das Frauenwahlrecht und über den Einzug der ersten Frauen in den Reichstag. Ein Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle, nicht nur solchen, die sich für Politik interessieren, sondern auch denen die gerne mehr über die Zeit erfahren möchten.

Das Nachwort ist sehr informativ und gibt noch einmal einen tiefen Einblick in die Recherchearbeit der Autorin.

Ein sehr gelungener Auftakt, ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil der Saga: Ruf nach Veränderung, welcher im Jahr 1927 spielt und im August 2022 im Rowohlt Verlag erscheint.

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