Totgesagte leben länger
1793Sehr düster und mit einer sehr interessanten Sprache versehen habe ich diesen historischen Krimi höchst interessiert gelesen. Gerade die besondere Herangehensweise des Autors macht diesen Roman zu einem ...
Sehr düster und mit einer sehr interessanten Sprache versehen habe ich diesen historischen Krimi höchst interessiert gelesen. Gerade die besondere Herangehensweise des Autors macht diesen Roman zu einem Erlebnis.
In der wesentlichen Handlung geht es um den Juristen Cecil Winge, sowie um den ehemaligen Kriegsveteran Jean Michael Cardell die gemeinsam, durch Verkettung besonderer Umstände, Zeugen eines Leichenfundes in Stockholm werden. Die äußerst brutale Zurichtung des Opfers sorgt für großes Interesse. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem oder den Mördern. Werden Sie in einer von Armut und Brutalität gezeichneten Stadt fündig werden?
Die beiden Protagonisten zeichnen sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten aus. Winge, von Krankheit schwer gezeichnet, überzeugt durch seine Klarheit, aber auch durch sein besonderes Empfinden für Gerechtigkeit. Er hadert mit persönlichen Fehlern in seiner Vergangenheit und versucht diese durch „gute Taten“ wieder auszugleichen. Cardell ist ein grobmotorischer Kriegsveteran und Verfolger, welcher in einer Welt von ständiger Gewalt sein Dasein fristet. Durch Winge lernt er eine neue Seite an sich kennen. Dieser Fall scheint ihm neue Energie zu geben und er weiß seine bescheidenen Fähigkeiten geschickt einzusetzen.
Als wesentliche Nebendarsteller können die junge Anna Stina, der junge Kristoffer, sowie der äußerst sonderbare Johannes Balk genannt werden. Gerade Kristoffer hat mein Herz gewonnen. In der Hoffnung etwas aus seinem Leben zu machen, scheitert er oft und wirkt dabei sehr naiv und infantil. Sein Schicksal war sehr treibend für den Roman und er gab diesem eine interessante Wendung.
Der Aufbau der Geschichte ist stringent und ist in die vier Jahreszeiten eingeteilt. Teilweise sind die Handlungen durch Zeitsprünge unterbrochen, welche aber nicht zu zahlreich sind, als dass man diese als Leser nicht gut nachvollziehen kann.
Der Schreibstil des Autors ist düster, sehr detailliert beschreibend, manchmal derb und vulgär, aber auch sehr dialogorientiert. Gerade die sprachliche Darstellung muss hervorgehoben werden. Als Leser konnte ich mich sehr gut in das 18. Jahrhundert von Stockholm hineinversetzen. Gerade die sehr schonungslose Darstellung des Alltags hat mich manchmal schaudern lassen, aber gleichzeitig auch verdeutlicht, wie das Leben im damaligen Europa verlief. Die Menschen hatten wenig bis keinen Respekt vor dem Leben eines Menschen. Brutalität, Alkoholismus und sexuelle Ausbeutung von Frauen war (fast) alltäglich. Wer bei einer Straftat erwischt und verurteilt wurde ist meist öffentlich hingerichtet worden und dies war ein fröhliches öffentliches Ereignis wie heute ein Fußballspiel oder ein Konzert. Gewalt bestimmte den Alltag eines oft harten und trostlosen Lebens. Als Besonderheit im Roman ist noch eine Karte des historischen Stockholms zu nennen.
Das Fazit ist sehr positiv. Schonungslos und spannend dargestellt kommt dieser Krimi daher. Ich war sehr gefesselt von dem Ausflug in das historische Stockholm und bin gespannt auf die Fortsetzung dieses ungleichen Ermittlerduos, welches mir ans Herz gewachsen ist.