Es gibt keine Außenseiter
Mr. Parnassus' Heim für magisch BegabteLiebevoll, geheimnisvoll und verträumt lässt sich dieses Fantasy-Märchen gut zusammenfassen. Mir hat die Geschichte um den Sozialarbeiter Linus Baker und seinen Ausflug in eine geheimnisvolle Welt sehr ...
Liebevoll, geheimnisvoll und verträumt lässt sich dieses Fantasy-Märchen gut zusammenfassen. Mir hat die Geschichte um den Sozialarbeiter Linus Baker und seinen Ausflug in eine geheimnisvolle Welt sehr gut gefallen. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist ein Rotes Haus, welches auf einer Klippe über dem Meer steht. Im Vordergrund des Hauses ist ein Roter Bus zu erkennen. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um das berühmte sagenumwobene Heim für magisch begabte Kinder von Mr. Parnassus. Der Klappentext ist relativ kurzgehalten und lässt so für die Leser viel Interpretationsspielraum, was ich äußerst positiv empfunden habe.
In der wesentlichen Story geht es um den vorbildlichen Beamten Linus Baker, welcher in der Sonderabteilung eines Jugendamtes für magisch begabte Kinder zuständig ist. Sein Alltag ist sehr grau und seine Kollegen und seine Chefin sind ihm äußerst negativ und bösartig gegenüber eingestellt. Er ist ein klassischer Außenseiter und wird von fast allen gemobbt und mit bösen Worten bedacht. Plötzlich bekommt Linus vom obersten Management des Amtes einen „Spezialauftrag“. Er soll auf eine sagenumwobene Insel reisen, um dort ein ganz spezielles „Kinderheim“ zu inspizieren. Das Management erhofft sich dabei die Legitimation dieses Heim für immer schließen zu können. Linus Baker begibt sich auf diese Reise und findet eine Welt vor, welche er sich in seinen kühnsten Träumen nie hätte vorstellen können. Er macht dabei auch eine Reise zu sich selbst und erfährt, dass das Leben immer Überraschungen und Momente für einen Menschen übrighat, wenn man nur den Mut hat, Risiken bzw. Veränderungen eingehen zu wollen.
Der Hautprotagonist der Geschichte ist ein sehr schüchterner, penibler, aber auch sehr frustrierter Mensch. Er fühlt sich einsam und von der Welt missverstanden. Trotz allem beweist er ein Gefühl für spezielle Momente, welche im Laufe der Geschichte immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Die wesentlichen Nebenfiguren der Geschichte geben der wundervollen Erzählung einen zusätzlichen Benefit. Da sind zum einem Mr. Parnassus der Heimleiter; Lucy ein Junge, welcher angeblich der Sohn von Luzifer ist; Talia, ein Gnom-Mädchen; Theodore ein Lindwurmjunge mit Flügeln; Phee ein rothaariges Mädchen, welches ein Elementargeist also ein besonders gefühlvoller Geist mit Flügeln ist; Sal ein junge mit einem Schwanz sowie Chauncey eine grüne Qualle. Gerade Chauncey war dabei mein persönlicher Liebling der Nebencharaktere. Sein Leben besteht aus dem Hotelgewerbe. Ständig versucht er dabei Linus seinen Koffer nachzutragen oder Fragen bezüglich der Befindlichkeit zu stellen. Auch beweist er das er mehr sein kann, als ein Lebewesen mit sonderbarem äußerlichem Erscheinungsbild. Aber auch Mr. Parnassus weiß zu überraschen. Am Anfang sehr zurückhaltend, entwickelt er sich und offenbart dabei auch ein Geheimnis, welches die Story doch gerade am Ende sehr zu beeinflussen weiß.
Die Spannung der Geschichte wird langsam aufgebaut und findet erst am Ende ihre Auflösung. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und wird nicht durch Zeitsprünge unterbrochen. Die Geschichte spielt in der modernen Zeit und ist somit für Leser gut nachvollziehbar. Der Schreibstil des Autors ist dialogorientiert, flüssig und äußerst liebevoll. Die Übersetzung ist sehr gut gelungen und gerade den Lesefluss habe ich als äußerst angenehm empfunden.
Als Zielgruppe des Romans kommen Fantasy-Anhänger, sowie Freunde von schön erzählten Geschichten in Frage. Das Fazit ist äußerst positiv. Magisch und märchenhaft habe ich diese Geschichte um Linus Baker sehr genossen. Gerade auch die Konflikte zwischen dem Heim und den Dorfbewohnern auf dem Festland haben mir dabei vor Augen geführt, wie Vorurteile entstehen und wieder verworfen werden können. Abschließen möchte ich daher mit einem Zitat aus dem Roman, auf Seite 189 heißt es so treffend: „Wie können wir gegen Vorurteile ankämpfen, wenn wir nichts tun, um sie zu verändern? Wenn wir Ihnen erlauben, immer weiter zu schwelen, wo ist dann der Sinn?“ Ich würde mir wünschen, dass wir irgendwann in einer Welt leben würden, wo man über diesen Satz nie mehr nachdenken müsste.