Geht unter die Haut
Mir geht es wahrscheinlich wie vielen im Moment, Ruhe zu finden und die Gedanken mal für einen Moment auszublenden, fällt schwer. Das ist mir bei meinem letzten Buch, „An jenem Tag in Paris“ auch nur bedingt ...
Mir geht es wahrscheinlich wie vielen im Moment, Ruhe zu finden und die Gedanken mal für einen Moment auszublenden, fällt schwer. Das ist mir bei meinem letzten Buch, „An jenem Tag in Paris“ auch nur bedingt gelungen. Einerseits, weil es wahrscheinlich gar nicht möglich ist. Andererseits, weil einige der Erzählstränge so unfassbar viel gemeinsam mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine haben. Also Vorsicht, lasst euch von dem leuchtend orangefarbenen Aufkleber auf dem Cover nicht täuschen, auf dem „Bezaubernd“ steht. Meiner Meinung nach, könnte man das Buch nicht untreffender beschreiben. Es ist emotional, atmosphärisch, erschütternd, bewegend, einfach gut und völlig anders als erwartet. Aber nicht bezaubernd. Wer es bezaubernd findet, erkennt nicht die Tiefe der Themen, die dieses Buch zu bieten hat – oder er ignoriert sie. Sieht den Schmerz der einzelnen Protagonisten nicht, ihre Suche nach innerem Frieden, ihre Kämpfe mit der eigenen Schuld.
Es ist eine anspruchsvolle Geschichte, in der nicht die Stars der schillernden 1920er-Jahre die Helden von Paris sind, sondern vier einfache Pariser Bürger. Alle gekennzeichnet von der ganz eigenen Tragik ihres Lebens, alle auf der Suche – alle vereint ein innerer Kampf und dieses Fünkchen Hoffnung, an die sie sich noch klammern. Ob und wie diese einzelnen Schicksale zusammenhängen, erfährt der Leser erst vollständig am Ende des Romans. Beeindruckt hat mich, wie es dem Autor auf berührende Art und Weise gelingt, seine Protagonisten mit einem gewinnenden Charme auszustatten, der sie gleichzeitig zerbrechlich und stark erscheinen lässt. Und darüber hinaus ist das Buch auch eine melancholische Liebeserklärung an Paris.
Ganz klar, von mir gibt es eine Leseempfehlung und ⭐⭐⭐⭐⭐ (5 von 5 Sterne).