Gelungene Dortsetzung
Eine Familie in DeutschlandDieses Buch habe ich mir ein wenig aufgehoben. Warum? Weil man für Peter Prange den Kopf frei haben muss! Ein geniales Werk, vor dem man sich nur verneigen kann, nicht nur ein Pageturner, sondern auch ...
Dieses Buch habe ich mir ein wenig aufgehoben. Warum? Weil man für Peter Prange den Kopf frei haben muss! Ein geniales Werk, vor dem man sich nur verneigen kann, nicht nur ein Pageturner, sondern auch ein aufrüttelndes und eindringliches Zeugnis. Eigentlich müssten die beiden Bände zur Pflichtlektüre in Schulen werden, doch dafür sind sie wohl leider ein wenig zu dick 😉
Das Cover passt ganz wunderbar zum ersten Band der Reihe, der Wiedererkennungseffekt ist somit sehr hoch. Zudem passt auch der VW Käfer hervorragend zur Familie Ising. All die Figuren, die wir im ersten Band bereits kennengelernt haben, begleiten uns auch im zweiten Band der Saga. Peter Prange hat mit Dorothee und Herrmann Ising, sowie ihren fünf Kindern eine Beispielfamilie in den 30er / 40er Jahren geschaffen, die die Höhen und Tiefen dieser Zeit durchleben. Mit ihren zum Teil unterschiedlichen Ansichten, in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft tätig, Parteimitglied oder nicht, wird die Zerrissenheit einer ganzen Gesellschaft abgebildet. Es gibt die, die an Hitler und die NSDAP glauben und ihm bedingungslos folgen, andere gehen Kompromisse ein um ihrer Berufung nachzugehen, andere bekommen das Elend und die Tyrannei am eigenen Leib zu spüren, weil sie sich für Benachteiligte und Juden einsetzen. Mitmachen, Schweigen, Wegschauen oder den eigenen persönlichen Vorteil aus der Sache ziehen, die Menschen gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um. Peter Prange ist es gelungen ein aufrüttelndes und eindringliches Zeugnis zu zeichnen, dass zum Nachdenken anregt. Welche Rolle hätte ich wohl eingenommen, wenn ich damals in dieser Zeit gelebt hätte?
Der Roman zeichnet sich vor allen Dingen durch seine sehr kurzen Kapitel aus (wie auch schon im ersten Band). Dadurch kommen innerhalb weniger Seiten verschiedene Sichtweisen zum Tragen und der Autor kann somit auch schnell die Lokalität bzw. die Perspektive wechseln. Die verschiedenen Schauplätze im Reich oder auch an der Ostfront bzw. in Paris oder den Niederlanden erlauben einen umfassenden Einblick in die Lage von Europa. Ich habe dies als sehr angenehm empfunden, da die Seiten nur so dahinfliegen und das Lesetempo sehr hoch ist. Die über 800 Seiten lassen sich sehr gut lesen, da auch die Sprache leicht und flüssig ist, zudem kann Peter Prange einfach erzählen und zieht die Leser innerhalb von kürzester Zeit in seinen Bann. Das Vorwissen aus dem ersten Teil ist sehr, sehr hilfreich, denn es macht vieles einfacher, grundsätzlich ist der Band aber auch einzeln lesbar, aber aufgrund der Chronologie würde ich dringend raten erst den ersten Band zu lesen. Ein Personenregister am Ende des Buches ist zwar hilfreich, ebenso die Zeichnung im Klappeninnentext, dennoch ersetzt dies nicht das Wissen aus dem ersten Band.
Die Dramaturgie ergibt sich natürlich einmal aus den Kriegsgeschehnissen, zum anderen aber auch durch die persönlichen Schicksale, welche mich besonders berührt haben.
Ich kann diesen Roman wirklich nur jedem erzählen, der sich mit unserer Geschichte auseinandersetzen möchte. Es ist für jedes Geschlecht und jedes Alter eine Bereicherung, denn jeder wird etwas finden, was ihn oder sie berührt bzw. was ihm oder ihr so noch nicht klar war.
Für mich ein absolutes Lesehighlight, dass mir sehr viel Freude (trotz des Themas) bereitet hat. Eine absolute Leseempfehlung!
Ich bedanke mich sehr bei den Fischer Verlage bzw. dem Scherz Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars.