Bei einer schmutzigen Scheidung verliert die junge Mutter Sonja das Sorgerecht für ihren Sohn. Verzweifelt setzt sie alles daran, ihn zurückzubekommen, kann sich aber keinen teuren Anwalt leisten. Mit dem Rücken zur Wand lässt sie sich darauf ein, Kokain nach Island zu schmuggeln. Nur bis sie genug Geld hat, um für ihren Sohn zu sorgen, sagt sie sich. Doch schon bald merkt sie, dass es keinen einfachen Ausstieg aus dem rücksichtslosen Drogengeschäft gibt. Während sie dennoch verzweifelt nach einem Ausweg sucht, nimmt sie der Zollbeamte Bragi, den sie auf ihrer Schmuggelroute regelmäßig am Flughafen passiert, ins Visier. Denn er beginnt zu ahnen, dass Sonjas makelloses Auftreten eine allzu perfekte Fassade ist. Verkompliziert wird die ohnehin schon hochdramatische Situation durch die Tatsache, dass Sonja seit Neuestem in einer Beziehung mit Agla ist. Einst eine hochrangige Bankangestellte, findet sich Agla nach dem isländischen Finanzcrash in einen Skandal verwickelt und wird strafrechtlich verfolgt. Schon bald entspinnt sich zwischen Sonja, Bragi und Agla ein komplexes Netz der Kriminalität. Und viel zu spät erst bemerken sie, dass jeder Versuch, sich daraus zu befreien, sie nur noch tiefer darin verstrickt …
»Klar, sicher und nervenaufreibend spannend. Ein außergewöhnlicher Roman, der Liljas Platz als eine der herausragenden Krimiautorinnen Islands festigt.«
Yrsa Sigurðardóttir
In dem nervenaufregenden Thriller stehen Bragis, Sonjas und Aglas im Mittelpunkt, die jeder auf ihre Art etwas zu verbergen haben. Daraus ergibt sich ein vielschichtiges Gesamtkomplott, als sich ihre Wege ...
In dem nervenaufregenden Thriller stehen Bragis, Sonjas und Aglas im Mittelpunkt, die jeder auf ihre Art etwas zu verbergen haben. Daraus ergibt sich ein vielschichtiges Gesamtkomplott, als sich ihre Wege kreuzen. Mir hat der Thriller richtig gut gefallen. Er ist vielschichtig und sorgt an vielen Momenten für Gänsehaut. Die Figuren wirken authentisch. Man kann sich sehr gut mit ihnen identifizieren. Dazu passt perfekt das Cover. Auch der Schreibstil ist sehr schön. Ein absolut empfehlenswertes Buch!
Sonja wird erpresst und gezwungen Kokain nach Island zu schmuggeln. Ihr großes Ziel ist es, das Sorgerecht für ihren kleinen Sohn Tomas zurück zu bekommen.
Bragi ist Zollbeamter und steht kurz vor der ...
Sonja wird erpresst und gezwungen Kokain nach Island zu schmuggeln. Ihr großes Ziel ist es, das Sorgerecht für ihren kleinen Sohn Tomas zurück zu bekommen.
Bragi ist Zollbeamter und steht kurz vor der Pension. Sein Vorgesetzter drängt ihn, in Ruhestand zu gehen, doch Bragi ist dank seiner Intuition auf eine elegant gekleidete Frau aufmerksam geworden, die regelmässig auf dem Flughafen von Keflavik landet. Er beginnt, sie zu beobachten.
Adla ist in Sonja verliebt. Sie ist eine hochrangige Bankangestellte und wird beschuldigt, in einen Finanzskandal verwickelt zu sein.
Lilja Sigurðardóttir erzählt abwechselnd von den drei Protagonisten und damit auch von verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Island.
Bragis Frau Valdis ist im Pflegeheim untergebracht. Er kann nicht nachvollziehen, dass der Staat Ehemann und Ehefrau trennt.
Sonja kann aus finanziellen Gründen nicht um das Sorgerecht für ihren Sohn kämpfen.
Und Adla ist das erste Mal in eine Frau verliebt, doch sie hält sich selbst nicht für "so eine".
Die Autorin hat lebensechte Charaktere geschaffen, und ich fieberte schnell mit, dass Sonja am Flughafen nicht geschnappt würde und sie den Absprung aus der Schmuggelei schaffen würde.
Im Laufe der Lektüre zeigte sich, dass die Protagonisten sehr viel stärker miteinander verbunden sind, als ich es bisher glaubte.
Und bald wusste ich nicht mehr, wer wen hereinlegte.
Worum geht’s?
Um in der Schlammschlacht um das Sorgerecht ihres gemeinsamen Sohnes eine bessere Position als ihr Ex zu haben, muss Sonja mehr Geld verdienen. Notgedrungen lässt sie sich auf einen Job als ...
Worum geht’s?
Um in der Schlammschlacht um das Sorgerecht ihres gemeinsamen Sohnes eine bessere Position als ihr Ex zu haben, muss Sonja mehr Geld verdienen. Notgedrungen lässt sie sich auf einen Job als Drogenkurier ein, ist dabei aber stets bemüht, ihre Nebentätigkeit vor ihrem Umfeld versteckt zu halten. Dabei ahnt sie nicht, wie tief sie selber schon in einem Netz aus Lügen und Intrigen verstrickt ist, welches bis tief in ihr persönliches Umfeld reicht. Zu allem Übel wird auch noch der Zollbeamte Bragi am Flughafen auf sie aufmerksam und sieht so kurz vor der Pensionierung noch die Chance, einen großen Coup zu landen.
Meine Meinung
Ich bin ganz ehrlich, der Einstieg in diese Geschichte fiel mir zunächst ein wenig schwer.
Der Schreibstil ist eher ungewöhnlich und wirkte auf mich ziemlich kalt und distanziert. Insgesamt passt das aber einfach zur Stimmung dieser Geschichte und unterstützt diese wirklich gut.
Als ich dann erstmal den Einstieg gefunden hatte, konnte mich Das Netz mit all seinen Verstrickungen und Lügen wirklich mitreißen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mir hier in der Umsetzung wirklich gut gefallen hat. So konnte man nicht nur von unterschiedlichen Sichtweisen auf die Geschehnisse profitieren, denn gleichzeitig wurde so auch die Spannung um Längen nach oben geschraubt.
So wirklich identifizieren konnte ich mich mit keinem der Protagonisten, was bei hier jedoch auch nicht unbedingt Sinn und Zweck der Charaktergestaltung war. Der Fokus liegt eher auf den menschlichen Abgründen, den schlechten Charakterzügen und der Verzweiflung, zu der Menschen aus Liebe manchmal getrieben werden können.
Spannend fand ich tatsächlich auch die Ausführungen zur isländischen Bankenkrise, was ich vorher wirklich nicht erwartet hätte. Die Autorin schafft es hier, ein eigentlich ziemlich kompliziertes und vielschichtiges Thema interessant aufzubereiten und mich als Leser auch in längeren Passagen zu fesseln. Im Gegensatz dazu fand ich den Schmuggel dann teilweise schon fast ein wenig zu detailliert beschrieben und stellenweise nicht mehr ganz so spannend gemacht.
Insgesamt war diese Mischung aus verschiedenen Themen, Menschen und Verstrickungen genau das, was diese Geschichte so lesenswert macht. An diese Erzählweise muss man sich zwar erst ein wenig gewöhnen, doch hat man diese kleine Hürde erst einmal genommen, begeistert Das Netz als Auftakt zu einer spannenden Island – Trilogie.
Fazit
Auch wenn Lilja Sigurðardóttir mit Das Netz keinen klassischen Krimi verfasst hat, lässt mich dieses Buch irgendwie noch nicht los. Die extreme Kälte dieser Geschichte mag auf den ersten Blick schockierend wirken, im Nachhinein betrachtet macht dieser Aspekt aber auch den Reiz dieses Buches aus.
Menschen sind nicht einfach von Natur aus kriminell, sie werden kriminell, weil die Umstände es erfordern. So auch Sonja, die das Sorgerecht für ihren Sohn verloren hat und dringend Geld braucht, um sich ...
Menschen sind nicht einfach von Natur aus kriminell, sie werden kriminell, weil die Umstände es erfordern. So auch Sonja, die das Sorgerecht für ihren Sohn verloren hat und dringend Geld braucht, um sich einen besseren Anwalt leisten zu können. Also schmuggelt sie Drogen - natürlich nur solange, bis sie genügend Geld für den Anwalt hat. Aber einmal im Geschäft, kann man der Sache nicht mehr so schnell den Rücken kehren. Dem Zollbeamten Bragi fällt schnell auf, dass mit Sonja irgendwas nicht stimmt. Auch Agla steckt Tief im Schlamassel, weil sie als angesehene Bänkerin in einen Finanzskandal verstrickt ist. Schneller als es ihnen bewusst ist, stecken die drei in einem Netz voller Kriminalität, Ärger und Problemen.
Um es mal kurz auf den Punkt zu bringen - das Buch ist anders. Man hat hier nicht eine Hauptperson, die man während der Geschehnisse begleitet und mit der man sich identifizieren kann. Man hat drei Personen, wirklich identifizieren konnte ich mich mit keiner davon. Denn alle haben zwar irgendwie ihre guten, aber eben auch ihre dunklen Seiten. Das Buch zeigt gut, dass es nicht nur Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch gibt, sondern eben auch jede denkbare Abstufung dazwischen. Durch diesen Charakterwechsel und die kurzen Kapitel wird große Spannung aufgebaut und das ohne viel Blut und Ähnliches. Die Geschichte ist wahnsinnig komplex und ich habe totalen Respekt vor der Autorin. Auch das Setting der Geschichte - Island - ist absolut passend mit seiner beschriebenen Tristlosigkeit und Dunkelheit. Freue mich schon auf die weiteren teile.
Rache, Liebe und Leidenschaft im hohen Norden mit einigen ungewöhnlichen Endungen und Wendungen prägen Lilja Sigurdadottirs Buch „Das Netz“ mit einer nur äußerlich schwachen Frau als Hauptfigur. Denn wenn ...
Rache, Liebe und Leidenschaft im hohen Norden mit einigen ungewöhnlichen Endungen und Wendungen prägen Lilja Sigurdadottirs Buch „Das Netz“ mit einer nur äußerlich schwachen Frau als Hauptfigur. Denn wenn der Leser Sonja kennenlernt, plant sie gerade, ein Kilo Kokain nach Island einzuschmuggeln. Die junge Frau hat sich ihre Drogenkarriere nicht ausgesucht, sondern wurde dazu gezwungen. Und sie braucht das Geld, um nach der Scheidung finanziell wieder auf die Beine zu kommen und auch materiell dafür gerüstet zu sein, das alleinige Sorge- und Aufenthaltsrecht für ihren kleinen Sohn zu erkämpfen.
Ihr Ex-Mann, ein wohlhabender Banker, der aber in einen Finanzskandal verstrickt ist, ist unversöhnlich, seit er Sonja in flagranti erwischt hat – und zwar mit seiner Kollegin Agla, einer Karrierefrau, ebenfalls zentrale Figur des Bankskandals und energisch bestreitend, dass sie lesbisch sein könnte.
Die Beziehung der beiden Frauen bringt einen zusätzlichen spannenden Akzent in den Kriminalroman. Sonja ist verliebt, sie will mehr als Lust und Leidenschaft. Agla trinkt, viel zu viel, um das laufende Ermittlungsverfahren und ihre Gefühlsverwirrungen zu bewältigen. Benutzt sie Sonja nur für einen erotischen Kick, während sie gleichzeitig vehement bestreitet, eine „von denen“ zu sein? Kein Wunder, dass Sonja, ohnehin verwundbar, verletzt reagiert.
Die kleine, zierliche Frau, offiziell selbständig mit einem Computerunternehmen und daher häufig auf Geschäftsreisen unterwegs, fühlt sich mit ihren Schmuggelaktivitäten in einem Netz gefangen, das sich immer enger um sie zusammenzieht. Gerade, weil sie erfolgreich ist in dem, was sie tut und immer größere Mengen Kokain nach Island bringen soll. Sie erlebt, wie brutal die Welt der Kartelle und der organisierten Kriminalität ist, und sie fürchtet, ihre illegalen Aktivitäten könnten verhängnisvolle Folgen für ihren Sohn haben.
Mit dieser scheinbar zerbrechlichen und ebenso verletzlichen wie verletzten Frau hat Sigurdadottir eine starke und vielschichtige Frau geschaffen, auch wenn ich als Leserin gerne mehr erfahren würde, wieso Sonja eigentlich überhaupt so erpressbar wurde. Sie ist offensichtlich intelligent, aber sie scheint so gar keine berufliche Qualifikation zu haben, die ihr anderweitig den Weg aus der finanziellen Misere ermöglicht. War sie immer nur ein trophy wife, ohne Ausbildung, hübsches Aushängeschild an der Seite eines reichen Mannes?
Eine interessante Figur ist auch Agla – nicht unbedingt sympathisch mit ihrer Trinkerei und ihren Ausflüchten, zu Sonja zu stehen, aber auf ihre Weise eine entschlossene Kämpferin, die vielleicht den Kampf gegen den Alkohol, aber nicht gegen die Männerwelt verlieren will und keinesfalls ein Bauernopfer sein will.
Eine weitere Handlungsebene bringt zusätzliche Dynamik ins Spiel. Denn am Flughafen in Reykjavik arbeitet ein Zollbeamter, der mit 69 Jahren eigentlich schon längst im Ruhestand sein könnte. Doch zum Unwillen seiner Vorgesetzten will er sich nicht in die Rente drängen lassen, sondern bis zu seinem 70. Geburtstag weitermachen. Sein Leben scheint nur zwei Inhalte zu kennen: Die Arbeit und seine Frau, die schwer dement ist und in einem Pflegeheim arbeitet. Dem erfahrenen Zöllner fällt Sonja eines Tages auf, weil sie einfach zu perfekt ist. Ein letzter großer Coup für einen alten Mann?
Wie gesagt, die Autorin sorgt immer wieder für neue Entwicklungen und Überraschungen und eigentlich hat man am Ende des Buches noch manche Frage angesichts des Flechtwerks der Beteiligten, die noch auf Antwort warten. Wie gut, dass „Das Netz“ laut Verlagsankündigung der erste Teil einer Triologie ist. Da kann man gespannt auf die weiteren Entwicklungen sein.