Mut zur Vergangenheit
Unsere Tage am Ende des SeesDiesmal hat Linda Winterberg keinen historischen, sondern vielmehr einen zeitgeschichtlichen Roman geschrieben, der mich tief bewegt hat, sodass ich in der Bahn, das eine oder andere Mal mit den Tränen ...
Diesmal hat Linda Winterberg keinen historischen, sondern vielmehr einen zeitgeschichtlichen Roman geschrieben, der mich tief bewegt hat, sodass ich in der Bahn, das eine oder andere Mal mit den Tränen kämpfen musste und das Buch zur Seite legte, weil ich nicht in aller Öffentlichkeit in Tränen ausbrechen wollte. Ein Roman, der unter die Haut geht und einen bestimmt nicht unberührt lässt.
Das Cover passt sehr gut zu den anderen Büchern von Linda Winterberg, der Wiedererkennungseffekt ist hier besonders hoch. Der Verlag sollte diese Gestaltung unbedingt beibehalten. Der Klappentext ist gutgeschrieben, er geht nicht auf die Gründe ein, die Hanna dazu veranlasste, die Heimat zu verlassen. Hannas Geschichte ist eine ganz besondere Geschichte, die Geschichte einer jungen Frau, die bereits als Teenager mehr als schwere Zeiten hinter sich hat, und beinahe alles verliert und neu anfangen muss. Doch es kommt der Tag, da holt sie die Vergangenheit ein und sie muss sich ihr stellen, um den Weg in die Zukunft beschreiten zu können.
Es geht um die Familie und ihre Probleme, um Vergebung und die Verarbeitung des Geschehenen, um einen Neuanfang zu wagen. Die Autorin erzählt diese Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Einmal die 90er Jahre, dort wo Hanna und Alex sich kennen lernten und das Schicksal zum ersten Mal schmerzhaft zuschlug. Die zweite Erzählebene (2016) erzählt von Hannas Heimkehr in die Nähe von München und der Konfrontation mit ihrer Vergangenheit und die Wiederbegegnung mit ihrer Mutter.
Hanna hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, ich konnte mich sehr gut mit ihr identifizieren. Ihre Gedankenwelt war für mich stets nachvollziehbar und ich habe sie bewundert und konnte mich das eine oder andere Mal in ihr wiederfinden. Ihre Mutter, Gabi, hingegen war mir leider immer etwas fremd und ich konnte keinen direkten Bezug zu ihr aufbauen. Ab der Mitte des Buches hatte ich nur noch Mitleid mit ihr und konnte ihr handeln und vor allen Dingen ihre leeren Versprechungen überhaupt nicht mehr nachvollziehen.
Gut gefallen hat mir auch die Geschichte mit Alex, seine Briefe waren wunderbar. Was für ein Gefühl muss es sein, einen solchen Stapel Briefe zu finden. Gerade in unserer schnelllebigen digitalen Zeit, sind solche Liebesbriefe Schätze, die zutiefst bewegen. Ich denke nach diesem Roman, werden sich viele Frauen wünschen, dass ihr Mann ihnen auch mal so einen Brief schreibt, wie Alex ihn an Hanna geschrieben hat.
Ein klein wenig habe ich leider auch etwas zu kritisieren. In diesem Roman ist mir sehr aufgefallen, dass die Autorin und die Lektorin bei der Überarbeitung leider nicht so genau aufgepasst haben und die Autorin immer wieder dieselbe Wortwahl bei der Beschreibung wiederholender Handlungen verwendet.
Ich kann diesen traurigen und sehr bewegenden, aber gleichzeitig auch absolut romantischen Roman nur jedem empfehlen, der gerne Bücher liest und sich von einer Geschichte gefangen nehmen möchte.
Ein Buch sicherlich in erster Linie für Frauen geschrieben, dennoch ein Buch das auch Männer lesen sollten, um ganz beeindruckende Persönlichkeiten kennen zu lernen.
Botschaft dieses Romans ist zweifelslos das Motto: „Die Liebe überwindet alles!“.
Ich bedanke mich bei Linda Winterberg für diese absolut bewegende Geschichte und NetGalley Deutschland für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.