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Veröffentlicht am 23.01.2022

Three Pines im Schnee

Tief eingeschneit
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Mit einer großen Portion Schnee und einer Wohlfühlatmosphäre die plötzlich gestört wird, ist der Autorin erneut ein großer Wurf gelungen. Mir hat der Zweite Fall von Gamache erneut sehr gut gefallen. Das ...

Mit einer großen Portion Schnee und einer Wohlfühlatmosphäre die plötzlich gestört wird, ist der Autorin erneut ein großer Wurf gelungen. Mir hat der Zweite Fall von Gamache erneut sehr gut gefallen. Das Cover ist bunt gedruckt. Man erkennt eine winterliche Landschaft von schneebedeckten Bäumen sowie ein kleines Haus im Vordergrund. Im unteren Teil des Covers sind die typischen roten Ahornblätter, das Symbol Kanadas aufgezeichnet. Der Klappentext ist sehr ausführlich und man weiß am Ende sehr geschickt Spannung aufzubauen. In der Geschichte geht es um einen spektakulären Mord während des traditionellen alljährlichen Curling-Wettbewerbes. Ein Mord welcher sehr außergewöhnlich und diffizil durchgeführt wurde. Angeblich hat keiner etwas bemerkt oder gesehen. So wird erneut Inspektor Armand Gamache aus Montréal beauftragt diesen mysteriösen Mordfall aufzuklären. Der Hauptdarsteller besticht, wie im ersten Band durch seine Ruhe und seine Liebe zum Detail. Er sagt immer wieder, dass er den Menschen immer nur zuhört? Diese erzählen so viel so dass irgendwann sich die Details wie ein Puzzle zusammensetzen. Seine Ruhe ist symbolisch für das gemütliche Dorf, welches ansonsten unbemerkt in Kanada seinem ruhigen Leben nachgeht. Neben Gamache tauchen wieder einige Nebenfiguren aus dem ersten Band auf. Da ist zum einen sein Assistent Jean Guy Beauvoir, welcher seinem Chef nur ungern von der Seite weicht, sowie die tragische Figur Isabelle Lacoste, jene Kommissarin, welche bereits im ersten Band in jedes Fettnäpfchen hereingetreten ist. Des Weiteren tauchen wieder Peter und Clara, die ominöse Dichterin Ruth Zardo, sowie die Gasthofbetreiber Oliver und Gabri auf. Die weiteren Nebendarsteller werden im Laufe des Buches vorgestellt und geben der Geschichte eine dramatische Wendung. Die Frage, die sich stellt: Wer ist der Mörder? Oder die Mörderin? Eine bekannte Person oder doch eine noch unbekannte?

Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und es sind keine Zeitsprünge vorhanden. Die Spannung der Geschichte ist durch den ganzen Roman stetig hoch und bekommt gegen Ende Wendungen, mit denen der Leser so nicht rechnen konnte. Dies hat mir sehr gut gefallen und ich konnte das Buch vor Spannung kaum weglegen. Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft, lebendig, dialogorientiert, pointiert und manchmal auch sehr humorvoll. Die Übersetzung ins deutsche ist sehr gut gelungen.

Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Männer als auch Frauen aller Altersgruppen in Betracht. Das Fazit ist sehr positiv. Trotz Spannung schafft es die Autorin eine „Gemütlich Atmosphäre“ mit ihrem fiktiven Ort Three Pines zu schaffen. Ideal vor dem Kamin mit einem Heißgetränk lässt sich diese Geschichte sehr genießen. Eine klare Leseempfehlung für alle Krimifans mit Suchtfaktor!

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Was ist Heimat?

Jaffa Road
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Was ist Heimat? Wie fühlt sie sich an? Oder ist Heimat der Ort, den man immer im Herzen trägt? Dies sind nur Auszüge von Fragen, welche dieser Roman dem Leser beantwortet. Das Cover ist bunt gestaltet. ...

Was ist Heimat? Wie fühlt sie sich an? Oder ist Heimat der Ort, den man immer im Herzen trägt? Dies sind nur Auszüge von Fragen, welche dieser Roman dem Leser beantwortet. Das Cover ist bunt gestaltet. Der Leser erkennt die Rückenansicht eines Mannes, welcher einen großen Koffer auf dem Rücken trägt und an der Hand ein Kind festhält. Der Klappentext ist kurz und prägnant und weiß dem Leser den groben Handlungsrahmen vorzugeben. In der Geschichte geht es um den Mann Moritz Reincke alias Maurice Sarfati welcher in verschiedenen Leben „gelebt“ hat. Nach seinem Tod treffen seine Kinder aus den unterschiedlichen Beziehungen aufeinander und stoßen auf das Geheimnis seines Lebens. Werden Sie sein Handeln verstehen können? Moritz Reincke ist der Hauptprotagonist der Handlung. Eigentlich möchte er nur in seiner Heimat leben. Aber was ist Heimat wert, wenn sie einem genommen wird? Moritz ist ein Mann welcher getrieben durch seine Herkunft immer auf der Flucht ist. Auf der Suche nach Verständnis, nach Anerkennung und nach Heimat. Dabei schafft er es stets aus einem „alten Leben“ in ein neues zu gelangen. Er ist die schillernde Persönlichkeit mit dem Hang zu einem tragischen Helden der Geschichte. Die zahlreichen Nebendarsteller sorgen für die spannende Entwicklung der Geschichte. Als wesentliche Nebendarsteller sind zu erwähnen Nina Zimmermann, die Enkeltochter von Moritz, Joelle Sarfati, seine Tochter aus der Ehe mit Yasmina Sarfati sowie Elias, ein weiterer potenzieller und mysteriöser Erbe seines Anwesens in Palermo. Ebenso erwähnenswert ist Victor Sarfati der Adoptivbruder von Yasmina sowie Amal Bishara die Mutter von Elias. Am besten haben mir Joelle und Victor gefallen. Joelle lebt in Paris und hat ihre Heimat nie vergessen. Sie versucht trotz des tragischen Verlustes ihres Vaters hinter seine „Fassade“ zu gelangen und hofft innerlich auf den Frieden zwischen Israel und Palästina. Victor ist eine sehr facettenreiche, aber auch zwielichtige Persönlichkeit. Er ist vom Handeln und dem Recht Israels überzeugt und rechtfertigt auch im privaten Umfeld ein Leben, welches von der Gemeinschaft nur schwer akzeptabel ist. Gleichzeitig ist er der engste Freund und vertraute von Moritz alias Maurice. Die Spannung der Geschichte nimmt im Laufe der Erzählung deutlich an Fahrt auf und man kann das Ende nicht so richtig vorausahnen. Der Aufbau der Geschichte ist klar strukturiert und die Zeitsprünge der Erzählung stellten kein wirkliches Leserhindernis dar. Die Geschichte spielt in unterschiedlichen Zeitebenen und an unterschiedlichen Orten. Der Logik der Erzählweise hat dies keinen Abbruch getan. Der Schreibstil des Autors ist flüssig, leicht melancholisch und sehr gut lesbar. Als Besonderheit der Erzählung sind einzelne Zitate berühmter Persönlichkeiten am Anfang eines Kapitels sowie ein Personenregister am Ende des Romans zu erwähnen. Zielgruppe des Romans sind Anhänger von schönen Erzählungen, sowie Personen, welche an dem historischen Hintergrund des Nahost-Konfliktes interessiert sind. Das Fazit ist sehr positiv. In dem Mantel der Erzählung über die Erlebnisse von Moritz schickt der Autor den Leser auf eine Reise durch das „historische Jaffa, den blutrünstigen Konflikt Israel Palästina sowie auf eine Reise zu sich selbst. Ich habe durch diesen Roman mich sehr intensiv mit der Frage beschäftigt „Was ist Heimat“? und bleibt sie auch meine Heimat, wenn sie mir genommen würde? Ich bin ehrlich und glaube das Heimat der Ort ist an dem man zu Hause ist. In diesem Sinne wünsche ich mir von Herzen, dass irgendwann alle Menschen aus Israel und Palästina „ihre Heimat“ zurückgewinnen und sich gegenseitig austauschen und sich helfen, anstatt sich zu hassen. Ich bedanke mich herzlich für diesen sehr aufwühlenden und interessanten Roman und sage Shukran und toda.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Die Kunst der Fantasie

Das Labyrinth der Träumenden Bücher
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Nachdem ich bereits die Stadt der Träumenden Bücher lesen durfte, war ich sehr gespannt auf den zweiten Teil der Buchaim-Saga. Ich bin nicht enttäuscht worden und bin gleichzeitig gespannt wie die Geschichte ...

Nachdem ich bereits die Stadt der Träumenden Bücher lesen durfte, war ich sehr gespannt auf den zweiten Teil der Buchaim-Saga. Ich bin nicht enttäuscht worden und bin gleichzeitig gespannt wie die Geschichte um den größten Schrifsteller Zamoniens Hildegunst von Mytenmetz weitergehen wird. Das Cover ist bunt gestaltet. Der Leser erkennt viele verschiedene Buchrücken welche wie Kacheln auf dem Cover angeordnet sind. In der Mitte ist ein Lindwurm zu erkennen. Mit etwas Fantasie könnte es sich um Hildegunst von Mytenmetz handeln. In der Story geht es um den Schriftsteller Hildegunst von Mytenmeth, welcher aufgrund eines mysteriösen Briefes zweihundert Jahre nach seinem letzten Besuch in die Stadt der Träumenden Bücher, Buchhaim zurückkehrt. Dabei wird ihm bewusst, dass die Stadt sich sehr verändert hat. Sie ist noch kulturell vielfältiger geworden. Vom ersten Moment an ist er gefesselt von den neuen Trends, welche in der Metropole auf ihn warten und wird bald in ihren Bann gezogen. Der Hauptprotagonist der Geschichte besticht durch seine vielfältigen Charakter-eigenschaften. Aufgrund seines Ruhmes, welchen er in der Vergangenheit erlangt hat, ist er ein wenig narzisstisch und dekadent geworden. Er besticht durch seine Impulsivität und Intellektualität und hat manchmal sehr widersprüchliche Verhaltensweisen, welche er an den Tag legt. Gleichzeitig ist er neuen Trends und Ereignissen nicht abgeneigt und auch sehr abenteuerlustig. Wenn er sich einer Sache verschreibt, wird er eins mit der Thematik und lässt sich anschließend nur noch schwer von seinen Vorhaben abbringen. Aber auch die Nebendarsteller der Geschichte sollten nicht unerwähnt bleiben. Da sind zum einen die Schreckse Inazea Anazazi, der Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer sowie der mysteriöse Theaterdirektor Maestro Corodiak Smeik. Sowohl die Inazea Anazazi als auch Corodiak Smeik bestechen dabei durch ihre sehr eigenwilligen Persönlichkeiten, welche diesem Fantasyroman noch mehr Tiefe verleihen. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und es sind nur in den späteren Erzählungen Zeitsprünge zur Vorgeschichte vorhanden. Nach meiner Meinung kann dieser Roman trotz des ersten Bandes unabhängig gelesen werden, da viele Hinweise auf den ersten Teil der Bucherzählung erfolgen. Der Schreibstil des Autors ist bildhaft, dialogorientiert sehr lebhaft und mit einer großen Portion Humor behaftet. Als Besonderheit ist anzumerken, dass innerhalb des Romans immer wieder Grafiken eingebaut sind, welche bestimmte Lesepassagen bildlich untermalen und so zu dem weiteren Verständnis bzw. zur Aufheiterung beitragen. Der Roman richtet sich an Anhänger von Walter Moers Geschichte um den fiktiven Kontinent Zamonien als auch an Fans von Fantasy Literatur. Das Fazit ist sehr positiv. Walter Moers ist ein Geschichtenerzähler und es hat mich das Buchhaim Fieber gepackt. Die detailreichen Erzählungen der Metropole, ihre kulturellen Besonderheiten sowie die Faszination Buch als Gegenstand des alltäglichen Lebens machen die Geschichte sehr lebendig. Ich kann dieses Buch allen Freunden von fantastischen Geschichten nur wärmstens empfehlen und freue mich schon auf die Fortsetzung der Buchhaim Saga.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein magisches Märchen für alle

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Seit der Edelstein-Trilogie gehört Kerstin Gier zu meinen Lieblings-Autorinnen. Ich liebe ihre modernen Märchen. Sie geben den Menschen Zuversicht und Hoffnung in schweren Zeiten.

Das Cover ist einfach ...

Seit der Edelstein-Trilogie gehört Kerstin Gier zu meinen Lieblings-Autorinnen. Ich liebe ihre modernen Märchen. Sie geben den Menschen Zuversicht und Hoffnung in schweren Zeiten.

Das Cover ist einfach wunderschön und ich kann gar nicht sagen, ob mir das Schutzumschlags-Cover besser gefällt oder das andere, welches auf dem Hardcover aufgedruckt ist.

Der Klappentext verrät zum Glück recht wenig über die Geschichte und so kann man sich von Kerstin Gier entführen lassen zu einer ganz besonderen Reise.

Die Geschichte ist romantisch, einfühlsam, fantastisch und magisch. Für mich ein Märchen für Jugendliche und Erwachsene. Es geht um Liebe und Freundschaft, um Vertrauen und Verrat, um Ziele und Wünsche, aber auch um Tod und Trauer.

Quinn und Mathilda die beiden Hauptfiguren sind absolute Unikate, sie agieren überzeugend und einmalig. Sie erscheinen lebensecht und sympathisch, sie haben für Jugendliche ihres Alters, aber auch ihren eigenen Kopf und erinnern die Leser somit an ihre eigene Jugend.

Kerstin Gier erschafft eine eigene Welt: den Saum. Der Saum ist eine weitere Dimension unserer Welt, die Menschen nach ihrem Tod durchqueren, bevor sie ins Licht gelangen, so heißt es im Roman und im Anhang, der den Erden- und Saumcast vorstellt.

Meine Lieblingsfigur in dem Roman ist der Wasserspeier Baximilian Grimm, er lebt im Saum und hat in diesem Roman nur einen Auftritt, aber ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen.

Der Roman wird chronologisch erzählt. Abwechselnd erzählen Quinn und Mathilda aus der Ich-Perspektive dieses Märchen. Die Spannung des Romans liegt einmal in der Liebesgeschichte und in der Prophezeiung welche Quinn und Mathilda verstehen wollen.

Der Roman endet mit einem gehörigen Showdown, welcher es wahrlich in sich hat und das Ende lässt die Leser gespannt auf den zweiten Band der Trilogie warten.

Kerstin Gier hat einen wunderbaren Schreibstil, er ist nicht nur locker leicht, sondern auch sehr humorvoll. An ein paar Stellen musste ich regelrecht an mich halten, um nicht laut loszulachen. Die beiden Teenager liefern sich das eine oder andere Mal einen wahren Schlagabtausch.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man diesen Roman verfilmen kann, für mich wäre dies ein Traum.

Den Roman empfehle ich allen, die ein klein wenig im Alltag träumen möchten, die ein wenig Hoffnung in diesen Zeiten brauchen. Wer wünscht sich nicht ab und zu eine Fee an seiner Seite?

Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung und wünsche diesem Buch sehr viele Leser*innen.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Ist Schweigen eine Schuld?

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen
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Darf eine Schweizerin über den zweiten Weltkrieg schreiben? Ja, sie darf, denn sie beleuchtet durchaus kritisch die Rolle ihres Heimatlandes. Denn kann man während eines Krieges neutral sein?

Das Cover ...

Darf eine Schweizerin über den zweiten Weltkrieg schreiben? Ja, sie darf, denn sie beleuchtet durchaus kritisch die Rolle ihres Heimatlandes. Denn kann man während eines Krieges neutral sein?

Das Cover zeigt eine junge Frau, welche einen Soldaten umarmt, im Hintergrund sind unverkennbar die Trümmer der Stadt Köln auszumachen, denn der Dom ragt als einziges Gebäude empor.

Der Klappentext verrät schon recht viel über die Handlung, dennoch bleibt die Spannung des Romans bis zum Ende hoch.

Es ist insgesamt ein eher leiser Roman, welcher zum Nachdenken anregt und gekonnt verschiedene Blickwinkel beleuchtet, ohne den erhobenen Zeigefinger. Der Roman umfasst lediglich zwei Jahre Kriegszeit bzw. Nachkriegszeit, wobei die Zeit nach dem Krieg deutlich überwiegt. Zunächst hat der Roman drei verschiedene Schauplätze, bevor alle Fäden in Köln zusammenlaufen.

Hauptprotagonistin ist Elvira, genannt Eli, Wipf sie ist Schweizerin und soll mit Mitte zwanzig in eine arrangierte Ehe einwilligen. Doch Eli lässt das Leid der Menschen in den Kriegsgebieten nicht los und so macht sie sich mit der Aktion Schweizer Spende auf nach Deutschland, um das Leid der Menschen ein wenig zu lindern. Matthes ein kleiner aufgeweckter Junge erobert die Leserherzen im Sturm, er schlägt sich alsbald als Waise durch das zerbombte Köln, seine einzige Hoffnung ist sein Bruder Helmut. Helmut war an der Ostfront und harrt nun in einem Gefangenenlager aus. Sehr eindrücklich beschreibt die Autorin die Situation der Menschen im Krieg, hier merkt man sehr gut, dass die Autorin akribisch recherchiert hat und sich mit Betroffenen ausgetauscht hat.

Eli und Helmut sind zwei ganz gegensätzliche Menschen, Eli ist sehr mutig und geht ihren eigenen Weg. Am Anfang noch etwas naiv, hinterfragt sie im Laufe des Romans immer mehr die Rolle ihres Heimatlandes und zum Schluss sogar ihrer eigenen Familie. Helmut ist ein sehr stiller Zeitgenosse, er hat noch einen Rest Stolz, den er sich unter keinen Umständen nehmen lassen will, aber er muss einsehen, dass man Hilfe auch annehmen kann. Als ehemaliger Wehrmachtsoffizier muss er seine Rolle in der Gesellschaft erst wieder finden, er hinterfragt sein Tun und stellt die entscheidenden Fragen und gibt auch zu, in den wichtigen Momenten feige gewesen zu sein. Für mich die beste Nebenfigur war der englische Besatzer Officer Trevor Atkins, er zeigt nicht nur die Rolle der Besatzer in diesem Roman, sondern auch die der Sieger. Für viele waren die Besatzer auch immer noch Feinde, Trevor trägt dazu bei, dass die Menschen in Köln wieder Vertrauen gewinnen und Hoffnung schöpfen. Eli ist an dieser menschlichen Seite nicht unschuldig, denn auch Trevor hegt Gefühle für Eli.

Hat die Schweiz bzw. die Schweizer zugeschaut? Kann man wirklich neutral sein, wenn rund um das eigene Land ein Krieg tobt?

Priska Lo Cascio beantwortet diese Frage durch Elis Entscheidung am Ende des Romans, welchen ich sehr beachtlich finde.

Ja, Eli und Helmut verlieben sich ineinander, aber es ist eine leise Liebesgeschichte. Es sind die kleinen Dinge, die Gesten und Blicke, die die Tiefe Liebe der beiden zum Ausdruck bringen.

Den Hungerwinter hat die Autorin ebenfalls eindrücklich beschrieben ebenso das „Fringsen“ oder Hamstern auf dem Land. Denn auch wenn der Krieg vorbei war, stand das Leben von vielen Menschen (nicht nur in Köln) auf Messers Schneide.

Der Roman gliedert sich in vier Teile, vor jedem Kapitel findet sich eine Ort- und Datumsangabe. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin. Insgesamt wird der Roman chronologisch erzählt, vorwiegend aus den Perspektiven von Eli, Helmut und Mattes, wobei Mattes Stimme zum Ende des Romans stiller wird.

Ein Buch für alle, die gerne Romane lesen, welche die Zeit unmittelbar nach dem Krieg behandeln. Es ist für uns gleichzeitig ein sehr eindringlicher Roman, da er das Schicksal der Menschen thematisiert.

Ein Stück Zeitgeschichte, welches mir gut gefallen hat. Auch wenn man bereits viele Romane über die unmittelbare Nachkriegszeit gelesen hat, so war mir bis dato die „Schweizer Spende“ unbekannt. Dies zeigt einmal wieder mehr, dass man nie auslernt und immer wieder neu reflektieren muss

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