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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2022

Macht nachdenklich, berührt, wirkt lange nach...

Als die Welt zerbrach
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Damals noch in der Schule habe ich mit meinem Geschichtskurs "Der Junge im gestreiften Pyjama" geschaut und war tief berührt, aber auch sehr schockiert. Immer wieder habe ich über den Film nachgedacht, ...

Damals noch in der Schule habe ich mit meinem Geschichtskurs "Der Junge im gestreiften Pyjama" geschaut und war tief berührt, aber auch sehr schockiert. Immer wieder habe ich über den Film nachgedacht, als der zweite Band mir jetzt in die Hände gefallen ist, musste ich ihn natürlich lesen.

Es geht um die Schwester des Protagonisten aus dem ersten Band - Gretel. Die vielen offenen Fragen werden Stück für Stück Großteils beantwortet und wir erfahren, wie ihr Leben weiterging, welche Spuren die Erlebnisse des zweiten Weltkriegs bei ihr hinterlassen haben und lernen sie alles in einem besser kennen.

Und das macht wirklich Freude, denn die inzwischen alte Dame ist die perfekte Mischung zwischen einem scharfen Verstand, Humor, Ehrlichkeit und einer sehr interessanten Geschichte. Ich habe es geliebt, in ihre Gedanken einzutauchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen und langsam immer besser zu verstehen, was die Gründe ihrer Handlungen sind. Sie hat wirklich schreckliche Dinge gesehen und das hat Narben und Traumata hinterlassen. Diese langsam gemeinsam mit ihr anzugehen, war sehr berührend und hat mich sehr nachdenklich gemacht. Gleichzeitig macht ihr bereits genannter Humor das Buch auch sehr unterhaltsam und kurzweilig.

Es gibt einen Zeitlinie in der Gegenwart und eine die verschiedenen Jahre in der Vergangenheit von Gretel beleuchtet. Durch den Wechsel zwischen diesen und die eher kurzen Kapitel, kann man das Buch wahnsinnig schnell Lesen und es entsteht eine Spannung, die einen "Als die Welt zerbrach" gar nicht mehr aus der Hand legen lässt.
Das Buch bietet eine neue Perspektive auf die Ereignisse des zweiten Weltkriegs, auf Nazi-Deutschland - eine Perspektive, die ich so noch nie gelesen habe und als sehr fesselnd empfunden habe. Es geht viel um Schuld, unterschiedliche Arten von Mittäter sein, um Unterlassungsdelikte, Gewissen und Verantwortung, Verdrängung, Trauer und Liebe. Besonders ein Gespräch zwischen Gretel und einer Person aus ihrer Vergangenheit war für mich sehr interessant, den irgendwie habe ich beiden in manchen Punkten recht gegeben. Auch das sprachliche Niveau, feine Manipulation und Gefühle, Machtpositionen - so gut geschrieben!

Gretel passieren immer wieder furchtbare, schöne und schmerzhafte Dinge, die sie zwingen sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Als Leser erfährt man so langsam ihre ganze Geschichte und als am Ende alle Puzzleteile zusammengefallen sind, war ich überrascht, aber auch begeistert. Was für ein schlaues Konzept, was für eine tolle Wendung. Ich hätte niemals mit dem Ende des Buches gerechnet und doch hat es die Geschichte perfekt abgerundet - sowohl die Ereignisse in "Als die Welt zerbrach", als auch in "Der Junge im gestreiften Pyjama".

FAZIT:
Ein fantastisch geschriebenes, fesselndes, berührendes und interessantes Buch, welches zudem mit einer Prise Humor und einer faszinierenden, vielschichtigen Protagonistin überzeugt. Wird noch sehr lange in mir Nachwirken...

5 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Wunderschön geschriebene, feministische Kurzgeschichten

Miss Kim weiß Bescheid
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Über das erste Buch von Cho Nam-Joo habe ich praktisch nur Gutes gehört, sodass ich als ich von ihrer Neuerscheinung gehört habe, einfach zugreifen musste. Im Moment habe ich zudem große Freude daran feministische ...

Über das erste Buch von Cho Nam-Joo habe ich praktisch nur Gutes gehört, sodass ich als ich von ihrer Neuerscheinung gehört habe, einfach zugreifen musste. Im Moment habe ich zudem große Freude daran feministische Geschichten, auch gerne aus anderen Kulturen, zu lesen – „Miss Kim weiß Bescheid“ passt also wirklich perfekt.

Es handelte sich wie im ersten Buch der Autorin wieder um acht Frauengeschichten, die auf meinem E-Reader alle ungefähr 20 Seiten lang sind. Wir lernen jede Frau aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln kennen, alle sind sehr verschieden, alle haben ein anderes Thema, was in ihrer Kurzgeschichte im Fokus steht.

Der Schreibstil der Autorin ist schlicht, aber genau auf dem Punkt, sodass beim Leser alle Gefühle ankommen. Ihre Botschaften liegen oft zwischen den Zeilen, sodass ich einige Geschichten zweimal gelesen habe um wirklich das Gefühl zu haben, ich habe genau verstanden, was sie sagen wollte. Alle Lebensgeschichte haben mich auf ganz unterschiedliche Art berührt. Einige haben mich traurig gemacht, andere haben mich lächeln lassen und einige haben leicht Wut in mir geweckt.

Besonders gut gefallen hat mir außerdem, wie ehrlich und echt die Autorin Menschen in ihrem Buch beschreibt. In der ersten Geschichte besucht eine ca. 70 Jahre alte Frau ihre Schwester im Krankenhaus, wobei sie fast schon sachlich beschreibt, wie sehr das Alter dieser zugesetzt hat, aber trotzdem spürt man in jedem Satz und jeder Handlung ihre Liebe für ihre Schwester. Insgesamt hat Cho Nam-Joo ein sehr feines Gefühl für menschliche Beziehungen. Beindruckt hat mich da beispielsweise auch eine Erzählung über die stille Verständigung zwischen einer Frau und ihrem Vater, der die Familie verlassen hat oder eine Geschichte über die erste große Liebe.

FAZIT:
Letztendlich habe ich genau das bekommen, was ich wollte. Wunderschön geschriebene, feministische Kurzgeschichten mit wichtigen gesellschaftlichen Themen – ein Buch, dass ich sicherlich immer wieder aufschlagen werde.
5/5 Sternen

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Ein spannendes, tierisches Jugendbuch

Panda Kingdom - Reißende Flut
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Als junges Mädchen habe ich die "Warrior Cats" Reihe über alles geliebt. Ich habe alle Bücher gehabt, war immer auf der Jagd nach Goodies und habe die Katzen im Unterricht versucht zu zeichnen. Als ich ...

Als junges Mädchen habe ich die "Warrior Cats" Reihe über alles geliebt. Ich habe alle Bücher gehabt, war immer auf der Jagd nach Goodies und habe die Katzen im Unterricht versucht zu zeichnen. Als ich jetzt die neue Reihe entdeckt habe, bin ich ein bisschen nostalgisch geworden.

In "Panda Kingdom" geht es um drei Panda-Geschwister, die bei einer großen Flutkatastrophe getrennt wurden und dadurch - ohne sich zu kennen - an sehr unterschiedlichen Orten aufwachsen. Doch das Schicksal hat noch große Pläne mit ihnen...

Obwohl der Schreibstil einfach ist und man sehr schnell lesen kann, hatte ich einen schweren Einstieg in die Geschichte. Die drei Geschwister - Regen, Blättchen und Geist - erzählen abwechselnd und es waren am Anfang wahnsinnig viele Namen. Dazu kam leider, dass mich die Übersetzung von diesen sehr gestört hat. "Klein-Bambusrohr", "Walcholder Rankforst" oder "Knorreiche Klammshorst" - ich bin über jeden einzelnen Namen gestolpert und konnte diese weder ernstnehmen, noch mir merken. Ich habe das Buch weggelegt und es einige Tage später nochmal versucht.

Und plötzlich war ich in der Geschichte drin. Nach den ersten Kapiteln kennt man die wichtigsten Tiere und auch die Namen werden tatsächlich etwas gekürzt. Auch der Plot an sich zieht an, es bauen sich verschiedene Handlungsstränge auf und ich habe die drei Geschwister langsam lieb gewonnen. Besonders Regens Perspektive war immer fesselnd, da dort sich schon die erste Intrige aufbaut. Zudem ist sie schlau, schlagfertig und ehrlich, was es eine Freude macht in ihren Gedanken zu sein. Auch Geist mochte ich sofort. Er hat es ganz und gar nicht leicht, hat viele Selbstzweifel, aber ein sehr liebes Herz. Und all seine Familiemitglieder sind einfach liebenswert. Blättchen Kapitel waren in meinen augen lange am unspektakulärsten, aber am Ende hat sich alles zusammengefügt.
Gut gefallen haben mir außerdem die vielen verschiedenen Tiere, die etwas Abwechslung in das Geschehen bringen.

Insgesamt gibt es gemeinen Cliffhanger und viele offene Fragen - sieht so aus, als würde ich weiterlesen müssen...

FAZIT:
Eine süße, spannende Geschichte über drei sehr unterschiedliche tierische Geschwister, die große Freude macht - wenn man es durch die ersten Kapitel geschafft hat.

4 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Ganz anders als erwartet

The Atlas Six
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„The Atlas Six“ – wer auch nur ein bisschen in den letzten Monaten auf Bookstagram oder Booktok unterwegs war, wird um dieses Buch kaum herumgekommen sein. Es soll sehr fesselnd sein, „dark academia“ und ...

„The Atlas Six“ – wer auch nur ein bisschen in den letzten Monaten auf Bookstagram oder Booktok unterwegs war, wird um dieses Buch kaum herumgekommen sein. Es soll sehr fesselnd sein, „dark academia“ und die interessantesten Charaktere. Doch konnte das Buch für mich seinem „hype“ gerecht werden?

Es geht um eine magische Gesellschaft, die „Alexandrinische Gesellschaft“, welche jedes Jahrzehnt sechs der mächtigsten „Mädaer“, also Magier, auswählt. Sie sollen das geheime, wertvolle Wissen mit ihren Kräften beschützen – doch am Ende werden nicht alle von ihnen Teil der Organisation werden können. Einer der Anwärter muss sterben.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir relativ leichtgefallen. Man erlebt mit, wie die diesjährigen Auserwählten, ihre Einladung übermittelt bekommen – jeweils aus der Perspektive von den sechs jungen Erwachsenen erzählt. So lernt man alle sofort kennen und spürt auch sofort, aus welch unterschiedlichen Hintergründen und mit welcher Geschichte diese kommen. Die Personenkonstellation war von Anfang an einer der Punkte, die mich wirklich neugierig gemacht haben. Man bekommt viele Andeutung, aber kann einfach nie so richtig greifen, wer die Personen sind und welche Ziele sie haben. Irgendwie mochte ich am Ende fast alle und doch war mir niemand so wirklich sympathisch – ein Gefühl, was man nur sehr schwer beschreiben kann.

Die magische Welt ist gigantisch. Es scheint endlos Fähigkeiten zu geben, welche die meiste Zeit sehr wissenschaftlich und rational erklärt werden. Man merkt deutlich, dass sowohl diese Welt, auch die Charaktere eher für Erwachsene, als für Jugendliche/New Adult Leser ausgelegt wurde, denn ich muss zugeben, dass die magische Elemente großteils sehr komplex und perfekt durchdacht sind, aber in meinen Augen nicht immer leicht verständlich oder vorstellbar.

Dazu kam, dass irgendwie handlungstechnisch in dem Buch kaum etwas passiert ist. Ja, die ersten 50 Seiten sind wirklich wie im Flug vergangen und ich war wahnsinnig neugierig und gespannt, doch dann wurde es irgendwie sehr unspektakulär. Der Fokus liegt definitiv rein auf den Charakteren, auf deren Bindungen, Intrigen und Fähigkeiten. Teilweise war es sehr interessant so tief und ehrlich in den Charakter der Protagonisten einzusteigen, in vielen anderen Teilen war es dann aber leider nicht so fesselnd, wie erhofft. Zudem hatte ich leider das Gefühl, dass drei Protagonisten doch sehr im Fokus standen, während andere etwas außen vorgelassen wurden.

Zum Ende hin kommt dann noch mal einiges an Spannung auf, plötzlich geht alles ganz schnell. Eine Wendung, eine neue Geschichte konnte mich wirklich überraschen, während ich aber gleichzeitig auch wieder etwas irritiert und verwirrt war. Schließlich endet das Buch relativ abrupt und offen, sodass meine Neugier auf den nächsten Band durchaus da ist.

FAZIT:
Ganz anders als erwartet: eine komplexe Fantasywelt mit vielschichtigen und sehr unterschiedlichen Protagonisten – der Fokus liegt dementsprechend eher auf diesen, als auf der eigentlichen Handlung. Trotzdem hat das Buch definitiv eine gewisse Faszination und macht neugierig auf Band zwei!
3,75 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Wunderschön, berührend, authentisch - ein absolutes Jahreshighlight!

In unserem Universum sind wir unendlich
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Normalerweise warte ich einige Tage oder zumindest einige Stunden, bis ich eine Rezension schreibe, einfach um die Geschichte erstmal sacken zu lassen und Abstand zu bekommen. „In unserem Universum sind ...

Normalerweise warte ich einige Tage oder zumindest einige Stunden, bis ich eine Rezension schreibe, einfach um die Geschichte erstmal sacken zu lassen und Abstand zu bekommen. „In unserem Universum sind wir unendlich“ habe ich gerade eben beendet und diese Rezension muss jetzt einfach sofort geschrieben werden, es war SO gut.

Um ehrlich zu sein: Ich war mir sehr unsicher, ob ich dieses Buch lesen möchte. Ich liebe Sarah Sprinzs Liebesgeschichten, ihre schönen Worte, die authentischen Wohlfühlcharaktere – aber irgendwie habe ich immer gedacht ich brauche ein Happy End, damit ich ein Buch wirklich lieben kann. Hier wird schon im Klappentext klar, dass es für Emil und Ansel kein „sie lebten glücklich und zufrieden bis sie alt waren“ geben wird. Ich hatte Sorge um mein Herz, aber ich bin so wahnsinnig froh, dass ich mich trotzdem auf die Geschichte eingelassen habe, es hat sich mehr als gelohnt.

Durch den angenehmen Schreibstil, der Themen wunderschön in wenigen Worten auf den Punkt bringt, ist es mir sehr leicht gefallen in Ansels und Emil Welt einzutauchen. Plötzlich hat sich alles so echt angefühlt. Ich wohne ganz in der Nähe des Handlungsortes, ich kenne die Namen der Orte, es fühlt sich so an, als hätte ich die Beiden zufällig mal am Bodensee treffen können. Durch das eigene Medizinstudium der Autorin wirken zudem die Abläufe im Krankenhaus, die Beschreibung von Emils Behandlung und Ansels Pflegepraktikum sehr realistisch, was das Buch in meinen Augen sehr bereichert und real gemacht hat.

Das Buch wird aus Ansels Perspektive erzählt. Er hat ein großes Herz, ist schlau und neugierig, aber durch vergangene Erfahrungen auch oft sehr unsicher und manchmal einsam. Im Laufe der Geschichte macht er eine deutliche Entwicklung durch, es hat einfach nur Freude gemacht ihm dabei zuzusehen, wie er immer weiter aufblüht bzw. an seinen Herausforderungen wächst. In dem Moment, in dem er auf Emil trifft, spürt man sofort die Anziehung, die Funken zwischen den Beiden.

Emil war mir sofort sympathisch. Obwohl er in den letzten Monaten so viel ertragen und akzeptieren musste, hat er sich seinen Humor, sein Selbstbewusstsein, sein Strahlen und auch seine Einfühlsamkeit beibehalten. Ja, es stimmt, die alles zwischen Ansel und ihm passiert schnell, aber dieses Mal hat mich diese Tatsache kein bisschen gestört, es hat gepasst, war nicht zu erzwungen. Die Interaktionen zwischen den Beiden waren immer von Humor, Verletzlichkeit, Respekt und dann auch Liebe geprägt. Ich habe ihre Gespräche geliebt, aber vor allem ihre Art den anderen auch nur mit Blicken zu verstehen und instinktiv richtig zu handeln.

Sowohl Emil, als auch Ansel haben viel Tiefe, ihre eigenen Probleme und Glaubenssätze mit denen sie kämpfen. Es dreht sich nicht nur um die Krankheit von Emil, es geht auch viel um Freundschaft, Akzeptanz von allen Sexualitäten und an sich selbst glauben bzw. für sich selbst einstehen.
Es war wunderschön die Beiden auf ihrer Reise zu begleiten mit ihnen zusammen Schottland mit seiner atemberaubenden Natur, den Pubs und der schönen Architektur zu entdecken. Mein Herz ist gleichzeitig mit jeder Seite mehr aufgegangen und ein bisschen mehr gebrochen worden. Am Ende war für mich alles stimmig, sehr einfühlsam und respektvoll geschrieben, ich konnte gar nicht anders, als ein bisschen zu weinen, aber vor allem die Geschichte zu lieben, lieben, lieben.

FAZIT:
Ich liebe dieses Buch über alles. Eine wunderschöne Geschichte über die Liebe, Freundschaft, Mut, den Tod und das Leben. Auch wenn ihr denkt „ich lese nur Bücher mit Happy End“, probiert es, es lohnt sich für Ansel und Emil so sehr.

5 von 5 Sternen

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