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Veröffentlicht am 31.03.2020

Schmerzliches Drama über Mutterliebe, Lügen und Träume - sehr lesenswert

Miracle Creek
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Wenn man das verwunschene Cover von „Miracle Creek“ anschaut, ist nicht klar, um was für eine Art Geschichte es sich hier handelt; von Liebesgeschichte bis Highschool-Drama könnte es alles sein. Es ist ...

Wenn man das verwunschene Cover von „Miracle Creek“ anschaut, ist nicht klar, um was für eine Art Geschichte es sich hier handelt; von Liebesgeschichte bis Highschool-Drama könnte es alles sein. Es ist tatsächlich ein bewegendes Drama, eine tragische Familiengeschichte und ein aufrüttelnder Gerichtskrimi.

Miracle Creek ist eine kleine, unbedeutende Stadt in der Nähe Washingtons. Dort verdient die aus Südkorea stammende Familie Yoo ihr Geld mit Überdruckbehandlungen. Eines Tages explodiert durch ein Feuer einer der Sauerstofftanks, der an die Überdruckkammer angeschlossen ist. Es gibt Tote und Verletzte. Ein Jahr später beginnt der Prozess und auf der Anklagebank sitzt die Mutter des kleinen Henry, der bei der Explosion starb. Aber hat Elizabeth das Feuer wirklich gelegt, um sich von ihrem autistischen Sohn zu „befreien“?

Angie Kims Debütroman beginnt mit der Explosion, die aus der Sicht von Young Yoo, der Ehefrau des Betreibers geschildert wird. Der einzige Abschnitt, der in der Ich-Perspektive verfasst ist. Die folgenden Kapitel sind auf vier Prozesstage verteilt, die im August 2009 stattfinden. An diesen vier Tagen kommen alle Beteiligten mehrfach zu Wort. Die Abschnitte tragen jeweils den Namen der Person, die gerade im Fokus steht. Nicht nur deren Aussagen vor Gericht, auch Rückblenden werden den Lesern durch einen personalen Erzähler vermittelt. So kommen nach und nach die Geschehnisse ans Licht, die Verflechtungen untereinander, aber auch die Lügen. Und davon gibt es eine ganze Menge.
Unkonventionell ist das Stilmittel, Schaubilder, die vor Gericht verwendet werden, auch als entsprechendes Bild abzudrucken. Das hilft, als Leser einen besseren Überblick zu erhalten. Eine gute Idee.

Die Geschichte über eine südkoreanische Familie, die eine Überdruckkammer betreibt, um vor allem autistische Kinder zu behandeln, hat mich gerade wegen dieses ungewöhnlichen Inhalts angesprochen.
Das Buch ist sehr ergreifend, traurig und schmerzlich. Alle Personen wollen das Richtige tun und doch geschehen schlimme Dinge. Kim bringt Themen mit viel Konfliktpotenzial zusammen und macht daraus eine stimmige Geschichte: Mutterliebe, Autismus, familiäre Traditionen, kulturelle Unterschiede und rebellierende Teenager.
Young Yoo ist der Hauptcharakter. Ihr Schicksal und das der anderen wichtigen Personen hat mich tief bewegt. Die Autorin versteht es großartig, alle Figuren mit Leben zu füllen und uns ihr Handeln nahezubringen. Sie läßt uns ganz tief in das Innerste schauen, zeigt uns ihre Träume und Wünsche, ihre Ängste und Zweifel.

Ich kann das Buch daher nur empfehlen. Es ist hervorragend geschrieben und wirkt noch lange nach. Allerdings verspricht der Klappentext einen Gerichtsthriller, den es so nicht gibt. Das Buch ist spannend und vor Gericht gibt es Überraschungen und unvorhergesehene Entwicklungen, aber ein Thriller ist es nicht.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Mäßig schaurige Geschichte vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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Die Einflüsse einer klassischen Gothic Novel sind im Roman von Jane Healey schon auf dem Klappentext erkennbar, das macht unheimlich neugierig auf die Geschichte.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges werden große ...

Die Einflüsse einer klassischen Gothic Novel sind im Roman von Jane Healey schon auf dem Klappentext erkennbar, das macht unheimlich neugierig auf die Geschichte.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges werden große Teile des Londoner Natural History Museums ausgelagert, um diese vor den Luftangriffen der Deutschen in Sicherheit zu bringen. Die Abteilung der Säugetiere findet zusammen mit der stellvertretenden Abteilungsleiterin Hetty Cartwright Unterkunft auf dem Landsitz Lockwood Manor. Neben der reduzierten Dienerschaft wohnen nur der Lord und seine Tochter Lucy in dem riesigen Gebäude. Schnell geschehen merkwürdige Dinge: Exponate verschwinden auf unerklärliche Weise, Gestalten schleichen nachts durch die Gänge, Lucy wird von Albträumen geplagt und auch Hetty zweifelt langsam an ihrem Verstand.

Das hätte eine richtig fesselnde, nervenaufreibende Geschichte werden können. Das schaurige Haus, das Geheimnis um Lady Lockwood, die ausgestopften Tiere, der Krieg als Hintergrund. Leider ist das Ganze nur mäßig spannend und gruselig eher gar nicht.

Die Autorin hat einen guten Schreibstil, sehr bild- und detailreich, aber Atmosphäre konnte für mich nicht vermittelt werden. Das liegt einmal sicherlich an der eher handlungsarmen Geschichte. Ohne besondere Wendungen, Überraschungen und Gruselmomente vergehen die Monate. Ein wirklicher Spannungsbogen hat sich für mich nicht aufgebaut.

Zum anderen ist die Geschichte überladen mit den Selbstreflektionen der beiden Protagonistinnen, die den Handlungsverlauf immer wieder hemmen. Gefühlt wird auch ständig über das Gleiche lamentiert. Zudem machen beide Frauen keine Entwicklung durch. Sie wachsen nicht an und mit den Geschehnissen. Zu allem Überfluss sind die Charaktere auch viel zu ähnlich gestaltet. Wären die Betrachtungen von Lucy nicht kursiv gesetzt, wüsste man manchmal gar nicht, wer von den beiden jetzt über seine Unzulänglichkeit klagt. Darüber, dass Hettys „Getue“ um die Exponate etwas Manisches hat und die verschiedenen Tiere ständig aufgezählt werden, könnte man dagegen noch hinwegsehen.

Der Schluss um Lord Lockwood überrascht, daraus hätte man aber mehr machen können. Das wurde dann wieder holterdipolter abgewickelt.

Leider war ich von diesem Roman enttäuscht, da wäre mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Gebrochene Herzen einer Insel-Sommerliebe - Roman für alle Sinne

Die Inselfrauen
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„Die Inselfrauen“ ist nicht Sylvia Lotts erster Roman, aber einer ihrer erfolgreichsten. Das Cover schreckt mich eigentlich eher ab, es ist mir zu beliebig und ja, auch zu kitschig. Der Inhalt hätte eine ...

„Die Inselfrauen“ ist nicht Sylvia Lotts erster Roman, aber einer ihrer erfolgreichsten. Das Cover schreckt mich eigentlich eher ab, es ist mir zu beliebig und ja, auch zu kitschig. Der Inhalt hätte eine außergewöhnlichere Verpackung verdient gehabt. Die Geschichte ist vielschichtiger und bietet mehr als eine simple Liebesgeschichte auf Borkum:

Nina, lebenserfahrene und kosmopolite Jounalistin, kehrt nach 40 Jahren auf die Nordseeinsel Borkum zurück. Hier führt ihre mittlerweile fast 80jährige Tante eine schon deutlich in die Jahre gekommene Pension. Was Nina im Sommer 1967 dorthin führte, hat auch jetzt ihre junge Nichte Rosi zu Tant‘ Theda gebracht: jobben in der Pension. Rosi arbeitet zeitgleich an ihrer Examensarbeit über das Leben der Frauen auf Borkum durch die Jahrhunderte. Nina erholt sich von einem Burnout und Theda will nach dieser Saison die Pension verkaufen. Probleme genug, aber natürlich gibt es auch noch Männer in diesem Roman: Klaas, der Nina vor Jahrzehnten das Herz brach. Fabian und David, grundverschieden und doch beide an Rosi interessiert. Schließlich Herr Müller-Marienthal, dem die gute Inselluft so gut tut und nicht nur die ...


Man meint ja, seit die „Bäckerei am Strandweg“ veröffentlicht wurde, schießen Bücher mit ähnlichem Inhalt wie Pilze aus dem Boden. Tatsächlich ist Sylvia Lotts Roman sogar einige Monate früher erschienen. In den Grundzügen sind auch hier Ähnlichkeiten zu finden. Ein heruntergekommenes Haus, Backen als Therapie, Selbstfindung, Liebesverwicklungen, Missverständnisse und die große Liebe.

Für mich hebt sich dieser Roman aber von der Masse des Genres ab. Das hat zum einen mit dem beruflichen Hintergrund der Autorin zu tun. Sylvia Lott arbeitete als freie Journalistin für zahlreiche renommierte Magazine. Ihr Schreibstil ist sehr bildlich, gefühlvoll und voller sinnlicher Eindrücke. Da werden Augen, Ohren und Nase intensiv angesprochen. Natürlich bieten eine Insel und das therapeutische Backen reichlich Material für alle Sinne. Aber diese Eindrücke über das Papier an die Leserinnen weiterzugeben, sie an diesen Empfindungen ganz unmittelbar teilhaben zu lassen, das vermag nicht jeder Autorin. Besonders am Herzen liegt Sylvia Lott dabei auch ein spezieller Walzer, der sie zu diesem Roman inspiriert hat.

Zum anderen ist die Geschichte in drei Erzählebenen geteilt. In 2010 kommt Nina zurück nach Borkum und erzählt ihrer Nichte vom Sommer ihres Lebens 1967. Aus Rosis Examensarbeit erfahren die Leser*innen von besonderen Frauenschicksalen auf der Insel. So liegt hier nicht nur der Generationenroman einer Familie vor, sondern die spannende Geschichte von „Inselfrauen“ aus mehreren Jahrhunderten.
Die verschiedenen Ebenen wechseln sich ab und halten die Geschichte lebendig. Die übersichtlichen Kapitel und der besondere Schreibstil sorgen für einen guten Lesefluss.

Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht. Besonders der Sommer 1967 ist wirklich fabelhaft geschildert. Zeitgeist, Kultur und Stimmungen sind wunderbar eingefangen, untermauert durch damals hippe Musik, Kleidung und Filme.

Ein schöner Schmöker, durchaus mit Anspruch. Einigen mag die Art der detailreiche Schilderung zu viel sein, mich hat gerade das angesprochen. Und ich muss zugeben, dass ich am Ende eine Träne weggeblinzelt habe.

Für „Die Inselfrauen“ vergebe ich fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Jagd auf einen Serienkiller -

Wie viele willst du töten
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Obwohl der Name der Autorin deutsch klingt, ist Joanna Schaffhausen eine Amerikanerin. Mit “Wie viele willst du töten“ liegt ihr Debüt vor.

Das Cover wirkt gruselig, die zerfallene Hütte, der giftige ...

Obwohl der Name der Autorin deutsch klingt, ist Joanna Schaffhausen eine Amerikanerin. Mit “Wie viele willst du töten“ liegt ihr Debüt vor.

Das Cover wirkt gruselig, die zerfallene Hütte, der giftige gelb-grüne Hintergrund und der riesige Titel, der in einem Weizenfeld steht. Besonders macht das Buch, dass der Schnitt die gleiche giftige Farbe hat.

Ellery Hathaway arbeitet als Polizistin in einer Kleinstadt, in der niemand ahnt, dass sie eine neue Identität angenommen hat. Vor 14 Jahren konnte sie aus den Fängen eines Serienkillers gerettet werden. Nun bereitet ihr bereits seit fast drei Jahren das Verschwinden einiger Bewohner Sorgen. Ihren Chef kann Ellery von ihren Bedenken nicht überzeugen. Schließlich nimmt sie Kontakt zu Reed Markham auf, dem FBI-Beamten, der als ihr Retter berühmt wurde.

Das geht zunächst alles sehr schnell, bereits im zweiten Kapitel trifft Reed in Woodbury ein. Als Charaktere passen Ellery und Reed gut zusammen. Sie bilden auch eine Einheit gegenüber den anderen Polizisten. Sie haben eine gemeinsame Vergangenheit und stehen mit ihrer Meinung zum Verschwinden der Bewohner von Woodbury zunächst allein.

Die Autorin beschreibt die Zerrissenheit beider Figuren sehr gut. Beide sind durch die Erlebnisse mit dem Serienkiller auf ihre Weise „beschädigt“. Angst und Selbstzweifel gehören zu ihrem Alltag. Im Verlauf der Handlung werden die Ereignisse von vor 14 Jahren Stück für Stück erzählt.

Ein früheres Opfer nun selbst zur Jägerin nach einem möglichen Serienkiller zu machen, ist ein interessanter Aspekt. Die Handlung ist durchaus spannend und die Geschichte liest sich sehr schnell, da auf unnötige Ausschmückungen, Beschreibungen und Nebenhandlungen verzichtet wird. Darin liegt aber auch gleichzeitig das Manko dieses Thrillers: Alle anderen Figuren bleiben zu blass, das Personal ist übersichtlich und die Auflösung vorhersehbar. Bei 333 Seiten hätte man gut zugunsten von etwas mehr Raffinesse und falschen Spuren ein paar Seiten aufstocken können. Auch konnte mich Ellerys Umgang mit den Beweisen und Vermutungen nicht ganz überzeugen; das erschien mir nicht immer logisch.

Insgesamt ein solider Thriller, der Dank der beiden Hauptfiguren gut unterhält, für mich aber keine Überraschungen bot. Ich vergebe 4 wohlwollende Sterne, in der Hoffnung, Ellery und Reed vielleicht in einem weiteren Fall wiederzutreffen.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Leichte, launige Lektüre für Zwischendurch

Ein Sommer auf Sylt
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Es war kein ganzer Sommer auf Sylt, der das Leben der Protagonistin gehörig durcheinander gewirbelt hat, sondern nur ein paar Tage: Die junge Architektin Julia Hirschfeldt hat von ihrem Vater ein Haus ...

Es war kein ganzer Sommer auf Sylt, der das Leben der Protagonistin gehörig durcheinander gewirbelt hat, sondern nur ein paar Tage: Die junge Architektin Julia Hirschfeldt hat von ihrem Vater ein Haus auf der Insel geerbt. Gemeinsam mit ihrer Mutter und deren zwei Schwestern macht sie sich auf den Weg, mit dem Vorsatz, das Haus zu verkaufen. Natürlich kommt alles ganz anders und der Leser weiß sofort, dass der gut aussehende Typ von Seite 12 noch öfter den Weg von Julia auf Sylt kreuzen wird. Dazu kommen die jahrelang verdrängten Gefühle und Streitigkeiten unter den Schwestern und noch einige andere komplizierte Konstellationen.
Das Buch quillt über vor Klischees, vom unsympathischen Armani-Makler bis zur blonden Sekretärin Maja, die mehr Deko als Hilfe ist.
Aber ganz ehrlich, wer zu einem Buch dieses Genres greift erwartet nichts anderes bzw. darf nichts anderes erwarten.
Lena Wolf unterhält den Leser kurzweilig und amüsant. Man ist sofort in der Geschichte drin (und weiß auch wie sie enden wird) und es gibt nur wenige etwas langatmigere Stellen. Es ist natürlich schön, auch etwas über die Insel zu erfahren, dies kam aber teilweise wie ein Werbeprospekt rüber. Aktuell wird die Autorin, wenn sie den Ausverkauf der Insel thematisiert, der immer weiter voranschreitet.
Die wichtigen Charaktere sind gut getroffen, jedoch auch Stereotype. Die schlanke, modische Tante aus Amerika (hier wäre es auch ohne Anglizismen gegangen) und die übergewichtige, trinkende Tante aus Kärnten.
Die Kapitel sind übersichtlich lang und die Kapitelüberschriften in einer schönen Type gedruckt, dazu jeweils als Vignette der Leuchtturm vom Cover, welches sich wohltuend von den hauptsächlich kreischend bunten Covern dieses Genres abhebt.

Alles in allem eine unterhaltsame, kurzweilige Lektüre für Zwischendurch, die sich flott lesen lässt und Lust auf Strandurlaub macht.
Wer anspruchsvolle Literatur will, sollte ein Regal weiter gehen.

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