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Veröffentlicht am 16.02.2021

Echo der Vergangenheit

Stay away from Gretchen
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Die Mutter des bekannten Fernsehmoderators Tom Monderath verirrt sich auf der Autobahn und glaubt, dass ihr Zuhause Eylau in Ostpreußen ist. Anfangs klammert sich Tom noch an die Hoffnung, dass der verwirrte ...


Die Mutter des bekannten Fernsehmoderators Tom Monderath verirrt sich auf der Autobahn und glaubt, dass ihr Zuhause Eylau in Ostpreußen ist. Anfangs klammert sich Tom noch an die Hoffnung, dass der verwirrte Zustand seiner Mutter auf die hohen Temperaturen des heißen Sommers zurückzuführen ist. Das passt auch besser in das unstete Leben, das er führt. Mit der Zeit muss er sich aber damit auseinandersetzen, dass seine Mutter an Demenz leidet und ihr mehr Zeit widmen. Dann findet er Briefe und Bilder aus der Zeit nach dem zweiten Wletkrieg und bevor Greta immer mehr vergisst, erzählt sie ihrem Sohn von ihrer Kindheit in Preußisch-Eylau, ihren Eltern, Großeltern und der schrecklichen Flucht vor den Russen im eisigen Winter. Sie erzählt aber auch darüber, wie sie in Heidelberg lebt und den amerikanischen GI Robert Cooper kennenlernt. Später entdeckt Tom das Foto eines dunkelhäutigen Mädchens und Greta hüllt sich in Schweigen. Da begreift Tom, dass er sich auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Mutter begeben muss, um ihre Trauer und das Verdrängen zu verstehen und ihr zu helfen.

Susanne Abel ist es gelungen, eine kraftvolle Erzählung aufzubauen. Ein bewegender Roman, der in zwei Zeitebenen spielt und von einer großen Liebe sowie vom Schicksal mehrerer Generationen erzählt. Die Autorin greift dabei verschiedene Teile deutscher Geschichte auf, das Trauma des zweiten Weltkrieges ebenso wie die Not der Menschen in der Zeit danach. Darüber hinaus wird die Flüchtlingsbewegung des Jahres 2015 angerissen. Die schwierige Situation des Umgangs mit Demenzkranken nimmt am Beispiel von Tom und seiner Mutter Greta einen breiten Raum ein. Die Vorurteile und Rassenkonflikte in den USA, aber auch zum großen Teil in Deutschland nach dem 2.Weltkrieg und bis hinein in die 50er- Jahre, sind ein weiteres großes Thema und haben mich sehr bewegt. Die Autorin hat Vergangenheit und Gegenwart eng miteinander verknüpft. Tom und seine Mutter Greta kommen dabei aus wechselnden Perspektiven zu Wort. Susanne Abel hat ihre Protagonisten liebevoll und sehr authentisch gezeichnet. Neben Greta sind mir besonders ihre geliebten Großeltern ans Herz gewachsen, die gegen viele Widerstände immer für ihre Enkelin da waren. Dazu zählt aber auch Tom, der in seiner Sorge um Greta immer sympathischer wird und schließlich das Geheimnis um eine wahre, verbotene Liebe aufdeckt, die das Schicksal von Menschen nachhaltig geprägt hat. Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe hat mich tief berührt und besitzt aus meiner Sicht das Potential, sich zu einem Bestseller zu entwickeln. Ich vergebe fünf Sterne und spreche unbedingt eine Kaufempfehlung aus.

Veröffentlicht am 15.12.2020

Schatten der Vergangenheit

Erinnerungen aus Glas
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Josie, eine Niederländerin und Eliese, eine aus Deutschland geflüchtete Jüdin lernen sich im Jahr 1933 kennen und werden beste Freundinnen. Bald darauf trennen sich ihre Wege, aber sie begegnen sich neun ...

Josie, eine Niederländerin und Eliese, eine aus Deutschland geflüchtete Jüdin lernen sich im Jahr 1933 kennen und werden beste Freundinnen. Bald darauf trennen sich ihre Wege, aber sie begegnen sich neun Jahre später wieder. Eliese wird gezwungen, in der Hollandschen Schouwburg, einem Amsterdamer Theater, das zur Sammelstelle für Juden geworden ist, jüdische Familien zu registrieren. Josie ist im gegenüber liegenden Kinderheim als Betreuerin tätig. Die Freundinnen leiden unter der menschenunwürdigen Situation und beschließen einen riskanten Rettungsplan. Die Amerikanerin Ava Drake begibt sich 75 Jahre später als Direktorin der gemeinnützigen Kingston-Stiftung nach Uganda. Dort unterhält Landon West neben seiner Kaffeeplantage ein Kinderheim. Seine Schwester hat für das Kinderheim einen Förderantrag gestellt und Ava beabsichtigt, diesen zu prüfen. Doch Ava taucht nicht nur in das Leben Landons und der ugandischen Kinder ein, sie stellt zudem eine rätselhafte Verbindung zwischen Landons und ihrer eigenen Familie fest. Dann begegnet sie Landons Großmutter und was die 94-jährige Dame ihr erzählt, macht sie fassungslos.

Der Roman von Melanie Dobson spielt in zwei Zeitebenen. Während des 2. Weltkriegs und des Holocausts in den Niederlanden sowie 75 Jahre später in den USA und in Uganda. Die Autorin hat mit "Erinnerungen aus Glas" einen sehr berührenden Roman vorgelegt, der neben der bewegenden Geschichte von Josie und Eliese die Situation der Juden in den Niederlanden sowie das Verhalten der nichtjüdischen Bevölkerung Hollands umfasst. Geschickt verknüpft Melanie Dobson die Geschehnisse der Vergangenheit mit der Gegenwart und der Familiengeschichte von Ava Drake. Mit den wechselnden Perspektiven zeigt sie den Lesern verschiedene Welten auf. Die Not der Juden im von Nazideutschland besetzten Holland, insbesondere das Leid der Kinder, ihr schwieriger Alltag, wird mit jeder Seite des Buches spürbarer. Es gibt Menschen, die ihnen mit viel Mut unter Einsatz des eigenen Lebens helfen und solche, die aus Neid und Habgier Verrat üben. Die Geheimnisse, die Ava aufdeckt, machen betroffen und nachdenklich zugleich. Die Autorin hat glaubwürdige, ausdrucksstarke Charaktere geschaffen, Eliese und Josie sind mir mit ihrer Entschlossenheit und Nächstenliebe besonders ans Herz gewachsen. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen, die verschiedenen Handlungsstränge bringen Spannung in die Erzählung. Insgesamt ein sehr emotionaler und tiefgreifender Roman, für den ich fünf Sterne vergebe und eine Leseempfehlung ausspreche.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Auf dem Weg in eine neue Zeit

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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Die Erzählung beginnt im Jahr 1898 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin. Die Schwestern Emma und Marlene leben in bitter Armut und verlieren ihre Mutter. Beide wachsen zusammen in einem ...

Die Erzählung beginnt im Jahr 1898 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin. Die Schwestern Emma und Marlene leben in bitter Armut und verlieren ihre Mutter. Beide wachsen zusammen in einem Waisenhaus auf, das sie im Juli 1911 verlassen, um in der Kinderklinik Weißensee eine Ausbildung als Krankenschwestern zu beginnen. Sie sind die einzigen Waisen unter den Lernschwestern und haben es nicht leicht, da Oberin Polsfuß die beiden besonders streng überwacht. Aber auch andere Krankenschwestern machen ihnen das Leben schwer. Während sich die ruhige Emma fügt, reicht ihrer Schwester Marlene die Ausbildung als Kinderpflegerin längst nicht mehr. Angeregt durch den Assistenzarzt Maximilian von Weilert beginnt sie Medizinbücher zu lesen und träumt davon, Ärztin zu werden. Tatsächlich gelingt es den Schwestern, Kinderleben zu retten. Werden beide auch die große Liebe finden?

Antonia Blum hat mit "Kinderklinik Weißensee" einen sehr emotionalen und unterhaltsamen Auftakt ihres Zweiteilers vorgelegt. Die Autorin schildert einfühlsam und historisch fundiert die Geschichte der Schwestern Emma und Marlene. Sie beschreibt ihren Weg aus dem Waisenhaus in die Kinderklinik Weißensee, wo beide ihre Laufbahn als Kinderkrankenschwestern beginnen. Durch die flüssige Erzählweise der Autorin dürfen die Leser die beiden Schwestern auf ihrem Weg begleiten und sehr viel über ihre Gefühle erfahren. Zugleich lässt Antonia Blum den historischen Hintergrund des deutschen Kaiserreiches mit seinen strengen gesellschaftlichen Normen und dem Standesdünkel in die Handlung einfließen. Auch das Leben in der Kinderklinik und den Kampf um Gesundheit und Leben der kleinen Patienten erleben die Leser hautnah mit. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr lebendig dargestellt, besonders haben mich Emma und Marlene überzeugt. Ich vergebe für den fesselnden Roman fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Ein Hoffnungsschimmer in dunkler Zeit

Trümmermädchen
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Der Roman Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück der Schriftstellerin Lilly Bernstein spielt während der Zeit von 1941 bis 1947 in Köln. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen das Mädchen Anna, ...

Der Roman Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück der Schriftstellerin Lilly Bernstein spielt während der Zeit von 1941 bis 1947 in Köln. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen das Mädchen Anna, ihre Tante Marie und ihr Onkel Matthias, ein Bäcker. Noch umhüllt die Wärme der Bäckerei sowie der Duft von Schwarzbrot Anna. Doch das wird sich bald ändern. Ihre jüdische Freundin Ruth und deren Familie sind plötzlich verschwunden. Kurz darauf wird auch Onkel Matthias zur Wehrmacht eingezogen und Tante Marie führt mit Hilfe des polnischen Fremdarbeiters Joseph die Bäckerei alleine weiter. Nach Kriegsende, als Köln in Trümmern liegt, wird für Anna und ihre Tante Marie der Überlebenskampf noch viel härter, zumal Marie inzwischen ihren kleinen Sohn Karl hat. Dann verlieren sie auch noch die Bäckerei. In der größten Not schließt sich Marie einer Schwarzmarktbande an. Anna und Marie haben einen Traum, die Bäckerei neu aufzubauen und Matthias wiederzusehen.

Die Autorin führt den Leser sehr ausdrucksstark und dennoch einfühlsam in das Geschehen ein. Es wird schnell Bewegung aber auch politische Finsternis wird deutlich spürbar. Die Leser erfahren aus verschiedenen Perspektiven die Zeit von 1941 bis 1947. Verzweiflung, Mut und Hoffnung, aber auch Mitmenschlichkeit und Liebe ziehen sich durch die Erzählung. Es gibt Menschen, die Anna und Marie unterstützen und andere, die blind vor Hass und Missgunst sind. Anna und Marie sind zwei willensstarke Frauen, die auch nach Rückschlägen nie den Mut verlieren. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Ich erteile für diesen sehr emotionalen Roman, der mich tief berührt hat, fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Die Geschichte der Päpstin geht weiter

Das Erbe der Päpstin
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Die junge Freya wächst als Sklavin bei den dänischen Wikingern auf. Nachdem ihre Mutter ermordet wurde, gelingt ihr gemeinsam mit Schwester Asta die Flucht in ihre einstige Heimat Dorstadt. Während Asta ...

Die junge Freya wächst als Sklavin bei den dänischen Wikingern auf. Nachdem ihre Mutter ermordet wurde, gelingt ihr gemeinsam mit Schwester Asta die Flucht in ihre einstige Heimat Dorstadt. Während Asta in der Stadt bleibt, begibt sich Freya auf die Suche nach ihrem Großvater Gerold, die sie nach Rom führt. Dort lebt Gerold als Schutzherr des Papstes, der in Wahrheit eine Frau ist, die Heilerin Johanna, eine Freundin von Freyas Mutter. Es ist Freya vergönnt, ihren Großvater und auch Päpstin Johanna kennenzulernen. Bald darauf wird Gerold ermordet und mit ihm die Päpstin. Freya beschließt, den Mord mit Hilfe von Aristid, Mitglied der päpstlichen Garde, aufzudecken. Beide sind sogleich inmitten von Intrigen und haben mächtige Feinde, die alles daransetzen, Freya und Aristid zu vernichten.

Helga Glaesner knüpft gekonnt an den Roman "Die Päpstin" von Donna W. Cross an. Sie kopiert aber nichts, sondern schreibt ihre eigene Geschichte. Wortgewaltig, farbenprächtig und authentisch beschreibt die Autorin eine spannende Epoche des Mittelalters. Besonders gefallen haben mir die kraftvollen Hauptprotagonisten Freya und Aristid und ihr unerschrockener Mut, trotz aller Widrigkeiten und Gefahren nicht aufzugeben. Die Erzählung hat atemberaubend schnell an Tempo gewonnen, der Schreibstil war mitreißend. Dieses glanzvolle Mittelalterepos von Helga Glaesner gehört zu den besten historischen Romanen, die ich zuletzt gelesen habe. Gerne vergebe ich fünf Punkte und spreche eine Kaufempfehlung aus.





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