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Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst

Der letzte Tanz der Debütantin
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Darum geht‘s:
London, 1958. Auf Wunsch ihrer Großmutter und ihrer verwitweten Mutter soll Lily als Debütantin am Hof Queen Elisabeth präsentiert werden. Da die junge Königin plant, diese Veranstaltung ...

Darum geht‘s:
London, 1958. Auf Wunsch ihrer Großmutter und ihrer verwitweten Mutter soll Lily als Debütantin am Hof Queen Elisabeth präsentiert werden. Da die junge Königin plant, diese Veranstaltung nur noch ein letztes Mal durchzuführen, ist das auch Lilys letzte Chance ihrer Familie den Gefallen zu tun. Denn sie selbst ist alles andere als begeistert. Sie fühlt sich als Außenseiterin und tut sich sehr schwer, sich mit dem ganzen Prozedere abzufinden. Trotzdem schafft sie es, wertvolle Kontakte zu knüpfen. Doch es scheint so, dass sie nicht allen neuen Freundinnen trauen darf. Und was hat es mit dem Familiengeheimnis auf sich, das Lilys Mutter mit sich rumträgt? Die Debütantinnen-Saison entwickelt sich für Lily schicksalhafter als vermutet.

So fand ich‘s:
Als die junge Elisabeth Ende der 50er Jahre zu Großbritanniens Königin wird, befindet sich die Welt im Umbruch. Gerade die jungen Frauen werden selbstbewusster und streben nach mehr als nur Hausfrauen und Mütter zu sein. Das scheint auch die junge Königin erkannt zu haben und plant das Debütantinnen-Wesen, das nicht mehr zeitgemäß erscheint, abzuschaffen. Und genau in dieser spannende Zeit hat Julia Kelly Lilys Geschichte angesiedelt. Meiner Meinung nach ist es ihr auch bestens gelungen, diese Zeitenwende eindrücklich und realistisch im Buch darzustellen.

Der Generationenwechsel von der konservativen Großmutter zur modernen Lily ist hier sehr bezeichnend. Mir hat vor allem auch Lilys Entwicklung zur selbstbewussten und selbstentscheidenden jungen Frau gut gefallen. Ihr Weg ist steinig und auch oft von Selbstzweifeln geprägt. Die Autorin erzählt das auf eine recht angenehm zu lesende und fesselnde und manchmal auch überraschenden Art, zum Beispiel entwickelt sich das angedeutete Familiengeheimnis ganz anders als ich vermutet hatte.
So sehr mich die Geschichte selbst und die Entwicklung des Plots zu begeistern vermochten, blieben die Figuren für meinen Geschmack ein wenig zu eindimensional. Der Funke wollte da zwischen den Protagonisten und mir leider nicht so richtig überspringen und mir fehlten da die Emotionen, was jedoch möglicherweise mir selbst und meinen falschen Erwartungen (eventuell ausgelöst durch das Cover) zuzuschreiben ist. Denn trotz allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, spielt es doch in einer Zeit, die ich noch nicht so kannte und Lilys Schicksal war auf jeden Fall berührend.

Jedenfalls ist die Geschichte absolut nicht kitschig, was das Cover vermuten lassen könnte und erzählt die bewegende Suche einer jungen Frau nach sich selbst. Wer historische Romane mag, kann so gesehen mit diesem Buch nichts falsch machen.

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Veröffentlicht am 10.03.2023

Sehr spannende Fortsetzung

Seahorse - Die Insel der Wasserpferde
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Darum geht‘s:
Shona und der Gestaltwandler Cuan haben es tatsächlich durch die Wellen zur Insel der Wasserpferde geschafft. Doch über der jungen Liebe liegt ein großer Schatten, denn sowohl Shonas Familie ...

Darum geht‘s:
Shona und der Gestaltwandler Cuan haben es tatsächlich durch die Wellen zur Insel der Wasserpferde geschafft. Doch über der jungen Liebe liegt ein großer Schatten, denn sowohl Shonas Familie als auch die Wasserpferde sind gegen diese Verbindung und versuchen alles, die beiden wieder zu trennen. Doch Shona ist bereit für ihre Liebe zu kämpfen und zweifelt immer mehr an dem Gerücht, dass die Wasserpferde für den Tod ihrer Mutter verantwortlich sind. Was ist damals wirklich geschehen? Wird dieses Geheimnis Shona und Cuan endgültig auseinander bringen?

So fand ich’s:
Gleich vorab meine Empfehlung, unbedingt diese Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Man würde sich ansonsten viel zu viel vorwegnehmen.

Ich finde, dass Karin Müller den Zauber von Pferdebüchern perfekt einfängt und in ihre Bücher einwebt. So konnte ich auch in diesen zweiten Teil schnell wieder eintauchen und mich in meine damalige „Schneider-Buch-Lesezeit“ zurückversetzt fühlen.

Trotzdem finde ich, dass dieser zweite Band nicht ganz an den ersten ran kommt, der meiner Meinung nach um einiges mystischer wirkt. Ich verstehe jedoch, dass auch die nicht- oder weniger-übernatürlichen Ereignisse für die Geschichte wichtig sind. Und letztendlich geht hier Shonas und Cuans Geschichte auch sehr spannend weiter und gipfelt zum Ende hin in einen schon fast gemeinen Cliffhanger.

Neben all der Spannung kommen die einfühlsam erzählten und wohl dosierten romantischeren Szenen nicht zu kurz. Besonders gut gefallen hat mir auch Shonas Entwicklung zu einem Mädchen mit hohem Verantwortungsgefühl.

Die Sprache ist absolut altersgerecht, schafft es aber auch mich älteres Semester zu fesseln.

Ich brauche wahrscheinlich nicht mehr explizit zu erwähnen, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe und ich jetzt dem dritten und letzten Band entgegenfiebere.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Ein Buch, das Geschichte lebendig werden lässt

Tage des Aufbruchs
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Mein Leseeindruck bezieht sich auf die E-Book-Neuauflage des Aufbau Verlags: "Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit"

Darum geht’s:
Nachdem die junge Ana Maria de Jesus Ribeiro da Silva von ihrem ...

Mein Leseeindruck bezieht sich auf die E-Book-Neuauflage des Aufbau Verlags: "Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit"

Darum geht’s:
Nachdem die junge Ana Maria de Jesus Ribeiro da Silva von ihrem Mann verlassen wurde, lernt sie dank ihres starken Willens und des eigenwilligen Charakters rasch auf eigenen Beinen zu stehen und für sich selbst zu sorgen. Zwei Jahre später ist sie erst achtzehn Jahre alt, als 1839 der italienische, in seiner Heimat geächtete Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi in ihrer Heimatstadt eintrifft. Als die beiden sich begegnen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Anita, wie sie fortan zärtlich von Giuseppe genannt wird, schließt sich ihm an und muss schon bald erkennen, wie hoch der Preis ist, den Freiheitskämpfer für ihre Ideale bezahlen müssen.

So fand ich’s:
Zugegebenermaßen waren mir die Namen von Anita und Giuseppe Garibaldi nicht geläufig und der Grund, warum ich das Buch gerne lesen wollte, war in erster Linie die Autorin Karin Seemayer, hatte sie mich doch schon mit ihrer Amish-Trilogie „Der Himmel über Amerika“ begeistert.

So machte ich mich gespannt auf die Zeitreise innerhalb der Geschichte Brasiliens. Kaum war ich in Laguna, Anitas Heimatstadt angekommen, war ich auch schon mitten drin in der Geschichte. Die junge Frau hat mich gleich von Anfang an mit ihrer leidenschaftlichen Art begeistert. Sie war ihrer Zeit voraus und stand als stolze junge Frau „ihren Mann“ im harten Alltag einer verlassenen Ehefrau. Es wundert mich daher auch nicht, dass Giuseppe Garibaldi, der italienische Freiheitskämpfer, auf den die Brasilianer große Hoffnungen legten, sich Hals über Kopf in die feurige, junge Frau verliebte.

Obwohl die große Liebe eine bedeutende Rolle spielt, ist es kein romantisches Buch. Hier wird auf eindrucksstarke Weise erzählt, wie der gemeinsame Weg von Anita und Giuseppe von Kämpfen, schweren Verlusten und harten Entbehrungen geprägt war. Doch sie haben nie ihre Ziele und ihre Ideale aus den Augen verloren und haben immer wieder gezeigt was für ein starkes Team sie waren.

Eine Liste der historischen Personen, die am Anfang des Buches zu finden ist, hilft dem Leser, den Überblick über die zahlreichen Namen zu behalten. Auch das Kapitel „Fakten und Fiktion“ nach dem Nachwort sollte unbedingt gelesen werden, das nicht zuletzt aufzeigt wie fundiert und engagiert die Autorin die Recherchen zu diesem Buch durchführte.

Von der ersten bis zur letzten Seite ist dieses Buch für mich eine spannende und lehrreiche Lektüre. Ein Buch, das Geschichte lebendig werden lässt… also unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Ein Buch, das einen nicht so schnell loslässt

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Darum geht‘s:
Jakob Steinfeld ist ein besonders talentierter Buchbinder, der 1933 in Leipzig ein kleines aber feines Antiquariat mit eigener Buchbinderei führt, tatkräftig unterstützt von seinem treuen ...

Darum geht‘s:
Jakob Steinfeld ist ein besonders talentierter Buchbinder, der 1933 in Leipzig ein kleines aber feines Antiquariat mit eigener Buchbinderei führt, tatkräftig unterstützt von seinem treuen Freund Gregori. Furchtbare Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, die auch an den beiden Freunden nicht Halt machen. Und trotz allem Bösen, das sich langsam ausbreitet, entsteht eine zarte und zerbrechliche Liebe zwischen Jakob und der geheimnisvollen Juli, die ein Buch geschrieben hat, es aber nur Jakob anvertrauen möchte. Doch dann verschwindet sie genauso schnell wie sie in Jakobs Leben getreten ist. Fast vierzig Jahre später wird Robert, Jakobs Sohn, der sein Leben ebenfalls den Büchern verschrieben hat, auf ein mysteriöses Buch aufmerksam, das eng mit dem Schicksal seiner Eltern verwoben zu sein scheint.

So fand ich‘s:
Es ist nicht leicht für mich, dieses Buch anhand ein paar Zeilen zusammenzufassen. Und ich finde es fast noch schwieriger, meine Gedanken dazu zu Papier zu bringen, vor allem die richtigen Worte zu finden. Die Kurzbeschreibung kratzt nur an der Oberfläche und schafft es nicht aufzuzeigen, was für eine intensive Geschichte uns Kai Meyer hier erzählt.

Der Autor hat hier Begebenheiten aus drei Zeitebenen (1933, 1943 und 1971) auf sehr komplexe Weise miteinander verwoben. Ich hatte erst die Befürchtung, dass die drei Zeitabschnitte das Lesen erschweren könnten, was aber absolut nicht der Fall war. Im Gegenteil! Die Zusammenhänge rücken mit der Zeit immer näher und werden dem Leser immer klarer.

Obwohl die Geschichte auf mich sehr melancholisch wirkt und gewisse Abschnitte alles andere als leichte Lesekost sind, entwickelte sich für mich eine besondere Art von Lesesog. Ich fühlte mich den Figuren, insbesondere Jakob und Robert, sehr verbunden und konnte einerseits ihre Leidenschaft für Bücher und andererseits ihre verzweifelte Suche nach Antworten förmlich spüren. Ich hatte manchmal ein bisschen Angst davor, weiterzulesen, aus Sorge was noch passieren würde, und gleichzeitig konnte ich nicht anders und musste unbedingt wieder in die Geschichte eintauchen und bin dann auch jeweils darin versunken.

Es ist absolut kein romantisches Buch. Und doch spürt man, dass Kai Meyer eine vielschichte Geschichte über die Leidenschaft für Bücher aber auch für die Liebe im Allgemeinen erzählen wollte. Und für mich hat er hierfür die absolut richtigen Sprachnuancen getroffen und mir dadurch ein außergewöhnliches Leseerlebnis geschenkt – ein Leseerlebnis, das nachhallt und einen nicht schnell wieder loslässt.

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Veröffentlicht am 17.02.2023

Eine "eisklare" Leseempfehlung :-)

Unter Null Grad – Countdown im Eis
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Darum geht‘s:
Die vierzehnjährige Bee leidet unter den ständigen Wohnortwechseln aufgrund der Arbeit ihres Vaters, der als Geologe für internationale Ölförderfirmen tätig ist. An der aktuellen Schule sind ...

Darum geht‘s:
Die vierzehnjährige Bee leidet unter den ständigen Wohnortwechseln aufgrund der Arbeit ihres Vaters, der als Geologe für internationale Ölförderfirmen tätig ist. An der aktuellen Schule sind die Mitschülerinnen besonders grausam zu ihr. Umso glücklicher ist sie, dass ihr Vater sie auf einen Arbeitsausflug mit einem Kleinflugzeug in die Kanadische Arktis mitnimmt. Sie hofft, auf der Reise ihre Sorgen wenigstens für ein paar Tage vergessen zu können. Doch direkt nach der Landung wird ihr Vater von dubiosen Männern überfallen und Bee schafft es zu fliehen. Als sie in der arktischen Einöde in einer alten Hütte Unterschlupf sucht, trifft sie auf den einheimischen Yutu, der heimlich alleine auf Seehundjagd gehen wollte. Dabei war er im Eis eingebrochen und konnte sich nur mit letzter Kraft aus dem eisigen Wasser retten. Bee hilft ihm, wieder zu Kräften zu kommen. Zusammen machen sie sich auf, um rauszufinden, was mit Bees Vater geschehen ist. Doch der Weg zur Wahrheit entpuppt sich als ein wahrer Überlebenstrip.

So fand ich‘s:
Wie es der englische Originaltitel („Melt: A Breathless Adventure Story of Courage and Survival in the Warming Climate“) verspricht, entpuppt sich dieses Buch tatsächlich zum einem rasanten und abwechslungsreichen Leseabenteuer, in das ich voll und ganz eintauchen konnte.

Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen von Yutus Lebensweise in der nördlichsten Siedlung der Kanadischen Arktis. Es wirkt wie eine ganz andere, eigene Welt – eine Welt, die leider zu verschwinden droht. Die Autorin hat in dieser Geschichte die Auswirkungen des Klimawandels subtil und einfühlsam, aber dennoch eindrücklich einfließen lassen, was dem Buch meiner Meinung nach eine wertvolle Note verleiht.

Gleichzeitig erzählt sie Bees und Yutus Abtenteuer auf sehr kurzweilige und spannende Weise. Ich habe mit den beiden förmlich mitgefroren und mitgebangt. Ich war beim Lesen froh, gemütlich eingekuschelt im warmen Wohnzimmer zu sitzen. Der moderne und altersgerechte Erzählstil lässt alles lebendig wirken und es kommt in keinem Kapitel Langeweile auf.

Meines Erachtens hat die Autorin hier ein wichtiges Buch geschrieben, das einerseits richtig Spaß macht und dadurch die Leselust fördert und gleichzeitig auf aktuelle Probleme, die unsere Welt bedrohen, aufmerksam macht. Aber auch die Themen wie Freundschaft über Kulturgrenzen hinaus und die Wichtigkeit, an sich selbst zu glauben, spielen keine unbedeutenden Rollen.

Mir hat dieses Buch richtig gut gefallen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Also eine „eisklare“ Leseempfehlung von mir.

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