Profilbild von Eponine

Eponine

Lesejury Star
offline

Eponine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eponine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2022

Originell, aber auch etwas verwirrend

Der Uhrmacher in der Filigree Street
0

Darum geht‘s:
Thaniel Steepleton lebt im viktorianischen London und arbeitet als Telegrafist im Innenministerium. Sein Alltag verläuft in geordneten und eher langweiligen Bahnen. Umso erstaunter ist er, ...

Darum geht‘s:
Thaniel Steepleton lebt im viktorianischen London und arbeitet als Telegrafist im Innenministerium. Sein Alltag verläuft in geordneten und eher langweiligen Bahnen. Umso erstaunter ist er, als er eines Tages eine goldene Taschenuhr auf seinem Kopfkissen vorfindet. Es bleibt ihm ein Rätsel, wer ihm diese Uhr hat zukommen lassen. Dennoch wird die Uhr zu seinem ständigen Begleiter. Zum Glück! Denn als sechs Monate nach dem mysteriösen Auftauchen der Uhr eine Bombe explodiert, wird Thaniel kurz davor durch ein Alarmsignal, das von der Uhr kommt, gewarnt und bleibt somit unverletzt. Um mehr über die Umstände rund um das Bombenattentat rauszufinden, macht er sich auf die Suche nach Keita Mori, dessen Name im Inneren der Uhr eingraviert ist. Auf den ersten Blick erscheint Mori auch recht harmlos. Aber schon bald merkt Thaniel, dass der betagte Japaner so einiges zu verbergen hat.

So fand ich‘s:
Das Buch beginnt sehr vielversprechend und vor allem auch die starke weibliche Protagonistin Grace hatte es mir angetan. Mit der Zeit wurde ich immer verwirrter und hatte tatsächlich keine Ahnung, wo die Geschichte hinführen würde. Aber gerade dieses Undurchsichtige hatte für mich einen besonderen Reiz und fachte meine Neugierde weiter an.

Die Autorin konnte mich zunächst mit ihrer Originalität und dem recht außergewöhnlichen Plot überzeugen. Leider blieb für meinen Geschmack die Erzählstimme zu eindimensional und mir fehlte es an Atmosphäre und Emotionalität. Die Neugierde hat mich dann doch weiter bei der Stange gehalten und mich davon abgehalten, das Buch abzubrechen. Die Auflösung und das Ende vermochten mich dann wieder zu überraschen, was mich ein wenig mit dem Buch versöhnt hat.

Im Großen und Ganzen blieb die Autorin meiner Meinung nach unter ihren Möglichkeiten. Ein etwas weniger verwirrender Aufbau und vor allem ein Hauch mehr Emotionalität hätten der Geschichte sehr gutgetan. So blieb das Buch leider unter meinen Erwartungen und schaffte es nicht, mich vollends zu überzeugen. Schade, denn die Autorin hat zwischendurch immer wieder gezeigt, dass sie durchaus Talent hat, fantasievolle Geschichten zu erzählen.

Auf Englisch gibt es bereits eine Fortsetzung zu diesem Buch. Ich bin mir gerade unschlüssig, ob ich es lesen würde. Aber da jeder eine zweite Chance verdient hat und ich eine richtige Neugiernase bin, kann ich wahrscheinlich dann doch nicht einfach an diesem Buch vorbeigehen… 😉

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2022

Ein perfektes Staffelfinale

Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht: Das spannende Staffelfinale! (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 4)
0

Darum geht’s:
Lukas und seine Freunde Ella, die Elfe Felicitas und der Menok Rani haben schon einige turbulente Abenteuer miteinander erlebt und so manches Mal ihre Tapferkeit bewiesen. Doch nun scheint ...

Darum geht’s:
Lukas und seine Freunde Ella, die Elfe Felicitas und der Menok Rani haben schon einige turbulente Abenteuer miteinander erlebt und so manches Mal ihre Tapferkeit bewiesen. Doch nun scheint die Gefahr immer größer zu werden und der gesamte Flüsterwald ist bedroht. Die vier Freunde müssen nochmals alle ihre Kräfte mobilisieren, wenn sie dem dunklen Magier, der das Herz des Waldes im Visier hat, das Handwerk legen wollen.


So fand ich’s:
Nach dem rasant erzählten dritten Teil der Flüsterwald-Reihe mit dem noch neugieriger machenden Cliffhanger am Schluss des Buches, wartete ich schon richtig hibbelig auf diesen vierten Band, sprich auf das angekündigte Staffelfinale. Und ich wurde tatsächlich nicht enttäuscht.

Andreas Suchanek hat Lukas und seine Freunde wiederum auf ein temporeiches Abenteuer geschickt, bei dem so manches Hindernis überwunden werden musste. Und auch wenn für mich der dritte Band („Durch das Portal der Zeit“) der stärkste der Reihe war, hat der Autor mit seiner gweohnt originellen Erzählweise einen würdigen Abschluss für diese fesselnde Buchreihe geschaffen, die mich begeistert und ohne offene Fragen zurücklässt.

Um das Abenteuer vollumfänglich genießen und um mit Lukas und Co. mitfiebern zu können, empfehle ich auf jeden Fall die komplette Serie in der entsprechenden Reihenfolge zu lesen.

Die liebevoll beschriebenen Figuren sind mir während den vier Abenteuern immer mehr ans Herz gewachsen. Wie schon in einem meiner Bewertungen zu den vorherigen Bänden erwähnt, finde ich vor allem die Entwicklung jedes einzelnen sehr gut gelungen. Und keiner sticht als Superheld hervor. Im Gegenteil: Die Abenteuer sind nur als Gruppe zu meistern und so trägt jeder seinen Teil zur Gemeinschaft bei, was ich als Botschaft in Kinder- und Jugendbüchern sehr wichtig finde.

Im Moment bin ich ein klein wenig traurig, dass ich Lukas und seine Freunde vorerst zwischen den Buchdeckeln zurücklassen muss. Da jedoch dieser vierte Teil als „Staffelfinale“ bezeichnet wird, hoffe ich sehr, dass damit das Versprechen des Autors verbunden ist, uns weitere Abenteuer im Flüsterwald zu schenken. Ich wäre jedenfalls mit großem Vergnügen wieder sehr gerne dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2022

Ein Kaleidoskop an Zwischenmenschlichkeiten in arktischer Atmosphäre

Wo die Dunkelheit beginnt
0

Darum geht‘s:
Spitzbergen – ein besonderer Ort, gefühlt am Ende der Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen wollen, gerade hier neu anfangen ...

Darum geht‘s:
Spitzbergen – ein besonderer Ort, gefühlt am Ende der Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen wollen, gerade hier neu anfangen möchten. Da ist zum Beispiel Martin, der deutsche Mikrobiologe, der sich erhofft, in der neuen Umgebung über seine gescheiterte Ehe hinwegzukommen. Er trifft auf seine Landsmännin Rebecca, die jedoch ein großes Geheimnis um ihre Vergangenheit zu machen scheint. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Rebeccas unausgesprochene Geschichte steht zwischen den beiden und wird erst recht zum Thema, als eine Kollegin von Martin mit einer Kopfverletzung tot aufgefunden wird. Hat dieser tragische Todesfall etwas mit Rebeccas Vergangenheit zu tun?

So fand ich‘s:
Auch wenn die Kurzbeschreibung und die deutsche Autorin (die zusammen mit ihrem Mann hinter dem Pseudonym steckt) es vermuten lassen könnten, handelt es sich bei diesem Buch um keinen Krimi oder Psychothriller. Ich habe „Wo die Dunkelheit beginnt“ vielmehr als Kaleidoskop an Zwischenmenschlichkeiten erlebt – ein moderner Roman, in dem starke Charakterköpfe, teilweise in Ausnahmesituationen, aufeinandertreffen.

Für mich liegt die Stärke des Buches jedoch definitiv im Setting in Spitzbergen. Einige Besonderheiten dieser scheinbar unwirtlichen Welt, hatte ich bereits in Dokumentationen aufgeschnappt. Diese Eigentümlichkeiten haben die beiden Autoren hier geschickt genutzt, um ihre Geschichte in diesem besonderen Rahmen und vor allem unter dem mystischen Licht der Polarnacht zu erzählen. Man spürt durchwegs die Faszination, die dieser außergewöhnliche Flecken Erde auf die Autoren ausübt und bekommt beim Lesen große Lust, sofort die Koffer zu packen und sich auf den Weg in den hohen Norden zu machen.

Wenn man über einen Ort wie Spitzbergen schreibt, kommt man am Thema Klimawandel nicht vorbei. Doch diese Problematik wurde hier wohldosiert und nimmt zu keiner Zeit die Überhand. Es regt zum Nachdenken an, aber immer ohne erhobenen Zeigefinger.

Man darf hier keinen actiongeladenen Plot oder große Überraschungen erwarten. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Gerade der Einstieg hatte auch eine entschleunigende Wirkung auf mich – genau passend zu der arktischen Atmosphäre, die mich schnell gefangen genommen hatte und mir eine angenehme und anregende (Lese-)Reise bescherte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2022

Ein zauberhaftes Wintermärchen

Stella und der Mondscheinvogel
0

Darum geht’s:
Nachdem das Waisenmädchen Stella auch noch ihre Tante verloren hat, wird sie zu ihrem unbekannten Taufpaten, Captain Jones, nach Wales geschickt. Sie hofft dort endlich die lang ersehnte ...

Darum geht’s:
Nachdem das Waisenmädchen Stella auch noch ihre Tante verloren hat, wird sie zu ihrem unbekannten Taufpaten, Captain Jones, nach Wales geschickt. Sie hofft dort endlich die lang ersehnte Familie zu bekommen. Doch schon auf dem Weg dorthin geschieht Merkwürdiges und unverhofft gerät sie in den Besitz eines geheimnisvollen Paketes mit einem alten Spielzeugvogel.

Als Stella endlich in Wales ankommt, ist leider alles ganz anders, als sie sich erträumt hatte. Im Hause herrscht Kälte und Trauer, denn Captain Jones‘ Sohn, Tomos, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Vor lauter Langeweile beschäftigt sie sich mit dem Spielzeugvogel, der plötzlich zum Leben erwacht. Mit ihm zusammen macht sich Stella auf, den verschwundenen Tomos zu suchen. Sie hofft so, doch noch eine richtige Familie zu bekommen und ist sogar bereit, sich in eine rätselhafte Welt aus Schnee und Eis zu begeben…

So fand ich’s:
Zugegeben, es war diesmal das wunderschöne Cover, das mich magisch angezogen hat. Und da ich Märchen schon immer geliebt habe, hat mich dann auch die Kurzbeschreibung überzeugt, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte. Und ich wurde nicht enttäuscht und durfte in eine wundersame Geschichte eintauchen, die mir zauberhafte Lesestunden beschert hat.

So richtig neue Elemente findet man in dieser Geschichte nicht. Die Autorin punktet hier jedoch mit einer sehr schönen, bildhaften Sprache und einer dichten, winterlichen Atmosphäre, die sich zwar durch das Buch hindurchzieht, aber mit einfühlsam platzierten Nuancen, die die jeweilige Szenerie für den Leser lebendig machen.

Der Plot selbst ist leicht durchschaubar und daher ist rasch klar, wohin die Reise geht. Das macht jedoch die Geschichte nicht weniger spannend und gerade jüngere Leser können hier mit Stella richtig mitfiebern.

Für mich ist „Stella und der Mondscheinvogel“ eine sehr schön gelungene Wintererzählung für kleine aber auch große Märchenfans. Am schönsten liest sich dieses Buch warm eingekuschelt und mit einer Tasse heißer Schokolade in der Hand – und so geht der lange Winterabend womöglich viel zu rasch vorbei.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.01.2022

So schön ist Lesen!

Animant Crumbs Staubchronik
0

Darum geht‘s:
England im Jahr 1890. Animant versinkt am liebsten in der Welt der Bücher, um das reale Leben auszublenden – vor allem auch, um ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen, die nichts anderes im Sinn ...

Darum geht‘s:
England im Jahr 1890. Animant versinkt am liebsten in der Welt der Bücher, um das reale Leben auszublenden – vor allem auch, um ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen, die nichts anderes im Sinn hat, als ihre Tochter unter die Haube zu bekommen. Da kommt Animant das Angebot ihres Onkels gerade recht. Er bietet ihr für einen Monat die Stelle als Bibliothekarsassistentin an der Universitätsbibliothek in London an. Um aus den Hochzeitsplänen ihrer Mutter auszubrechen, nimmt die junge Frau sogar den als mürrisch und verschroben bekannten Mr. Reed als Chef in Kauf. Nicht ahnend, dass ihre Gefühlswelt komplett auf den Kopf gestellt wird, reist Animant voller Tatendrang nach London.

So fand ich‘s:
Während ich versuche einen passenden Einstieg für meinen Leseeindruck zu finden, schweife ich gedanklich immer wieder ab und lasse so manche goldige und amüsante Szene aus Animants Geschichte Revue passieren und komme aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. Ich bin auch jetzt noch hin und weg von diesem Buch und vor allem von der Protagonistin.

Animant ist so herrlich offen, intelligent und scharfsinnig und wünscht sich vom Leben viel mehr als nur eine brave Ehefrau zu sein, was am Ende des 19. Jahrhunderts noch sehr schwierig ist. Doch sie geht unbeirrt ihren Weg, auch wenn er alles andere als leicht ist. Besonders gut gefällt mir, wie sich Animant in London weiterentwickelt. Das Leben in der Stadt ist so ganz anders als ihr bisheriges wohlbehütetes Leben auf dem Land. Und der Autorin ist es trotz aller Romantik sehr gut gelungen, diesen Reifeprozess ihrer Protagonistin lebendig und realistisch darzustellen. Nur in Liebesdingen stellt sie Animant ab und an etwas übertrieben schwärmerisch dar, was nicht immer ganz zu ihrem sonst schlitzohrigen Wesen passt. Ich will der Autorin aber zugutehalten, dass Animant diese „Dinge“ bis dahin ja nur aus den Büchern kannte und wohl etwas von den eigenen Gefühlen überfordert war. 😉

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Animants Sicht erzählt, was dem Leser erlaubt, ihre geheimsten Gedanken und Gefühle mitzuerleben. Gerade durch diese Nähe zur Protagonistin, fühlt es sich an, als ob einem eine sehr gute Freundin ihre Geschichte erzählt.

Der Schreibstil ist lebendig, locker und dennoch der damaligen Zeit angepasst. Das Buch liest sich sehr flüssig und die Mischung zwischen Romantik und Humor ist für meinen Geschmack perfekt ausgewogen.

Auf der Verlagsseite wird das Buch auch in die Kategorie „Steampunk“ eingereiht, was unter Umständen falsche Erwartungen wecken könnte. Die Geschichte spielt zwar in der viktorianischen Zeit und eine mechanische Suchmaschine in der Bibliothek spielt eine kleine Rolle, was für dieses Genre sprechen würde. Allerdings liegt meiner Meinung nach der Fokus hier auf Animants Familien- und Liebesgeschichte.

Ich habe mich durchwegs köstlich amüsiert und alles richtiggehend vor mir gesehen. Zudem hat die Autorin mich direkt in mein romantisches Herz getroffen und mich mit Animants Geschichte begeistert und von ihrem Erzähltalent überzeugt.

Das Buch hat mir also genau das geschenkt, was mir das wunderschöne Cover versprochen hatte: Als Bücherwurm fühlte ich mich der Protagonistin sehr nah, wurde von ihr an die Hand genommen und ich konnte in eine wunderschöne Geschichte eintauchen und während dieser Zeit um mich herum alles ein bisschen vergessen. So schön ist Lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere