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Veröffentlicht am 14.07.2023

Guter Familienroman und Interessantes über den Palio Sienas

Sterne über Siena
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Es ist eine Familiengeschichte, hintergründig bewegt sich eine Familienfehde zwischen den Volanis und den Graziottis. Erstere sind wohlhabend, leben in einem Palazzo mitten in Siena und haben vor

etwas ...

Es ist eine Familiengeschichte, hintergründig bewegt sich eine Familienfehde zwischen den Volanis und den Graziottis. Erstere sind wohlhabend, leben in einem Palazzo mitten in Siena und haben vor

etwas über einem Jahrzehnt den Sohn verloren. Darunter leidet die gesamte Familie, von der Nonna über den Fehde-führenden Vater bis zu seinen Töchtern. Denn der Vorfall wurde unter den Teppich gekehrt. Die Töchter verlieben sich in die Söhne der Graziotti, die wiederum ein Gestüt besitzen, hochverschuldet sind und eine ganz und gar liebenswerte Familie. Im Vordergrund stehen Emilia Volani und Alessio Graziotti sowie der jährlich stattfindende Palio. Das berüchtigte Pferderennen mitten in der Stadt, das, laut Emilia „weit mehr ist als ein Rennen um einen Fetzen alten Stoffes“.

Der Roman ist keine reine Liebesgeschichte, ich würde sagen, sie ist absolut tertiär. An vorderster Stelle steht der Palio und was er für die Stadt, die Pferdebesitzer und Capitanos der Contraden bedeutet. Die Hintergründe sind sehr gut recherchiert und werden nach und nach in die Geschichte mit eingewebt. Sekundär steht die Fehde und was sie vor allem mit den Volanis, von denen sie ausgeht, anstellt. Der Roman ist vielschichtig und gerade zu Beginn kommt nicht klar heraus, um was es eigentlich geht. Die Handlungsstränge sind miteinander verwoben. Spätestens ab dem zweiten Drittel wird vieles klarer und man wird durch eine dichte Erzählung belohnt. Und ich mochte dann auch nicht mehr aufhören zu lesen.
Wer eine gute Familiengeschichte lesen und etwas mehr über den Palio Sienas erfahren möchte, liegt mit diesem Roman goldrichtig.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Angenehm zu lesen

Eine Lady hat die Wahl
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Auf Anraten ihrer Eltern nahm Eliza vor einigen Jahren den Antrag eines älteren Lords an. Nun ist er gestorben und sie stürzt sich voller Vorfreude in ein anderes Leben. Denn als Witwe hat sie deutlich ...

Auf Anraten ihrer Eltern nahm Eliza vor einigen Jahren den Antrag eines älteren Lords an. Nun ist er gestorben und sie stürzt sich voller Vorfreude in ein anderes Leben. Denn als Witwe hat sie deutlich mehr Freiheiten.

Da sie aber immer noch ein jüngeres „Huhn“, klug und bildhübsch ist, buhlen nach der Trauerzeit bereits die ersten Gockel um sie. Und sie genießt das freie Flirten.
Es ist ein Liebesroman im Gewand des Regency, einer, der den Stil von Jane Austen leicht streift und einen Hauch der Spritzigkeit von Georgette Heyer mitnimmt. Ein amüsanter Lesegenuss, der die Vorzüge der Witwenschaft in den Vordergrund stellt. Und zugleich die damalige englische Adels-Gesellschaft mit ihren Riten und Anforderungen aufs Korn nimmt. Irwin hat offenbar gut recherchiert und lässt ihre Ergebnisse in den Roman mit hineinfließen. So entstand ein wirklich lesenswerter Liebesroman!

Veröffentlicht am 12.07.2023

Amüsant

Traummann an Bord
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Ein kitschiges Titelbild und kitschiger Titel – bei beidem denkt man sofort an seichtes Traumschiff. Das ist glücklicherweise nicht der Fall. Anneke und Tilda bekommen eine kurze Ostseekreuzfahrt von ihren ...

Ein kitschiges Titelbild und kitschiger Titel – bei beidem denkt man sofort an seichtes Traumschiff. Das ist glücklicherweise nicht der Fall. Anneke und Tilda bekommen eine kurze Ostseekreuzfahrt von ihren Müttern geschenkt, weil sie in den letzten Jahren so viel gearbeitet haben und ihre Mütter sich diese Reise momentan nicht gönnen wollen.

Anneke möchte sich unbedingt ihren Traummann an Bord angeln und fängt anscheinend den Bordarzt ein. Der entpuppt sich jedoch als Womanizer, der mit der ewig gleichen Masche mehrere hübsche Frauen bezirzt. Sie bekommt es mit und zeigt ihm die kalte Schulter. Tilda sieht die Reise entspannt und möchte genießen, aber ihr kommt die Liebe hinterher. Beide sind von Natur aus bodenständig und handfest, was nicht heißt, das keinen Spaß mögen. Mit von der Partie ist ein Aufschneider sondergleichen und sein ruhiger Gegenpart. Dieser wirkt erst auf den dritten Blick sympathisch und dockt bei den Mädels an. Nach den Erlebnissen auf dem Schiff nimmt der Roman so richtig Fahrt auf, denn es geht im Alten Land weiter. Dort wohnen Anneke und Tilda. Und man erfährt einiges über sie, den Bordarzt und das Leben auf dem Dorf.

Ich dachte, es wäre ein seichter Roman für den Strand. Aber so seicht ist der gar nicht. Es ist ein spritziger Wohlfühlroman, der mich stellenweise stark amüsierte und einfach wunderbar zu lesen ist.

Veröffentlicht am 12.07.2023

Superb

Die Reise nach Paris
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Die Kinder von Armand Gamache sind nach gezogen. Seine Frau Reine-Marie und er reisen in die französische Hauptstadt, weil seine Tochter ihr zweites Kind dort in Kürze gebären wird. Ebenso besucht er Stephen ...

Die Kinder von Armand Gamache sind nach gezogen. Seine Frau Reine-Marie und er reisen in die französische Hauptstadt, weil seine Tochter ihr zweites Kind dort in Kürze gebären wird. Ebenso besucht er Stephen Horowitz, seinen neunzigjährigen Patenonkel, der für ihn als Kind zugleich den Vater ersetzte.

Es ist für mich der zweite Krimi von Louise Penny in der Reihe um Armand Gamache, den ehemaligen Leiter der Surête in Quebec. Er ist atmosphärisch sehr dicht und ich mochte ihn gerade zu Beginn (die ersten 200 Seiten) gar nicht aus der Hand legen. Alles beginnt sehr harmlos. Armand trifft Stephen im Garten des Rodin-Museums, sie sprechen über gemeinsam Erlebtes und philosophieren. Dahinter steckt jedoch viel mehr, das kristallisiert sich peu á peu heraus als Stephen einen Unfall hat. Nun nimmt der Krimi Gestalt an. Gamache tappt im Dunklen, unterstützt die Pariser Polizei, kennt deren Präfekten und auch Stephen ist eine Person, die viele Fäden in der Hand hat.
Alle Figuren sind ausnahmslos sehr gut ausgearbeitet. Man tappt als Leser:in lange Zeit im Dunklen und fiebert mit. Es dreht sich um einen gewaltigen Betrug und man weiß bis kurz vorm Schluss nicht, wer was genau mauschelt, wen betrügt, um was konkret es sich dreht und ob der Polizeipräfekt selbst sich die Hände schmutzig macht oder nicht.
Die Rahmenhandlung betrifft Armands Familie. Seine Frau unterstützt ihn bei seinen Ermittlungen auf ihre Weise, sie hat gute Kontakte aus ihrem eigenen beruflichen Umfeld. Sein Sohn liegt mit ihm über Kreuz, seit Jahrzehnten wohl schon und niemand weiß, weshalb. Aber auch das klärt sich in diesem starken Krimi.

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Veröffentlicht am 12.07.2023

Eine Art Familienroman

Die Insel der Honigtöchter
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Alice lebt als Karrierefrau in Paris. Sie kommt aus einem kleinen Dorf und hat sich ihre Karriere hart erarbeitet. Mittlerweile steht sie finanziell gut dar, hat eine schöne Wohnung und fühlt sich eigentlich ...

Alice lebt als Karrierefrau in Paris. Sie kommt aus einem kleinen Dorf und hat sich ihre Karriere hart erarbeitet. Mittlerweile steht sie finanziell gut dar, hat eine schöne Wohnung und fühlt sich eigentlich wohl in ihrem Leben. Etwas scheint zu fehlen, aber was?

Es ist kein typischer Wohlfühlroman und schon gar kein Liebesroman. Obwohl die Liebe mit drin hängt. Die zu den Bienen und die zur Familie an sich. Die Schwester stirbt unerwartet und Alice kümmert sich um ihre kleine Nichte, sucht auf Sardinien nach dem noch unbekannten Vater und findet dort ihre Berufung. Dazwischen liegen viele kleine Geschichten: rund um das Verhältnis zu ihrer Schwester, zu ihrer dominanten und schwierigen Mutter, zu ihrem eher leisen, freundlichen Vater und ihrer längst verstorbenen Großmutter. Auf Sardinien findet sie unerwartet Verwandte. Es ist eine Art Familienroman, aber anders als erwartet. Sehr angenehm zusammengesetzt und leicht zu lesen ohne zu seicht zu sein. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen und genossen!