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Veröffentlicht am 24.02.2023

Traum mit Standfuß

Gut Erlensee - Margaretas Traum
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Margareta wächst als Gutstochter auf. Die Familie ist eigentlich breit aufgestellt, hat aber in den letzten Jahren die Landwirtschaft vernachlässigt. Ihr Vater führte vor dem 1. WK die Druckerei ihres ...

Margareta wächst als Gutstochter auf. Die Familie ist eigentlich breit aufgestellt, hat aber in den letzten Jahren die Landwirtschaft vernachlässigt. Ihr Vater führte vor dem 1. WK die Druckerei ihres Opas weiter und während des Krieges übernahmen seine Töchter sie. Jetzt, 1919, ist der Vater zurück und wirtschaftet sie herunter. Denn er ist der Ansicht, seine Töchter gehören unter die Haube, ins Haus und nicht in den Männerberuf. Argumenten und Möglichkeiten andere Publikationen zu drucken als bisher ist er nicht zugänglich. So geht die Druckerei den Bach hinunter.
Das mitzuerleben durchs lesen, ist schon arg. Denn Margareta bemüht sich sehr ihren Vater umzustimmen. Verliebt sich derweil und bekommt geeignete, finanziell gut gestellte Männer vorgestellt, um den Familienbetrieb doch noch zu retten. Sie wehrt sich dagegen und gibt scheinbar nach. Ihr Bruder kam mit einem Trauma aus dem Krieg zurück und möchte zusammen mit der kleinen Schwester die Landwirtschaft wieder erwecken und mit einer Pferdezucht breiter aufstellen. Beide scheitern lange am Widerstand der etwas bräsig dargestellten Eltern. Die Oma hingegen ist pfiffig und unterstützt die tatkräftigen Geschwister.
Geschrieben ist das Ganze ungeheuer anregend und mitreißend. Man möchte immer weiter lesen, sehr ungünstig, wenn man abends im Bett nur noch ein paar Seiten lesen möchte... ;-I Schmöker!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2023

Schmöker

Ein Graf auf Abwegen
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Maximilian ist der Sohn von Carl von Seybach und geht seinem Herzensberuf als Arzt nach. Leider behandelt er liebend gerne nicht nur den Adel, wie der Vater es wünscht. Sondern jeden, der ihn braucht. ...

Maximilian ist der Sohn von Carl von Seybach und geht seinem Herzensberuf als Arzt nach. Leider behandelt er liebend gerne nicht nur den Adel, wie der Vater es wünscht. Sondern jeden, der ihn braucht. Und verliebt sich in ein Dienstmädel, unerhört!

Großmutter Henriette trötet ins Horn seines Vaters. Beide wollen ihn mit einer Dame am bayrischen Königshof verheiraten. Er sträubt sich jedoch. Das Ganze artete allerdings nicht in eine Art höfische Schnulze aus sondern zeigt die Zeit des Biedermeiers in München. Ähnlich, wie der erste Band der vierteiligen Reihe, lernt man die Familienmitglieder und relevante, bekannte Persönlichkeiten gut einschätzen. Aber auch den Zeitgeist. Auch Maximilians Schwestern kommen wieder zu Wort ebenso wie die sich in Geheimnisse hüllende Nanny Nanette. Es wird spannend, amüsant und man lernt nebenbei beim Lesen noch dazu.
Verfasst ist die Geschichte in lockerleichtem Schreibstil. Man ist sofort „drin“ und schmökert. Bloß nicht erst abends anfangen zu lesen 🙂

Veröffentlicht am 19.02.2023

amüsant

Winterwünsche in Willowbrook
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Liberty lebt in einem beschaulichen Dorf, etwas abseits in einem Cottage. Sie lebt zurückgezogen mit ihrem Hund, ist noch relativ jung, aber trotzdem sehr eingefahren in ihren Meinungen und ihrem von Routinen ...

Liberty lebt in einem beschaulichen Dorf, etwas abseits in einem Cottage. Sie lebt zurückgezogen mit ihrem Hund, ist noch relativ jung, aber trotzdem sehr eingefahren in ihren Meinungen und ihrem von Routinen geprägtem Leben. Geliebte und gelebte Routinen übrigens. Sie hat ihre Gründe, aber…

Eines Tages kommt Alex dazu. Ein Mann. Und Motorradfahrer. Den ihr Kumpel Jake bei ihr einquartiert, zur Miete. Er ist nett, Rennfahrer von Beruf, und kommt mit der Einöde und ihrem Hund erstmal überhaupt nicht klar. Man ahnt, wie es ausgeht und wird damit nicht schlecht liegen. Liberty geht darin auf Patchworkdecken zu nähen und arbeitet in einem Geschäft, das dafür Zubehör verkauft und Kunden berät. Und sie beschließt den Routinen zu entkommen. Dieser Entschluss stellt ihr Leben auf den Kopf. Und das von Alex dazu.

Es ist ein herzerwärmender, wunderbar kluger und witziger Roman. Seicht, lockerleicht verfasst und mit grandiosen Wendungen. Am Ende traut Liberty sich sogar in die Provence.

Veröffentlicht am 19.02.2023

wohlig

Ein neuer Sommer am Inselweg
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Sonja ist k.o., mit drei Kindern ohne Mann und mehreren Ferienwohnungen zu betreuen mitten im Inselsommer – das ist nicht einfach. Frieke wiederum liebt ihren Mann, ihr Kind und ihren Buchladen, könnte ...

Sonja ist k.o., mit drei Kindern ohne Mann und mehreren Ferienwohnungen zu betreuen mitten im Inselsommer – das ist nicht einfach. Frieke wiederum liebt ihren Mann, ihr Kind und ihren Buchladen, könnte noch eine Aushilfe mehr gebrauchen. Und bekommt sie.

In Form von Carl, einem ehemaligen Kollegen und Reisejournalisten, der wegen einiger Sperenzchen suspendiert wurde. Beide Frauen erleben mit ihm besondere Momente ganz unterschiedlicher Art. Friekes Leben mischt er beruflich auf. Und auch sein Privatleben hat offenbar Tücken.

Es ist ein seichter, sehr amüsanter Wohlfühlroman mit leichten Spannungsbögen. Ideal für ein paar Stunden mit wenig – aber ein bisschen schon! – Tiefgang. Man wähnt sich auf Spiegeroog, wenn man die Insel kennt, und falls nicht, auf irgendeiner Nordseeinsel. Bisschen Hamburger Flair kommt dazu und der ein oder andere Schnack. Wohlig leicht verfasst, ideal zum innerlichen abtauchen.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Was heißt es zivilisiert zu sein?

Die Pionierin im ewigen Eis
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Josephine Peary war die erste US-Amerikanerin, die Ende des 19. Jahrhunderts für mehrere Monate, teilweise Jahre nach Grönland reiste.

Sie selbst war Forscherin und Publizistin. Zumindest bis sie Robert ...

Josephine Peary war die erste US-Amerikanerin, die Ende des 19. Jahrhunderts für mehrere Monate, teilweise Jahre nach Grönland reiste.

Sie selbst war Forscherin und Publizistin. Zumindest bis sie Robert Peary heiratete. Er stellte eine Expedition zum Nordpol auf und reiste mit seiner Frau nach Grönland, um von dort aus zu Fuß weiter zu reisen. Sie hingegen blieb an der Küste und lernte das Leben der Inuits kennen.

Ich fand die Geschichte faszinierend. Eine Inuit-Frau, die tatsächlich lebte, wird Josephine zur Seite gestellt. Diese ist durch und durch anders, lehrt sie vieles und misstraut ihr wohlweislich dennoch. Denn die Amerikaner entdecken, dass die Messer der Inuits aus speziellem Material sind und wollen die ursprünglichen Meteoriten stehlen (und taten es auch). Bis dahin vergehen jedoch Jahre. In denen Robert Peary den Nordpol sucht während seine Frau akribisch Tagebücher über das Leben der Inuit und ihre eigene Anpassung an das unwirtliche Leben führt. Und sich fragt, wer eigentlich zivilisiert ist und was das bedeutet.
Man muss es lesen, es lohnt sich sehr.