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Veröffentlicht am 01.12.2022

Gesucht: Lebendig oder Tot

Königsmörder
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Die Geschichte Englands in der Zeit Cromwells. Die Monarchie bekam damals einen ziemlich Dämpfer und rappelte sich doch wieder hoch.

Zwei Vogelfreie hetzen durch England, auf sie ist ein Kopfgeld gesetzt ...

Die Geschichte Englands in der Zeit Cromwells. Die Monarchie bekam damals einen ziemlich Dämpfer und rappelte sich doch wieder hoch.

Zwei Vogelfreie hetzen durch England, auf sie ist ein Kopfgeld gesetzt von damals unerhörten hundert Pfund. Viel Geld. Die Zeit rund um den Tod von Charles I aus dem Haus Stuart, König von England, Schottland und Wales, und seinen Henker Cromwell zeigt nicht nur die sehr kurze republikanische Zeit der Insel auf. Sie ist auch eine Zeit der Gewalt, des Aufruhrs und bietet durchaus Parallelen zur Gegenwart. Harris erzählt in seiner typischen Manier sehr sachlich und sehr spannend, nie langweilig von Cromwells Sieg und Niedergang. Hauptfigur ist dabei der fiktive Kopfjäger Richard Nayler, der ziemlich fanatisch seiner Aufgabe nachgeht und die beiden Flüchtigen quer durch das Land verfolgt. Es ist keine rein sachliche Darstellung, wie meistens bei Harris. Manchmal ist seine Erzählung ziemlich weitschweifig, dabei allerdings immer sehr anregend zum Dranbleiben motivierend.
England war im 17. Jahrhundert noch eine Weltmacht, das Empire, nach dem sich viele heutige Brexiteers zu sehnen scheinen, war damals normal. Dazu kommen spezielle Rituale der Kirche, der Monarchie und des bürgerlichen Standes sowie die puritanische Anbetung Gottes. Das alles zeigt Harris reflektiert auf. Einerseits ein wahrhaftiger Schmöker, aber alles in allem auch sehr unbarmherzige Verhältnisse beschreibend.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

hm

On a cosy Winter Night
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Ein Hotel mit Kneipe, in dem man seinen richtigen NAmen nicht preisgeben muss und lauter Menschen, die Weihnachten feiern ohne zu wissen mit wem eigentlich. Eine Party bei der jede/r für sich sein darf, ...

Ein Hotel mit Kneipe, in dem man seinen richtigen NAmen nicht preisgeben muss und lauter Menschen, die Weihnachten feiern ohne zu wissen mit wem eigentlich. Eine Party bei der jede/r für sich sein darf, mit anderen Darts oder Billard spielen kann oder einfach tanzen. Beide Hauptfiguren haben Verluste hinter sich und eine von ihnen suchte explizit dieses Hotel auf, sie wollte eigentlich woanders hin. Aber es gab kein freies Zimmer mehr.
Beide verbringen eine abenteuerlich-schöne Nacht im Schnee miteinander. Samt Weihnachtsgottesdienst, leckerem Essen und Rodeln, sie schlafen miteinander und am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Ihr Name? Fake. Wie seiner übrigens auch. Zwischen seinen Dienstreisen sucht er sie und sie erinnert sich an ihn. Bis sie zusammenfinden, dauert es allerdings.

Zwei Drittel sind sehr angenehm-amüsant zu lesen. Das letzte Viertel ging mir auf die Nerven, es passte nicht zum anderen Stil. Viel Sex und dieser detailliert beschrieben, seitenfüllend, nicht nur einmal, nicht mal anregend. Puh. Die Zwischentöne fehlten auf einmal. Es wurde langweilig.

Veröffentlicht am 29.11.2022

Schmöker - einfach super

Winterspuren in Arrowwood
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Nicky ist Trickreiterin und arbeitet normalerweise von Calgary aus. Durch einen Unfall stirbt ihr Pferd und sie muss sich auskurieren. Das tut sie bei ihrer Großmutter mitten im Nirgendwo am Rand des Jasper ...

Nicky ist Trickreiterin und arbeitet normalerweise von Calgary aus. Durch einen Unfall stirbt ihr Pferd und sie muss sich auskurieren. Das tut sie bei ihrer Großmutter mitten im Nirgendwo am Rand des Jasper Nationalparks – auf einem Gnadenhof für ehemalige Rodeopferde.

Ihre Großmutter freut sich auf und über ihren Besuch, sie kann Hilfe gut gebrauchen. Im nahe gelegenen Dorf leben unter anderem ein preisgekrönter Sattler, der spezielle Aufträge erhält, und den Geheimnisse umwehen. Ebenso erhält man Einblicke in das Leben der Cree, die das Dorf bereichern, und eine intakte Dorfgemeinschaft. Nicky selbst kommt gerade zu Anfang sehr schlecht mit ihrer neuen Situation klar. Sie vermisst ihr Pferd und ihre bisherige Art zu leben. Aber es kommen andere Dinge und Menschen in ihr Leben. Es ändert sich so Einiges.

Der Roman ist vielschichtig und sehr gut anschaulich verfasst, kommt ohne weitschweifige Beschreibungen aus und doch kann man sich alles sehr gut vorstellen. Keine der Hauptfiguren ist einseitig, alle können mehr als man anfänglich denkt und sie werden so eingeführt als ob sich eine Serie daraus entwickeln würde. Es wäre übrigens wunderbar, wenn das so wäre, denn diese Geschichte macht spätestens nach dem ersten Viertel süchtig. Man lernt etwas über die heutige Lebensweise der Native Nation Cree. Mit Blake und seiner Schwester sowie einer Ältesten des Stammes schummeln sich immer mehr Details hinein. Weder aufgesetzt noch belehrend sondern immer genau zur Geschichte passend, als könne sie sich nur so und nicht anders entwickeln. Dazu kommen gut gesetzte Spannungsbögen, weil auch auf dem wirklich ländlich gelegenen Dorf nicht die heile Welt herrscht. Kein Mord und Totschlag sondern das Leben an sich: Schuldgefühle bei dem einen, beginnende Demenz bei der anderen, spezielle Geheimnisse und die Liebe, die spielt auch auf die ein und die andere Weise hinein. Pferde spielen Nebenrollen. Es ist also kein reiner Pferderoman für Erwachsene, aber sie bereichern die Geschichte im positiven Sinn.
Ich hoffe auf einen zweiten Band rund um die Sleeping Lake Ranch 🙂

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Veröffentlicht am 25.11.2022

gut

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1)
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Die Schokokugeln „Halloren“ sind vielen ein Begriff. Das diese Bezeichnung jahrhundertelang diejenigen meint(e), die in Halle Salz abbauen und sieden, wissen nur wenige. In dieser Geschichte dreht es sich ...

Die Schokokugeln „Halloren“ sind vielen ein Begriff. Das diese Bezeichnung jahrhundertelang diejenigen meint(e), die in Halle Salz abbauen und sieden, wissen nur wenige. In dieser Geschichte dreht es sich sowohl um die eigentlichen Halloren als auch um die Rettung der Schokoladenfabrik zu Beginn der DDR.

Protagonisten aus beiden Wirkstätten dienen als Hauptfiguren. Die eine ist die fiktive Tochter des Fabrikbesitzers und der andere ein einfacher Salzarbeiter. Mit ihnen lernt man die Schwierigkeiten der Lebensmittelrationierung 1949 kennen als auch die Traditionen in Halle an der Saale, die eng mit der Salzgewinnung zusammenhängen. Und natürlich droht die Schokoladenfabrik verstaatlicht zu werden. Etwas, dass Irene Mendel unbedingt verhindern will. Ein russischer Oberst zeigt ihr dabei sehr klar, wer zur Zeit die Macht in Halle hat. Einige Freundinnen möchten raus aus Halle, möchten die Welt, oder zumindest mehr als Halle zu bieten hat, sehen. Mit ihnen erkundet man Potsdam-Babelsberg, die Welt der Filmstudios und des Stadttheaters Halle.

Insgesamt dreht sich vieles um die Darstellung der Schokoladenfabrik und das Weitermachen mit all den Schwierigkeiten, die die Gründung der DDR mit sich brachte. Es ist allerdings kein rein typischer „Firmenroman mit historischem Hintergrund“ sondern ein wirklich interessanter Roman, der die Geschichte von Halle als Salzstadt aufs Korn nimmt. Das war für mich das eigentlich Spannende. Dazu ist er locker-leicht verfasst und mit den Wissenshappen ein echter Lesegenuss.

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