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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2019

Eindringlich

Der Himmel über Manhattan
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Ein fulminanter Roman über Liebe, Verlust, schwierige Familienverhältnisse und das Durchhalten. Alles spielt 1965 in New York. Alles dreht sich darum, wie man aus den Herausforderungen der Vergangenheit ...

Ein fulminanter Roman über Liebe, Verlust, schwierige Familienverhältnisse und das Durchhalten. Alles spielt 1965 in New York. Alles dreht sich darum, wie man aus den Herausforderungen der Vergangenheit genügend lernen kann, um gegen familiäre, zukünftige Probleme zu bestehen. Alleine dieser Ansatz ist schon respektabel, denn die Autorin setzte willensstarke Figuren ein.

Zwischen Gourmet-Tempel & Vergangenheit

Als ich den Klappentext las, dachte ich, ich hätte eine unseelig, dicke Schnulze erwischt. Tatsächlich ist die Geschichte unglaublich vielschichtig, dabei so verfasst, dass ich in ihr komplett versinken konnte. Da ist einerseits das Restaurant von Peter Rashkin, ein Gourmet-Tempel. Benannt nach seiner Frau, die in einem Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam. Er selbst überlebte, spricht nicht über seine Vergangenheit. Dazu kommt irgendwann June, hübsch, nett und sie zieht ihn fast magisch an. Eigentlich eine Konstellation, wie sie so überhaupt nicht zusammen passt. Und Jenna Blum nimmt die knapp zwanzig Jahre zurückliegende Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs mit hinein. Sie erörtert dessen Auswirkungen auf Familien und einzelne Menschen direkt und offen. Auch den Vietnamkrieg samt des Einsatzes von "Agent Orange" bringt sie mit zur Sprache. Lebensmittelknappheit, Hunger in der Vergangenheit versus Menschen, die freiwillig in den Städten der U.S.A. hungern, um schlank zu bleiben. Blum bringt Gegensätze in ihren Roman ein, wie ich es so noch nicht gelesen habe.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Gewitzt

Es wird Zeit
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Es ist mein erster Roman dieser Autorin, aber gewiss nicht mein letzter Mit viel Witz schreibt sie über das Älterwerden ihrer Figur Judith, die sich selbst und andere manchmal selbstironisch auf den Arm ...

Es ist mein erster Roman dieser Autorin, aber gewiss nicht mein letzter Mit viel Witz schreibt sie über das Älterwerden ihrer Figur Judith, die sich selbst und andere manchmal selbstironisch auf den Arm nimmt. Da diese mittlerweile flügge gewordene Kinder und einen Gatten zu ihrer Familie zählt, ist die Midlifecrisis nicht weit. Nein, die haben nicht nur Männer. Auch Frauen bekommen auch die Chance einer zweiten Pubertät. 

Es fließen Lieder von Lindenberg mit hinein, Gedanken zum Sterben und den geschätzt dreiunddreißig Jahren bis dahin. Der Gedanke, das könne nicht alles gewesen sein, drängt sich förmlich beim Lesen auf. Eine Frau in der zweiten Selbstfindungsphase. So ganz kam ich mit der Figur der Judith nicht klar, manchmal eckte sie mit ihren Werten arg bei mir an. Aber die Geschichte leidet darunter nicht.

Schräg, mit eigenartigem Charme und amüsant-gewitzt verfasst. Der Roman kreist um Familie, Gesundheit, Älterwerden und Heimat ebenso wie über die Ehe im Besonderen und Freundschaften. 

Veröffentlicht am 25.08.2019

Turbulent, amüsant & mit Pfiff

Dolci schmecken nur zu zweit
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Eine rasant erzählte, witzige Geschichte um eine junge Frau, die mit ihrer zerstreuten Oma an den Gardasee reist. Sie hofft ihren Vater zu finden und die Oma einen verflossenen Liebhaber. Man ahnt nicht ...

Eine rasant erzählte, witzige Geschichte um eine junge Frau, die mit ihrer zerstreuten Oma an den Gardasee reist. Sie hofft ihren Vater zu finden und die Oma einen verflossenen Liebhaber. Man ahnt nicht von Anfang an und auch nicht von der Mitte an, wie das alles ausgehen wird!


Von Anfang an ist Witz im Spiel und das ändert sich nicht. Nichts ist vorhersehbar, außer der Satz der Oma "Sags doch gleich so, dass mans versteht!", wenn die Oma mal wieder zu zerstreut war auf Anhieb zu begreifen. Das ist statt langweilig oft mit sehr viel Situationskomik behaftet. Ihre Enkelin hingegen ist temperamentvoll, rationell und romantisch veranlagt. Das Ganze ist aus ihrer Perspektive erzählt. Und das Lesen bereitet Freude Schmöker!

Veröffentlicht am 25.08.2019

Ganz nett

Das Savoy - Aufbruch einer Familie
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Das Savoy in London war eines der ersten und gehört heute noch zu den weltbekannten Luxushotels, gelegen an The Strand nahe Westminster und den Wachablösungen des Buckingham Palastes. Diese Roman greift ...

Das Savoy in London war eines der ersten und gehört heute noch zu den weltbekannten Luxushotels, gelegen an The Strand nahe Westminster und den Wachablösungen des Buckingham Palastes. Diese Roman greift diesen Aspekt nicht auf. Er fängt untypisch an und bleibt auch untypisch. Man erfährt viel über die Enkelin des Eigentümers, die wichtig wird, weil sie unter speziellen Umständen das Hotel erbt. Und eigentlich etwas anderes mit ihrem beruflichen Leben vor hat. Das Ganze spielt 1932.

Leichter Krimi & viel Flair

Ein leichter Krimi spielt mit hinein, denn der Großvater von Violet soll sterben. Auch lernt man durch ihn die Besonderheiten des Savoy kennen. Und auch, wie die Angestellten viele Rädchen im Getriebe "Hotel" möglichst reibungslos in Gang halten. 
Untypisch ist die Sichtweise sobald sie Violet betreffen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Arbeit als Autorin und erbt plötzlich den Luxus. Dazu kommen Spannungen verschiedenster Art, Verrat ist im Spiel ebenso wie Liebe, Diplomatie und so einiges mehr. Ein Konglomerat aus verschiedenen Erzählsträngen und Schwerpunkten, das sich mehr oder weniger um den scheinbar dahin siechenden Eigentümer dreht. Stirbt er oder nicht? Herzinfarkt oder Verbrechen? Diese Frage zieht sich ziemlich lange, wird zwischendrin quasi beantwortet und nimmt dadurch jegliche aufkommende Spannung.

Der Erzählstil ist in Ordnung. Es kommt wirklich darauf an, um wen oder was sich der jeweilige Erzählstrang gerade dreht. Relativ leicht erzählt, bleibt mir Wahl zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir mehr Tiefe und flotteres Tempo mit Spannungsbögen gewünscht. So war es ein netter Roman zum Zeitvertreib. 

Es ist der Auftakt einer Trilogie. Bleibt zu hoffen, dass der zweite Teil deutlich ausgefeilter mit weniger, inhaltlichen Längen und mehr Tempi sein wird.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Spannung fehlt völlig

Mord in den Schären
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Dennis  ist Polizist in Göteborg und benötigt eine Auszeit, die er auf einem alten Kutter an der Küste Schwedens verbringen will. Wie man sich denken kann, wird daraus nichts. Oder doch, je nachdem. Denn ...

Dennis  ist Polizist in Göteborg und benötigt eine Auszeit, die er auf einem alten Kutter an der Küste Schwedens verbringen will. Wie man sich denken kann, wird daraus nichts. Oder doch, je nachdem. Denn zwar ist es mit der Beschaulichkeit schnell vorbei, denn auf der Schäreninsel wird gewaltig gemördert und aus halbwegs stichhaltigem Grund muss Dennis als Ermittler einspringen. Der Anfang war gut und in mehrfacher Hinsicht nicht unspannend.

Danach aber, danach geht es ohne jegliche Spannungshöhepunkte weiter. Die Story plätschert vor sich hin. Und obwohl der Schreibstil locker-flüssig ist, die Akteure gut beschrieben, kam ich nicht wirklich in den Roman hinein. Beziehungsweise hinein schon, aber ganz schnell auch wieder raus. Denn es tat sich nichts Nennenswertes. Ich habe ihn nicht zu Ende gelesen, weil mir das Ende irgendwann egal war.