Ein Klassiker
Der scharlachrote BuchstabeHester Prynne und ihr Mann sind unter den ersten SiedlerInen. Während er die Verpflichtungen in der alten Welt regelt, reist Hester voraus und übernimmt in Neuengland die Vorbereitungen für seine Ankunft ...
Hester Prynne und ihr Mann sind unter den ersten SiedlerInen. Während er die Verpflichtungen in der alten Welt regelt, reist Hester voraus und übernimmt in Neuengland die Vorbereitungen für seine Ankunft und ihr späteres gemeinsames Leben.
Doch Hester ist nicht glücklich in ihrer Ehe und wird in der fremden Welt schwach. In der Welt der Puritaner begeht sie eine der schlimmsten Sünden – „Ehebruch“. Aus der verhängnisvollen Beziehung geht ein Kind hervor. Hester verbringt einige Zeit im Gefängnis, wird öffentlich am Pranger von der Dorfgemeinde gedemütigt und dazu verdammt, bis zu ihrem Lebensende sichtbar ein Zeichen an ihrer Kleidung anzubringen, für alle sichtbar, ein Mahnmal der Tugend – der scharlachrote Buchstabe.
Sie und ihre Tochter Pearl leben am Rande der Gesellschaft lediglich noch geduldet. Mit viel Anstrengung, Kraft und Mühe erkämpft Hester sich einen halb anerkannten Platz in der Dorfgemeinschaft als Näherin. Doch die für die Bewohner der Siedlung augenscheinliche Strafe der Sünderin ist in Wahrheit noch um einiges härter.
Ihr verschollener Mann folgte ihr wohl nach einiger Zeit nach Neuengland, aber angesichts der Schande, die sie über sich als auch ihn gebracht hatte entscheidet er sich einen anderen Namen an zu nehmen und im Geheimen finstere Rache üben zu wollen.
Der scharlachrote Buchstabe ist eine wortgewaltige Erzählung auf wenigen Seiten, die berührt, verwirrt, aufwühlt und Zorn schürt. Das Verharren mancher Charaktere in althergebrachten Traditionen, Scheuklappen-Denken, Heuchelei und falsche Gläubigkeit sind im Puritanismus allgegenwärtig. Die ersten Siedler des heutigen Amerika waren harte, disziplinierte Menschen und sie hielten sich rigide an ihre selbst auferlegten Dogmen um in der Wildnis nicht unter zu gehen.
Seit ich die Verfilmung mit Demi Moore gesehen hatte, wollte ich den Roman dazu lesen. Ich bin froh, dass ich es erst jetzt getan habe, denn das Buch ist bei weitem nichts für ein paar entspannte Stunden. Es braucht zum einen Zeit, sich in den Schreibstil um 1850 ein zu lesen, außerdem zieht sich durch die Geschichte kein deutlich erkennbarer Faden, wie es heute in vielen Erzählungen der Fall ist. Immer wieder tauchen Anmerkungen des Autors in der Geschichte auf, die den Lesefluss etwas behindern. Dennoch habe ich jede Stunde, die ich in dieses Buch investiert habe genossen, Hesters Mut und ihr Durchhaltevermögen haben mich beeindruckt, der Einblick in das Innere eines gebrochenen Herzens schockiert.