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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Schöner Auftakt

Nach dem Sommer
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Grace liebt einen Wolf. Ihr seltsam übersteigertes Interesse an den Wölfen im angrenzenden Wald ist ihr selbst und ihren Freundinnen unheimlich. Als kleines Mädchen wurde sie von den Wölfen des Rudels ...

Grace liebt einen Wolf. Ihr seltsam übersteigertes Interesse an den Wölfen im angrenzenden Wald ist ihr selbst und ihren Freundinnen unheimlich. Als kleines Mädchen wurde sie von den Wölfen des Rudels angegriffen und verletzt. Ihre eigene Erinnerung an das Geschehnis ist trüb aber seitdem beobachtet sie einen bestimmten Wolf aus dem Rudel und er beobachtet sie, so scheint es.

Was Grace nicht weiß, Sam ist ein Werwolf und verwandelt sich jeden Sommer in einen Menschen. Als ein tragisches Ereignis die Wölfe in den Mittelpunkt des Interesses von Mercy Falls gerät Sam in Gefahr und gibt sich Grace zu erkennen.

„Nach dem Sommer“ ist der Auftakt einer Jungendbuch-Trilogie von Maggie Stiefvater. Im Fahrwasser von Twilight funktioniert auch eine tragische Liebe zwischen Mensch und Werwolf.

Leider krankt die Geschichte an relativ farblosen Protagonisten. Grace ist ein schlaues, berechnetes Mädchen, dass sich auch in den dramatischsten Situationen fest im Griff hat. Sie agiert immer überlegt und erwachsen, was wohl daran liegt, dass ihre Eltern genau das Gegenteil von ihr sind. Weder Vater noch Mutter übernehmen Verantwortung für Grace, so versorgt das Mädchen den Haushalt im Alleingang und bekocht ihre Eltern täglich.

Sam’s innerer Konflikt zwischen Mensch und Wolf wird leider wenig Raum eingeräumt, wobei gerade diese Zerissenheit der Geschichte Tiefgründigkeit und Spannung verliehen hätte. Sam liebt Grace und es fällt ihm leicht auch bei zunehmend kühlen Temperaturen ganz Mensch zu bleiben, während der Rest seines Rudels die wölfische Gestalt herbei zu sehnen beginnt.

Der Schreibstil und die Kapitelwechsel sind stimmig und flüssig ausgeführt, was über die Schwächen der Charakterausarbeitung leider nicht hinwegtäuscht. Die Geschichte selbst hat immer wieder Längen, während derer wenig passiert und die LeserInnen an Graces’ Haushaltsführung beteiligt werden.

Insgesamt ist „Nach dem Sommer“ aber schöner Auftakt für eine Jugendbuch-Trilogie, der ein paar entspannte Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Bunt und farbenfroh

Naschmarkt
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Dotti ist Literaturredakteurin einer Wiener Zeitung. Sie liebt ihre Arbeit – und ihr Leben. Sie ist zufrieden in ihrer Wohnung, gemeinsam mit ihrer Katze. Nur ihr Umfeld meint, dass Dotti nicht ganz in ...

Dotti ist Literaturredakteurin einer Wiener Zeitung. Sie liebt ihre Arbeit – und ihr Leben. Sie ist zufrieden in ihrer Wohnung, gemeinsam mit ihrer Katze. Nur ihr Umfeld meint, dass Dotti nicht ganz in Ordnung ist, so wie sie eben ist. Eine Frau allein ist eben nur die Hälfte. Es braucht einen Mann zum Glücklich sein.

Der Meinung ist auch Dottis neue Chefin, die sie kurzerhand dazu verdonnert über eine aufstrebende Internetdatingagentur in ihrer Rubrik zu schreiben. Ihre bissige Kolumne schafft es aufgrund widriger Umstände unkorrigiert in die Zeitung und polarisiert sofort in ganz Österreich.

Dotti soll während 8 Wochen einen Blog führen und dort weiter ihre Erfahrungen auf der Internetplattform darstellen. Auch der Blog wird innerhalb kurzer Zeit zum Menschenmagneten. Doch Dotti bleibt weiterhin standhaft – Männer?! Nein, danke!

Claudia Toman schreibt unter dem Pseudonym „Anna Koschka“ einen faszinierend scharfzüngigen Roman über gesellschaftliche Zwänge, denen wir, zumeist unbewußt, gesellschaftlich unterliegen und denen sich viele von uns auch beugen.

Ihre Protagonistin Dotti Wilcek gerät dabei bunt, realistisch und ungemein liebenswert. Sie zeigt den LeserInnen, die täglichen Abgründe in die sie blickt, sie tritt in Fettnäpfchen, sobald sie sich anbieten und trotzdem bleibt sie eine bewundernswerte Frau, die ihr Leben gut meistert.

Mit vielen Anekdoten, zumeist aus dem Kontext der Literatur-Community bringt Anna Koschka die LeserInnen zum Schmunzeln und mitunter auch zum lauten Auflachen.

Vor der Kulisse des modernen Wiens, werden Dotti und ihre WegbegleiterInnen lebendig, und erleben Glück und Leid, Erfolg und Schmach und machen den LeserInnen viel Lust auf einen eigenen Besuch der Hauptstadt Österreichs.

Naschmarkt sorgt für einige unterhaltsame Stunden ist dabei aber nie oberflächlich oder gar trivial und ergibt nicht gesellschaftlichen Vorgaben sondern bricht eine Lanze für die Vielfältigkeit unseres Daseins.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Die Liebe meiner Mutter

Als der Regen kam
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Mauro besucht seine Mutter, das letzte Mal war er vor zwei Jahren bei ihr. Seitdem hat sich ihr gesundheitlicher Zustand dramatisch verändert. Sie ist stark dement und erkennt den eigenen Sohn nicht. Mauro ...

Mauro besucht seine Mutter, das letzte Mal war er vor zwei Jahren bei ihr. Seitdem hat sich ihr gesundheitlicher Zustand dramatisch verändert. Sie ist stark dement und erkennt den eigenen Sohn nicht. Mauro nimmt sie mit in die Stadt, in der sie noch bis vor wenigen Monaten selbstständig eine Wohnung bewohnt hat. Helen ist völlig apathisch bricht jedoch im Angesicht der Vorbereitungen für das Jugendfest für einen kurzen Moment aus ihrer Lethargie aus.

Mauro ist von ihrem Verhalten überrascht und sich beinahe sicher, dass Helen Dinge erlebt hat, von denen er keine Ahnung hat. Er bringt Helen in ihr Heim zurück und beginnt in ihrer alten Wohnung seine Suche nach Hinweisen und – der Wahrheit.

„Als der Regen kam“ besticht durch eine intelligente Geschichte, die wortgewandt und imposant daher kommt, dabei aber ganz sanfte Töne anschlägt und den LeserInnen das Grauen des Verrats zwar zeigt aber sie nicht daran verzweifeln lässt.

Getragen von zwei starken Protagonisten entführt uns die Geschichte in die Vergangenheit, schenkt uns einen Blick in die Zukunft und ermöglicht einen Einblick in die völlig fremde Welt in der Helen lebt.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zum Grundeinkommen

Die Befreiung der Schweiz
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Christian Müller und Daniel Straub widmen sich in ihrem Buch der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Dabei nähern sie sich dem Konzept über mehrere Kapitel an und lockern die Sachinformationen durch ...

Christian Müller und Daniel Straub widmen sich in ihrem Buch der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Dabei nähern sie sich dem Konzept über mehrere Kapitel an und lockern die Sachinformationen durch ExpertInneninterviews auf.

So einfach sich die Idee auch anhört so komplex wäre dennoch die Umsetzung des Modells. Wenn jeder Bürger und jede Bürgerin der Schweiz ein Grundkommen ausbezahlt bekommt, fällt ein Gutteil des derzeit äußerst undurchsichtigen Verwaltungsapparates weg, dennoch müssten weiterhin verschiedene zusätzliche Sozialleistungen für die Bevölkerung aufrechterhalten werden.

Außerdem halten die Autoren es für sinnvoll, das Grundeinkommen in Etappen einzuführen um dadurch eine großflächige Verschiebung auf dem Arbeitsmarkt zu vermeiden und auch um der Bevölkerung die Zeit zu geben, sich an das Modell zu gewöhnen.

Die Autoren vertreten in ihrem Buch eine durchaus positive Sicht des Modells, lassen aber auch skeptische oder ablehnende Meinungen von FachexpertInnen zu, ohne deren Argumentationen grundsätzlich ablehnend zu begegnen.

Das Modell und dessen mögliche Umsetzung wird diskutiert, es bleiben zwar Fragen vor allem was die Umsetzung betrifft offen, aber das Konzept ist ausführlich genug dargestellt, dass es eine konstruktive Diskussion ermöglicht, aber nicht einengend wirkt und mit Dogmen zur Umsetzung kreative Verbesserungen oder weiterführende Ideen abstoppen würde.

Ein absolut empfehlenswertes Werk zum Einstieg in alternative Konzepte zur Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Durchwachsen

Ruht das Licht
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Der zweite Teil der Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls beginnt idyllisch. Sam und Grace leben zusammen in ihrem Zimmer. Ihren Eltern bleibt dieser Umstand verborgen, interessieren sie sich doch nur ...

Der zweite Teil der Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls beginnt idyllisch. Sam und Grace leben zusammen in ihrem Zimmer. Ihren Eltern bleibt dieser Umstand verborgen, interessieren sie sich doch nur am Rande für das Leben ihrer Tochter.

Während Sam sich wieder langsam an das andauernde Mensch-Sein gewöhnt, wird es für Grace bald unerträglich. Die Rudelzugänge, für die noch Beck verantwortlich zeigte, machen Sam das Leben nicht unbedingt einfacher und bald wachsen ihm die Vorkommnisse über den Kopf.

Die Fortsetzung zu „Nach dem Sommer“, beginnt schleppend und zieht sich leider schleppend weiter. Schon zu Beginn ist klar, in welches Schicksal die Autorin Grace schicken will. Die Charaktere bleiben dabei im besten Fall blass und wirken zumeist absolut desinteressiert an ihrer eigenen Lage, sowie ihrem Umfeld.

Die Eltern-Tochter Beziehung zwischen Grace und ihren Eltern gerät von einer Schieflage in eine andere und war für meine Begriffe nicht mehr nachvollziehbar.

Abschließend zum Klappentext – dass ist kein Klappentext, dass ist eine Inhaltsangabe.