Ein rundum gelungener Frauenroman der sehr humorige, überspitzte Einblicke zum Thema Dating-Wahnsinn gewährt. Herrlich!
Eigentlich hat Dotti alles, was man braucht um ein glückliches Leben zu führen. Liebe Freundinnen, eine freche Katze, eine liebevolle Mutter die ein Büchercafe betreibt und außerdem ist es Dotti gelungen ...
Eigentlich hat Dotti alles, was man braucht um ein glückliches Leben zu führen. Liebe Freundinnen, eine freche Katze, eine liebevolle Mutter die ein Büchercafe betreibt und außerdem ist es Dotti gelungen ihr liebstes Hobby auch zum Beruf zu machen- sie ist Mitarbeiterin einer Zeitung und dort für das Schreiben von Buchrezensionen zuständig, was Leseratte Dotti wunderbar passt. Doch irgendwie meint alle Welt, sie brauche um wirklich glücklich zu sein unbedingt einen Lebenspartner. Dotti, der erklärte Single, will das nicht einsehen, doch dann kommt es knüppeldick: Sie soll, da sie sozusagen der Vorzeigesingle der Firma ist, derzeit sehr gefragte Dinge wie eine Internet-Datingagentur oder sogar Speed Dating testen. Leider sind alle Abwehrversuche ihrerseits zwecklos und so muss sie in den sauren Apfel beißen.
Ein Arbeitskollege und Computerspezialist der Firma richtet ihr bei der Datingagentur ein Benutzerkonto ein und zu allem Überfluss soll Dotti auch noch ihre Eindrücke und Meinungen darüber auf dem Blog der Zeitung veröffentlichen. Als der erste Blogeintrag versehentlich gleich online geht, ohne dass ihr Chef oder der Redakteur zuvor einen Blick darauf werfen konnten, sieht es erst so aus, als ob Dotti mit ihrer spitzen Zunge über das Ziel hinaus geschossen wäre, doch dann rollt eine Lawine los. Dottis Zeilen über Mauerblümchen aus Überzeugung rütteln die Wiener auf und so ist sie nicht nur im Netz oder bei Social Networks in aller Munde. Leider zieht der Erfolg Konsequenzen nach sich. Dottis Chef beharrt darauf, dass sie auch noch die Sache mit dem Speed-Dating durchzieht, denn die Besucherzahlen auf Dottis Blog scheinen kurzfristig wieder abzunehmen.
Dotti hat alle Hände voll zu tun, denn ganz nebenbei sitzt ihr auch noch ein hartnäckiger Autor eines Liebesromans im Nacken, der unbedingt will, dass sie sein Buch rezensiert und ihr Arbeitskollege schleppt sie zu einem Maskenball.
Und obwohl Dotti immer noch kein Interesse an einem Freund hat, schlägt ihr Herz in der Nähe eines attraktiven Radiomoderators und B-Promis deutlich schneller. Kann er es sein, der ihr über die Internet-Agentur immer wieder rätselhafte Botschaften zukommen lässt und der laut Agentur ihr Traumpartner wäre?
Eigentlich wurde ich auf „Naschmarkt“ aufmerksam, weil mir eine Freundin erzählte, dass Anna Koschka das Pseudonym von Claudia Toman wäre; eine Autorin, deren Bücher mir bislang sehr gut gefallen haben. Schon damals mochte ich den spritzigen Humor den die Autorin an den Tag legte und ich denke ich behaupte nicht zu viel, wenn ich sage, dass es in „Naschmarkt“ noch viel turbulenter und witziger zugeht, als in den ersten Romanen der Autorin. Der Roman wird aus Sicht der Hauptakteurin, Dotti geschildert, die einen wunderbar fiesen, schwarzen Humor besitzt; ich habe während ich diverse Romanpassagen las, Tränen lachen müssen über Dottis nüchterne, sarkastische Einschätzungen ihrer Datingpartner und auch ihre Blogbeiträge sind wahre komödiantische Highlights, die mir ein schmerzhaftes Dauergrinsen beschert haben.
Doch abgesehen von der humorigen Seite, fand ich die Story über eine junge Frau, die nicht wie alle anderen weiblichen Heldinnen in Liebesromanen, verzweifelt nach einem neuen Lebenspartner sucht und sich auch nicht von ihrer Umwelt eines Besseren belehren lassen will sondern einfach ihren Weg weitergeht, sehr gut geschrieben. Wobei es einige Momente, einige Gedanken die die Hauptfigur hatte, innerhalb der Geschichte gab, die mich zum Nachdenken angeregt haben. Etwa wenn Dotti den Sinn und Zweck von Datingagenturen hinterfragt, sich Gedanken darüber macht, ob es wirklich effizienter ist, wenn sich die Partnersuche demnächst nur noch steril und sauber im WWW abspielen wird.
Der Roman wurde in „Ich-Form“ geschrieben, so dass man als Leser jederzeit Einblicke in Dottis Gedankenwelt bekommt, was ich als sehr wichtig empfand, um mit der Romanfigur vertrauter werden zu können und Sympathie für sie zu entwickeln. Und sehr oft ertappte ich mich beim Lesen dabei, dass mir viele von Dottis ernsteren und auch amüsanten Gedankengängen selbst recht vertraut waren (Ein Beispiel: Männliche Datingpartner und Rechtschreibung).
Kurz gefasst: Ein rundum gelungener Frauenroman der sehr humorige, überspitzte Einblicke zum Thema Dating-Wahnsinn gewährt. Herrlich!