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Veröffentlicht am 17.11.2016

Es lebe die Freiheit!

„Es lebe die Freiheit!“
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Die Geschwister Hans und Sophie Scholl verfassen und verteilen gemeinsam mit StudienkollegInnen 6 Flugblätter, ein siebentes wird nie vollendet. Die Geschwister werden beim Verteilen des sechsten Flugblattes ...

Die Geschwister Hans und Sophie Scholl verfassen und verteilen gemeinsam mit StudienkollegInnen 6 Flugblätter, ein siebentes wird nie vollendet. Die Geschwister werden beim Verteilen des sechsten Flugblattes entdeckt, verhaftet und kurz darauf hingerichtet.

Peter Normann Waage rollt die Geschichte der Weißen Rose erneut auf. Anschaulich beschreibt er Kindheit und Jugend der wichtigsten Mitglieder des Studentenkreises und veranschaulicht auch Einflüsse des Nazi-Regimes auf die sehr jungen Menschen.

Waage wählt einen interessanten Blickwinkel auf die involvierten Personen. Er beschreibt nicht nur sie selbst sondern auch ihre WegbegleiterInnen und MentorInnen, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass sich diese jungen Menschen individuell entwickeln können und schließlich das Nazi-Regime hinterfragen und beginnen es zu bekämpfen.

Besonderes Augenmerk legt der Autor hierbei auf Traute Lafrenz, die er mehrere Male persönlich traf und befragte. Ihre Aussagen gibt er wortgetreu wieder und ermöglicht den LeserInnen dadurch einen objektiven Blick auf die Erlebnisse, Wahrnehmungen und Erfahrungen von Traute Lafrenz.

Des Weiteren umreißt er auch die Literatur, mit der die Geschwister Scholl aber auch andere beteilgte Personen in Kontakt kamen und die auch zum Teil in den Flugblättern zitiert wurden. Vor allem russische Autoren standen hierbei im Vordergrund. All diese Einflüsse werden erläutert und helfen dabei ein klareres Bild des Freundeskreises rund um die Weiße Rose zu gewinnen.

Im Anhang sind die Flugblätter selbst nach zu lesen. Ein unverstellter Blick auf diese Schriftwerke ist möglich sind sie doch frei von Kommentaren und Erläuterungen.

Waage schönt nicht und zeigt auch die Schattenseiten der Vereinigung, wie zum Beispiel die Geschichte um Heinz Kucharski, der durch die Denunzierung seiner KollegInnen ein so undurchdringliches Netz spinnen konnte, dass er selbst der Hinrichtung entging, aber für die Verhaftung von vielen anderen Menschen verantwortlich war.

Traute Lafrenz lehnte dieses Vorgehen ab und auch ihre Wahrnehmung und ihr Umgang mit diesen schwierigen Situationen nähert sich der Autor mit sehr viel Taktgefühl aber auch mit dem Anspruch Klarheit zu verschaffen.

Eine gut recherchierte, klar strukturierte und gut aufgebaute Behandlung des Themas, die sich flüssig liest, vor allem durch die vielen Passagen von Gesprächen mit Traute Lafrenz.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Voll schön...

Liebe unter Fischen
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Alfred Firneis ist völlig neben der Spur. Zwei seiner Lyrikbände verkauften sich überraschend gut und brachten den kleinen Verlag von Simone Beckmann große wirtschaftliche Erfolge.

Doch genau zu dem Zeitpunkt ...

Alfred Firneis ist völlig neben der Spur. Zwei seiner Lyrikbände verkauften sich überraschend gut und brachten den kleinen Verlag von Simone Beckmann große wirtschaftliche Erfolge.

Doch genau zu dem Zeitpunkt als sie ein neues Buch von ihrem besten Pferd im Stall benötigt, gerät Firneis in die ultimative Krise. Wie bringt frau einen Autor mit depressiver Schreibblokade dazu ein neues Meisterwerk abzuliefern?

Locker und leicht liest sich „Liebe unter Fischen“ auf den ersten Seiten und erinnert zuweilen wirklich an Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“, geraten doch der E-Mail-Verkehr zwischen Firneis und Beckmann äusserst amüsant.

Doch immer wieder geschickt eingestreute Passagen voller Tiefgang und Ernsthaftigkeit bringen die LeserInnen zum nachdenken und fesseln gleichzeitig.

Vor allem die stille Einkehr im österreichischen Almenland erinnern zuweilen an Marlen Haushofers „Die Wand“. René Freund präsentiert den LeserInnen eine ebenso ungewöhnliche wie gelungene Mischung, die für ein wahrliches Lesevergnügen sorgt.

Erstmals hat mich ein Buch so amüsiert, dass ich mich sogar an einen Liveticker herangewagt hatte.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Überrascht

Glits
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Jay ist ein Einzelgänger, nicht besonders beliebt hält er sich von seinen SchulkollegInnen fern und verbringt seine freie Zeit mit Liedtexten und dem Mischen von Songs. Seine Mutter ist ihm fremd und er ...

Jay ist ein Einzelgänger, nicht besonders beliebt hält er sich von seinen SchulkollegInnen fern und verbringt seine freie Zeit mit Liedtexten und dem Mischen von Songs. Seine Mutter ist ihm fremd und er spürt sich meist nur wenn er an physische oder psychische Grenzen geht.

Als er einem Aufruf eine Textpassage zu übersetzen nachkommt, verstrickt sich Jays’ Schicksal untrennbar mit dem eines fremdartigen Wesens von dem anscheinend niemand weiß woher es kommt und was es will.

Mit „Glits“ legt Robert Wolfe einen surrealen Jugendroman vor, der sich ein wenig im Sci-Fi-Sektor bewegt ohne tatsächlich dort eingeordnet werden zu können.

Das Wesen des Glits bleibt den ganzen Roman hinweg undurchschaubar. Doch viel wichtiger als seine Herkunft oder seine organische Zusammensetzung sind dem Autor die Zwischentöne und Stimmungen, die er durch den Glits übertragen zu sucht.

Über weite Strecken ist das Buch sehr abstrakt und bewegt sich im Reich zwischen den Zeilen, erklärt nichts und berührt dennoch immer und immer mehr, sodass die Gedanken der LeserInnen bald die wunderbarsten Blüten treiben können.

Die Charaktere sind lebensnah und oftmals sogar bedrückend authentisch beschrieben, sodass ein Hineindenken in Jay oder Rachel ganz leicht und schnell geschieht.

Ein Roman voller Stimmung der vieles sagt ohne es wirklich beschreiben zu müssen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Leider enttäuschend

Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
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Kelsey und Kishan haben die zweite Aufgabe gemeistert um den Fluch, der auf den Prinzenbrüdern liegt zu brechen und schließlich auch Ren aus Lokeshs’ Gefangenschaft befreit. Doch alles hat sich verändert. ...

Kelsey und Kishan haben die zweite Aufgabe gemeistert um den Fluch, der auf den Prinzenbrüdern liegt zu brechen und schließlich auch Ren aus Lokeshs’ Gefangenschaft befreit. Doch alles hat sich verändert. Ren kann sich an seine Beziehung zu Kelsey nicht erinnern, mehr noch er empfindet körperliche Schmerzen wenn er ihr zu nahe kommt.

Kelsey leidet schrecklich unter seiner Abweisung, dennoch ist sie fest entschlossen auch die dritte Aufgabe, die Durga ihnen stellt zu lösen um die Brüder von dem Fluch zu befreien.

Doch auch Kishan hat sich in Kelsey verliebt und bald findet sich das junge Mädchen in einem tragischen Liebesdreieck wieder, das den Erfolg ihres Abenteuers zu gefährden droht.

Der dritte Teil der Tiger-Reihe beginnt relativ gedrückt. Die ProtagonistInnen Ren und Kelsey sind in ihren eigenen Traumata gefangen und auch Kishan maskiert seine Gefühle für Kelsey nicht mehr und macht ihr offensichtliche Avancen.

Colleen Houck schreibt stabil und beständig an der Reihe, ihre Recherche ist wie auch schon in den vorangegangen Bänden bewundernswert und die Abenteuerelemente der fantastischen Reise der Tiger und Kelsey sind gewohnt fantasievoll und mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestaltet.

So wunderschön sich diese Passagen lesen umso anstrengender gerät das Liebesdreieck um Kelsey und die indischen Prinzen. Houck hat leider die Charaktere kaum weiterentwickelt, es sieht eher danach aus, als das die einst forsche Kelsey unter dem Druck sich für einen der Prinzen entscheiden zu müssen sich zu einem phlegmatischen Weibchen entwickelt.

Die „unsterbliche Liebe“ büßt durch das unglückliche Dreieck, vor allem aber Kelseys’ Verhalten, einiges an ihrem romantischen Charme ein.

Insgesamt hätte es der Geschichte gut getan, wenn Houck mehr Disziplin bei den Charakteren und deren Ausgestaltung an den Tag gelegt hätte. Zum anderen blasen sehr viele Details und sich wiederholende Dialoge die Geschichte unnötig auf ohne dieselbe wirklich voranzutreiben.

Für mich leider der aktuelle Tiefpunkt der Reihe, dennoch habe ich die Hoffnung, dass die Autorin mit Teil 4 das Ruder noch herumreißen kann.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Überraschend gut

Crossfire. Offenbarung
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Eva und Gideon genießen ihr Zusammensein. Sie zeigen einander wie viel sie sich bedeuten und das sehr oft körperlich. Doch beide haben ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen können. Als Gideons’ Ex-Verlobte ...

Eva und Gideon genießen ihr Zusammensein. Sie zeigen einander wie viel sie sich bedeuten und das sehr oft körperlich. Doch beide haben ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen können. Als Gideons’ Ex-Verlobte auftaucht, brennen bei Eva die Sicherungen durch. Getrieben von dem Drang sich gegenseitig zu verletzen, befinden sich Eva und Gideon schon bald wieder am Abgrund ihrer Beziehung.

Sylvia Day schließt Teil 2 „Offenbarung“ nahtlos an die Ereignisse von „Versuchung“ an. Sie spinnt die Charaktere konsequent weiter und gibt der Geschichte abseits der prickelnen Erotik eine überraschende Tiefe indem sie eine gut durchdachte Handlung anbietet.

Erfrischend wirken die Schlagabtäusche zwischen Eva und Gideon, sind doch beide sehr von ihren Standpunkten überzeugt und schenken sich bei einer Meinungsverschiedenheit nichts.

Die Autorin schildert recht detailverliebt einzelne Begebenheiten und verliert sich mitunter in Beschreibungen von Kleidern oder Interieur. Der Aufbau der Geschichte aber erlaubt dies und somit wirken sowohl die Beschreibungen, Dialoge aber auch Akte als Teil eines stimmigen Ganzen.

Ein wenig Tiefe mögen die LeserInnen bei den auftauchenden Nebencharakteren vermissen, die durchwegs gute Unterhaltung leidet deswegen aber kaum.

„Offenbarung“ ist ebenso wie „Versuchung“ in sich abgeschlossen, macht aber Freude auf den finalen Band.