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Veröffentlicht am 15.12.2020

Mal was Neues

Multipla
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Inhalt:

Kriege, Terror und Naturkatastrophen haben dafür gesorgt, dass sich die Menschen gegen eine lebensfeindliche Umwelt stemmen müssen. Das Wasser ist verseucht, die Luft verschmutzt. Wissenschaft ...

Inhalt:

Kriege, Terror und Naturkatastrophen haben dafür gesorgt, dass sich die Menschen gegen eine lebensfeindliche Umwelt stemmen müssen. Das Wasser ist verseucht, die Luft verschmutzt. Wissenschaft und Technik helfen den Menschen, die Mittel in die Hand zu bekommen, die ihnen ein Leben ermöglichen, zumindest für den Augenblick. Mit der Hilfe von Masken kann man vor die Tür gehen, mit Hilfe von Luftfilterungsanlagen in der Wohnung frei atmen.

Die meisten Lebewesen kommen mit Mutationen auf die Welt. Alle drei Monate gibt es eine spezielle Impfung durch die Regierung, die gegen die durch die Haut aufgenommen Giftstoffe weitestgehend helfen soll.

Die Protagonistin des Buches, die junge Bastlerin Delyla, lebt in Multipla, der Hauptstadt Devidiens. Sie hat sich mit den Gegebenheiten weitestgehend arrangiert. In ihrer kleinen Wohnung bastelt sie an neuen Erfindungen. Ihr treuer Begleiter ist eine kleine Katze namens Molly, die Delyla einst von der Straße gerettet und liebevoll aufgepeppelt hat.

Doch als eines Tages Detektiv Scarlar MacKunning vor Delylas Tür steht, gerät die Welt der jungen Frau ins Wanken. Denn der Detektiv bittet sie nicht nur darum, ein seltsames Buch zu öffnen, und die Schrift darin zu entschlüsseln. Das, was vielleicht auf den ersten Blick noch wie ein Zufall wirken mag, ist in Wahrheit mehr. Delyla wird schon bald Teil einer großen Operation. Denn das DWZ möchte die fähige Bastlerin in seinem Team im Kampf gegen eine Organisation, die sich gegen das bestehende System aufgelehnt hat.



Meinung:

Arya Black schreibt mit Multipla eine außergewöhnliche, „biotechnologische“ Geschichte. Es handelt sich um die Dystopie, die ein düsteres Gemälde der Zukunft entwirft.

Die Protagonstin Delyla lebt im Bastlerviertel der Hauptstadt von Multipla. Wie viele andere auch muss sie hart um ihr tägliches Überleben kämpfen. Doch ihr Geschäft läuft so gut, dass sie sich selbst und ihre Katze Molly über die Runden bringen kann. Gelegentlich geht sie auf den Markt, scannt dort die Lebensmittel, die sie benötigt und lässt sich die Lieferung dann per Metalladler nach Hause bringen.

Einzige Vertraute von Delyla ist ihre kleine Katze, die sie einst von der Straße aufgelesen und aufgepeppelt hat. So lebt Molly mittlerweile mit einem Metallohr, in das eine eigens für sie entworfene Maske integriert ist, die, sobald sich Molly vor die Tür begibt, herausfährt. Auch ein zweites Skelett hat Delyla für ihr Haustier entworfen, ohne das die Katze nicht in der Lage wäre, sich fortzubewegen.

Arya Black erzählt in ihrem Roman nicht nur eine spannende Geschichte, die den Alltag geprüfter Menschen in einer lebensfeindlichen Umwelt mit seinen unterschiedlichen Facetten und vielschichtigen gesellschaftlichen Hintergründen in den Blick rückt, sondern sie hat auch eine Vorliebe für Geschichten mit ambivalenten Personal. Von Außenseitern, die zu Helden werden.

Delyla wird unfreiwillig zu einem Kämpfer des Systems. Die DWZ weiß ihre Fähigkeiten sehr zu schätzen. Seite an Seite mit dem Detektiv gerät Deylyla in einen Konflikt mit einer Rebellenorganisation. Was erst noch wie ein normaler Auftrag ausgesehen hat, wird nach und nach zu einer endlosen Tour de force.

Durch die Zusammenarbeit mit dem Detektiv entwickelt Delyla, die bislang hauptsächlich mit ihrer Katze Zeit verbracht hat, Gefühle für einen Menschen. Diese Emotionen einzuordnen fällt gar nicht so einfach. Leser, die befürchten, hier mit einer klebrigen Liebesgeschichte konfrontiert zu werden, kann ich an dieser Stelle beruhigen. Arya Black beschreibt die Zusammenarbeit und die daraus resultierende Entwicklung der Zuneigung ihrer Figuren gemächlich und glaubhaft. Die zwischenmenschliche Komponente bleibt dezent im Hintergrund und überlagert die Haupthandlung nicht.



Fazit:

Wenn es vor zwanzig Jahren ein Genre gab, das Zukunft vor sich zu haben schien, dann war es die Utopie. In den letzten Jahren bekommt man es in der Regel mit einer Zukunftsvision zu tun, die ein negatives und düsteres Bild der Zukunft zeichnet. Sehr oft wird die pessimistische Zukunftsprognose mit Themen wie Technisierung oder permanente Überwachung, in Zusammenhang gebracht.

Arya Black schreibt mit Multipla eine Geschichte, die dieses Genre um bisher ungelesenes bereichert, und die sich vermutlich am ehesten in das Genre Biopunk einordnen lässt.

Ihre Figuren nicht vornehmlich Sprachrohr von Weltanschauungen, sondern lebendige Subjekte, mit einer eigenen Biografie, die Emotionen und Gedankenwelten spiegeln. Menschen, die wirken, als seien sie mitten aus dem Leben gegriffen.

Passend zur Geschichte verfolgt der Verlag ein besonderes Konzept. Die Bücher von Matabooks werden weitestgehend in Handarbeit hergestellt. Sie bestehen überwiegend aus Gras, Reis und Zuckerrohr. Das Buch ist vollständig recycel- und ökologisch abbaubar.

Ich empfehle Multipla Lesern, die etwas Neues, etwas Originelles in Buchform suchen.



Buchzitate:

„Die Menschen sehen nur, was sie sehen wollen und hassen alles, das anders ist und nicht der Norm entspricht. Heutzutage ist Toleranz etwas, das nur noch die Wenigsten besitzen.

Wenn es etwas nicht gibt, dann erschaffe es!

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Ein verrücktes Abenteuer

Das Eismonster
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Inhalt:

Haus Wurmig, das Heim für unerwünschte Kinder, trägt diesen Namen mit Recht. Hier leben sechsundzwanzig Kinder, zusammengepfercht in einem Raum. Sie bekommen kaum zu Essen, werden geschlagen und ...

Inhalt:

Haus Wurmig, das Heim für unerwünschte Kinder, trägt diesen Namen mit Recht. Hier leben sechsundzwanzig Kinder, zusammengepfercht in einem Raum. Sie bekommen kaum zu Essen, werden geschlagen und müssen Tag und Nacht arbeiten, wobei sie Taschenuhren zusammensetzen.

Die Heimleiterin, Mrs. Graus, ist besonders gemein. Sie lässt die Kinder Küchenschaben essen und steckt ihnen, wenn sie zur Schlafenszeit noch sprechen, dreckige Socken in den Mund.

Vor genau diesem Heim wird eines Nachts ein Baby ausgesetzt. Elsie, so ihr Name, wächst in der Traurig- und Bitterkeit dieses Hauses auf. Jenseits der Wirklichkeit, diesseits des Eskapismus, schöpft sie Geschichten über eine erfundene Mutter und schafft für die anderen Kinder eine Heldin, die es vielleicht nie gegeben hat.

Irgendwann merkt Elsie, dass das Leben im Waisenhaus so nicht weitergehen kann. Die Schickanen von Mrs. Graus werden so gemein, dass Elsie um ihr Leben fürchtet. Sie beschließt zu fliehen. Es folgt ein Leben als Straßenkind.

Eines Tages lauscht das Mädchen dem Vortrag der Zeitungsjungen. Im Eis wurde ein Monster gefunden! Und dieses Monster soll mitsamt des Eisklotzes, in dem es eingefroren wurde, ins Naturhistorische Museum gebracht werden. Elsie erkennt schnell in dem Monster eine Waise wie sie selbst eine ist. Sie muss das Monster sehen. Koste es, was es wolle.

Schon bei der ersten Begegnung weiß Elsie, dass dieses Ungeheuer nicht das ist, was andere in ihm sehen. Elsie verleiht dem Wesen einen Namen: Wolli. Sie weiß sofort, dass beide bald Freunde sein werden. Und Freunde müssen sich gegenseitig retten, ist es nicht so?


Meinung:

Bereits beim Aufklappen des Buchdeckels von „Das Eismonster“ offenbaren sich dem Leser niedliche, humorvolle schwarz-weiß Zeichnungen. Hier werden die Helden, Randfiguren und Antagonisten des Buches jeweils anhand einer Illustration und einer lustigen Kurzbeschreibung vorgestellt.

Die Zeichnungen selbst sind kleine künstlerischen Meisterwerke, auch beeindrucken sie durch ihre Kreativität und Originalität. Aber auch beim Lesen des Textes legt der Autor Wert auf optische Reize. So wird z.B. der Ausruf des Mammuts „TRÖÖ“ stets groß geschrieben und das Wort Nordpol „bibbert vor Kälte“, während das Wort Königin schön verziert aufs Papier gebracht wurde.

In der Geschichte geht es um das toughe und mutige Mädchen Elsie, die bereits früh lernen musste, mit schwierigen Situationen umzugehen. Elsie setzt es sich in den Kopf, das Mammut aus dem Museum zu befreien. Während dieser Rettungsaktion lernt sie einige interessante Figuren kennen. So trifft sie zum Beispiel auf die bauernschlaue Putzfrau Uschi, die in Notsituationen gerne zum Wischmop greift, die pensionierten Soldaten aus dem Royal Hospital, den Sandwichmann, der davon überzeugt ist, das das Ende immer naht und sogar auf die Königin Victoria, die auf den ersten Blick sehr respekteinflößend wirkt.

Das Abenteuer, das Elsie und Wolli erwartet, wird von David Walliams schwungvoll erzählt. Kaum eine Seite in diesem Buch vergeht, auf der die Freunde nicht von einem desaströsen Ereignis ins nächste stürzen. Aller inherenten Komik und tollen Dialogen zum Trotz, wirkt die Geschichte manchmal auch völlig überdreht.

So werden die Kinder im Waisenheim schon mal zum Trocknen an den Ohren an der Wäscheleine aufgehängt oder Elsie klettert auf den Zylinder eines Mannes und springt von da aus auf einen Baum.

Aber gerade dieser überdrehte, verrückte und sehr rasante Erzählstil macht diese Geschichte zu einem unvergesslichen Abenteuer, durch das man quasi nur so hindurchfliegt. Zurück bleibt das Gefühl eine Geschichte erlebt zu haben, die man so schnell nicht vergessen wird. Soviel sei an dieser Stelle versprochen.

Der Autor schließt sein Buch mit einigen wissenswerten Fakten zum Viktorianischen Zeitalter. Hier lernt man, was es mit dem Royal Hospital Chelsea auf sich hat, was genau die HMS Argonaut ist und dass die Königin tatsächlich, wie im Buch auch, einen indischen Helfer an ihrer Seite hatte, der sich um ihr Wohl kümmerte.


Fazit:

So abgedreht „Das Eismonster“ auf den ersten Blick auch wirkt, so bodenständig ist es tief im Inneren eigentlich. Hier werden Freundschaft und Zusammenhalt gefeiert.
Das in einer ausgefallenen Geschichte, die voll sprachlicher, inhaltlicher und visueller Überraschungen steckt.

Der Autor und der Zeichner, Tony Ross, verleihen der Geschichte Leichtigkeit, vor allem aber ordentlich Humor.

Eine literarische Nonsens-Achterbahnfahrt, die einfach nur Spaß macht.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Ein fesselnder Reihenauftakt

Federn über London 1
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Inhalt:

Als Clear nackt in einer fremden Badewanne erwacht, weiß sie selbst nicht mehr, wie ihr geschieht. Kurz darauf stellt das junge Mädchen fest, dass an ihrem Rücken zwei schwarze Flügel gewachsen ...

Inhalt:

Als Clear nackt in einer fremden Badewanne erwacht, weiß sie selbst nicht mehr, wie ihr geschieht. Kurz darauf stellt das junge Mädchen fest, dass an ihrem Rücken zwei schwarze Flügel gewachsen sind. Sie befindet sich, wie sie später erfahren wird, in der National Gallery in London, dem Hauptsitz der Engel.

Inmitten der großen Informationsflut wird Clear auch noch mitgeteilt, dass sie zu einem von fünf Todesengeln gehören würde. Diese Art von Engeln sammeln die Seelen Verstorbener ein, weil ihr früheres Leben nach Sühne verlangt. Denn die Todesengel sind – anders als Schutzengel - selbstverschuldet umgekommen und haben dabei auch noch eine weitere Person mit ins Verderben gestürzt.

Clear hat einiges zu verarbeiten, wie man sich vorstellen kann. Doch allzu viel Zeit über die Dinge nachzudenken, bleibt ihr nicht. Dunkle Wolken stehen am Horizont. Das dunkle Nichts und die Phais – Dämonen der Unterwelt – werden aktiver. Die Engel sind alarmiert.



Meinung:

„Federn über London – Erwachen“ war mein erstes Buch von Sabine Schulter. Schon im Vorfeld wurde mir gesagt, dass die Bücher der Autorin mit Figuren, die einem ans Herz wachsen, bevölkert sind, weil diese so einfühlsam beschrieben werden. Stimmt!

So trifft Clear in diesem Buch unter anderem auf Black, Ease und Wet. Während Black mit einem zynischen Humor aufwartet und stets zu einem kleinen Streich bereit ist, wirkt Ease in jeder Situation ruhig und besonnen. Wet hingegen hat ein unglaublich großes Herz.

Das Buch lebt neben den liebenswerten Charakteren aber auch von einer durchdachten Fantasywelt. Neben Todesengeln gibt es hier auch Schutzengel, gefallene und gebrochene Engel. Jeder Engel kann auf die Macht der Vellas (gefallene Sterne) zurückgreifen. Das geschieht, indem der Engel eine Geste mit den Händen formt und dann die Magie des Sterns freisetzt. Die Vellas selbst leben in der Kathedrale. Bei diesen handelt es sich um leuchtende kleine Wesen. Besonders Zerus, den kleinen frechen Drachen, habe ich im Laufe der Geschichte ins Herz geschlossen.

Dämonen und das dunkle Nichts sind als Antagonisten angelegt. Zwar bedient sich die Autorin auch im Ersatzteillager der Klischee, weiß aber auch Neues beizusteuern.



Fazit:

Mit „Federn über London – Erwachen“ ist Sabine Schulter ein spannender Reihenauftakt gelungen. Bei der Entwicklung ihrer Fantasy-Welt hat sie dem Genre neue und spannende Ansatzpunkte und Inspirationen gegeben.

Sabine Schulter hat ein Händchen für interessante Figuren, die mit Ecken und Kanten daherkommen und dem Leser schnell ans Herz wachsen.

Jede Seite dieses Buches macht einfach nur Freude. Es gibt unglaublich viel zu erleben und zu erkunden. Keine Chance wird ausgelassen, dem Plot Spannung zu verleihen.

„Federn über London – Erwachen“ war mein erstes und auf keinen Fall letztes Buch der Autorin. Ich empfehle diese Geschichte Lesern, die eine Antwort auf die Frage suchen, warum genaues Lesen Spaß macht.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Abgründig, packend, intensiv

Monday, wo bist du?
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Inhalt:


Wie jeden Sommer waren Claudia und Monday voneinander getrennt. Wie jeden Sommer schrieb Claudia fleißig von ihrer Grandma aus Briefe an ihre beste Freundin. Doch dieses Mal war irgendwas anders, ...

Inhalt:


Wie jeden Sommer waren Claudia und Monday voneinander getrennt. Wie jeden Sommer schrieb Claudia fleißig von ihrer Grandma aus Briefe an ihre beste Freundin. Doch dieses Mal war irgendwas anders, sie bekam keine Antwort.

Am Ende der Ferien konnte Claudia das Wiedersehen kaum erwarten. Doch auch im Unterricht fehlte Monday. Beim Morgenappell fand ihr Name nicht einmal mehr Erwähnung.

Der einzige Gedanke, der Claudia beschäftigt, ist die Frage nach ihrer besten Freundin. Doch irgendwie scheint es niemanden zu interessieren, wohin diese verschwunden ist. Als Claudia bei Mondays Familie nachfragt, sieht sie sich rasch in Widersprüche verstrickt. Zunächst soll ihre Freundin bei deren Vater dann wieder bei ihrer Tante sein. Claudias Eltern legen den Fokus eher auf die eigene Tochter und deren schulische Leitungen. Monday wird schon wieder auftauchen.

Auf Nachfrage bei den Lehrern reagieren die meisten mit Desinteresse. Die Polizei weist auf die Vermisstenliste hin, deren Bearbeitung bereits genug Zeit absorbiert. Möchte Claudia wirklich eine Person melden, die vermutlich nur für eine Weile bei Verwandten untergekommen ist?

Das Verschwinden eines schwarzen Mädchens scheint ganz Washington D.C. herzlich egal.


Meinung:


Als Claudia von den Sommerferien bei der Grandma zurückkehrt ist nichts mehr, wie es vorher war. Ihre beste Freundin scheint wie vom Erdboden verschwunden und keinen scheint es zu kümmern. Auf Nachfrage reagiert das Umfeld mit Unwissen, Gleichgültigkeit und Ausreden.

Claudia will sich aber nicht entmutigen lassen, bleibt hoffnungsvoll und hakt weiter nach. Das Schweigen frisst sich aber in alles und alle hinein, allerorts begegnen ihr Ablehnung und Zurückweisung.

Claudia begreift, dass sie machtlos ist. Ihr Alltag muss weitergehen. Doch ohne Monday ist sie kaum lebenstauglich. Die beiden sind so komplementär angelegt wie Ying und Yang. Mit Monday hat Claudia ihre beste Freundin, wenn nicht sogar ihren Seelenpartner, verloren. Das tut unglaublich weh.

Zwar gibt es da einen Jungen in der Kirchengemeinde, der Interesse an Claudia zeigt. Auch geben sich ihre Eltern größte Mühe, um das Kind zu fördern und dessen Alltag schön zu gestalten. Doch es bleibt ein großes Loch. Denn einen Menschen, den man ins Herz geschlossen hat, den kann man nicht einfach durch einen anderen ersetzen. Das wird anhand von Tiffany D. Jacksons Geschichte sehr schnell deutlich.


Fazit:


Tiffany D. Jackson schreibt mit „Monday, wo bist du?“ den zweiten Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Ihre Kunstfertigkeit und das Reflexionsniveau des Buches schaffen es, den Leser auch an schwierige Themen zu binden. Und das Buch behandelt eine Menge schwierige Themen wie Kindesmisshandlung, Rassismus und Gleichgültigkeit.

Das Ergebnis ist ein packendes Buch, ein dunkles Bild der US-Gesellschaft und eine subtile Offenbarung ihrer Widersprüche.
Der Sonnenstrahl, der das Elend durchbricht ist die bedingungslose Freundschaft der beiden Mädchen.
Dieses Buch lässt einen dennoch traurig und sprachlos zurück.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Ein horizonterweiterndes Buch

Ich bin Linus
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Inhalt:

„Ich bin Linus“ ist ein Buch über den Umgang mit Identitätsfragen, über transgeschlechtliche Identitätsfindung und die Klaviatur körperlicher Verwandlungen. Eine Autobiografie über einen mühsamen ...

Inhalt:

„Ich bin Linus“ ist ein Buch über den Umgang mit Identitätsfragen, über transgeschlechtliche Identitätsfindung und die Klaviatur körperlicher Verwandlungen. Eine Autobiografie über einen mühsamen Selbstfindungsprozess, über den steinigen Weg bis zum befreiten Ausleben der eigenen Geschlechternuancen. Ein Werk über die inneren und äußeren Qualen, die Transgender erdulden.

Eine Geschichte von inneren Beschädigungen und gesellschaftlicher Ächtung. Die Schilderung von geschlechtsangleichenden Operationen und Hormonbehandlungen.

Erst mit einunddreißig Jahren hat Linus sein Coming-out. Danach folgen Gespräche mit Freunden und Bekannten. Linus schreibt sein erstes Buch, er erkundet seinen neuen Körper und kämpft dafür sich in einer Welt, in der eine cis-normative Vorstellung von Geschlecht herrscht, zu behaupten.

Oft kommt es ihm vor, als würde er einen Kampf gegen Windmühlen führen.



Meinung:

In „Ich bin Linus“ berichtet Linus davon, wie schwer sein Coming-out für ihn war. Er berichtet von Höhenflügen von schönen Momenten, aber auch von Rückschritten und Tiefschlägen.

Der Leser begleitet Linus über drei Jahre seines Lebens. Linus erzählt von dem Moment, als er das erste Mal seinen neuen Namen gegenüber einem fremden Menschen - einem Barista bei Starbucks – ausgesprochen hat. Es folgen Gespräche mit Freunden und Bekannten. Er berichtet von der inneren Zerissenheit, die er oft empfunden hat. Wie er anfänglich Angst vor Ablehnung und Nachfragen hatte. Er erzählt von den kleinen Schritten, die er machen musste, und die nie einfach waren, aber oft doch sehr befreiend auf ihn gewirkt haben.

Ein Coming-out sei wie duschen, erzählt Linus, du musst es fast täglich machen. Es ist nicht dieser eine Moment, sondern es ist ein fortschreibender Prozess. Der Autor berichtet von Reaktionen im Internet, von Hasskommentaren, Ablehnung und Unverständnis. Viele Menschen stellen ihm Fragen. Hierbei wechselt der Ton von interessiert und neugierig, über fordernd bis hin zu beleidigend. Es kommt sogar vor, dass Linus in seinem privaten Umfeld von Menschen bedroht und gestalkt wird.

Sehr offen geht der Autor in dem Buch mit dem Thema Sexualität um. Er berichtet, wie er seinen Körper lieben gelernt hat, wie er aber auch immer wieder unsicher war, was Reaktionen aus seinem Umfeld betrifft. Er versucht, über eine Plattform Kontakt zu anderen Menschen zu finden, und gerät dabei an Personen, die ihn niedermachen und missbrauchen.

Aber auch in seinem alltäglichen Umfeld stößt Linus oft an seine Grenzen. Doch Linus kämpft, um seinen Traum, endlich als Mann akzeptiert zu werden, verwirklichen zu können. Er berichtet von Behördengängen, von Gängen zum Gynäkologen und der ersten therapeutischen Sitzung.

Sehr offen erzählt der Autor über die Veränderungen seines Körpers. Wie er seine Sexualität erforscht hat, über den Wunsch einen Penis zu haben und einen Bart zu tragen. Welche Möglichkeiten gibt es in medizinischer Hinsicht? Auch das erfährt der Leser in „Ich bin Linus“.



Fazit:

„Ich bin Linus“ ist keine einfache Geschichte, soviel sei vorangestellt. Der Autor Linus Giese lässt den Leser sein sexuelles Coming Out und die folgenden Konflikte intensiv miterleben. Er berichtet von der Respektlosigkeit, die ihm Tag für Tag widerfährt. Er berichtet von Hasskommentaren im Internet, von bewusster und unbewusster Diskriminierung.

Das Buch ist eindringlich statt aufdringlich. Auf packende Art und Weise wird der Transgender-Prozess mit allen Problemen und Unsicherheiten geschildert.

„Ich bin Linus“ ist ein Buch von Belang, weil es dem Leser Wissen vermittelt und ihm vor Augen führt, welches Wissen er eigentlich haben müsste.



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