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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2020

Der Affe tanzt

Monkey Mind
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In „Monkey Mind“ geht es in erster Linie darum, einen Umgang mit den unruhigen Gedanken während der Meditation zu finden. Dazu gehören auch praktische Übungen, die teilweise als vom Autor eingesprochenes ...

In „Monkey Mind“ geht es in erster Linie darum, einen Umgang mit den unruhigen Gedanken während der Meditation zu finden. Dazu gehören auch praktische Übungen, die teilweise als vom Autor eingesprochenes Audiomaterial auf der Verlagsseite abrufbar sind.
Ralph de la Rosa bringt seine persönlichen Erfahrungen als Psychotherapeut und Meditierender, aber auch als ehemals an Depression und Drogensucht Erkrankter in sein Buch ein. Letzteres scheint mir eine amerikanische Unart zu sein, hat es doch eigentlich mit dem Thema wenig zu tun und wäre in diesem Kontext verzichtbar gewesen.
Neben Erkenntnissen, die sich dem Leser vielleicht nicht sofort erschließen („Während wir üben, können wir plötzlich die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten unseres Lebens erkennen, die wir vorher als völlig unabhängig voneinander verstanden haben.“), bringt der Autor andererseits Aspekte, wie Selbstliebe oder den inneren Kritiker, ein, die die Betrachtung des im Kopf herumtanzenden Affen rundmachen.
Es lassen sich durchaus interessante Informationen finden, wenn man die Spreu vom Weizen getrennt hat.

Veröffentlicht am 19.07.2020

Kontrolle durch das System

Paradise City
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Während Liina für eine Story recherchiert, sterben Menschen. Nun gilt es, den Toden auf den Grund zu gehen und Zusammenhänge herzustellen.
“Paradise City” spielt in einer nicht genau definierten Zukunft, ...

Während Liina für eine Story recherchiert, sterben Menschen. Nun gilt es, den Toden auf den Grund zu gehen und Zusammenhänge herzustellen.
“Paradise City” spielt in einer nicht genau definierten Zukunft, vielleicht Ende des 21. Jahrhunderts, in einem Deutschland, in dem von Frankfurt am Main die Geschicke des Landes gesteuert werden. Fortbewegung findet mit eMobilen statt, Körperfunktionen werden mittels eines kleinen Geräts über ein Netzwerk kontrolliert.
Eine Dystopie zu lesen, die auf bekanntem Terrain spielt, hat mich an diesem Roman gereizt. Ich wurde jedoch das Gefühl nicht los, ein Jugendbuch zu lesen, weil Sprache, Dichte der Handlung und Spannung einem Buch für Erwachsene nicht ganz gerecht werden. Daher verhaltene Begeisterung.

Veröffentlicht am 13.07.2020

Eine Hamburger Familie

Die Abendgesellschaft der Quartiersleute
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John Buttger, ein Bergarbeiter aus Wales, wandert Ende des 19. Jahrhunderts nach Hamburg aus und arbeitet fortan in einem der Speicher. Der Roman erzählt seine Geschichte und die der folgenden Generationen ...

John Buttger, ein Bergarbeiter aus Wales, wandert Ende des 19. Jahrhunderts nach Hamburg aus und arbeitet fortan in einem der Speicher. Der Roman erzählt seine Geschichte und die der folgenden Generationen bis zum Jahr 2013.
Vor dem Hintergrund historischer Ereignisse (wie den beiden Weltkriegen) tauchen wir durch das Hamburger Leben in der Speicherstadt ein in die familiären Verbindungen, die diesen “Generationenroman” ausmachen. Und so sieht man, wie neben einer Taschenuhr auch gewisse Gepflogenheiten und Redensarten von einem Familienmitglied an das nächste weitergegeben werden.
Der Schreibstil ist fesselnd (von den Geräuschen eines Grubenunglücks im ersten Kapitel an) und authentisch. Die Figuren reden ungefiltert (“‘Allein die Stimme dieses Hitler. Wie ein fauchendes, schreiendes Frettchen! Was finden die Leute an diesem Rattenfänger?’”), und manchmal sterben auch einige, die man schon fest eingeplant hatte. Deshalb empfehle ich, 1. den Stammbaum am Ende nicht vorher anzuschauen und 2. dieses Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 05.07.2020

Geduldsprobe

Der Lavendel-Coup
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Molly Preston ermittelt verdeckt in einem Fall von Wirtschaftskriminalität in einem kleinen Ort in der Provence. Sie findet dabei Spuren auf einen Schatz aus vergangenen Zeiten.
„Ihre Herkunft und ihre ...

Molly Preston ermittelt verdeckt in einem Fall von Wirtschaftskriminalität in einem kleinen Ort in der Provence. Sie findet dabei Spuren auf einen Schatz aus vergangenen Zeiten.
„Ihre Herkunft und ihre vielfältigen Fähigkeiten, zusammen mit ihrem Aussehen und ihrer Intelligenz, ermöglichten es ihr, fast jede Stelle in einem Unternehmen zu besetzen und sich schnell genug hochzuarbeiten, um an Insider-Informationen heranzukommen.“ Die in jeder Hinsicht perfekte Protagonistin wird für die Restaurierung einer kleinen Kapelle eingesetzt, hat somit nicht mal die theoretische Chance auf Erledigung ihres Auftrags und lässt sich dann auch noch durch eine Schatzsuche ablenken. Lokalkolorit wird mit fehlerhaftem Französisch vorgetäuscht; vom Lavendel im Titel fehlt jegliche Spur. Und spätestens, als Molly zum zweiten Mal auf einer Seite duschen muss, verlässt mich die Geduld mit diesem dürftigen Werk.

Veröffentlicht am 28.06.2020

Die Hundefänger

Power
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Das Mädchen Kerze macht sich auf die Suche nach Power, dem Hund der Nachbarin, und schart nach und nach alle Kinder des Orts um sich, um sich hundegleich im Wald ihrem Ziel zu nähern.
„Power“ stellt die ...

Das Mädchen Kerze macht sich auf die Suche nach Power, dem Hund der Nachbarin, und schart nach und nach alle Kinder des Orts um sich, um sich hundegleich im Wald ihrem Ziel zu nähern.
„Power“ stellt die Verhältnisse in einem ostdeutschen Dorf aus Kindersicht dar und verpackt in Aussagen wie „Am Anfang ist er rumgegangen und hat alle möglichen Leute gefragt, ob sie auch Nazis werden wollen. Sogar die Ausländer und die ganz kleinen Kinder hat er gefragt.“ leise Gesellschaftskritik. Die Vernachlässigung der kindlichen Bedürfnisse führt schließlich dazu, dass die Kinder eine Art Parallelgesellschaft gründen.
Der Roman verursacht bei mir einen zwiegespaltenen Eindruck. Während die Handlung einen irritierenden Verlauf nimmt, habe ich doch an einigen Stellen bemerkenswerte Sprache und Dialoge markiert. Ein Experiment für Schriftsteller und Leser, so mutet er an.