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Veröffentlicht am 10.07.2023

Virginia und Vita und die Liebe

Die Liebenden von Bloomsbury – Vita und der Garten der Liebe
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Seit meiner Zeit als Studentin lese und schätze ich das Werk von Virginia Woolf. Dabei sind es in erster Linie nicht so sehr ihre Romane, sondern vor allem ihre klugen und reflektierten Essays, die es ...

Seit meiner Zeit als Studentin lese und schätze ich das Werk von Virginia Woolf. Dabei sind es in erster Linie nicht so sehr ihre Romane, sondern vor allem ihre klugen und reflektierten Essays, die es mir angetan haben. Mit der Stimme der großen Schriftstellerin bin ich also durchaus vertraut. Sie nun selbst als Romanfigur zu erleben, war ein äußerst spannender Perspektivwechsel.

In die Erzählung konnte ich recht schnell eintauchen, da mir der Personenkreis schon vorher bekannt war. Allerdings würde ich weniger vertrauten Leser:innen wohl raten, mit dem ersten Band der Reihe rund um den Bloomsbury-Zirkel zu beginnen, um das volle Lesevergnügen genießen zu können.

Im Mittelpunkt dieses dritten Bandes steht die Beziehung zwischen Virginia Woolf und Vita Sackville-West. Letztere ist eine ganz außergewöhnliche Erscheinung und Persönlichkeit. Zwischen den beiden Frauen entspinnt sich eine Beziehung voller Leidenschaft. Ganz wunderbar gipfelt der historische Roman in der Entstehungsgeschichte von Virginia Woolfs „Orlando“, was sehr elegant in die Handlung eingeflochten ist und so einen ganz neuen Blick auf das Werk beschert. Der Schreibstil lässt einen beim Lesen schnell in die Erzählung eintauchen, und zahlreiche Briefe bereichern die Handlung durch persönliche Einblicke.

Die Recherchearbeiten der Autorin sind äußerst beeindruckend und verleihen dem Roman eine ganz besonders authentische Atmosphäre. Ein wirklich bemerkenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 08.07.2023

Leben auf dem Pulverfass

Malibu Rising
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Die Riva-Party ist das Highlight des Jahres. Man wird nicht eingeladen zur Riva-Party. Wer weiß, wo Nina Riva wohnt, geht zur Party und feiert dann mit den Großen, den Models, den Hollywood-Stars. Denn ...

Die Riva-Party ist das Highlight des Jahres. Man wird nicht eingeladen zur Riva-Party. Wer weiß, wo Nina Riva wohnt, geht zur Party und feiert dann mit den Großen, den Models, den Hollywood-Stars. Denn Nina Riva hat es geschafft. Immerhin ist sie die Tochter des legendären Sängers Mick Riva.

Soweit der äußere Schein.

Taylor Jenkins Reid seziert mit feinem Besteck Schicht um Schicht dieser ach so traumhaften Scheinwelt rund um das Surfermodel und gewährt uns Blicke hinter die Kulissen. Dabei gilt der Spruch „Beauty lies within“ ganz offensichtlich nicht für die Welt der Schönen und Reichen, denn je mehr wir uns dem Inneren dieser Welt nähern, desto mehr Hässliches tritt zutage. Und auch Nina muss schmerzlich begreifen, dass sie einer Scheinwelt aufgesessen ist.

In Rückblenden springen wir weit in die Vergangenheit, als Mick Riva noch ein Niemand war, und mit seiner June den Traum von einer Familie träumt. Wir sehen, wie die kleine Nina diesen Traum scheinbar wahr werden lässt, und beobachten den Niedergang. Alkoholismus und bittere Armut begleiten die Riva-Kinder durch ihre Kindheit und Jugend, und doch gibt es Raum für magisch schöne Erlebnisse. Unvergessen die Szene, in der sich die Kinder am Strand mit einem „geliehenen“ Surfbrett selbst das Wellenreiten beibringen und losgelöstes Glück erleben. Es ist vor allem eine Familiengeschichte, verbunden mit der Frage, inwieweit wir frei sind oder Opfer unserer Herkunft.

Wie immer schafft Taylor Jenkins Reid, ein eigenes Universum so meisterhaft zu schildern, dass man irgendwann Realität und Fiktion kaum mehr voneinander unterscheiden kann, so meisterhaft sind sie verwoben. Nicht zuletzt liebe ich die Querverweise zwischen ihren Romanen und habe mich ganz besonders über ein Wiedersehen mit Carrie Soto gefreut.

Das Zeitgefühl der 1950er bis 1980er Jahre lässt sie höchst lebendig wiederauferstehen, die Schilderungen auch hässlicher Seiten und Exzesse ist erschütternd realistisch geschildert. Und so ist es nur konsequent, dass Malibu am Ende nichts Geringeres als in Flammen aufgeht.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Die sehr englische feine Gesellschaft

Der Tote in der Dorfkirche
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Reverend Daniel Clement hat es nicht leicht in seiner Gemeinde, muss er sich doch mit starrköpfigen älteren Damen und gar dem Komitee zur Vorbereitung des Blumenfestivals herumschlagen. Sein Vorschlag, ...

Reverend Daniel Clement hat es nicht leicht in seiner Gemeinde, muss er sich doch mit starrköpfigen älteren Damen und gar dem Komitee zur Vorbereitung des Blumenfestivals herumschlagen. Sein Vorschlag, die Kirche durch Einbau einer Toilette zu modernisieren, stößt auf breiten Widerstand und Empörung. Und zusätzlich muss er sich auch noch mit seinem schauspielernden Bruder herumplagen, der ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen will. Da erschüttert ein Mord in der Dorfkirche die ganze Gemeinde.
Der Roman schildert hervorragende Beobachtungen einer ländlichen Kirchengemeinde Ende der 1980er Jahre. Die einzelnen Persönlichkeiten sind wahre Charakter mit Ecken, Kanten und Spitzfindigkeit. Vor allem schimmert immer wieder der typisch englische Humor und Wortwitz durch. Hier gilt es insbesondere die Übersetzung zu loben, die sehr sinnstiftend ins Deutsche überträgt und sehr gelungen ist. Wer sehr viel britisches Feeling und englische Eigenheiten sucht, ist hier bestens aufgehoben.

Als Krimi jedoch ist der Roman leider ein glatter Reinfall. Es geschehen zwar Morde, aber ermittelt wird kaum. Die Handlung kommt nicht voran, es gibt keine Finten oder falschen Fährten, nur Geplänkel mit den Dorfbewohnern, das dann aber durchaus charmant ist. Die Auflösung des Falles ist beschämend banal und unglaubwürdig.

Ich kann dieses Buch daher als amüsante Lektüre über den englischen Landadel und die schrulligen Dorfbewohner:innen empfehlen, keineswegs jedoch als den angekündigten Kriminalroman.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Abschied vom Salzgarten

Sterne über dem Salzgarten
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Die Erwartungshaltung an den letzten Band einer Reihe ist hoch, schließlich wünscht man sich, dass alle Fäden zusammengeführt, alle Konflikte gelöst und man als Leser:in sehnsüchtig mit einem zufriedenen ...

Die Erwartungshaltung an den letzten Band einer Reihe ist hoch, schließlich wünscht man sich, dass alle Fäden zusammengeführt, alle Konflikte gelöst und man als Leser:in sehnsüchtig mit einem zufriedenen Seufzen zurückbleibt. Tabea Bach hat das bei mir geschafft: „Sterne über dem Salzgarten“ ist ein Nachhausekommen ins Méson Flor de Sal und greift noch einmal die tragenden Motive der Reihe auf. Heldin Julia muss sich ungeahnten Problemen stellen und ihr gesamtes diplomatisches Geschick in die Waagschale werfen, wenn es um Patenkind Emil oder ihre Angestellte geht. Farbe und Lebendigkeit erhält der Roman von der einzigartigen Landschaft La Palmas, den geschilderten kulinarischen Köstlichkeiten und den mittlerweile lieb gewonnenen Charakteren. Diese werden um neue Gesichter bereichert; so tritt der schottische Wissenschaftler Douglas auf den Plan, der im Observatorium die Sterne beobachtet – und ganz offensichtlich ein Auge auf Julia geworfen hat. Besonders schön zu sehen war in diesem Band, welche Entwicklungen einige Charaktere durchlaufen haben. Besonders Julias Bruder Jens, der immer für einen Konflikt gut war, lässt nun endlich hinter seine raue Fassade blicken, was das Verhältnis der Geschwister grundlegend ändert. Aber auch Julia selbst behauptet sich beeindruckend und zeigt sich reifer und selbstbewusster.

Was dem Finale die Krone aufsetzt, ist nichts weniger als der Vulkanausbruch, der La Palma 2021 erschütterte. Tabea Bach hat bereits in den Vorgängerbänden bewiesen, wie grandios sie actionreiche Szenen beherrscht, und so hält man auch hier vor Dramatik die Luft beim Lesen an.

Am Ende schafft es die Autorin meisterhaft, alle losen Fäden miteinander zu verknüpfen und nahezu alle Konflikte zu bereinigen. Dabei tappt sie jedoch nicht in die Falle eines allzu kitschigen Happy Ends, sondern einiges bleibt bewusst offen und vage, die Richtung jedoch angedeutet.

Ein fulminanter Abschluss einer wunderschönen Reihe!

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Stöckelschuh und Gummistiefel

Landluftküsse und andere Missgeschicke
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Katja ist ein echtes Stadtmädchen: Immer schick gekleidet, toller Bürojob, sie lebt quasi in ihren Pumps und liebt ihr Leben in Nürnberg. So ganz anders halt als ihre Freundin Mimi, die zu ihrem Mann aufs ...

Katja ist ein echtes Stadtmädchen: Immer schick gekleidet, toller Bürojob, sie lebt quasi in ihren Pumps und liebt ihr Leben in Nürnberg. So ganz anders halt als ihre Freundin Mimi, die zu ihrem Mann aufs Land gezogen ist und dort nun ganz in der Dorfgemeinschaft aufgeht.

Da hat Katjas Chef einen Spezialauftrag für sie, der sie ausgerechnet in Mimis Dorf führt. Sie soll den dickschädeligen Bauern Kristof zum Grundstücksverkauf überreden. Doch bei der Ankunft wirft sie erst einmal ein Kuhfladen im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn, und ihr Retter ist ausgerechnet Kristof. Der stellt sich allerdings als gar nicht so verstockt wie angekündigt heraus, als Katja ungeahnt die Möglichkeit erhält, ihn näher kennenzulernen. Näher als geplant…

Die Geschichte ist liebevoll und witzig erzählt, nimmt sich auch die Zeit, das Leben auf dem Land und speziell auf einem Bauernhof näherzubringen, für das sogar ein Stadtmädchen wie Katja ihre Pumps gegen Gummistiefel eintauscht! Mir gefiel das Setting mit Hof und Dorf außerordentlich gut, besonders weil es wirklich realistisch geschildert, aber dennoch mit vielen witzigen Szenen gespickt ist. Die Kühe sind an Niedlichkeit kaum zu überbieten. Und ein klein wenig Magie darf bei Michelle Schrenk natürlich auch nicht fehlen!

Die frechen Dialoge und der Humor machen das Lesen zu einem Vergnügen, so dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Und die süße Flirterei zwischen Katja und Kristof prickelt so schön beim Lesen. Schließlich muss ja noch geklärt werden, ob echte Kerle vom Land besser küssen!

Ein richtig goldiger und frecher Sommerroman!

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