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Veröffentlicht am 28.05.2023

Geniale Dystopie mit aktuellen Bezügen

Arcadia – Die Auserwählten
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Der dystopische Jugendroman katapultiert uns ins Jahr 2050. Die Welt ist nicht mehr die, die sie war, denn einige Veränderungen haben ihre Spuren hinterlassen. Da wären zum einen Synths, Roboter, die in ...

Der dystopische Jugendroman katapultiert uns ins Jahr 2050. Die Welt ist nicht mehr die, die sie war, denn einige Veränderungen haben ihre Spuren hinterlassen. Da wären zum einen Synths, Roboter, die in vielen Bereichen Menschen ersetzen und damit überflüssig machen. Und da wären Klimaveränderungen. Es gibt keine Bienen mehr, stattdessen herrscht in weiten Landstrichen Trockenheit. Einzig im Norden Schottlands gibt es einen Lichtblick. Die Arcadia-Eliteakademie lehrt die begabtesten Jugendlichen in den Bereichen Roboter-Computertechnologie, Botanik/Zoologie sowie Medizin/Genetik und entwickelt mit ihnen bahnbrechende Neuerungen zum Wohle der Welt.

Ein Platz an der Arcadia, das ist das große Ziel von Ben und Emily – aus unterschiedlichen Gründen, und sie wählen unterschiedliche Wege dorthin. Aber beide Wege bergen Gefahren und Geheimnisse.
Das Jugendbuch ist für mich eine wahre Entdeckung. Rein thematisch beleuchtet es die Zukunft aktueller Entwicklungen, gibt beängstigende Ausblicke in die Zukunft und erhält dadurch Relevanz. Angereichert ist die Story durch spannende Actionszenen, die einen die Luft anhalten lassen. Die Beschreibungen sind so wahnsinnig bildhaft, da lief bei mir beim Lesen ein wahrer Film im Kopf ab. Auch Gaming-Sequenzen, das Robotik-Thema und das Academy-Setting sind für Jugendliche wahnsinnig interessant. Dabei wird zum Glück auf anbiedernde Jugendsprache verzichtet, sondern die Story flüssig erzählt – und vor allem ohne jegliche logischen Brüche oder Ungereimtheiten. Die ganze Geschichte ist gut durchdacht, ohne konstruiert zu wirken. Der Schreibstil der Autorin lässt nicht vermuten, dass dies ihr Debüt ist, sondern glänzt durch hervorragende Schilderungen, Spannung und ein perfektes Tempo.

Die Handlung selbst reißt beim Lesen mit und überzeugt auch bei den gefühlvollen Szenen voll und ganz, man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Charaktere sind so lebendig, dass man sowohl mit Ben als auch mit Emily mitfühlt, leidet, hofft. Während der Roman ohnehin schon spannend und kurzweilig ist, knallen einem am Ende die Ereignisse um die Ohren und die Autorin entzündet ein wahres Feuerwerk raffinierter Wendungen. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Wartezeit auf Band 2 überstehen soll!!!

Ganz große Leseempfehlung für diese wahnsinnig gute Jugend-Dystopie!!!

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Kurztrip nach New York

What About Us
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Ava und John kennen sich bisher nur aus dem Internet, es war sozusagen Freundschaft auf den ersten Klick. Wirklich nur Freundschaft, darauf legen alle beide ganz großen Wert. Die beiden haben so viele ...

Ava und John kennen sich bisher nur aus dem Internet, es war sozusagen Freundschaft auf den ersten Klick. Wirklich nur Freundschaft, darauf legen alle beide ganz großen Wert. Die beiden haben so viele gemeinsame Vorlieben und Eigenschaften, es ist fast schon unheimlich, und nun wollen sie sich auch im wahren Leben treffen. Der Plan klingt ganz einfach: John fährt mit dem Zug nach New York, Ava fliegt mit dem Flugzeug dorthin, und dann wollen sie sich auf dem Times Square treffen. Soweit der Plan, doch dann kommt die Wirklichkeit dazwischen mit verspätetem Flug, stehengebliebenem Zug und einem mächtigen Schneesturm über New York.

Die Story ist wirklich nett erzählt; Ava und John sind zwei herzensgute Menschen mit einem großen Herzen auch für ihre Mitmenschen. Dazu kommt die wunderbar eingeschneite Stadt, die niemals schläft – und dann im Schnee doch zum Erliegen kommt! Witzig ist es, dass die Freundschaft zwischen den beiden ganze 3 Sekunden freundschaftlich bleibt, ehe alle beide von ihren Gefühlen überrannt werden! Da geht dann alles auch ganz schnell und die Leidenschaft übernimmt das Steuer, aber diese Raffung ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass es ein Kurzroman ist. Auf jeden Fall gibt es jede Menge Leidenschaft und Gefühle. Ein leidenschaftlicher Kurztrip nach New York!

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Elisenlebkuchen und Turrón

Weihnachtszauber im Salzgarten
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Wie verrückt muss man sein, um mitten im Mai eine Weihnachtsgeschichte zu lesen? Auf jeden Fall verrückt nach Julia und ihrem Meson Flor de Sal, nach La Palma, den Freund:innen und Inselbewohner:innen.

Die ...

Wie verrückt muss man sein, um mitten im Mai eine Weihnachtsgeschichte zu lesen? Auf jeden Fall verrückt nach Julia und ihrem Meson Flor de Sal, nach La Palma, den Freund:innen und Inselbewohner:innen.

Die süße Weihnachtsgeschichte fühlt sich beim Lesen wie ein Nachhausekommen an, denn nach zwei Bänden der Salzgarten-Reihe ist dieser schon zu einem absoluten Wohlfühlort für mich geworden.
Dieses Mal kommt es kurz vor Weihnachten zu einer handfesten Überraschung, den Belisario taucht plötzlich auf. Der Vater von Álvaro hatte seinerzeit das Meson Flor de Sal bei einer Partie Domino aufs Spiel gesetzt und verloren, woraufhin die Familie das Anwesen verlassen musste und Belisario vor der Schande nach Venezuela geflohen war. Nun ist er überraschend zurückgekehrt und sinnt auf Wiedergutmachung, doch vor allem Álvaro bleibt zunächst misstrauisch.

Die Geschichte bietet viele schöne Begegnungen mit liebgewonnenen Charakteren, sogar der fiese Jens, der sonst in seiner Rolle als rücksichtsloser El Áleman aufgeht, zeigt sich passend zum Weihnachtsfest versöhnlich. Und so wird gefeiert mit Elisenlebkuchen und dem Mandelnougat Turrón unter Palmen.

Als krönender Abschluss folgt die vielleicht spannendste Domino-Partie der Literaturgeschichte. Ehrlich, wer Domino bis dahin für ein Kinderspiel gehalten hatte, wird hier eines Besseren belehrt und vor Hochspannung und Dramatik den Atem anhalten! Moralisch war ich da beim Lesen allerdings voll und ganz bei Álvaros Mutter Belen, der ich in ihrer kritischen Einschätzung zum Thema Glücksspiel nur beipflichten konnte.

Ein vergnüglicher kleiner Ausflug nach La Palma, der eine wunderbare Überleitung zum finalen Band „Sterne über dem Salzgarten“ bildet, auf den ich mich schon sehr freue!

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Sommergeschichte mit Sylt und Zucker

Cafè mit Sylt und Zucker: Glück kommt selten allein
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„Mut wird aus Meer gemacht“

Mia ist mit ihrem Leben unzufrieden. Alle um sie herum finden ihr Glück, nur sie scheint festzustecken. Aus einem Bauchgefühl heraus bewirbt sie sich als Nachfolgerin eines ...

„Mut wird aus Meer gemacht“

Mia ist mit ihrem Leben unzufrieden. Alle um sie herum finden ihr Glück, nur sie scheint festzustecken. Aus einem Bauchgefühl heraus bewirbt sie sich als Nachfolgerin eines Cafés auf Sylt und wird tatsächlich zu einem Auswahlverfahren dorthin eingeladen. Das „Café mit Sylt und Zucker“ entpuppt sich als schnuckeliges, cozy Wohlfühlcafé, und Mia würde sich wirklich gerne gegen die anderen Bewerber durchsetzen. Doch leider ist einer ihrer Konkurrenten der fiese Bene, der ihr alle, aber auch wirklich alle Steine in den Weg legt und mit ganz miesen Methoden arbeitet.

Eine wahnsinnig goldige und originelle Sommergeschichte für alle, die wie Mia und ich der Meinung sind, dass man am Strand einfach die Arme hochreißen MUSS und sich im Kreis drehen MUSS!
Mir gefiel die Idee des Auswahlverfahrens außerordentlich gut. Mias Konkurrent Bene ist tatsächlich so fies und schreckt vor nichts zurück, so dass ich mit Mia gelitten und gezittert habe – vor Wut!!! Dazu gab es so schöne Beschreibungen von Sylt im Sommer, dass ich am liebsten sofort dorthin reisen würde! Auch die Geschichte, die hinter dem Namen „mit Sylt und Zucker“ steht, ist so niedlich, aber das will ich hier nicht verraten! Die Geschichte ist wirklich schön geschrieben, so dass man sich wunderbar an die Nordsee träumen kann und beinahe den Duft von Salzwasser und den von Rosenzucker in die Nase bekommt… Rosenzucker? Noch so ein Geheimnis! Genauso wie die Sache mit der Möwe. Da gibt es nämlich ganz wilde Möwen. Die Geschichte strotzt nur so wie immer bei der lieben Michelle vor verrückter Einfälle! Also unbedingt lesen!!!

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Die Kunst des Silbers und die Kunst des Erzählens

Babel
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Es ist eine phantastische Idee, die dem epischen Werk zugrunde liegt: Die Autorin erweitert das Oxford des 19. Jahrhunderts um ein Übersetzungsinstitut namens Babel, untergebracht in einem gut geschützten ...

Es ist eine phantastische Idee, die dem epischen Werk zugrunde liegt: Die Autorin erweitert das Oxford des 19. Jahrhunderts um ein Übersetzungsinstitut namens Babel, untergebracht in einem gut geschützten Turm zwischen Radcliffe Camera und Bodleian Library.
Dort wird nicht nur übersetzt, sondern im 7. Stock das Silberwerken ausgeübt, und hiermit kommt eine magische Komponente in die Geschichte. Die faszinierende Idee besteht darin, dass Silberbarren auf beiden Seiten graviert werden, und zwar mit einem Wort und dessen Übersetzung in eine andere Sprache. Die Magie besteht aus der minimalen Divergenz/Bedeutungsverschiebung, die eine jede Translation per se enthält. Und die durch das Silberwerken freigesetzte Kraft verschafft Macht.

In dieses Babel und dieses magische Oxford wirft die Autorin vier ganz unterschiedliche junge Menschen als Student:innen, die teils aus China oder Indien stammen und gnädig von Babel in den Dienst genommen werden. Der Alltag sieht jedoch so aus, dass sie ständig mit Frauenfeindlichkeit oder Rassismus konfrontiert werden und die hehren Ziele Babels bald in Frage stellen.

Die Geschichte thematisiert umfassend die Geschichte und Problematik der Kolonialisierung, beleuchtet Rassismus von zahlreichen Seiten und deutet originell die Industrialisierung unter dem magischen Aspekt des Silberwerkens um. Hinzu kommen ausschweifende etymologische Betrachtungen, geschichtliche Diskurse und Ausführungen zur Sprachwissenschaft.

Dies alles wäre ein herausragendes Meisterwerk geworden. Wäre. Denn leider fehlt der tatsächlich äußerst belesenen Autorin trotz umfassender Recherche eine klitzekleine Fähigkeit, nämlich die der begeisternden Erzählkunst. Sie versteht es nicht, mit ihren epischen Ausführungen zu fesseln, die Charaktere bleiben flach, so dass sich bei mir trotz großem Interesse für das Sujet gähnende Langeweile einstellte. Mindestens genauso störte mich jedoch das ausgeprägt naive Weltbild von Gut und Böse, wodurch das gesamte zugrundeliegende Konstrukt für mich zu wenig differenziert war.

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