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Veröffentlicht am 01.06.2022

Ein Cottage in Schottland

Liebe funkelt apfelgrün
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Schottische Landschaften, niedliche Cottages und schrullige Dorfbewohner bietet dieser Roman -und obendrauf als Sahnehäubchen eine zuckersüße Liebesgeschichte.

Mila fällt zuhause in Heidelberg auf den ...

Schottische Landschaften, niedliche Cottages und schrullige Dorfbewohner bietet dieser Roman -und obendrauf als Sahnehäubchen eine zuckersüße Liebesgeschichte.

Mila fällt zuhause in Heidelberg auf den falschen Mann herein. Theo ist verlobt. Das wusste sie, aber sie war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass er sich von seiner Verlobten trennen möchte. Nun ist der Kummer grenzenlos und Mila tritt die Flucht an, indem sie sich bereit erklärt, zwei Monate lang Haussitterin für das Cottage der Bains´ in Schottland zu spielen. In dem kleinen Dorf Applemore erwarten sie außerhalb des Cottages jedoch vor allem verschlossenen Türen und Gesichter. Erst als sich herumspricht, dass Mila eine hervorragende Brotbäckerin ist, beginnt ein lebhafter Tauschhandel, bei dem Mila außer Marmelade oder gestrickten Socken auch Bekanntschaften und Freundschaft im Gegenzug zu ihren Sauerteigbroten erhält. Als plötzlich Finley, der Sohn von Familie Bains, vor der Tür steht, müssen sich die beiden unfreiwillig das Cottage teilen. Während sich Mila und Finley anfangs gegenseitig als Belastung empfinden, lernen sie nach und nach die Gesellschaft des anderen schätzen.

Beim Lesen kommt man recht schnell in einen angenehm leichten Lesefluss, und vor allem die landschaftlichen Beschreibungen, die teilweise recht schrulligen Dorfbewohner und die charakterstarken Katzen sind äußerst liebenswert geschildert. Auch vermeintliche Nebencharaktere stehen im Verlauf des Romans im Mittelpunkt des Geschehens und erhalten die verdiente Aufmerksamkeit. Die Idee des Tauschhandels ist ein origineller Einfall, der so richtig Schwung in Milas Leben und in die Geschichte bringt. Dass die Dorfgemeinschaft aufblüht und zusammenrückt, verleiht dem Buch viel Wärme und Herz, die beim Lesen spürbar werden. Auch Milas Leidenschaft beim Backen, das sie von ihrem Vater gelernt hat, ist hin- und mitreißend beschrieben, so dass man selbst Lust zum Teigkneten und Brotbacken bekommt.

Was das Lesevergnügen leider ein wenig trübte, war Milas außerordentliche Naivität. So war es von Anfang an kaum nachzuvollziehen, weshalb sie sich unsterblich in den verlobten Theo verliebt und immer wieder auf ihn hereinfällt und sich hinhalten lässt. Da schrillten bei mir beim Lesen sämtliche Alarmglocken, so dass es mir schwerfiel, Milas Gefühle und Entscheidungen wirklich nachvollziehen zu können. Umgekehrt hätte ich mir gewünscht, dass der wirklich schönen Liebesgeschichte mit Finley zum Ende hin mehr Platz eingeräumt würde. Die war nämlich so schön erzählt und durfte sich in einem ruhigen Tempo entfalten, kam mir am Ende aber ein wenig zu kurz. Da hätte ich gerne mehr von gehabt!

Mein Fazit: Ein süßer Ausflug nach Schottland für alle Rosamunde Pilcher-Fans, die gerne einen Blick durch die rosarote bzw. apfelgrüne Brille werfen.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Behutsam erzählte Annäherung zweier Seelenverletzter

The Moment I Lost You - Lost-Moments-Reihe, Band 1 (Intensive New-Adult-Romance, die unter die Haut geht)
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Der neue Roman von Rebekka Weiler war für mich vor allem eine Entdeckung wegen der Zeit, die die Autorin sich bewusst nimmt, um die Geschichte von Mia und Nathan einfühlsam zu entfalten.

Der Einstieg ...

Der neue Roman von Rebekka Weiler war für mich vor allem eine Entdeckung wegen der Zeit, die die Autorin sich bewusst nimmt, um die Geschichte von Mia und Nathan einfühlsam zu entfalten.

Der Einstieg in die Story überwältigt jedoch zunächst einmal durch Drama und Tragik:
Mias bester Freund Brant wird auf einer Party erstochen und stirbt in ihren Armen. Auch vier Jahre danach ist Mia noch ganz in ihrer Trauer und in Panikattacken gefangen. Das Einzige, was sie mit Sicherheit weiß, ist, wer der Schuldige ist und dafür im Gefängnis sitzt: Nathan Dawson, der Mensch, den sie nie wiedersehen möchte. Doch plötzlich steht genau er vor ihr, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Und Mia beginnt zu erkennen, dass er nicht das Monster ist, zu dem sie ihn in ihrem Kopf gemacht hat.

Die Geschichte von Mia und Nathan wagt sich in tiefe Gewässer, spricht über Themen wie die Bewältigung von Trauer und Verlust, über Einsamkeit und Schuld – und eine zweite Chance im Leben. Die Gefühle von Mia und Nathan werden ganz behutsam entfaltet und die Autorin gibt den beiden Charakteren ausreichend Zeit, sich zu entwickeln und zunächst zaghaft aus ihren Schneckenhäusern zu kriechen. Ganz zart ist das Beziehungsgeflecht, das sich zwischen Mia und Nate zu entspinnen beginnt. Beide haben mit den Folgen von Brants Tod zu kämpfen, jeder auf seine Weise, und doch öffnen sie sich zaghaft und nähern sich langsam und vorsichtig einander an.

Die Charaktere von Mia und Nathan sind mehrdimensional geschildert und voller Tiefe, so dass man sich tief in sie hineinfühlen kann. Rebekka Weiler bedient sich zudem teilweise einer bildhaften Sprache, welche die Gefühle und Entwicklungen nachvollziehbar und mitfühlbar macht. Mich hat vor allem die Figur der Mia völlig begeistert und abgeholt. Selten habe ich eine so offene und ehrliche Heldin erlebt. Da gibt es kein Herumdrucksen, Missverständnisse oder Verwicklungen. Mia ist unheimlich selbstreflektiert und auch reflektiert in ihren Gefühlen anderen gegenüber – und sie ist stets ehrlich. In Romanwelten, wo Heldinnen sich oft genug selbst ihre Gefühle nicht eingestehen wollen, sticht Mia positiv und sympathisch hervor. Nate zeigt sich als Gegenpol durch den Gefängnisaufenthalt traumatisiert, vereinsamt und verletzlich. Die wahre Magie und Gänsehaut entfaltet die Geschichte in der behutsamen Annäherung von Mia und Nate, die sich langsam und zart entwickeln darf.

Mich hat die einfühlsam erzählte Story tief berührt.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Roadtrip mit Robbe

Jeder Tag ein neues Wunder
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Ganz so „wunder-voll“ beginnt die Geschichte nicht für Simon, der um seine verstorbene Frau Anja trauert. Das Einzige, was ihm noch zu tun geblieben ist, ist Anjas letzter Wunsch. Um diesen zu erfüllen, ...

Ganz so „wunder-voll“ beginnt die Geschichte nicht für Simon, der um seine verstorbene Frau Anja trauert. Das Einzige, was ihm noch zu tun geblieben ist, ist Anjas letzter Wunsch. Um diesen zu erfüllen, begibt sich Simon, der eigentlich fürchterlich unter Seekrankheit leidet, auf eine abenteuerliche Reise, die ihn zunächst ausgerechnet auf die Hochseeinsel Helgoland führt. Begleitet wird er von seiner resoluten, aber fürsorglichen polnischen Haushälterin Milena.

Im Verlauf dieses ganz unaufgeregt und äußerst schlicht erzählten Romans lernt man Simon und Milena näher kennen – und auch die beiden lernen sich ganz neu kennen. Während das Verhältnis zwischen Chef und Haushälterin anfangs ausgesprochen sachlich und durchaus hierarchisch geprägt ist, erkennt vor allem Simon, dass Milena nicht nur eine Angestellte ist, die Dienst nach Vorschrift schiebt. Vielmehr beginnt er sie allmählich als Menschen näher kennenzulernen und zu schätzen. Auf dem Roadtrip dieses so ungleichen Duos begegnen ihnen die unterschiedlichsten Menschen, die unerwartet Einfluss auf ihr Leben nehmen.

Die Geschichte beleuchtet sehr eindrucksvoll den Konflikt, den so manche osteuropäische Haushälterin oder Pflegekraft durchleidet, die in Deutschland Geld verdient für die Familie, dafür aber die Nähe zu dieser opfert.

Ein weiteres Thema drängt sich beim Lesen auf, nämlich die Ungerechtigkeit der Position der Frauen in den 1970er Jahren, als die Wahl zwischen Kind und Karriere nicht wirklich eine war. An dieser Stelle hakt der Roman leider nicht nach, sondern verweist lapidar darauf, dass Anja, die Frau, am Ende ja dann doch glücklich war. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Besonders interessant geschildert hingegen fand ich die Details über die Geschichte der Robbenforschung und die Rückkehr der Kegelrobben in der Nordsee.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Välkomna!

Ein Sommer in Schweden
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Als bekennender Schwedenfan war dieses Kinderbuch natürlich Pflichtlektüre für mich! Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.

Die goldige Geschichte mit viel Familiensinn erzählt vordergründig von einem ...

Als bekennender Schwedenfan war dieses Kinderbuch natürlich Pflichtlektüre für mich! Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.

Die goldige Geschichte mit viel Familiensinn erzählt vordergründig von einem Sommerurlaub in Schweden. Es geht um neu geschlossene Freundschaften und gemeinsam erlebte Abenteuer in der Natur, Rudern auf dem See, Zelten im Wald und einen geheimnisvollen Wichtel. Nachdem auf dem Loppis (Flohmarkt) etwas nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint, muss ein Detektivclub her, und am Ende wird es sogar richtig gefährlich.

Neben dieser Abenteuergeschichte transportiert die Erzählung ganz nebenbei eine riesige Portion interessantes Schwedenwissen. Da erfährt man beim Lesen viele liebevolle Einzelheiten über schwedische Essgewohnheiten, schwedische Geschichte – und man lernt ganz nebenbei sogar noch einige schwedische Wörter und Ausdrücke. Die liebevollen Illustrationen veranschaulichen diese Informationen zudem hervorragend.

Für mich war dieses Buch ein nostalgischer Trip voller Erinnerungen an einen wunderschönen Urlaub in Smaland, den wir vor einigen Jahren verbracht haben und von dem wir noch heute schwärmen.
Lustigerweise hatten wir ein ganz ähnliches Programm mit Bullerbü, Katthult, der Astrid Lindgrens Värld und Stockholm, so dass der Wiedererkennungswert sehr hoch war. Das Buch ist auf jeden Fall interessant für Familien, die eine Reise nach Schweden planen oder einfach ihren Kindern das Land von Pippi Langstrumpf näherbringen möchten.

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Veröffentlicht am 23.05.2022

Sommermelancholie

Ein unendlich kurzer Sommer
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Die Atmosphäre eines heißen Sommers, träge Melancholie und eine handvoll Menschen, deren Wege sich für diesen unendlich kurzen Sommer kreuzen.

Lale flüchtet aus ihrem Leben und strandet im Nirgendwo auf ...

Die Atmosphäre eines heißen Sommers, träge Melancholie und eine handvoll Menschen, deren Wege sich für diesen unendlich kurzen Sommer kreuzen.

Lale flüchtet aus ihrem Leben und strandet im Nirgendwo auf einem einsamen Campingplatz. Christophe räumt auf La Reunion das Haus seiner verstorbenen Mutter aus und stößt auf einen Brief, der sein Leben auf den Kopf stellt. Flo, der eigentlich nirgendwo so richtig dazugehört. Gustav, der einer alten Liebe nachhängt und gerade dabei ist, vom Leben Abschied zu nehmen.

Dieser Roman schildert atmosphärisch dicht diesen einen Sommer, der einen Wendepunkt für alle diese Charaktere markiert, die alle irgendwie auf der Suche sind – nach dem Sinn, nach dem Abschluss mit der Vergangenheit, nach sich selbst und nach der Zukunft. Die Grundstimmung des Romans ist wie ein heißer Sommerabend träge und melancholisch, die schwüle und gewittrige Hitze und Stimmung ist in manchen Passagen regelrecht zum Greifen. Gleichzeitig sprüht die Geschichte aber vor Humor und Skurrilität, unter anderem spielt ein geheimnisvolles Keltengrab eine zentrale Rolle. Die Charaktere haben Ecken und Kanten, sind gerne auch unbequem und damit außerordentlich liebenswert. Im Verlauf des Romans wird aber nicht nur so manches Geheimnis enthüllt. Vielmehr bezieht die Geschichte ihre besondere, aufgeladene Spannung durch das vielfältige Beziehungsgeflecht der Personen untereinander. Da treffen unterschiedliche Vergangenheiten aufeinander, verschiedene Erwartungshaltungen und vielfältige Lebensentwürfe – aber nichts, was nicht mit einer ordentlichen Herzumarmung wieder geradegerückt werden kann.

Für mich ist dies ein perfekt gelungener, stimmungsvoller Sommerroman.

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