Gute Idee mit großen Schwächen bei der Umsetzung
Boys! Geschichten für die neue Generation von JungsBoys! Geschichten für die neue Generation von Jungs von Francesca Cavallo, mit Illustrationen von Luis San Vicente, ist ein Buch mit 12 Geschichten, die laut Vorwort traditionelle Geschlechterklischees ...
Boys! Geschichten für die neue Generation von Jungs von Francesca Cavallo, mit Illustrationen von Luis San Vicente, ist ein Buch mit 12 Geschichten, die laut Vorwort traditionelle Geschlechterklischees aufbrechen und Alternativen bieten wollen.
Die Idee klingt toll und auch ich finde es extrem wichtig, den vorherrschenden Stereotypen etwas entgegenzustellen. Leider hapert es an der Umsetzung und so bin ich tatsächlich enttäuscht von diesem Buch, von dem ich mir so viel erwartet hatte.
Zum einen ist es – ganz unabhängig vom Grundgedanken hinter dem Buch – ein bisschen schwierig, sich in die Geschichten hineinzufühlen, da sie relativ kurz und vor allem unabhängig voneinander sind. Auch der Zeichenstil ist hier nicht gut angekommen, denn die schwarz-weißen Illustrationen wirken etwas emotionslos. Apropos emotionslos (ACHTUNG SPOILER): In der ersten Geschichte sterben die Eltern der Geschwister und es geht nicht etwa darum, die Gefühle dazu zu verarbeiten, sondern nur darum, dass mit ihnen auch bestimmte Traditionen gestorben sind, was als positiv gewertet wird. Als Erwachsene kann ich das sehr gut einordnen, aber für Kinder finde ich das unangemessen und mein Sohn hatte auch einigen Redebedarf.
Ich möchte jetzt nicht zu jeder einzelnen Geschichte schreiben, was mich gestört hat, aber ganz allgemein tut das Buch für mich nicht das, was es sich vorgenommen hat. Manche Klischees werden einfach durch andere ersetzt, manche Geschichten haben keine klar erkennbare Aussage, und andere verfestigen sogar noch bestimmte Muster (ACHTUNG SPOILER: Der Pirat verliebt sich nicht etwa in die Piratin, weil sie so abenteuerlustig, mutig, stark, sympathisch… ist. Nein – sie ist halt hübsch!). Und nur am Rande: der Gebrauch des generischen Maskulinums hat mich in einem derartigen Buch auch überrascht.
Ich habe relativ oft mit den Augen gerollt und viele Geschichten für meinen Sohn noch einmal einordnen bzw. relativieren und besprechen müssen. Sehr schade, denn die Idee klang so gut!