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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2025

Hinter dem langweiligen Cover steckt eine interessante Idee

Das Ministerium der Zeit
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Eine britische Geheimdienstorganisation verfügt neuerdings über eine Art Zeitmaschine und nutzt diese, um im Dienst des Ministeriums und der Forschung todgeweihte Menschen aus verschiedenen Epochen der ...

Eine britische Geheimdienstorganisation verfügt neuerdings über eine Art Zeitmaschine und nutzt diese, um im Dienst des Ministeriums und der Forschung todgeweihte Menschen aus verschiedenen Epochen der Weltgeschichte in unsere Zeit zu holen.
Um den Neuankömmlingen die Eingewöhnung in der für sie fremden Gegenwart mit all ihren „neumodischen“ Tücken zu erleichtern, wird jedem eine so genannte Brücke als Betreuungsagent und Mitbewohner zugeteilt.
Die Ich-Erzählerin, deren Namen man nie erfährt, wird so mit einem Seefahrer/Marine-Soldaten aus dem 19. Jahrhundert kombiniert, dessen Polar-Expedition damals zu einem traurigen Ende kam. Trotz oder auch wegen all der Unterschiede entwickelt sich zwischen den beiden im Lauf der Zeit mehr als ein Arbeitsverhältnis. Doch der ebenso charmante wie frustrierende Zeitreisende und seine unfreiwilligen Gefährten geraten ins Visier dubioser Gestalten...

Die Grundidee der Geschichte hat mir sehr gut gefallen und ich fand die Reaktionen der Menschen aus der Vergangenheit auf die modernen Gegebenheiten interessant. Während sie z.B. teilweise eine Vorliebe für die Annehmlichkeiten unserer Zeit entwickeln (fließendes warmes Wasser, Musik-Streaming, Toleranz für früher verpönte sexuelle Vorlieben...), bleiben manche Dinge für sie weiterhin ein Rätsel.
In verschiedenen Situationen blitzt immer wieder angenehmer Humor auf, unter anderem auch in den Dialogen. Manche Charaktere sind Sympathieträger, so etwa eine der Zeitreisenden mit ihren altertümlichen Ausdrücken und lustigen Beschimpfungen.

Durch die Bedrohung kommen außerdem eine Portion Spannung und Dramatik in die Story, es gibt diverse Wendungen. Das Buch ist in sich abgeschlossen.
Das Ende war leider nicht, was ich mir erhofft hatte, aber der Weg dorthin hat mir durch den Schreibstil und die Ideen Lesefreude gemacht.

Veröffentlicht am 05.04.2025

Spannendes Abenteuer mit innovativem Weltaufbau

If We Were Gods
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Olivias jahrelange harte Arbeit hat sich ausgezahlt – wie nur eine handverlesene Gruppe junger Menschen aus aller Welt schafft sie den Sprung von ihrer Prager Universität an die Elite-Akademie in Schottland. ...

Olivias jahrelange harte Arbeit hat sich ausgezahlt – wie nur eine handverlesene Gruppe junger Menschen aus aller Welt schafft sie den Sprung von ihrer Prager Universität an die Elite-Akademie in Schottland. Dort hofft sie, ihre bescheidenen Ursprünge hinter sich zu lassen und in die tiefsten Ebenen der Realität vorzudringen, um bisher ungeahnte Macht zu erhalten.

Die Welt des Buches entspricht in vielen Dingen unserer normalen Gegenwart. Man hört Musik von Taylor Swift, ein paar Jahre zuvor hat Notre-Dame gebrannt und die Studenten der Akademie hantieren mit Handys und Tablets. Doch in dieser alternativen Version der Welt gibt es ein komplexes System arkaner Künste, basierend auf der Nutzung magischer Zeichen, welche von entsprechend ausgebildeten Experten in zunehmend gefährlichen Ebenen gefunden werden können. Statt sich auf die immer nur vorübergehend auftauchenden „Risse“ zwischen den Ebenen verlassen zu müssen, kann an der Akademie die so genannte Stairway bis in große Tiefe genutzt werden. Doch selbst diese Bereiche sind einigen Ehrgeizigen nicht genug. Olivia und ihre neuen Mitstreiter begeben sich in tödliche Gefahr und wollen den Sprung in die verbotenen Ebenen wagen...

Die Ich-Erzählerin Olivia ist eine interessante Hauptfigur, die zum Selbstschutz vieles vor ihren Mitstreitern verbirgt. Zu sehr hat sie die frühere Ausgrenzung aufgrund von Armut und mangelndem gesellschaftlichem Status geprägt. Doch auch die anderen jungen Erwachsenen spielen nicht direkt mit offenen Karten. Die Beziehungen innerhalb der kleinen Gruppe und die dazugehörigen Konflikte oder auch Wendungen bringen Schwung ins Geschehen.

Darüber hinaus ist auch die Story an sich spannend. Man fiebert richtig mit und trotzt zusammen mit den Protagonisten immer neuen Gefahren. Das innovative Magiesystem beziehungsweise die Idee der Ebenen mit individuellen Gefahren haben mir sehr gut gefallen. Von Stürmen über Verzerrungen des Raums bis zu psychischen Herausforderungen wird sehr viel Abwechslung geboten.

Gut fand ich auch, dass die Geschichte in diesem einen Band zu einem sinnvollen Abschluss kommt.
Und auch optisch ist das Buch eine Augenweide, mit seinem schicken Farbschnitt und dem Riss zum Durchschauen im Umschlag.

Veröffentlicht am 30.03.2025

Nicht perfekt, aber mit Potenzial

The Serpent and the Wolf
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Als Prinzessin Vaasa mit dem Anführer Reid in einem verfeindeten Land verheiratet wird, nutzt sie die erste Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen. Schließlich ist das Ganze nur ein Komplott ihres verhassten ...

Als Prinzessin Vaasa mit dem Anführer Reid in einem verfeindeten Land verheiratet wird, nutzt sie die erste Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen. Schließlich ist das Ganze nur ein Komplott ihres verhassten Bruders, um sie aus dem Weg zu schaffen. Und die junge Frau hat seit dem Tod ihrer Mutter schon genug Probleme, denn die gleiche Magie, der diese zum Opfer fiel, hat seitdem von ihr Besitz ergriffen. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet in der Zusammenarbeit mit Reid eine Erlösung von diesem Fluch zu finden ist...

Wie in diesem Untergenre üblich, nähern sich die beiden Streithähne zunehmend an, was durch Vaasas erziehungsbedingte Furcht vor emotionalen Beziehungen deutlich erschwert wird. Ich bin ehrlich gesagt mit der Heldin nicht so ganz warm geworden. Reid hingegen ist von Beginn an ein recht sympathischer und nicht zuletzt auch ausgesprochen attraktiver Zeitgenosse.
Unterstützt werden die Hauptfiguren durch einige interessante Nebencharaktere, darunter vor allem eine Gruppe von Hexen. Das Magiesystem im Buch hat mir gut gefallen.

Trotz einiger vorhersehbarer Entwicklungen ist die Handlung zumindest phasenweise auch durchaus spannend, besonders durch die angespannte Situation zwischen den beiden Ländern und die damit verbundenen Intrigen sowie Wendungen. Vor allem am Ende dieses ersten Bandes überschlagen sich die Ereignisse und es kommt zu einem actionreichen Showdown samt neugierig machendem Cliffhanger.
Leider verlaufen manche Passagen im Mittelteil aber zu gemächlich, man hätte da vielleicht einiges ein bisschen kürzen können.
Sehr gut gelungen ist die optische Aufmachung des Buchs mit dem schicken Farbschnitt.

Veröffentlicht am 16.03.2025

Plädoyer für eine Reise in „Frau Tippelkamps“ Welt

Das Herz kennt keine Demenz
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Lange konnte sich Jim, anders als der Großteil seiner deutsch-philippinischen Familie, absolut nicht vorstellen, jemals im Pflegebereich zu arbeiten. In diesem Buch schildert der engagierte junge Mann, ...

Lange konnte sich Jim, anders als der Großteil seiner deutsch-philippinischen Familie, absolut nicht vorstellen, jemals im Pflegebereich zu arbeiten. In diesem Buch schildert der engagierte junge Mann, wie er auf Umwegen dann doch genau in diesem Beruf gelandet ist und darin seine große Passion fand.

Jim erzählt locker und angenehm zu lesen, was er zuerst als Alltagsbegleiter und später in verschiedenen anderen Positionen im Pflegeheim erlebte und welche Gründe und Erlebnisse zu seiner anhaltenden Leidenschaft für die Arbeit mit den Senioren und dabei ganz besonders mit den dementen Bewohnern führten.

Immer wieder sind Anekdoten mit „Frau Tippelkamp“ eingeflochten, einem Pseudonym, das aus Datenschutzgründen für eine ganze Reihe von Bewohnerinnen verwendet wird. An den Beispielen wird deutlich, welche Herausforderungen, aber auch welche schönen Momente sich aus den ganz speziellen Gedankengängen der demenziell veränderten Menschen ergeben und wie wichtig das Eingehen auf ihre Bedürfnisse dabei ist.

Da ich selbst (als Ergotherapeutin) in der Sozialen Betreuung arbeite, habe ich mich und mein Arbeitsumfeld in den Kapiteln wiedergefunden und ich finde es schön, wie der Autor z.B. über die oftmals unterschätzte Arbeit der Alltagsbegleiter oder die Wichtigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit zum Wohl der Bewohner informiert.

Das Buch finde ich einerseits lesenswert für Personen aus dem Pflegebereich, andererseits aber gerade auch für bisher Außenstehende, da es helfen kann, Vorurteile abzubauen und das Interesse für dieses sehr vielseitige und erfüllende Berufsfeld zu wecken. Alle Frau Tippelkamps können nur davon profitieren, wenn sie weitere engagierte Unterstützer bekommen, die bereit sind, sich in ihre ganz besondere Welt zu begeben.

Veröffentlicht am 09.03.2025

Die dunkelsten Geheimnisse kommen ans Licht

Seven Ways to Tell a Lie
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Ein raffiniert gefälschtes Video wirbelt das Leben einer Gruppe ungleicher Highschool-Teenager gehörig durcheinander. Es zeigt, wie die ehemals befreundeten Jugendlichen mit einem Bus in den Tod stürzen. ...

Ein raffiniert gefälschtes Video wirbelt das Leben einer Gruppe ungleicher Highschool-Teenager gehörig durcheinander. Es zeigt, wie die ehemals befreundeten Jugendlichen mit einem Bus in den Tod stürzen. Und es soll nicht das einzige Fake-Video bleiben. Wer will ihnen schaden und was hat die Sache mit dem Verschwinden der gemeinsamen Freundin Enya genau ein Jahr zuvor zutun?

Gemeinsam mit Ich-Erzähler Jonah, dem anscheinend „normalsten“ der Schüler, wird der Leser mit immer mehr Geheimnissen und Wendungen konfrontiert. Die Handlung bleibt stets spannend und nimmt vor allem gegen Ende noch mal richtig Fahrt auf.
Auch wenn die Protagonisten deutlich jünger sind als ich, habe ich doch ziemlich mitgefiebert und konnte mich zumindest weitgehend mit dem Erzähler identifizieren.
Durch die stückweise enthüllten Details kann man selbst miträtseln und mutmaßen, was hinter den Videos steckt.
Ich könnte mir die Geschichte auch gut als Film oder vielleicht als Mini-Serie vorstellen – wäre bestimmt cool.

Allerdings fand ich das Ende selbst dann doch arg weit hergeholt bzw. überzogen. Die Story hat da merklich an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Es ist alles spannend und überraschend, aber wirkt einfach in mancher Hinsicht übertrieben.