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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2018

Mittelmäßig tief gefallen

Die Hochhausspringerin
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Viel wurde über dieses Buch gesagt - viele Zeitungen haben darüber geschrieben und auch innerhalb der Leserunde haben wir ausführlich diskutiert. Was bleibt? Ein Roman, der viele emotional anspricht und ...

Viel wurde über dieses Buch gesagt - viele Zeitungen haben darüber geschrieben und auch innerhalb der Leserunde haben wir ausführlich diskutiert. Was bleibt? Ein Roman, der viele emotional anspricht und der auch mich betroffen gemacht hat. Der aber letztlich eine Dystopie nutzt, um Kritik an der Jetzt-Zeit zu üben und einige Fehlstellen hat. Als Film kann ich ihn mir besser vorstellen.

Worum geht es?

Hitomi ist Wirtschaftspsychologin und soll die Hochhausspringerin Riva wieder zum Springen bringen, indem sie sie auf Schritt und tritt heimlich beobachtet. Denn Riva weigert sich seit Wochen und bringt damit den Plan durcheinander. Und das Leben Hitomis.

Die Figuren

Riva ist Ende 20 und springt seit 15 Jahren. Sie ist ein Medienstar, der sogar ein eigenes Getränk hat. Da wir Riva nur als Hitomis Sicht sehen und sie nur wenig tut, erfahren wir nur wenig. Riva bleibt ein Phantom.

Hitomi ist die Hauptfigur, weil Erzählerin. Sie ist eine privelegierte Frau, die als Kind in ein Aufzuchtheim gesteckt wurde und ihre Eltern nur selten sah. Während die Menschen aus den Peripherien darum kämpfen, in der Stadt zu leben, hat Hitomi dort angefangen - und hat ständig Angst, diesen Status zu verlieren. Hitomi kämpft gegen einen Feind, um immer bessere Zahlen, verkörpert durch ihren Chef Hugo.

[Spoiler] Doch obwohl sie Gutes bewirken will, gerät Hitomi in eine Abwärtsspirale. Sie will es allein schaffen und kämpft verbissen. Hitomi hat in der "Schule" die besten Anpassungswerte - am Ende scheitert sie daran, dass sie zu gut an die Werte der Gesellschaft angepasst ist. Denn sie ekelt sich vor den Peripherien - ein Ausstieg wäre für sie nie möglich. Gut veranschaulicht das eine Szene, in der die Kinder ans Meer fahren - Hitomie mag das Rauschen, ekelt sich aber vor dem Geruch und dem Wasser.[/Spoiler]

Die Welt

Die Welt im Roman ist grob gezeichnet - die Peripherien werden wenig beschrieben und wer in hohen Stockwerken wohnt, hat einen hohen Status.

Interessant finde ich, dass viele Dinge einen positive Sinn haben, im Kontext aber ins Gegenteil verkehrt werden: Hitomis gesundheitliche Parameter werden überwacht, aber sie bekommt nur den Tipp, sich mehr dem Optimum anzunähern. Sie soll Mindflussness-Übungen machen, die jedoch nicht fruchten. Wenn Entspannung zum Muss wird, verpufft der Effekt - ein toller Hinweis auf die heutige Welt. [Spoiler] Wenn Menschen aus der Gesellschaft ausscheiden, weil sie keinen Sinn für die Gesellschaft haben, werden sie dabei begleitet, damit sie angstfrei und ohne negative Gedanken sterben. Ein guter Gedanke. Aber da die Menschen zum Suizid gedrängt werden, nicht so gut. [/Spoiler]

Jeder ist für sich selbst verantwortlich - wenn er die Anforderungen nicht erfüllt, liegt das an ihm. Jeder soll das Optimum für die Gesellschaft leisten, auch wenn unklar ist, worin das Optimum besteht. Es ist krass, wie leicht Menschen manipulierbar sind.

Gut gefallen hat mir, dass es Blogs aus den Peripherien gibt, die das Leben in der Biofamilie schildern - die Sehnsucht nach einer "normalen" Familie ist da, selbst wenn man in einer künstlichen Familie aufgewachsen ist. Sie erinnern mich an Videos, in denen Leute vor anderen essen, damit sie das Gefühl der Einsamkeit vertreiben.

Das Hochhausspringen finde ich faszinierend. Es ist leicht vorstellbar - Hochhäuser kennt jeder - aber sehr gefährlich. Wenn man zuviel riskiert, stirbt man. Gleichzeitig hat es etwas Majäistätisches, wenn die Sonne über den Springern scheint und sie sich in die Tiefe stürzen. Man erfährt nur wenig über das Springen, aber es dient dazu, die Bevölkerung zu unterhalten und den Menschen in den Peripherien vorzugaukeln, sie hätten mit genügend Talent die Chance, in die Stadt zu ziehen, also aufzusteigen.

Dramaturgie und Schreibstil

Die Spannung steigt langsam, aber stetig, weil man sich fragt, ob Riva wieder springen wird und welche Persönlichkeit sich dahinter verbirgt. Parallel dazu sehen wir Hitomi. Der Höhepunkt hat mich überrascht, weil mich die Autorin erfolgreich in die Irre geführt hat Auch die Nebenhandlungen waren schön. Mich hat das Buch an "Unterm Rad" erinnert.

Den Schreibstil fanden einige Leser trocken, mir ist er wenig aufgefallen. Ich finde ihn etwas berichtend, aber erzählend. Die Erzählerstimme ist klar erkennbar. Dialoge sind mit einem Bindestrich angeführt, wirken aber erzählend. Für mich zu einfache Stilmittel waren das Trademark-Zeichen über Welt-spezifischen Begriffen (viele haben sich aus dem Zusammenhang erklärt) und die englischen/japanischen Namen.

Fazit

"Die Hochhausspringern" hat mir als Buch gut gefallen. Die Thematik ist aktuell, die Hauptfigur mit ihrer Mischung aus Leistung und Sehnsucht sympatisch und die Dramaturgie stimmt. Verglichen mit anderen Dystopien finde ich aber, dass es nix Neues ist: Eine grob geschilderte Welt, der Mensch als leistungsoptimiertes Wesen, eine Welt, die sich selbst entlarvt, der hilflose Held. Es ist ein starkes Buch. Aber für mich kein Muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Idee
Veröffentlicht am 15.07.2018

King of Nothing

King of New York
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Stellt euch einen Jungen im Süßigkeitenladen vor. Er hat den anderen vorgeschwindelt, er sei ein fieser Kerl, aber komischerweise sieht man ihn nie bei bösen Taten. Stattdessen lebt der Junge in Nebelschwaden ...


Stellt euch einen Jungen im Süßigkeitenladen vor. Er hat den anderen vorgeschwindelt, er sei ein fieser Kerl, aber komischerweise sieht man ihn nie bei bösen Taten. Stattdessen lebt der Junge in Nebelschwaden sein Leben. Und steht nun im Süßigkeitenladen. Und greift zu. Immer und immer wieder greift er tief in die Dosen mit den Köstlichkeiten, weil tief nie tief genug und eng nie eng genug ist. Er liebt die Frau, die ihm die Tür zum Süßigkeitenladen geöffnet hat, weil sie ihn nicht nur anhimmelt, sondern auch Probleme hat, unter denen er wenig leidet und die er nicht einmal lösen muss. Und so führt unser Junge ein wahres Wunderleben im Süßigkeitenladen. Und am Ende rettet der die Menschheit.

Worum geht es?

Harper mag Max, hat jedoch ein Problem mit ihrem Vater, der ihr nur Geld, aber keine Liebe gab. Max wiederum hat ein Problem mit seiner Tochter, die bisher bei ihrer Mutter lebte, welche nun mit ihrem Mann in die Schweiz zieht. Max muss daher zwischen seinem Arbeitsort New York und Conneticut pendeln, um sich um das pubertierende Mädchen zu kümmern. Die beiden treffen sich und aufeinander und ineinander.

Charaktere

Harper arbeitet als Analystin, aber leider erklärt die Autorin nicht, warum. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist schlecht - er hat ihr Geld angeboten, das sie nicht wollte. Gleichzeitig wartet sie darauf, dass er ihr einen Job in seinem Unternehmen anbietet. Harper vermutet, dass es daran liegt, dass sie eine Frau ist. Harper nimmt viele Dinge sehr ernst und wenn ich Max wäre, hätte ich ständig Angst, etwas Falsches zu sagen. Sie ist fleißig und betrinkt sich gern aus Liebeskummer. Harper ist eine typische, oberflächliche Protagonistin in Liebesromanen.

Max ist ein Boss, den man haben will - er wird als fies beschrieben, ist es aber wenig. Meist beobachtet man ihn dabei, wie er versucht, gute Taten zu vollbringen und es Harper recht zu machen. Max hat etwas Eigenes, weil er seine Meinung vertritt. Aber er wirkt zu soft, um ein Bad Boy zu sein. Und er mag es, wenn Harper ihm beim Akt beim Namen nennt.

Themen

Verhältnis zur Tochter: Im Klappentext wurde gepriesen, dass Max und Tochter Amanda im Mittelpunkt stehen und ich hatte erwartet, dass das enge Verhältnis beider deutlich wird. Dem war nicht so. Es gibt nur wenige Szenen mit beiden und bis zum Schluss bleibt das Verhältnis etwas distanziert. Ich kann das aus der Handlung gut ableiten, weil bisher die Mutter die Bezugsperson war. Trotzdem hätte es mich interessiert, weil die beiden ihre Beziehung aufbauen und Amanda mit der neuen Frau klarkommt. Ich hatte das Gefühl, dass Amanda Max nicht braucht, weil sie in Conneticut Max' Schwestern und ihre Großeltern hat. Die Thematik des Erwachsenwerdens fand ich jedoch witzig umgesetzt - Max möchte nicht, dass Amanda zu freizügung zum Schulball geht.

Verhältnis zum Vater: Dramaturgisch gut aufgebaut ist, dass Max/Amanda als positives Gegenstück zu Harpers Familie fungieren. Leider löst sich der Konflikt am Ende sehr schnell. [Spoiler] Harpers Vater handelt nicht aus Sexismus, sondern aus Schuldgefühlen. Seine Tochter hat ihn zurückgewiesen, hat den Kontakt abgebrochen, und er akzeptierte das. Ich fand das sehr interessant. Leider vertragen sich die beiden nach einem Gespräch relativ schnell. Wenn man über lange Zeit verletzt wurde, bleibt das negative Gefühl, auch wenn sich der andere entschuldigt hat ... [/Spoiler]

Erotik: Die Autoren-Biografie notiert, die Autorin schreibe "sexy und romantisch" - leider hat sie Quantität und Qualität verwechselt. Nachdem die Liebenden ineinander gefunden haben, schlafen sie häufig miteinander. Max liebt es, in Harper zu "stoßen", was ich nach einiger Zeit ab-stoßend fand. Selbst im Epilog ist die Erotik wichtiger als die Handlung. [Spoiler] Immerhin hat es einen "Sinn" - die beiden werden nach erfolgreicher Paarung zweimal in kurzer Zeit Eltern [/Spoiler] Unschön fand ich auch, dass die Szenen oft aus Max Perspektive gezeichnet sind und Harper wenig fühlt, bis auf die Genugtuung, dass sie mit Max schläft. In einige Szenen ergreift sie die Initiative, was ich nett fand. Aber mir war die Erotik zuviel. Allerdings notiert der Roman auch, dass sich beide noch in der Verliebtheits-Phase befinden. Dennoch: Sie reden nur wenig und worauf die Beziehung gründet, ist nicht klar.

Schreibstil und Spannung

Der Roman lässt sich gut lesen und ich habe keine Stolpersteine gefunden.

Fazit

"King of New York" ist ein klischeehafter Liebesroman, der weniger hält, als der Klappentext verspricht. Ich finde es schade, dass das interessante Grundthema untergeht und nur wenig anderes bleibt als Akte.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Nicht noch ein ...

Was zu dir gehört
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Melancholie, ein Expant in Sofia, Homosexualität als Konflikt - das versprach der Klappentext. Und inhaltlich hat er recht. Aber das Gefühl ist ein anderes - statt eines wirklichen Konflikts haben wir ...

Melancholie, ein Expant in Sofia, Homosexualität als Konflikt - das versprach der Klappentext. Und inhaltlich hat er recht. Aber das Gefühl ist ein anderes - statt eines wirklichen Konflikts haben wir einen Ich-Erzähler, der in ständiger Selbst-Beobachtung umhergeschubst wird und dessen Entscheidung am Schluss nicht kräftig wirkt. Eine Figur, eine Thematik, die ich bereits in vielen Büchern erlebt habe.

Worum geht es`

Der Text schildert die zweijährige Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und dem Stricher Mitko. Der Ich-Erzähler ist fasziniert von Mitko, gibt ihm stetig Geld für Körperliches und für das Gefühl der Geborgenheit. Mitko "revanchiert" sich, indem er ungefragt Computer benutzt, sogar in Anwesenheit des Ich-Erzählers mit anderen "Freunden" chattet und sich damit rechtfertigt, dass er ihn hätte nochmehr ausnutzen können. Im Laufe der zwei Jahre versucht der Ich-Erzähler sich zu lösen, schafft das aber nur mäßig.

Meine Gedanken

Was mir von diesem Buch im Gedächtnis bleiben wird, ist die Schuld. Der Ich-Erzähler wurde von seinem Vater abgelehnt, als dieser herausfand, dass er schwul ist. Auch zu seiner Mutter ist das Verhältnis angespannt. Mit seinen Halbschwestern kann er seinen Groll teilen, aber er kommt nicht darüber hinweg. Durch dieses Schuldgefühl geht er nur lose Verbindungen ein - und gibt sich wieder die Schuld dafür. Im letzten Drittel berichtet Ich von einem Boyfriend, doch dieser wirkt auf mich wie ein Mensch, der unseren Erzähler in die "richtige" Richtung schubst - und dieser macht, wie ihm gehießen, weil er denkt, dass das das Leben ist, wie es sein sollte. Ich habe nicht das Gefühl, dass er damit glücklich wird.

"Und nicht zuletzt bleibt über die ganze Lektüre hinweg das schale Gefühl, dass es ein Kinderspiel für den Ich-Erzähler von „Was zu dir gehört“ wäre, sich seiner Situation zu entziehen.", schreibt Andreas Platthaus in der FAZ (23.02.2018) - ich habe das ähnlich empfunden. Ich habe mich 170 Seiten lang gefragt, wann der Ich-Erzähler des Selbstmitleides überdrüssig ist. Aber ich habe keine Antwort gefunden. Andererseits ist es leichter, wenn man selbst NICHT in dieser Situation steckt.

Man begleitet eine Figur, die unaufhörlich auf den Abgrund zuläuft. [Spoiler] Auch wenn sie am Ende vor dem Abgrund stoppt, schlägt sie keine andere Richtung ein. Die Abkehr von Mitko ist für mich nicht nachvollziehbar.

Gut am Buch fand ich, dass es eine klare Dramaturgie hat - Mitko spielt von Anfang bis Ende eine große Rolle, im letzten Viertel gibt es eine Parallelfigur zu Mitko, die dem Ich-Erzähler neue Erkenntnisse entlockt. Ab diesem Punkt betrachtet Ich die Beziehung differenzierter, das Buch wird vielschichtiger.

Auch die Schildung von Sofia gefiel mir gut! Der Wechsel zwischen sozialistischen Hochhäusern und Natur war passend und kontrastiert die innerlichen Betrachtungen.

Die bulgarischen Sätze, die die Sprachbarriere veranschaulichen, sind so eingebaut, dass sie den Leser nicht stören.

Probleme könnte manchen Lesern bereiten, dass die Dialoge nicht mit Anführungszeichen abgegrenzt sind.

Es gibt im Buch eine Mastrubations-Szene, ansonsten keine expliziten Darstellungen.

Die Sprache ist etwas schwingend, poetisch, füllend, aber nicht aufdringlich. Ich fand das positiv eindrücklich.

Fazit

Das Buch wirkt sehr gefühlvoll, intim. Aber das ständige Selbst-Betrachten führt dazu, dass die Handlung auf der Stelle tritt. Ich denke, dass es Lesern, die sich gern mit-verlieren, die Beschreibungen auf sich wirken lassen, Spaß haben werden.

Für mich ist es eine typische Figur, eine typische Situation und daher nichts Neues.

Das Buch ist keine verschwendete Zeit, aber es hat mich nur wenig bewegt.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Irgendwie.

Die erstaunliche Familie Telemachus
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"Die erstaunliche Welt..." ist für mich ein Buch, das ich schwer greifen kann. Ich hatte ein skuriles Jugendbuch erwartet. Und "skuril" ist es. Aber es verknüpft eine komplexe Mafia-Geschichte mit 5 Familienmitgliedern ...

"Die erstaunliche Welt..." ist für mich ein Buch, das ich schwer greifen kann. Ich hatte ein skuriles Jugendbuch erwartet. Und "skuril" ist es. Aber es verknüpft eine komplexe Mafia-Geschichte mit 5 Familienmitgliedern und ihren Geschichten und der Frage, ob die Fähigkeiten der Familie echt sind oder nur gute Tricks.

Achtung: Rezi enthält Spoiler.

Worum geht es?



Fünf Familienmitglieder, vom Großvater bis zum Enkel, und ihren Umgang mit den "Fähigkeiten". Um Tag "Zap" und was der frühe Tod von Grandma Mo damit zu tun hat.

Charaktere



Das Kollektiv ist bunt gemischt. Während Matty (der Enkel) in der Pubertät steckt und für seine Cousine Malice (Mary Alice) schwärmt und den Familienkult (?) mit Begeisterung betrachtet, hadert seine Mutter Irene damit. Denn sie kann erkennen, ob ihr Gesprächspartner an das glaubt, was er gerade sagt. Da jeder Mensch täglich lügt, belastet sie das, auch ihre glücklosen Beziehungen zu Männern. Onkel Frankie kann Gegenstände bewegen, wird aber von keinem wirklich ernst genommen und ist ein erfolgloser Spieler. Frankie hat ständig neue Geschäftsideen, doch ihm fehlt das Selbstbewusstsein. Buddy wirkt in seiner eigenen Welt, beginnt Projekte, die keiner versteht und beendet sie nach der Hälfte. Er wird als der wohlwollende Sonderling betrachtet. Teddy ist das Familienoberhaupt und ein Charmeur. Er kann Gedanken lesen und sowohl der Leser als auch die anderen Figuren erfahren erst am Ende, worin er tatsächlich verstrickt ist. Grandma Mo ist der Ruhepol. Sie wird, finde ich, mystifiziert, aber sie ist nicht ohne Fehler. Sie starb, als Irene, die Älteste, 13 Jahre alt war. Mich erinnerte das an die Kelly-Family

Es gibt Figuren, die der Geschichte Tragik geben, anderen bringen lustige Elemente hinein. Ich fand Mattys Methoden, seine Fähigkeit zu aktivieren, amüsant und hätte gern mehr über ihn gelesen. Auch Buddy mochte ich. Ich habe mit vielen Figuren mitgelitten, aber ich konnte mich nicht fallen lassen.

Eine Familie, die irgendwie nicht zusammen passt, obwohl sie das Wissen um ihre Fähigkeiten eint, das ist ein zentrales Thema des Buches. Ich habe mich oft gefragt, wer die Verantwortung dafür trägt.

Struktur und Schreibstil



Der Roman wird aus fünf verschiedenen Sichtweisen geschildert und spielt in verschiedenen Zeitebenen. Der Text beginnt in der Jetzt-Zeit, führt den Leser aber in die Irre, in dem er zur Vergangenheit wechselt. Oft weiß man nicht, in welcher Ebene man sich befindet, nur aufmerksamen Lesern fällt der Wechsel der Zeitformen auf. Dadurch entspinnt der Autor ein Netz aus Fragen, die sich erst später klären und für einige Überraschungen sorgen.

Die Frage, was am Zap-Tag passiert und warum Grandma Mo starb, hält die Spannung aufrecht und besonders im letzten Drittel steigt das Tempo.

Die Mafia-Geschichte, die sich durch alle Zeitebenen zieht, bremst das Buch, weil sie ablenkt. Sie bringt als zweiter Schwerpunkt Action in den Text und lockert das Ende auf. Aber da die Figuren mit ihrer Fähigkeit hadern und nur zwei Figuren wirklich involviert sind, baute ich als Leser wenig Bindung auf. Ich glaube, die Figuren im Text trauen sich nicht, ihr Leben in die Hand zu nehmen - daher wirkt auch das Buch lose.

Schwierig fand ich die Erzählperspektive - der personale Stil gibt jeder Figur eine eigene Sprache, wirkt aber distanziert. Denn es ist ein Erzähler. Bei Buddy, der sein eigenes Leben nicht greifen kann, passt das gut. Aber bei anderen Figuren wirkt es nett und gönnerhaft. Aber: distanziert.

Da die Geschichte ca. 1995 spielt, gibt es ein Wiedersehen mit AOL-CDs und analogen Modems - das war toll!

Nicht gefallen hat mir, dass einige Bezüge aus der amerikanischen Kultur nicht übertragen wurden z.B. The Brady Bunch oder der Ziploc-Beutel.

Fazit



Ich hatte nicht erwartet, dass das Buch einfach wird. Aber es funktioniert für mich nicht. Zu sehr kämpfen das Hadern mit dem eigenen Schicksal und die komische Mafia-Geschichte miteinander. Die Figuren sind als Typen gut gestaltet und der Hauptkonflikt funktioniert. Das Thema gefällt mir sehr! Aber der Text ist zuwenig auf den Punkt, zu distanziert.

Ich würde niemandem davon abraten, es zu lesen. Aber es ist kein Buch, das flasht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Geschichte
  • Humor
  • Fantasie
Veröffentlicht am 29.01.2018

Kann man mögen.

Beste Freundinnen
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Ich hatte einen schweren Einstieg mit dem Text, dann fand ich es toll und im letzten Drittel hat es mich gelangweilt. "Beste Freundinnen" waren eine Achterbahnfahrt.

Inhalt

Das Buch ist eine Aufbereitung ...

Ich hatte einen schweren Einstieg mit dem Text, dann fand ich es toll und im letzten Drittel hat es mich gelangweilt. "Beste Freundinnen" waren eine Achterbahnfahrt.

Inhalt

Das Buch ist eine Aufbereitung des gleichnamigen Podcastes, der derzeit bei "MitVergnügen" zu hören ist. Das Buch wechselt zwischen Gesprächen und Hitlisten, manchmal sind Texte von Jakob oder Max abgedruckt.

Themen sind u.a. die "Traumfrau", wann aus Affären Beziehungen werden, Pornokonsum, Sex beim ersten Date usw. Mich erinnerte das an Dr. Sommer, aber für Twentysomethings.

Auch wenn es "Männerthemen" sind, habe ich auch als Frau einiges mitgenommen.

Die Hauptfiguren

Jakob ist der Denker, der Sachverhalte gründlich auseinander nimmt und viel Raum einnimmt. Die Themen Frauen und Partnerschaft sind ihm wichtig. Ich fand ihn im Buch sehr sympatisch, im Podcast selbst gefällt mir seine Stimme nicht.

Max ist Familienvater und stellt oft Fragen. Erst im letzten Teil, als das Thema Freundschaft behandelt wird, wird er deutlicher.

Im Podcast ist das Verhälntnis ausgeglichen.

Aufbereitung des Podcasts

Ich habe die orginalen Aufzeichnungen nicht gefunden, aber mir gefällt die Darstellung der Infos im Buch. Während der Podcast einen "typischen" Stil hat (viel, viel Gerede, besonders als Einstieg), konzentriert sich das Buch auf die Diskusion des Themas. Die Texte dazwischen lockern auf und geben dem Leser die Möglichkeit, sich auf EINEN Gedanken zu konzentrieren.

Schreib- und Vortragsstil

Die Dialoge sind sehr tiefgründig, philsophisch. Ein Hörer auf Soundcloud verglich den Podcast sogar mit einem sokratischen Gespräch.

Der Vorteil ist, dass Informationen deutlich und komprimiert präsentiert werden. Aber es gibt nur wenig, an dem man sich festhalten kann. Die beiden schildern nur sehr wenige Anekdoten. Wer Probleme hat, Erörterungen folgen zu können, wird mit dem Buch weniger glücklich.

Verglichen mit dem weiblichen Pendant "SexVergnügen" ist "Beste Freundinnen" weniger vulgär.

Was hat mir gut gefallen?

Die Lockerheit. Jakob redet sehr entspannt und das mochte ich.

Was hat mir nicht gefallen?

Es gibt einige Themen, die ich nicht spannend fand und ich hatte Probleme, den beiden zu folgen.

Fazit

"Beste Freundinnen" funktioniert als Buch genauso, wie es als Podcast funktioniert. Die Tonspuren sind gut komprimiert und das Buch ist unterhaltsam. Außerdem lernt man einiges. Der Stil ist jedoch nicht für jeden Leser etwas.