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Evy_Heart

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2021

Interessante Struktur, aber etwas fade

Meteoriten
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Ich hatte das Buch angefordert, weil mich der Konflikt des schwulen Mannes, der eine Beziehung zu einer Frau beginnt, gereizt hat. Letztlich war das Buch anders, als ich es erwartet habe, aber das Grundmotiv ...

Ich hatte das Buch angefordert, weil mich der Konflikt des schwulen Mannes, der eine Beziehung zu einer Frau beginnt, gereizt hat. Letztlich war das Buch anders, als ich es erwartet habe, aber das Grundmotiv der Vergänglichkeit ist gut ins ganze Buch eingearbeitet.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Journalistin Marianne trifft auf den Landschaftsarchitekten Virgile und was als Faszination beginnt, wächst zu einer Liebe mit tragischem Ausgang. Später treffen wir auf Florence, deren Mutter auf traurige Weise verstarb. Auch Florence spürt eine Anziehung zu Virgile, die sie letztlich von ihrer Familie entfernt. Und doch sind beide Frauen Meteoriten, die sich manchmal annähern, aber selten treffen.

Meine Meinung

Das Buch interessant macht seine Struktur: Wir folgen der Beziehung zwischen Marianne und Virgile im Schnelldurchlauf, bevor die Handlung von vorn beginnt, aber langsamer voranschreitet. Und dabei zwischen Marianne und Florence wechselt. Ich glaube, ich habe bis zum Schluss gehofft, dass es besser ausgeht.

Die Figuren selbst bleiben blass, sie wirken auf mich nicht prägnant, schwer greifbar, obwohl sie Potential haben, besonders Virgile. Stattdessen erzählt der Text viel über Beschreibungen der Umgebung und der Figuren. Wie in einem Wimmelbild pendelt er von einer Figur zur nächsten, sodass zu unseren Protagonist:innen noch weitere Figuren hinzukommen z.B. Mariannes Eltern. Diese leben alternativ und vegan, und zu beiden hat Marianne ein distanziertes Verhältnis. Der Text konzentriert sich vor allem auf Mariannes Vater, der eher schweigsam ist, und die Vergänglichkeit des Körpers und das Leben, das verwelkt, spürt. Und dadurch eine Nähe zu seiner Tochter fühlt.

Es ist ein Buch, das in sich ruht, um sein Thema kreist, aber für mich wenig hat, das mir im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Mehr als eine Frau

Das Damengambit
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Ich hatte schon vieles über die Serie gehört, habe sie aber bisher nicht gesehen. Trotzdem freute ich mich, dass das Buch bei Netgalley als Rezensionsexemplar verfügbar war. Ich wollte wissen, was hinter ...

Ich hatte schon vieles über die Serie gehört, habe sie aber bisher nicht gesehen. Trotzdem freute ich mich, dass das Buch bei Netgalley als Rezensionsexemplar verfügbar war. Ich wollte wissen, was hinter dem "Hype" steckt. Für mich war es ein Buch, durch das ich flott durchgekommen bin, es war ein dramaturgisch gut gestalteter Schmöker. So aufregend, wie er in den Medien dargestellt wurde, fand ich den Text aber nicht.

Rezi enthält Spoiler.

Worum geht es?

Beht verliert bei einem Autounfall ihre Mutter und kommt ins Waisenhaus. Sie knüpft Kontakt zum Schwarzen Mädchen Jolene - eine zwiespältige Beziehung. Einerseits kommen die beiden gut aus und respektieren sich. Dieses Vertrauen spielt später eine wichtige Rolle. Andererseits übertritt Jolene Grenzen und kritisiert sie. Einen Ausweg aus dem streng durchgetakteten, öden Alltag, in dem die Kinder mit Beruhigungsmitteln betäubt werden, bietet sich Beth, als sie den Hausmeister beim Schachspielen beobachtet. Und dadurch entfacht eine Leidenschaft, die ihrem Leben eine Richtung gibt.

Meine Meinung

Mich hat fasziniert, dass Beth ein Wunderkind, aber bodenständig ist. Während Schachspieler, reale und fiktive, in den Medien oft als Sonderlinge dargestellt werden, die außer Schach wenig andere Themen kennen und/oder unter psychischen Krankheiten leiden, verleiht der Autor seiner Figur menschliche Züge. Beth hat ihre Periode, sie verliebt sich und hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Adoptivmutter Alma. Diese symbolisierte für mich auch Kritik am Frauenbild der 60er Jahre, in der die Hausfrau von ihrem Mann erst ignoriert, dann verlassen wird und die schließlich an einem gebrochenen Herzen (oder anderen Krankheiten) stirbt, weil sie sich nicht aufraffen konnte, ihre Wünsche zu erfüllen. Alma nutzt Beths Talent, um beider Leben zu finanzieren, aber sie ist nicht herrisch, sondern resigniert. Beth muss arbeiten, muss Partien studieren und wird auf manche Tuniere sogar von ihren Schachfreunden vorbereitet.

Das Einzige, womit sie nicht umgehen kann: dem Verlust. Im Schach und der Realität.

Die Sucht ist im Buch ein Teil der Figur, aber sie dominiert sie nur phasenweise. Beth hat, besonders bei Alkohol, eine hohe Toleranz - wenn sie konsumiert, dann benötigt sie viel, um vergessen zu können. Aber sie weiß auch, dass die Nachwirkungen der Tabletten ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und nimmt sie mit Bedacht. Einen Absturz erlebt Beth nach dem Tod Almas, weil sie traurig und überfordert ist. Sie kämpft sich aber aus diesem Tief heraus.

Beth hat wenig eigene Meinung, sie isst gern gut und weiß den Luxus, der ihr als Kind verwehrt blieb, zu schätzen. Aber sie interessiert sich nur wenig für Politik und Gesellschaft. Das Thema Feminismus wird nur erwähnt, als eine Reporterin mit ihr über Mode und Männer sprechen möchte und als Beth später erklärt, es solle keine Rolle spielen, dass sie eine Frau ist.

Letztlich zeichnet "Queen's Gambit" auch ein Portrait des Amerika der 50er und 60er Jahre - mit Fertiggerichten, Kaltem Krieg und einer beginnenden Bürgerrechtsbewegung. Und Frauen.

Auch die Spannung funktioniert im Buch: Wir verfolgen den Aufstieg unserer Heldin mit all den Spolpersteinen, sehen sie später fallen und wieder aufstehen. Bis zum versöhnlichen Ende. Das war sehr gekonnt.

Die Schachnotationen im Buch habe ich übersprungen, weil ich kein Schach spielen kann. Ich habe die Handlung trotzdem verstanden und konnte gut mitfühlen. Für mich waren sie ein Bonus-Level, denn zwischen den Zügen transportiert der Text Gefühle - sie sind mehr als eine Sachinformation, sondern stimmig eingebunden.

Fazit

"Das Damengambit" war für mich ein kleiner Glanzpunkt, weil es mit wenigen Klischees auskommt und nicht übertrieben dramatisch ist. Es zeichnet eine Frau, der ich mich gut annähern konnte, weil sie ein Genie, aber nicht "abgehoben" ist. Beth ist eine Heldin, die den Umgang mit Gefühlen lernen muss, aber sie weiß, was sie will. Ob Schach jedoch der Ausweg aus der Sucht oder das stärkere Suchtmittel ist, darüber kann man gut nachdenken.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Ein bisschen vage.

Schlafzimmerblick
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Ich kannte die Kolumnen aus der ZEIT und fand es passend, nach vielen Liebesromanen einen Text zu lesen, der sich mit realen Problemen beschäftigt.

Inhalt

Der Text vereint die Ratgeber-Kolumnen der ...


Ich kannte die Kolumnen aus der ZEIT und fand es passend, nach vielen Liebesromanen einen Text zu lesen, der sich mit realen Problemen beschäftigt.

Inhalt

Der Text vereint die Ratgeber-Kolumnen der Autorin, die teilweise auch frei zugänglich sind. Überarbeitet wurden die Texte, so scheint es mir, nicht. Das Thema sind (sexuelle) Beziehungen zu sich und zu anderen.

Wie fand ich den Inhalt?

Die Fragen und Antworten wirken abwechslungsreich. Von Fragen der eigenen Sexualität (Berührungen, Partnersuche, Trennungen) bis zu partnerschaftlichen Problemen (Fetische, unterschiedliche Orgasmen, Beziehungsprobleme) ist vieles dabei. Trotzdem hatte ich irgendwann das Gefühl, dass sich die Fragen ähneln. Ein paar Fragen weniger wären auch ok gewesen. Und mir fehlte die Vielfalt. Es gibt einige, simple Fragen, die mir gefehlt haben.

Die Fragesteller sind manchmal queer (haben aber eher Partnerinnen), was ich gut fand.

Die Antworten sind oft hilfreich, aber allgemein. Konkrete Handlungsempfehlungen oder Sätze gibt es nicht. Die Probleme werden vielseitig und oft aus Sicht des Paares, nicht der einzelnen Person, betrachtet. Das fand ich gut. Ich habe im Laufe des Buches ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie die andere Seite eines Problems aussehen kann. Oder zu ergründen, was das Problem, das man mit seinem Partner hat, für einen selbst bedeutet.

Allerdings gibt die Autorin manchmal "dem Patriachat" die Schuld, teilweise ganze Absätze lang. Das fand ich nicht konstruktiv.

Fazit

Ich weiß nicht, ob es der beste Ratgeber zum Thema ist, aber ich habe etwas mitgenommen. Trotzdem war es mir an manchen Stellen zu vage, zu un-praktisch.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Sehr wenig Neues

Forever and ever
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Ich hatte das Buch bei Netgalley angefordert, weil ich die Grundidee cool fand. Letztlich handelt es sich um einen klassischen Liebesroman mit vielen Logiklücken, der schnell vergessen ist.

Worum geht ...

Ich hatte das Buch bei Netgalley angefordert, weil ich die Grundidee cool fand. Letztlich handelt es sich um einen klassischen Liebesroman mit vielen Logiklücken, der schnell vergessen ist.

Worum geht es?

Umweltfreundin Parker fängt trotz reicher Eltern bei einem Umweltunternehmen an, hat jedoch ein Problem: Firmeneigner Franklin mag gebundene Mitarbeiter. Also bezahlt Parker einen Mann, der ihren Freund spielt. Außerdem hat sie Bindungsängste infolge eines traumatischen Erlebnisses in ihrer Teenagerzeit. Auch Bald-Freund Rhys hat ein Trauma mitgebracht, und dazu ein Sportstudio, das unverschuldet in den roten Zahlen gelandet ist. Gelöst werden die Probleme durch einige glückliche Zufälle.

Meine Meinung

Für mich harkte der Roman an mehreren Stellen. Parker wollte ursprünglich Rhys Bruder engagieren - aber anstatt das Date abzusagen, nimmt Rhys es wahr, um ihr die Meinung zu sagen. Warum Parker bei einem Unternehmen mit einer fragwürdigen Firmenpolitik anfängt, obwohl sie studiert hat und durch ihre Eltern finanziell abgesichert ist, war mir auch nicht klar. Ohnehin sind ihre Eltern ein Teil des Problems, wirklich aufgearbeitet wird es nicht. Sowohl Parker als auch Rhys haben ein Trauma erlitten, was mir zu harmonisch war. Rhys' wird gut aufgearbeitet, Parkers schnell abgeharkt.

Der Roman versucht, Frauen mehr Raum zu geben z.B. indem die Klitoris in den Akt einbezogen wird, und weil Rhys übergriffig wird und sich später dafür entschuldigt. Das Problem war jedoch, dass Parker sich in der Situation kurz wehrt, aber das später nicht anspricht. Aus meiner Sicht fehlt hier das Vorbild, dass Frauen gehört werden und dass sie für ihre Meinung einstehen. Letztlich verursacht der Mann das Problem, aber er löst es auch.

Das unterstreicht auch die Geschlechter-Typen, die der Roman bedient - das starke Alphamännchen, die zarte Fee. Tiefsinnige Gespräche über Moral oder Interessen werden nicht geführt, nur der Umweltaspekt wird manchmal erwähnt. Und es gibt eine ausführliche Boxszene.

Immerhin wird es nur im Mittelteil explizit.

Auch das Ende wirkt sehr kurz, generell habe ich wenig Spannung verspürt.

Ich habe ein paar Referenzen an reale Personen erkannt, diese waren aber oft plump.

Fazit

Der Roman versucht, Bekanntem neues Leben einzuhauchen, bleibt aber oft bei Klischees und Oberflächlichkeit.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Scheitern ist relativ

Das Liebesleben der Pinguine
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Ich hatte das Buch bei Netgalley angefordert, weil ich das knallige Cover mochte und weil mich die verlorenen Großstädter interessiert haben. Das Melancholische hat mich angezogen.

Rezi enthält Spoiler

Worum ...

Ich hatte das Buch bei Netgalley angefordert, weil ich das knallige Cover mochte und weil mich die verlorenen Großstädter interessiert haben. Das Melancholische hat mich angezogen.

Rezi enthält Spoiler

Worum geht es?

Das Buch folgt der Vergangenheit und Gegenwart von vier Figuren: Niko und Sascha, die sich in der Vergangenheit liebten, aber, anstatt sich das einzugestehen, so sehr verletzten, dass sie auch in der Gegenwart nicht zueinander finden. Nura, die damalige Freundin von Sascha, die nun im Bereich Online-Dating arbeitet und wiederum Franco hilft, eine Frau zu finden. Franco ist ein sensibler, tierlieber Italiener, der von seinem Onkel in die Rolle des Gangsters gedrängt wurde und später nach Deutschland geflüchtet ist - wo er auf Sascha traf. Und Niko wiederum hat kaum soziale Kontakte und wird von einem Online-Schachspieler nach Istanbul eingeladen, wo es zu körperlichen Annäherungen kommt.

Meine Gedanken dazu

Als ich am Ende auf die Beziehungen der Figuren schaute, die alle einen Partner haben, irgendwie, war ich mir nicht sicher, ob das "richtig" ist. Franco hat ein Frau gefunden, die ihn unterstützt, aber sich selbst vernachlässigt. Er ist glücklich, aber ich fragte mich, ob das länger halten wird, weil es "nur" die Sehnsucht nach Geborgenheit füllt.

Niko und Saschas Beziehung ist von Angst und falschen Erwartungen geprägt, die sie zu dummen Taten verführen. Ich hatte gehofft, dass sie zusammen kommen, aber sie schaffen es nicht, ihre Problem zu lösen.

Nura ist eine starke Frauenfigur, die trotz schwieriger Vergangenheit gut allein klarkommt. Für sie ist es vor allem die Veränderung, die sie aus dem Leben reißt.

Was alle Figuren eint, ist der Sprung ins kalte Wasser, den auch der Pressetext erwähnt. Anstatt ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen, passen sie sich der Welt an und schaffen es nicht, eigene Wünsche zu kommunizieren.

Fazit

Für mich war "Das Liebesleben der Pinguine" ein interessantes, trauriges Buch, von dem leider nicht viel hängen bleibt. Die Geschichten greifen gut ineinander und ich konnte mit den Figuren mitfühlen. Letztlich sind es aber eher Porträts des vermeintlichen Scheiterns denn mitreißende Geschichten.

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