Sehr, sehr lang.
Vita & Virginia
Ich kannte Virginia Woolfe als Autorin gar nicht, fand aber die queere Romanze zwischen beiden Frauen interessant. Außerdem haben mich die Auswirkungen der Freundschaft bzw. Liebe auf das Schreiben neugierig ...
Ich kannte Virginia Woolfe als Autorin gar nicht, fand aber die queere Romanze zwischen beiden Frauen interessant. Außerdem haben mich die Auswirkungen der Freundschaft bzw. Liebe auf das Schreiben neugierig gemacht. Letztlich habe ich aber kein Gefühl für den Gegenstand bekommen.
Worum geht es?
Die Autorin zeichnet chronologisch den Weg beider Frauen zueinander nach. Bezüge zu Woolfs Schlüsselwerk "Orlando" gibt es manche, aber die Beziehung wird wenig im Schaffen beider verankert.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Es hat mich nicht mitgerissen. Natürlich ist ein Sachbuch kein Liebesroman und Briefe vom Anfang des 20. Jahrhunderts verschleiern Infos gut. Trotzdem wirkte das Buch auf mich etwas trocken. Vor allem deshalb, weil es sich stark auf Virginia Woolfe fokussiert und nur wenig von den sonstigen Mitgliedern der Bloomsbury Group.
Die chronologische Aufarbeitung der Beziehung beider Frauen nimmt soviel Raum ein, dass das Flair erstickt wird. Leidenschaftlich wirkte das Buch erst, als erklärt wird, dass Vitas Ex-Freundin Violet noch mehr getan hätte als ihre Freundin zu sein - sie war auch eine erfolgreiche Autorin. Ein Plädoyer für eine Nebenfigur sollte nicht der stärste Teil in diesem Text sein.
Die Autorin nimmt Bezug auf die Werke Woolfs, besonders "Orlando". Aber ich habe kein Gefühl für das Buch bekommen. Der Text interpretiert viel, und das macht er gut. Aber mein Eindruck ist, dass das Buch ein bisschen Vorwissen voraussetzt.
Außerdem fand ich das Buch inhaltlich etwas deprimierend, weil sich hier zwei Frauen gegenüber stehen, die nicht zueinander finden. Vita, die energetische Frau, die nie anspruchsvolle, aber dafür gern gelesene Lektüre schrieb und die Virginia für ihre Kunstfertigkeit bewunderte. Und die mehrere Affären gleichzeitig hatte. Und andererseits Woolfe, die stets mit sich selbst haderte, unter psychosomatischen Beschwerden litt und mit der Kraft, die Vita hatte, nicht mithalten konnte. Und die ihr oft das Gefühl gab, nicht gut genug zu sein. Beide Frauen verachteten sich, weil sie ihren Vorstellungen von "vornehm" und "modisch" nicht entsprachen. Die Autorin des Buches erklärt das gut - die große Liebe fand wohl überwiegend in der Fantasie statt.
Fazit
Der Gegenstand ist interessant, aber der Erzählstil war mir nicht lebendig genug. Vielleicht war's auch einfach zu lang.