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Veröffentlicht am 11.08.2022

Unterhaltsame Fortsetzung um den Inselsalon während des 1. Weltkriegs

Sturm über dem Inselsalon
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Mit „Sturm über dem Inselsalon“ legt Sylvia Lott den zweiten Teil ihrer Norderney-Saga vor.
Der erste Weltkrieg ist ausgebrochen und macht auch vor Norderney nicht halt. Die Auswirkungen des Krieges machen ...

Mit „Sturm über dem Inselsalon“ legt Sylvia Lott den zweiten Teil ihrer Norderney-Saga vor.
Der erste Weltkrieg ist ausgebrochen und macht auch vor Norderney nicht halt. Die Auswirkungen des Krieges machen sich nicht nur dadurch bemerkbar, dass die Urlauber und Badegäste ausbleiben sondern auch durch Mangel an fast allem, Geld, Waren und auch Lebensmittel werden immer knapper.
Die Zeiten sind schwer und da die Männer alle im Krieg sind führt Frieda den Friseursalon ihrer Schwiegereltern, in dem sie längst zu Hause ist.
Auch ihre beste Freundin Grete ist auf der Insel und kümmert sich als Krankenschwester um kranke Inselbewohner und verletzte Soldaten.
Beide Frauen hoffen darauf, dass ihre Ehemänner den Krieg gut überstehen und unversehrt nach Hause kommen werden. Doch einer der beiden wird nicht mehr zurückkehren, was die Lage nicht einfacher macht.
Aber auch der Krieg und all die Entbehrungen gehen vorbei und ganz langsam kehrt etwas Normalität zurück. Es kommen wieder Urlauber auf die Insel aber auch die Umbrüche und Veränderungen in der politischen Landschaft machen sich bemerkbar. Nun muss Frieda zusehen, dass sie den Inselsalon in eine gute und sichere Zukunft führt.

Es war schön auf die Insel Norderney und in den Inselsalon Fisser zurückzukehren. Auch wenn die Zeiten für die schon bekannten Hauptfiguren nicht leicht sind, habe ich gebannt verfolgt, wie sie die schweren Kriegszeiten überstehen.
Wie schon im ersten Teil hat Sylvia Lott die reale Historie mit ihren fiktiven Figuren verknüpft.
So entsteht ein authentisches Bild über das Leben in den Kriegsjahren mit all den Entbehrungen. Aber auch die politischen Entwicklungen im Land sind natürlich ein Thema, die Revolution, das Ende des Kaiserreichs und der Neubeginn.
So ist ein Stück deutsche Geschichte der Hintergrund für die fiktionale Handlung um Frieda, ihre Tochter Lissy, ihre Freundin Grete und die Familie Fisser. In ihrem Nachwort erläutert die Autorin noch einmal, dass die geschilderten historischen Ereignisse so wirklich stattgefunden haben, die Verbindungen zu ihren Hauptfiguren jedoch erfunden sind.

Da der Roman aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, ist man immer nah dran an den jeweiligen Figuren und kann die Ereignisse hautnah miterleben. Im Vordergrund stehen natürlich Frieda und Grete, ihre Familien und ihr jeweiliges Leben und Schicksal. Für beide sind es bewegte Zeiten, denn die Frauen müssen das Leben alleine meistern, da die Männer im Krieg sind. Sie ertragen Schicksalsschläge und erleben dramatische, traurige, bewegende aber auch humorvolle und schöne Momente.
Insgesamt ist die Handlung in diesem Teil aber geprägt von den Kriegsereignissen und dem politischen Geschehen, was teilweise nicht ganz so fesselnd daherkommt.
Aber durch den lebendigen Schreibstil der Autorin lässt sich der Roman gut und flüssig lesen.

„Sturm über dem Inselsalon“ ist eine schöne Fortsetzung der Norderney-Saga und führt die Ereignisse und das Leben auf Norderney schlüssig fort. Ein authentisches Zeitbild, sympathische Figuren und eine bewegende Handlung machen den Roman zu einer unterhaltsamen Zeitreise!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 10.08.2022

Wunderschöner Roman über einen Neuanfang vor großartiger Kulisse

Neuanfang auf Whale Island
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Mit diesem Roman legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Whale-Island-Reihe vor und wir kehren zurück auf die fiktive Insel Whale Island in Nova Scotia, der ostkanadischen Atlantikprovinz.
Die dortige ...

Mit diesem Roman legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Whale-Island-Reihe vor und wir kehren zurück auf die fiktive Insel Whale Island in Nova Scotia, der ostkanadischen Atlantikprovinz.
Die dortige Cameron-Lodge, das Familienhotel der Camerons, steht kurz vor dem „Probelauf“ zur Neueröffnung.
Duncan, der im ersten Teil im Mittelpunkt stand, hat das Hotelmanagement übernommen. Sein Bruder Aidan ist der Küchenchef und nun wird die neue Restaurantmanagerin Stella erwartet, die eine gute Freundin von Duncans Frau Greta ist.
Stella sucht mit ihrer 13-jährigen Tochter Feli einen Neuanfang und da kam das Angebot der Cameron Lodge gerade recht. Stella und Feli wollten unbedingt weg aus Bangkok, wo Stella vorher gearbeitet hat, denn Feli hat dort in ihrer Schule Schlimmes erlebt.
Doch Stella und Aidan haben keinen guten Start, denn sie treffen etwas ungewöhnlich aufeinander und geraten immer wieder in Streit. Dennoch müssen die beiden als Restaurantmanagerin und Küchenchef eng zusammenarbeiten, was immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten führt. Aber dennoch merken beide, dass sie für den jeweils anderen etwas empfinden können. Als dann der berühmte Sänger Jackson auftaucht und auf Whale Island Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist das Gefühlschaos perfekt.

Schon die Ankunft von Stella und Feli auf Whale Island hat für einige witzige Situationen gesorgt, denn sie trifft im wahrsten Sinne des Wortes etwas schwungvoll auf Aidan und kracht mit ihrem Leihwagen in sein Auto. Auch Feli ist nicht sonderlich begeistert, wieder einmal neu anfangen zu müssen, denn das hat sie durch berufliche Veränderungen ihrer Mutter schon öfter erlebt. Aber ihre schlimmen Erlebnisse in der Schule in Bangkok haben tiefe Spuren in ihr hinterlassen und sie muss erst wieder zu sich finden und lernen, anderen zu vertrauen.
Bei den Vorbereitungen für den bald startenden Probebetrieb entwickelt Stella allerlei Ideen und fügt sich eigentlich gut in ihren neuen Job ein. Aber Aidan kritisiert ständig ihre Ideen und die beiden geraten eigentlich ständig aneinander. Dabei waren die Diskussionen und Streitgespräche aber auch oft sehr witzig.
Aber die beiden haben auch eine Gemeinsamkeit, denn beide haben eine Teenagertochter und hoffen eigentlich, dass die beiden Mädchen Freundinnen werden können. Doch auch das kommt zunächst ganz anders.

Mit Feli und ihrer Geschichte thematisiert die Autorin Mobbing an Schulen, was heutzutage wohl leider öfter vorkommt. Feli hat mit ziemlichen Gewichtsproblemen zu kämpfen und wurde deshalb von Mitschülern nicht nur gehänselt und beleidigt sondern sogar auf übelste hinters Licht geführt und öffentlich gedemütigt.
Dieses schwierige Thema hat die Autorin sehr gefühlvoll umgesetzt. Ich konnte Felis innere Zerrissenheit spüren, ihr mangelndes Vertrauen in andere Menschen und ihr fehlendes Selbstbewusstsein.
Stellas Bemühungen, ihre Tochter aus deren Schneckenhaus zu holen und ihr zu vermitteln, dass sie ein wunderbares junges Mädchen ist und geliebt wird, sind sehr einfühlsam und glaubwürdig dargestellt.
Sehr berührend fand ich auch einige Szenen, in denen Feli mit dem berühmten Sänger Jackson, der offenbar durch die Musik Zugang zu ihr findet, gemeinsam Gitarre spielt und sie langsam beginnt, ihm zu vertrauen.

Daneben gibt es dann natürlich noch ein Wiedersehen mit Duncan und Greta aus dem ersten Band, der restlichen Familie Cameron, besonders Skye, der quirligen und lebensfrohen Schwester und auch die wundersame Rae mit ihrem Bücherbus spielt wieder eine Rolle.
Es war schön, dass so manche rote Fäden aus dem ersten Band hier fortgesetzt werden.

Das Setting auf der fiktiven Insel ist erneut wunderschön beschrieben und auch die Wale und deren Schutz spielen wieder eine Rolle. Dabei begegnet man nicht nur landschaftlich tollen Orten sondern auch den herzlichen und sympathischen Bewohnern der Insel. Das erzeugt alles zusammen eine schöne Wohlfühlatmosphäre und gibt beim Lesen das Gefühl, mittendrin und dabei zu sein.

Auch der zweite Band der Reihe hat mich vollständig begeistert.
Eine wunderschöne Kulisse, sympathische und gut gezeichnete Figuren, eine emotionale aber auch humorvolle Handlung und ein lebendiger, mitreißender Schreibstil machen das Buch zum Lesegenuss und steigern die Vorfreude auf den dritten Teil!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 09.08.2022

Sehr bewegende Geschichte, die historisches mit der Gegenwart verbindet

Die Glücksmalerin
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Stella hat ihren Job verloren und muss überlegen, wie es nun weitergehen soll. Sie beschließt zunächst zur ihrer Großtante Letizia an den Gardasee zu reisen und später ins Ausland zu gehen, um dort einen ...

Stella hat ihren Job verloren und muss überlegen, wie es nun weitergehen soll. Sie beschließt zunächst zur ihrer Großtante Letizia an den Gardasee zu reisen und später ins Ausland zu gehen, um dort einen Neuanfang zu wagen.
Letizia trauert um ihren Mann Orlando, der großen Liebe ihres Lebens, der verstorben ist. Orlando hatte Stella noch vor seinem Tod ein kleines Geschenk geschickt, das unter anderem ein Zugticket enthielt.
Auf einem kleinen Bahnhof beim Umsteigen lernt Stella durch einen Zufall den Arzt Alexander kennen, der ihr auch später wieder begegnen soll.
Letizia lebt in einer alten Villa und genießt Stellas Gesellschaft. Stella findet immer wieder kleine „Geschenke“, die Orlando für sie irgendwo deponiert hat. Unter anderem entdeckt sie in einem Koffer einen Stapel bunter Kinderzeichnungen. Stella, die selbst die Farben und auch die Kunst liebt und selbst auch zeichnet, ist von diesen Bildern sehr angetan.
Doch als sie Letizia die Bilder zeigt, bricht diese zusammen und Stella beginnt auf eigene Faust mit Recherchen, woher diese Bilder stammen und warum sie Letizia emotional so aufwühlen. Dabei stößt sie auf eine Geschichte weit in der Vergangenheit, die bei Letizia alte Wunden aufreißt. Doch Stella gibt nicht auf und versucht herauszufinden, was damals geschah und wie es endete, damit Letizia zur Ruhe kommen kann.

Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart erleben wir Stella und Letizia in der alten Villa am Gardasee und vor allem Stellas Recherchen.
Im zweiten Handlungsstrang lernen wir Letizia als junges Mädchen kennen. Sie wurde früh von ihren Eltern getrennt und in ein kirchlich geführtes Internat geschickt. Dort lernt sie eine Freundin kennen, die aus der Schweiz stammt und entwickelt sich allmählich zu einer selbstbewussten jungen Frau, die das Herz am rechten Fleck hat.
Und so geht sie nach dem Schulabschluss als Lehrerin nach Nonantola, wo sie Kinder unterrichtet. Als während des 2. Weltkrieges dort viele jüdische Kinder in einer Villa Zuflucht finden, entschließt sich Letizia, die Hilfsaktion zu unterstützen und sich um die Kinder zu kümmern. So wird sie Teil des Widerstands gegen die Nazis und verhilft den Kindern zur Flucht, als die Nazis in Italien einmarschieren. Die Kinder sollen über die Schweiz in Sicherheit gebracht werden, doch nicht alles klappt wie geplant.

Wie oft bei solchen Romanen ist der Handlungsstrang in der Vergangenheit der bedeutendere. Das ist auch hier so, denn letztendlich erfährt man so erst, warum Letizia so schlimme Erinnerungen hat, die sie bis ins hohe Alter nicht loslassen.
Die Autorin hat hier sehr gut recherchiert und diese reale Geschichte hervorragend mit ihrer fiktiven Handlung verknüpft.
Die Geschichte der Villa Emma in Nonantola und der unglaublichen Hilfsaktion der Einwohner des Ortes ist sehr bewegend und ergreifend und war mir bisher nicht bekannt. Die Einwohner versteckten die Kinder in ihren eigenen Häusern, Ställen und Kellern, als die deutschen Truppen einmarschierten und halfen schließlich alle gemeinsam, die Flucht vorzubereiten und durchzuführen. Die Autorin lässt der jungen Letizia, die als Lehrerin Kontakt zu den Kindern hatte, hier ebenfalls eine wichtige Rolle zukommen und verwischt damit geschickt Realität und Fiktion.
Diese Geschichte hat mich wirklich sehr aufgewühlt und bewegt.

Aber auch in der Gegenwart ist die Handlung emotional. Stellas Bemühungen, die Geschichte der Kinderbilder herauszufinden, sind nur ein Thema. Dazu kommt ihre Verbindung zu Alexander, ihren Eltern und neue Freundschaften, die sie schließen kann. Sie überdenkt dabei auch ihr Leben und sucht einen neuen Weg für sich selbst. Dabei ist sie sehr herzlich, einfühlsam und hilfsbereit.
Ich war sehr gespannt, wie sich am Ende alles für Stella entwickeln würde und ob sie die Geschichte und das Schicksal der jüdischen Kinder aufklären kann.

Cristina Caboni hat hier einen wirklich packenden Roman mit einer Achterbahn der Gefühle vorgelegt.
Ihr Erzählstil ist lebendig, mitreißend und doch emotional und gefühlvoll. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind bildgewaltig, so dass das Kopfkino einiges zu tun hat und man die Geschichte nicht nur lesen sondern regelrecht erleben kann.

„Die Glücksmalerin“ ist ein wunderbarer Roman, der reale historische Ereignisse mit Fiktion verbindet. In ihrem Nachwort gibt die Autorin noch ausführliche Erläuterungen, welche Teile real sind und was ihrer Phantasie entsprungen ist.
Die Geschichte hat mich sehr berührt und vor allem auf beiden Zeitebenen völlig gefangen genommen.
Dieses wunderbare Leseerlebnis empfehle ich gerne weiter, denn es ist ein absoluter Genuss!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 06.08.2022

Berührende und emotionale Familiengeschichte - fesselnd und dramatisch

Winterschwestern
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Meredith und Nina sind sehr ungleiche Schwestern. Nina ist Fotografin und als Foto-Reporterin ständig an den Brennpunkten und Krisengebieten der Welt unterwegs. Ihr Freund Danny ist dabei oft an ihrer ...

Meredith und Nina sind sehr ungleiche Schwestern. Nina ist Fotografin und als Foto-Reporterin ständig an den Brennpunkten und Krisengebieten der Welt unterwegs. Ihr Freund Danny ist dabei oft an ihrer Seite. Nina liebt ihren Beruf und auch den Adrenalinkick.
Meredith führt die Apfelplantage der Eltern und lebt mit ihrer Familie ganz in der Nähe. Während ihre Töchter bereits zum Studium außer Haus sind, ist sie dort alleine mit ihrem Mann. Beide gehen ihrem Job nach, haben kaum noch gemeinsame Aufgaben und entfremden sich dadurch.
Zum Vater haben die beiden Schwestern eine sehr innige Beziehung während ihre Mutter sich immer recht kühl und distanziert gegenüber ihren Töchtern verhielt. Darunter leiden beide sehr, besonders da die Eltern eine sehr innige Liebe verbindet.
In ihrer Kindheit erzählte ihre Mutter ihnen oft ein Märchen und als beide dieses Märchen, das sie sehr mochten, als Theaterstück aufführen, bricht die Mutter völlig außer sich die Vorstellung ab. Seitdem wurde über die Geschichte nicht mehr gesprochen und die Mutter entfernte sich noch mehr von den Töchtern.
Nun liegt der Vater nach einem Herzinfarkt im Sterben und auch Nina kommt nach Hause. Der Vater nimmt beiden Töchtern das Versprechen ab, sich um die mittlerweile auch hilfsbedürftige Mutter zu kümmern und eine Nähe herzustellen. Die Mutter soll ihnen die Geschichte endlich erzählen …

Zu Anfang sei erwähnt, dass dieser Roman bereits 2011 unter dem Titel „Ein Garten im Winter“ erschien und nun in neuer Übersetzung vorliegt.
Die Geschichte ist von Beginn an sehr emotional. Wir erleben das Ereignis um das abgebrochene Theaterstück in der Kindheit der Mädchen und die aktuelle Situation, als der Vater schwer erkrankt.
Auch lernen wir sowohl Nina als auch Meredith in ihrem gegenwärtigen Leben schon recht gut kennen.
Als Nina zu Hause eintrifft, ist sie natürlich voller Sorge um den kranken Vater aber zwischen ihr und ihrer Schwester gibt es auch Spannungen. Meredith ist ständig vor Ort, kümmert sich um die Plantage und die Eltern während Nina durch die Welt reist.
Nachdem der Vater stirbt, versuchen die Schwestern ihr Versprechen einzulösen und wollen sich um ihre Mutter Anja kümmern, die aber weiterhin kaum Nähe zulässt. Mit viel Geduld gelingt es Nina schließlich zur Mutter durchzudringen und sie dazu zu bringen, ihren Töchtern die besagte Geschichte zu erzählen.
Nach einer Weile begreifen die beiden, dass das Märchen aus ihrer Kindheit kein Märchen ist sondern die eigene Lebensgeschichte der Mutter.
So wie Anja immer häppchenweise die Geschichte erzählt, sind Kapitel eingeschoben, so dass man als Leser Anjas Geschichte ihrer Kindheit und Jugend in Russland während des
2. Weltkriegs und des Stalin-Regimes hautnah miterleben kann. Dieser Teil hat mich sehr bewegt, denn er schildert unermessliches Leid, das die Menschen dort damals ertragen mussten.
In der Gegenwart erleben wir, wie die beiden Schwestern sich langsam wieder annähern aber auch allmählich verstehen, wie die Mutter zu der Frau wurde, die sie kennen. Sie verbringen zu dritt einige Zeit miteinander und es war wirklich schön zu erleben, wie alle drei Frauen mit der Situation umgehen. Auch die persönliche Situation der beiden Schwestern, insbesondere in Bezug auf ihre Partner, ist ein Thema, das sich weiterentwickelt.
Die Handlung in der Gegenwart ist ebenfalls sehr emotional und berührend und beide Handlungsstränge haben mich sehr gefesselt und auch im Hinblick auf die historischen Ereignisse aufgewühlt.
Ich war gespannt, wie alles am Ende ausgehen wird und wurde überrascht. Auch wenn die Überraschung vielleicht ein bisschen sehr zufällig war, hat mich das Ende lächelnd zurückgelassen und dem Lesegenuss keinen Abbruch getan.

Kristin Hannah ist eine großartige und einfühlsame Erzählerin und hat hier eine hochemotionale Familiengeschichte wirklich mitreißend erzählt.
Besonders der historische Teil ruft noch einmal die Schrecken des 2. Weltkrieges wach und erzählt von tragischen Schicksalen und viel Leid. Aber auch die Handlung in der Gegenwart hat mich mit starken Figuren und einer Achterbahn der Gefühle begeistern können.
Insgesamt kann ich diesen sehr bewegenden Roman uneingeschränkt empfehlen!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 02.08.2022

Spannendes Familiendrama mit Charakterstudien

Dunkle Tiefen
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Vor 20 Jahren kam Rose, die jüngste von vier Schwestern ums Leben, als sie in der Nähe des Cottages der Familie von den Klippen stürzte. Die Umstände wurden nie richtig geklärt und der Todesfall hat die ...

Vor 20 Jahren kam Rose, die jüngste von vier Schwestern ums Leben, als sie in der Nähe des Cottages der Familie von den Klippen stürzte. Die Umstände wurden nie richtig geklärt und der Todesfall hat die Familie zerrüttet. Die Schwestern Jess, Lydia und Ella haben kaum Kontakt und das Verhältnis zur Mutter ist schwierig.
Nun haben alle drei Schwestern eine mysteriöse Einladung zu den Weihnachtstagen in das Familiencottage erhalten, der sie auch folgen und nach 20 Jahren erstmals in das Cottage zurückkehren. Aber niemand weiß, von wem die Einladung stammt.
Eigentlich wollen alle drei Schwestern so schnell wie möglich wieder abreisen, da sie sich miteinander nicht wohl fühlen. Aber ein Wintersturm und die eigene Neugier hindern sie daran.

Das Buch gliedert sich in insgesamt 6 Teile.
Es gibt immer wieder Kapitel, die sich mit den Ereignissen vor 20 Jahren beschäftigen und man erfährt ganz langsam, was damals geschah.
Die Handlung in der Gegenwart springt zeitlich zusätzlich hin und her. Mal befinden wir uns am 2. Weihnachtstag, der die aktuelle Gegenwart darstellt und dazwischen gibt es Kapitel, die drei Tage zuvor beginnen und sich zeitlich dann annähern. Das war anfangs ein bisschen verwirrend aber nach einer Weile konnte ich die Ereignisse einordnen.
Die recht kurzen Kapitel werden jeweils aus der Sicht der einzelnen Schwestern erzählt und dazu kommt noch Marianne, die Nachbarin, die auch so einiges beobachtet hat und schon damals im Cottage nebenan wohnte.

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mir ein Bild der einzelnen Schwestern machen konnte, denn durch die Kürze der Kapitel lernt man sie nur schwer kennen. Schnell ist aber klar, dass alle ihre Probleme haben, etwas verbergen und auch vor Lügen und Intrigen nicht zurückschrecken. In der Gegenwart geschehen merkwürdige Dinge im Haus und die ohnehin schon düstere Atmosphäre wird immer angespannter. Die Schwestern beschuldigen sich gegenseitig und ich wusste nicht, wem ich trauen sollte und wem nicht.

Durch die Wechsel der Zeit und Perspektiven setzt sich nach und nach ein Bild zusammen, was damals geschah und was aktuell im Cottage passiert.
Einiges erschien mir allerdings ein bisschen unglaubhaft und das Ende war mir etwas zu konstruiert. Dennoch entsteht durch die Wechsel auch eine gewisse Spannung, denn ich habe schon der Auflösung entgegengefiebert.

Insgesamt ist dieser Roman eher ein Spannungsroman über eine Familientragödie und weniger ein Psychothriller. Dafür fehlte mir doch etwas der Nervenkitzel und der sonst übliche Sog entwickelte sich für mich nicht.
Dafür entwickelt sich die Handlung mehr und mehr zu Charakterstudien der Protagonisten, die aber trotzdem recht blass blieben. Alles dreht sich um Schuld und Verantwortung und das Zerbrechen einer Familie.

„Dunkle Tiefen“ hat einen eigentlich gelungenen Plot und erzählt von einer Familientragödie, die eine Familie zerstört hat. Eine düstere Atmosphäre und ein gut gewählter Schauplatz sowie verschiedene Zeitebenen sorgen für Spannung. Aber insgesamt haben mir doch Nervenkitzel und überraschende Wendungen gefehlt!


Fazit: 3 von 5 Sternen



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