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Veröffentlicht am 26.03.2022

Facettenreicher Roman über Sehnsüchte und Träume einer Frau in den 1950/60er Jahren

Die Buchhändlerin: Die Macht der Worte
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Dieser Roman ist die Fortsetzung zu „Die Buchhändlerin“ und erzählt die Geschichte der Buchhändlerin Christa in Frankfurt am Main weiter.
Der erste Teil endete im Jahr 1949 und diese Fortsetzung deckt ...

Dieser Roman ist die Fortsetzung zu „Die Buchhändlerin“ und erzählt die Geschichte der Buchhändlerin Christa in Frankfurt am Main weiter.
Der erste Teil endete im Jahr 1949 und diese Fortsetzung deckt nun die Jahre 1951 bis 1968 ab.
Christa führt nach wie vor die Buchhandlung ihres Onkels Martin, konnte aber ihr Germanistikstudium inzwischen beenden und arbeitet nun an ihrer Doktorarbeit.
Die Nachkriegsjahre waren für Christa und ihre Familie nicht einfach, wie für alle Menschen. Aber Christa hat sich mit der Situation und auch mit ihrer Scheinehe arrangiert. Da ihr Ehemann sich meistens mit ihrem Onkel in der Schweiz aufhält, wo die beiden ihre Beziehung ohne Gefahr führen können, kann sie viel Zeit mit ihrer großen Liebe Jago verbringen. Doch ihren Traum von einer eigenen Familie und eigenen Kindern, neben Adoptivsohn Heinz, kann sie sich so nicht erfüllen.
Ihre Beziehung zu Jago wird stark belastet, als Christa von der nationalsozialistischen Vergangenheit von Jagos Vater erfährt. Sie bricht den Kontakt ab, auch wenn es ihr das Herz zerbricht.
Dann taucht auch noch der leibliche Vater von Heinz auf, der den Krieg und auch die Kriegsgefangenschaft überstanden hat, und möchte, dass sein Sohn zu ihm zurückkehrt.

Auch wenn die Sorgen und Nöte der Nachkriegsjahre nicht mehr da sind, ist das Leben für Christa weiterhin nicht leicht. Häufig stellt sie ihre eigenen Wünsche und Träume hinten an, meistens zum Wohl ihrer Familie. Oft hadert sie mit sich selbst, doch sie hat nicht die Kraft, sich durchzusetzen.
Als sich ihre Situation verändert, geht sie zunächst in der Rolle als Hausfrau und Mutter auf, doch ihre beruflichen Ziele verliert sie nicht aus den Augen. Sie träumt immer noch davon, ihre Promotion zu vollenden und ihren Beruf auszuüben. Doch die von Männern geprägte und dominierte Gesellschaft macht ihre Pläne schwer umsetzbar.

Wie auch schon im ersten Teil hat die Autorin Christas Geschichte eingebettet in das aktuelle Zeitgeschehen und auch die Entwicklungen in der Welt der Bücher und Verlage fließen ein. Ein Schwerpunkt liegt diesmal auf antiquarischen Büchern und deren Handel. Hier gab es für mich viele interessante Informationen in diesem Bereich und auch Gefahren wurden aufgezeigt.
Deutlich wird die gesellschaftliche und politische Entwicklung dieser Jahre.
Frauen stehen immer noch unter „dem Pantoffel“ ihrer Ehemänner und wir erleben historische Ereignisse wie den Berliner Mauerbau, die Entwicklung in der Kulturszene besonders im Bereich Literatur und Film und die Studentenunruhen.
Das ist alles sehr lebendig und umfangreich geschildert und verknüpft sich perfekt mit Christas fiktiver Geschichte.

Christas Leben in den vielen Jahren, die dieser Roman umfasst, ist sehr bewegt und ereignisreich. Ich fühlte mich an Christas Seite und habe mit ihr viele schöne aber auch traurige und bewegende Momente erlebt.
Das war insgesamt fesselnd und auch in gewisser Weise spannend, da ich immer mit Christa gehofft habe, dass sie letztendlich auch ihre eigenen Träume erfüllen kann.

Dieser Roman ist eine tolle Mischung aus der Lebensgeschichte einer Frau auf dem Weg zur Selbstverwirklichung und historischem Roman, der einen längeren Zeitraum deutscher Geschichte und besonders die Entwicklung in der Literaturwelt zeigt.
Ich habe Christas Lebensgeschichte sehr gerne verfolgt und, mit ihr vieles erlebt und unterschiedliche Emotionen erfahren. Daher empfehle ich nicht nur diesen zweiten Teil sondern die gesamte Geschichte gerne weiter!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 22.03.2022

Kurzer, spannender Roman über einen Segeltörn mit ungewöhnlichem Schreibstil

Acht, in Böen neun
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Eine Gruppe von sieben segelbegeisterten Freunden trifft sich seit Jahren regelmäßig zu einem gemeinsamen Segeltörn.
Diesmal hatten sie in Frankreich ein Boot gechartert und sind nach Korsika gesegelt, ...

Eine Gruppe von sieben segelbegeisterten Freunden trifft sich seit Jahren regelmäßig zu einem gemeinsamen Segeltörn.
Diesmal hatten sie in Frankreich ein Boot gechartert und sind nach Korsika gesegelt, wo sie mehrere Orte besucht haben. Nun liegen sie in Calvi und bereiten die Überfahrt zurück zum französischen Festland vor.
Da das Boot am nächsten Tag zurückgegeben werden muss und sie die Zeit aus den Augen verloren haben, müssen sie über Nacht segeln. Der Wetterbericht kündigt stürmisches Wetter an, doch sie wagen die Überfahrt trotzdem, denn sie sind erfahren und ein eingespieltes Team. Doch diese Nacht und die Überfahrt verlaufen ganz anders als erwartet und plötzlich fehlt jemand …

Michael Wirbitzky ist Moderator der Morningshow beim Radiosender SWR3, die ich arbeitstäglich gerne höre. Mit seinem Partner Sascha Zeus ist er für humorvolle Moderationen bekannt und die beiden haben auch gemeinsam bereits humorvolle Bücher veröffentlicht. Ebenso treten sie als Duo mit einem eigenen Comedy-Programm auf der Bühne auf, was ich auch schon live miterleben konnte.
Daher war ich sehr gespannt auf Michaels ersten Roman.
Er ist selbst begeisterter Segler und hat dieses Thema daher für seinen ersten Roman gewählt. So finden sich im Roman auch viele Fachbegriffe, die jedoch stets erklärt werden.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich, denn jeder der zwei Frauen und fünf Männer, die sich an Bord der Yacht befinden, kommt zu Wort. Die Kapitel sind jeweils mit dem Namen des Crewmitglieds überschrieben, so dass man immer weiß, mit wem man es zu tun hat.
Schnell wird klar, dass es sich um die Aussagen der Segler bei der französischen Polizei handelt, die alle machen müssen. Jeder erzählt also in der Ich-Form und aus seiner Sicht und Wahrnehmung.
Das letzte Kapitel ist dann der Bericht des Sonderermittlers Vivier, der alles was er ermitteln konnte noch einmal zusammenfasst. Und dann gibt es noch ein allerletztes kurzes Kapitel, das endgültig alles aufklärt und einen Paukenschlag setzt.
Diese Erzählweise war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber auch einen besonderen Charme, denn man kann viel über die einzelnen Protagonisten erfahren.

Gut gefallen hat mir, dass sich erst ganz langsam die Situation an Bord und auch unter den langjährigen Freunden zeigt. Da sie ja alle einzeln aussagen müssen, kommen Dinge ans Licht, die man nicht vermutet hat. Die Freunde kennen sich alle gut, dennoch gibt es Konflikte zwischen ihnen, die bisher nicht zur Sprache kamen.
Dadurch entsteht auch Spannung und ich habe gebannt verfolgt, was an Bord geschah. Dabei fühlte ich mich, als wäre ich dabei gewesen, denn alles ist sehr realistisch beschrieben.
Das Ende kommt dann etwas plötzlich, aber dennoch bleiben keine Fragen offen und im Grunde ist es auch gelungen.

Dieser Roman über einen Segeltörn bietet Spannung, zeigt, dass auch gute Freunde auf so engem Raum miteinander Probleme bekommen können und hat mich gut unterhalten!


Fazit: 4 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 16.03.2022

Unterhaltsamer Roman über zwei beste Freundinnen

Unser ganz besonderer Moment
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Mit diesem Roman setzt Gaby Hauptmann die Geschichte der beiden Freundinnen Doris und Katja aus „Unsere allerbeste Zeit“ fort.
Man kann das Buch aber auch ohne diese Vorkenntnisse lesen.
Während im ersten ...

Mit diesem Roman setzt Gaby Hauptmann die Geschichte der beiden Freundinnen Doris und Katja aus „Unsere allerbeste Zeit“ fort.
Man kann das Buch aber auch ohne diese Vorkenntnisse lesen.
Während im ersten Teil der Fokus mehr auf Katja lag, steht hier Doris etwas mehr im Mittelpunkt.
Die Freundinnen Kaja und Doris betreiben zusammen ein Café, in dem sich Doris um den gastronomischen Teil und Katja um die Finanzen und das Marketing kümmert. Über dem Café haben sie Büroräume angemietet, so dass Katja nebenbei auch noch ihre eigene kleine Marketingagentur betreiben kann. Auch Schulfreund Heiko hat sich in den Büroräumen mit seiner Coachingpraxis eingemietet.
Bei einem Besuch auf dem Weingut, dessen drei junge Winzer Katja im Marketing betreut, entdecken sie eine alte Winzerstube, die es Doris auf Anhieb angetan hat. Diese möchte sie gerne wieder zum Leben erwecken und dort wieder eine Gastronomie eröffnen.
Eine Neuigkeit, die Doris über ihren Mann und dessen Leben erfährt, verändert ihr Leben und sie ist wild entschlossen, einen Neuanfang zu wagen.

Es war schön, die beiden Freundinnen wieder zu erleben und zu erfahren, wie es in deren Leben weiter geht.
Auch die liebenswerten Nebenfiguren aus dem Vorgängerroman sind wieder mit von der Partie und es gab erneut schöne und auch nachdenkliche Momente mit Katjas Nachbarn, besonders ihrem Vermieter, im Garten unter dem Apfelbaum. Mit Schulfreund Heiko verbindet Katja eine lockere Beziehung und Katjas Mutter, die an Demenz leidet, ist durch die Ex-Schwiegertochter gut betreut. Auch Katja kümmert sich weiterhin liebevoll um ihre Mutter.
So läuft eigentlich alles in guten und geordneten Bahnen, bis Doris die einschneidende Neuigkeit erfährt. Das verändert so einiges und Doris beginnt ihr Leben zu überdenken.

Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin hier darstellt, dass gute Freundinnen zusammen halten und füreinander da sind. So wie Doris im ersten Teil Katja bei ihrem Neuanfang unterstützt hat, ist Katja jetzt für Doris da und auch in Katjas Leben verändert sich etwas. Die beiden führen gute Gespräche, wägen die Situationen ab und schmieden Pläne. Es gibt einige Stolpersteine, Überlegungen werden angestellt, auch Geld muss aufgetrieben werden und kleinere Probleme werden gelöst. Manches ging vielleicht zu leicht oder es ergaben sich zufällig Lösungen, aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan und es blieb eine gewisse Spannung, wie es am Ende ausgehen wird. Ich habe mit den Freundinnen mitgefiebert und gehofft, dass sie ihr Ziel erreichen können und sich alle Probleme lösen lassen.
Das ist alles mitreißend erzählt und regt an einigen Stellen auch zum Nachdenken an.

Die Idylle auf dem Weingut und in einer kleinen Hütte in den Weinbergen ist schön und bildhaft beschrieben und erzeugt beim Lesen ein wohliges Gefühl. Ich konnte mir das alles gut vorstellen und wäre manchmal auch gerne dort gewesen und hätte mit einem Glas Wein entspannt vor der Hütte im Weinberg gesessen.

Leicht und lebendig geschrieben berührt der Roman vielfältige Themen aus dem Leben und dem Alltag, wie sie jeder erleben könnte. Durch diesen Themenmix und die schöne Botschaft, dass es sich lohnt, durchzuhalten und auch noch mal einen neuen Weg einzuschlagen, ist der Roman unterhaltsam und lesenswert!


Fazit: 4 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 09.03.2022

Tolle Fortsetzung in der Welt der Auktionshäuser mit zeitgeschichtlichem Hintergrund

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 2)
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Nachdem wir im ersten Teil „Der Glanz Londons“ miterlebten, wie Sarah in den 1910er Jahren durch die Förderung ihrer mütterlichen Freundin Lady Sudbury aus einem Armenviertel kommend eine Ausbildung erhält ...

Nachdem wir im ersten Teil „Der Glanz Londons“ miterlebten, wie Sarah in den 1910er Jahren durch die Förderung ihrer mütterlichen Freundin Lady Sudbury aus einem Armenviertel kommend eine Ausbildung erhält und in die schillernde Welt der Auktionshäuser eintauchte, befinden wir uns nun in Wien in den 1920er Jahren.
Sarah hat sich mittlerweile einen Namen als Kunstkennerin gemacht und arbeitet im bekannten Auktionshaus Hofmann’s. Als der Inhaber des Auktionshauses eine Niederlassung in New York aufbauen möchte, eröffnet sich für Sarah eine neue berufliche Chance und sie wird stellvertretende Leiterin des Auktionshauses.
Beruflich hat sie eigentlich alles erreicht, was sie sich je erträumt hatte. Dennoch ist sie nicht ganz glücklich, denn sie trauert immer noch ihrer großen Liebe Philipp nach, der mit einer anderen Frau verheiratet ist. Kann es für die beiden trotzdem noch eine Zukunft geben?
Als es in ihrer Familie einen Trauerfall gibt, reist sie zurück nach London und erfährt Überraschendes über ihre Herkunft, was ihr Leben noch einmal verändert.

Der zweite Teil um Sarah Rosewell schließt nahtlos an den ersten Teil an und ich war gespannt, wie es Sarah in Wien ergehen würde.
Schnell wird klar, dass Sarahs Kenntnisse zwar anerkannt werden und sie sich auch einen Namen als Kunstkennerin gemacht hat aber die Stellung der Frau ist auch in den 1920er Jahren noch nicht weit vorangekommen. Viele Männer, gerade im Berufsleben, betrachten die berufstätigen Frauen immer noch skeptisch und trauen ihnen keine Führungspositionen zu.

Wie auch schon im ersten Teil geht es häufig um die Einschätzung und Bewertung von Kunstgegenständen, die Sarah vornimmt. Dabei erhält man als Leser einen guten Einblick in die Arbeit von Auktionshäusern, was ich sehr interessant fand. Die Schilderungen waren detailreich und in ihrem Nachwort erwähnt die Autorin, die selbst als Sachverständige für ein Auktionshaus gearbeitet hat, dass es für die erwähnten Kunstgegenstände reale Vorbilder gibt. Ebenso gibt es in Wien ein berühmtes Auktionshaus an das das fiktive Haus Hofmann’s angelehnt ist.

Mit Spannung habe ich Sarahs weiteren Werdegang und ihr Leben verfolgt, denn ihr Leben neben dem Beruf ist ereignisreich. Die Schatten ihrer Vergangenheit in London holen sie ein und offenbar will jemand Rache nehmen für ein früheres Ereignis, so dass Sarah sich in Gefahr sieht.
Auch in der Liebe und in ihrer Familie gibt es Veränderungen, die Sarahs Leben auf den Kopf stellen.
Durch die vielen Ereignisse ist die Geschichte sehr fesselnd und teilweise auch bewegend.

Dazu kommt die politische Situation in dieser Zeit, die die Autorin mit in die Handlung einfließen lässt. Der Wandel der Zeit, Unruhen und die immer stärker hervortretenden Nationalisten werden deutlich und es werden auch Schicksale anhand von Sarahs Freunden Hannah und Levi aufgezeigt.

Wunderbar und bildhaft beschrieben sind die Örtlichkeiten in Wien und auch das gesellschaftliche Leben jener Zeit. Hier wird das Kopfkino inspiriert und ich konnte Sarah nicht nur in die Häuser wohlhabender Menschen sondern auch zu etlichen gesellschaftlichen Ereignissen begleiten.

Auch dieser zweite Teil von Sarahs Geschichte ist eine wunderbare Mischung aus historischem Roman in der Welt der Kunst und einer Liebesgeschichte, sehr lebendig und authentisch erzählt. Tragische, dramatische aber auch schöne Momente machen die Handlung abwechslungsreich und unterhaltsam und es war ein großartiges Lesevergnügen, Sarah auf ihrem weiteren Lebensweg zu begleiten!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 08.03.2022

Wunderbare, emotionale Geschichte über Trauer, Verlust und Hoffnung

Das Versprechen
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Nachdem die Schriftstellerin Nell ihren kranken Vater längere Zeit gepflegt hatte, ist dieser nun verstorben und sie muss sein Haus ausräumen. Diese Aufgabe überfordert sie völlig, denn sie steckt tief ...

Nachdem die Schriftstellerin Nell ihren kranken Vater längere Zeit gepflegt hatte, ist dieser nun verstorben und sie muss sein Haus ausräumen. Diese Aufgabe überfordert sie völlig, denn sie steckt tief in ihrer Trauer und jedes Teil, das sie in die Hand nimmt, ruft Erinnerungen wach. Zudem ist Nell ganz alleine, denn nach einer Fehlgeburt ist auch ihre Ehe zerbrochen. Nur ihre Freundin Lou steht ihr zur Seite und rät ihr, nach Abschluss der Haushaltsauflösung eine Auszeit zu nehmen, um wieder zu sich zu finden.
In einem Regal hinter Büchern versteckt findet Nell einen Umschlag, der ein altes Foto und ein Kettchen enthält. Das Foto zeigt einen amerikanischen Soldaten, der um 1944 in dem kleinen Küstenort Pencallyn in Cornwall stationiert gewesen sein muss und ihrem Vater zum Verwechseln ähnlich sieht. Da Nell weiß, dass ihr Vater adoptiert war, vermutet sie auf dem Foto möglicherweise ihren Großvater zu sehen. Sie reist nach Cornwall um mehr über ihre Wurzeln und die ihres Vaters herauszufinden.
In Pencallyn macht sie sich auf die Suche nach dem Ort, an dem das Foto aufgenommen sein muss. Sie begegnet Josh, der sie gegen seinen „knurrigen“ Vater verteidigt, weil sie sich auf seinem Grundstück umsehen wollte. Durch Josh erfährt Nell von Estella, die mit ihren 95 Jahren und beginnender Demenz immer noch in dem Haus lebt, in dem sie aufgewachsen ist. Als Estella das Foto sieht, ist sie plötzlich wieder tief in ihrer Vergangenheit und beginnt Nell davon zu erzählen …

Die Geschichte wird eingeleitet durch einen Prolog, der im Mai 1944 spielt und danach wechseln sich die Zeitstränge ab zwischen der Gegenwart mit Nell, Estella und Josh sowie der Vergangenheit von Estella in den Jahren 1939 bis 1945.
Nell erzählt in der Ich-Form während Estellas Kapitel in der 3. Person verfasst sind.
Die Handlung der Vergangenheit ist eingebettet in historische Fakten des
2. Weltkrieges, denn in Cornwall waren seinerzeit amerikanische Soldaten stationiert und dort fand der größte Teil der Vorbereitungen für den D-Day statt. Das war mir bisher so detailliert nicht bewusst und daher fand ich den historischen Teil besonders interessant. In ihren Anmerkungen gibt die Autorin noch ausführliche Erläuterungen dazu.

Nell auf den Spuren der Vergangenheit und der Suche nach ihren Wurzeln zu begleiten war sehr fesselnd. Denn nur nach und nach erfahren wir Einzelheiten aus Estellas Jugend zu dieser Zeit und ihre Erinnerungen an eine große Liebe zu ihrem Seelenverwandten, die verboten war aber für immer, wie sich die beiden geschworen hatten.
Die Brutalität des Krieges aber auch die Hoffnungen der Menschen zu dieser Zeit auf ein Ende des Krieges und ein gutes Leben danach waren oft sehr deutlich zu spüren.

Sehr einfühlsam erzählt die Autorin nicht nur Estellas bewegende Lebensgeschichte sondern auch Nells Geschichte in der Gegenwart. Gemeinsam mit Josh, der sich immer wieder um Estellas verwilderten Garten kümmert, macht sich Nell auf Spurensuche und versucht das Familiengeheimnis zu aufzudecken. Der Garten, der sich auf Estellas Anwesen befindet, ist sehr geheimnisvoll und spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. Nell beginnt durch ihre Spurensuche langsam wieder zu sich zu finden und Kraft und Hoffnung zu schöpfen.

Ruth Saberton ist es hervorragend gelungen, die Geschichten der beiden Frauen miteinander zu verbinden und beide Handlungsstränge konnten mich gleichermaßen fesseln.
Die vielen unterschiedlichen Emotionen sind sehr gut bei mir angekommen, durch den einfühlsamen aber auch lebendigen Schreibstil der Autorin. Dabei wird es zu keinem Zeitpunkt kitschig sondern eher berührend auf teilweise auch aufwühlend.

Dieser Roman erzählt eine bewegende Geschichte über eine große Liebe, eine ganz besondere und innige Frauenfreundschaft und eben ein ganz besonderes Versprechen. Aber auch Rassismus, Vorurteile und Standesdünkel sind Themen. Durch unerwartete Wendungen und die tolle Kulisse Cornwalls mit seiner Magie und den Mythen dieser Gegend ist der Roman unterhaltsam und vermittelt auch eine schöne Botschaft. Daher empfehle ich diesen wunderbaren, ausdrucksstarken und bildgewaltigen Roman sehr gerne weiter!


Fazit: 5 Sterne



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