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Veröffentlicht am 26.03.2019

Wunderbare, eindrucksvolle, berührende Geschichte!

Pfauensommer
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Maggie kehrt nach einem Jahr in Australien zurück nach England auf den Landsitz ihrer Familie Cloudesley Manor. Die Stiefmutter ihres Vaters, die sie wie eine Großmutter großgezogen hat, ist krank und ...

Maggie kehrt nach einem Jahr in Australien zurück nach England auf den Landsitz ihrer Familie Cloudesley Manor. Die Stiefmutter ihres Vaters, die sie wie eine Großmutter großgezogen hat, ist krank und benötigt nach einem Krankenhausaufenthalt ihre Hilfe.
Für Maggie ist die Rückkehr nicht einfach, denn vor einem Jahr verließ sie ihren Heimatort fast fluchtartig.
Sie kümmert sich aber nicht nur um Lillian, die inzwischen 86 Jahre alt ist, sondern auch um das gesamte Anwesen. Dabei stellt sie fest, dass es in einem ziemlich schlechten Zustand ist und auch die finanzielle Lage ist nicht sonderlich gut.
Dennoch steht Maggie ihrer geliebten Lillian zur Seite und versucht alles was nötig ist zu regeln.
Aber sie spürt auch, dass Lillian ein Geheimnis mit sich herum trägt und was hat es eigentlich mit dem verschlossenen Westflügel des Landsitzes auf sich? Welches Geheimnis verbirgt er?

Die Geschichte um Cloudesley Manor wird in zwei Handlungssträngen und auf zwei Zeitebenen erzählt.
Lillian Oberon begegnen wir in der Gegenwart als alte Dame und im zweiten Handlungsstrang Mitte der 1950er Jahre als junge Ehefrau.
Sie hat, selbst noch recht jung, den Witwer Charles Oberon geheiratet, der einen Sohn hat. Den kleinen Albie schließt Lillian schnell in ihr Herz und kümmert sich liebevoll um ihn.
Ihr Mann Charles entpuppt sich aber im Laufe der Zeit leider nicht als liebevoller Ehemann, sondern eher als Mann, der oft dem Alkohol zuspricht und sich seiner Frau und auch seinem Sohn gegenüber nicht gut verhält. Oft ist auch Gewalt im Spiel.
Als Charles eines Tages den Künstler Jack Fincher beauftragt, das ehemalige Kinderzimmer im Westflügel mit Fresken auszumalen, beginnt für Lillian ein schicksalhafter Sommer.

Lillians Geschichte in der Vergangenheit hat mich sehr berührt denn sie ist fast tragisch aber auch sehr emotional und hat auch einige glückliche Momente. Die Geschichte hat mich sehr gefesselt und die Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen haben noch zur Spannung beigetragen. Ich konnte Lillians schwere Entscheidungen damals verstehen und nachvollziehen, auch wenn ich sehr mit ihr gelitten habe.

In der Gegenwart begleiten wir Maggie, die sich nicht nur mit den Sorgen um die kränkelnde Lillian und den finanziellen Nöten sondern auch mit ihrer Vergangenheit auseinander setzen muss. Denn auch sie hat eine Entscheidung mit schwerwiegenden Folgen getroffen.
Wie bei einem Puzzle greifen beide Handlungsstränge immer mehr ineinander, bis sich die ganze Geschichte um Cloudesley Manor und seine Bewohner offenbart und das Geheimnis gelüftet wird.

Hannah Richell erzählt diese Geschichte sehr bildhaft, detailreich, lebendig und mitreißend. Vieles lief wie in einem Film vor meinen Augen ab und ich konnte mich, nachdem ich einmal in die Geschichte eingetaucht war, kaum von ihr lösen. Das Setting des großen altes Landguts in einer schönen Landschaft ist die ideale Kulisse und sehr schön beschrieben.
Ich war fast traurig, als ich das Ende erreicht hatte. Aber die Autorin gibt der Auflösung viel Raum und führt alle Handlungsfäden zum Ende. Sehr gefühlvoll, emotional und versöhnlich endet eine wunderschöne Geschichte über eine große Liebe, Familie, tragische Ereignisse und Verzeihen.

Hannah Richell ist eine großartige Erzählerin die Emotionen sehr gut zum Leser transportieren kann und auch Settings toll auswählt und beschreibt.
Diese wunderbare, eindrucksvolle Geschichte hat mich bestens unterhalten, berührt und als Pageturner gefangen genommen!


Fazit: 5 von 5 Sternen


© fanti2412.blogspot.com

Veröffentlicht am 19.03.2019

Großartiges Finale einer brillianten Trilogie

Gut Greifenau - Morgenröte
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„Morgenröte“ ist der dritte und finale Teil der Trilogie um das Gut Greifenau in Hinterpommern.
Er deckt den Zeitraum Dezember 1917 bis August 1919 ab.
Die Handlung knüpft nahtlos an die dramatischen Ereignisse ...

„Morgenröte“ ist der dritte und finale Teil der Trilogie um das Gut Greifenau in Hinterpommern.
Er deckt den Zeitraum Dezember 1917 bis August 1919 ab.
Die Handlung knüpft nahtlos an die dramatischen Ereignisse an, mit denen der zweite Teil endete.
So war ich gleich wieder gefangen in der Geschichte rund um die Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn, die Bediensteten des Guts und die Bewohner des Dorfs Greifenau.
Wie auch in den anderen Bänden gibt es am Anfang noch mal eine Personenübersicht über alle Mitwirkenden.

Wir erleben in diesem Teil die letzte Kriegszeit, das Kriegsende und all die Veränderungen, die darauf folgten.
Neben Armut und Hunger für die Bevölkerung bemerkt auch der Adel, dass gravierende Veränderungen vorgehen. Der Einfluss und das Ansehen des Adels werden immer geringer und auch die Grafenfamilie auf Gut Greifenau steht vor großen Problemen. Die finanzielle Situation ist mehr als schlecht, es gibt nicht genug Personal, um die Felder zu bestellen und die Pächter revoltieren.
Die Soldaten glauben immer noch an einen Sieg Deutschlands und viele kehren nicht zurück. Die spanische Grippe, die das Land förmlich überrollt fordert ebenfalls viele Opfer.

Hanna Caspian hat die historischen Hintergründe sehr gut recherchiert und bettet ihre fiktive Geschichte um Gut Greifenau und seine Bewohner hervorragend in die realen Ereignisse ein. Sie thematisiert u. a. die Schrecken und Folgen des Krieges, das Ende der Monarchie, die Novemberrevolution und die ersten Wahlen.
Dadurch ist die Geschichte authentisch und vor allem sehr lebendig. Der Schreibstil ist sehr mitreißend, fesselnd und detailreich, so dass die Geschichte fast wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft.
Die Vielfalt der Themen und die vielen Schicksale der einzelnen Figuren machen die Geschichte sehr vielschichtig, abwechslungsreich und dadurch durchgängig spannend.
Es gibt natürlich ein Wiedersehen mit allen den bekannten Figuren aus den Vorgängerbänden und ich konnte mit allen mitfühlen, bangen, hoffen. Besonders hervorzuheben sind die Tochter Katharina und der älteste Grafensohn Konstantin. Diese beiden machen wohl insgesamt die größte Entwicklung durch und besonders Katharina hat mich dabei sehr beeindruckt. Sie entwickelt sich vom verwöhnten Grafentöchterchen zur starken und selbstbewussten jungen Frau, die ihren Weg geht und sich von niemandem davon abbringen lässt.
Auch Konstantin geht seinen Weg gegen alle Widerstände und bleibt sich selbst dabei treu.

Hanna Caspian führt zum Ende dieses Teils und damit der Trilogie alle Handlungsfäden zu Ende, so dass keine Fragen offen bleiben.
Das Ende hat sie sehr versöhnlich und hoffnungsvoll gestaltet, fast wie ein Aufbruch in eine neue Zeit. Das hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich fast ein bisschen traurig war, dass diese schöne Geschichte nun zu Ende geht.

Dieser finale Teil der Trilogie hat mich genauso begeistert wie die vorherigen Teile. Diese wunderbare Familien-Saga um Gut Greifenau und seine Bewohner hat mich in allen Punkten überzeugt, denn sie ist authentisch, lebendig und fesselnd erzählt und zeigt dabei ein Stück deutsche Geschichte.
Deshalb empfehle ich nicht nur diesen dritten Teil sondern die gesamte Trilogie gerne weiter. Diese brilliante Trilogie muss man gelesen haben!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 14.03.2019

Bewegender, fesselnder Roman über ein Stück dunkle Geschichte

Das Haus der Verlassenen
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Dieses Buch erzählt eine fiktive Geschichte vor dem realen Hintergrund der sogenannten Mutter-Kind-Heime oder auch Magdalenenheime. In diese, meist kirchlich geführten, Heime wurden junge, ledige Frauen ...

Dieses Buch erzählt eine fiktive Geschichte vor dem realen Hintergrund der sogenannten Mutter-Kind-Heime oder auch Magdalenenheime. In diese, meist kirchlich geführten, Heime wurden junge, ledige Frauen gesteckt, die ungewollt schwanger geworden waren. Sie wurden dort oft misshandelt, zu schwerer Arbeit gezwungen und am Ende wurden ihnen ihre Kinder gegen ihren Willen weggenommen und zur Adoption frei gegeben. Die Heime zogen Profit aus der Vermittlung der Adoptionen.
Ich kann nicht fassen, dass es solche Heime in Irland und Großbritannien tatsächlich bis weit in die 1960er Jahre gegeben hat.
Ein solches Schicksal hat auch die junge Ivy erlitten, über deren trauriges Ende wir bereits im Prolog lesen können.
Sie wurde von ihrem strengen, lieblosen Stiefvater in ein solches Heim gesteckt und ihre Mutter unternahm nichts dagegen.
Sie schreibt flehentliche Briefe an ihre große Liebe, den Vater ihres Kindes, dass er sie dort rausholen möge. Aber dieser meldete sich nie.

Rund 60 Jahre später findet die Journalistin Sam, Ivys Briefe im Haus ihrer Großmutter, bei der sie vorübergehend mit ihrer kleinen Tochter lebt, da sie von ihrem Mann getrennt ist.
Sams Neugier ist geweckt. Wie sind diese Briefe ins Haus der Großeltern gekommen und was hat es damit auf sich?
Sie wittert die Chance auf eine große Story, die ihr beruflichen Erfolg bringen könnte.
Sie beginnt über das ehemalige Heim St. Margaret’s zu recherchieren und stellt fest, dass das Gebäude in wenigen Tagen abgerissen werden soll. Sie steht also unter Zeitdruck, wenn sie noch etwas über das Heim und die Bewohner in Erfahrung bringen möchte.
Sam stößt auf dunkle Geheimnisse und schreckliche Machenschaften und schon bald ist ihr klar, dass sie keine Sensationsstory schreiben möchte sondern die damaligen Vorkommnisse aufklären und an die Öffentlichkeit bringen will. Eine Verbindung bis in die Gegenwart und zu ihrer Familie ist besonders brisant.

Die Autorin erzählt die Geschichte wechselnd auf den beiden Zeitebenen. So wie Sam bei ihren Recherchen nach und nach voran kommt und kleine Puzzleteile der Fakten herausbekommt, so gibt es die Rückblenden und man erfährt nach und nach einiges über das Heim und Ivys Schicksal.
Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse und Wendungen, die der Handlung eine hohe Spannung verleihen.
Dabei zeichnet die Autorin die Protagonisten sehr authentisch und es ist ihr sehr gut gelungen, die Emotionen zum Leser zu transportieren.
Ich habe wirklich sehr mit Ivy gelitten und konnte oft kaum fassen, welche Grausamkeiten sich da abgespielt haben.
Auch wenn die Handlung um Ivy fiktiv ist, hat die Autorin sehr viel zum Thema dieser Heime recherchiert und die Zustände dementsprechend wiedergegeben. I Nachwort erklärt die Autorin noch ausführlich einiges zu ihren Recherchen.
Das ist wirklich ein dunkles Kapitel in der irischen und britischen Geschichte, dass mich traurig gemacht hat.

„Das Haus der Verlassenen“ ist eine sehr bewegende Geschichte, die sich für mich schnell zum Pageturner entwickelt hat.
Durch den lebendigen und mitreißenden Schreibstil, einen gut konstruierten Plot und die Verbindung der damaligen Ereignisse in die Gegenwart ist dieser Roman ein lesenswerter Roman mit viel Spannung, der sehr zu fesseln weiß.
Und er erinnert an all die Frauen, die damals dieses Schicksal ertragen mussten und oft bis heute nichts über ihre Kinder wissen!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 12.03.2019

Gelungener Auftakt zur Villa-Fiore-Saga

Die Frauen der Villa Fiore 1
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Nach einer Reihe mit Wales-Romanen startet Constanze Wilken mit diesem Buch eine neue Reihe, die in der Toskana spielt.
Im Mittelpunkt steht das Weingut Villa Fiore der Familie Massinelli.
Das Gut steckt ...

Nach einer Reihe mit Wales-Romanen startet Constanze Wilken mit diesem Buch eine neue Reihe, die in der Toskana spielt.
Im Mittelpunkt steht das Weingut Villa Fiore der Familie Massinelli.
Das Gut steckt in Schwierigkeiten und deshalb soll der amerikanische Flying Winemaker Paul dem Gut zu einem außerordentlich guten Wein verhelfen, der das Gut zu neuem Erfolg führen soll.
Da kehrt die älteste Tochter Giulia nach längerem Aufenthalt in New York zurück in ihre Heimat. Sie hat in den USA als Wirtschaftsprüferin gearbeitet, New York aber fast fluchtartig verlassen, als ihre Beziehung scheitert und sich auch beruflich eine Katastrophe anbahnt.
Giulias Beziehung zu ihrem Vater ist ziemlich unterkühlt und Giulia steht dem Amerikaner Paul zunächst sehr skeptisch gegenüber. Aber schon bald lernt sie seine Vorzüge zu schätzen und versteht sich gut mit ihm. Das hilft ihr, als ihr Vater erkrankt und auf dem Gut seltsame Sabotageakte geschehen. Will da jemand den Erfolg verhindern?

Gleich auf den ersten Seiten war ich in der herrlichen Atmosphäre dieses Buchs gefangen. Ich sah die schöne Landschaften der Toskana vor meinem inneren Auge, spürte fast die Sonnenstrahlen auf der Haut und hatte die verschiedensten Düfte in der Nase.
Man spürt beim Lesen deutlich, dass die Autorin vor Ort war und nicht nur die schöne Landschaft erkundet sondern auch über Weinbau recherchiert hat.
Mit Giulia habe ich das Weingut der Familie Massinelli erkundet und dabei die große Familie Massinelli kennengelernt. Neben Giulias Eltern Lorenzo und Manuela, ihren Schwestern Bianca und Milena lebt noch Großmutter Tereza sowie Giulias Onkel Salvatore mit seiner Familie auf dem Gut bzw. in unmittelbarer Nähe.
Es war schön zu erleben, wie Giulia sich mit allem auf dem Weingut vertraut macht, um ihre Familie bestmöglich unterstützen zu können. Ihre Kenntnisse als Wirtschaftsprüferin werden ihr von Vorteil sein. Auch die Zusammenarbeit mit dem Önologen Paul wird mit der Zeit immer intensiver und schon bald spürt man ein gewisses Knistern zwischen den beiden.
Aber Giulia ist auch bemüht, den Konflikt mit ihrem Vater beizulegen und beginnt sich langsam wieder in ihrer Familie wohlzufühlen. Dabei erkennt sie, wie wichtig und auch wie schön Familienbande sein können und sie macht ganz allmählich eine Veränderung durch. Die Prioritäten in ihrem Leben verändern sich und sie macht eine große Entwicklung durch.

Daneben lässt uns die Autorin auch an Pauls Geschichte teilhaben. Wir erfahren einiges über den Beruf des Önologen und eines Flying Winemakers. Die vielen spannenden Informationen über Weinanbau und den Ausbau der edlen Tropfen fand ich sehr interessant und nicht nur, weil ich selber gerne ein gutes Glas Wein trinke.
Aber wir erhalten auch einen Einblick in Pauls Privatleben und seine Familie, der er ebenfalls eng verbunden ist.
Constanze Wilken hat mit Giulia und Paul zwei liebenswerte Protagonisten gezeichnet, deren Geschichte lebendig und authentisch wirkt.
Aber auch die anderen Familienmitglieder sind tolle und interessante Figuren, über die ich gerne ich den Folgebänden mehr erfahren möchte.

Giulias Geschichte ist ein sehr gelungener Auftakt zur Villa-Fiore-Saga. Eine perfekte Mischung aus Familiengeheimnissen, spannenden Ereignissen, vielen interessanten Informationen über den biologischen Weinanbau, emotionalen Momenten und natürlich Liebe macht das Buch zu einem Lesegenuss, den die herrliche Kulisse der Toskana noch unterstreicht!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 11.03.2019

Berührende Geschichte über eine starke Frau in einer sehr traurigen Zeit

Die Fliedertochter
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Antonia „Toni“ erhält eine Nachricht aus Wien, dass sie eine Erbschaft gemacht hat, die sie allerdings selbst abholen muss. Da sie sich gesundheitlich nicht in der Lage fühlt, die Reise anzutreten, bittet ...

Antonia „Toni“ erhält eine Nachricht aus Wien, dass sie eine Erbschaft gemacht hat, die sie allerdings selbst abholen muss. Da sie sich gesundheitlich nicht in der Lage fühlt, die Reise anzutreten, bittet sie Paulina nach Wien zu reisen und die Angelegenheit zu regeln.
Paulina erfüllt ihrer mütterlichen Freundin den Wunsch, ist doch ihr Talisman aus Kindertagen eine Schneekugel mit dem Wiener Prater-Riesenrad. Die Familie Brunner in Wien händigt Paulina als Erbstück ein altes Tagebuch aus, das eine gewisse Luzie Kühn verfasst hat.
Als Paulina im Haus der Brunners die gleiche Schneekugel entdeckt, wie sie sie selbst besitzt, beschließt sie, das Tagebuch während ihres Aufenthalts in Wien zu lesen.

Im zweiten Handlungsstrang erleben wir also die Geschichte der Luzie Kühn, die teilweise als Luzies Tagebuch in der Ich-Form und teilweise in der Erzählform geschrieben ist.
Im Oktober 1936 lebt Luzie als Halbjüdin, deren Eltern bei einem Schiffsunglück ums Leben kamen, in Berlin und träumt von einer Karriere als Sängerin. Als Deutschland für sie zu unsicher wird, reist sie nach Wien zur ihrer Tante Marie, die sie adoptiert und ihre jüdische Herkunft verschleiert. Luzie verliebt sich in den Künstler Bela Król und genießt ihr Leben. Aber die Zeiten werden schlechter und die Nationalsozialisten breiten sich auch in Österreich immer mehr aus, was Luzies Lage wieder verschlimmert.

In ihrem sehr lebendigen und mitreißenden Schreibstil erzählt die Autorin sowohl Luzies als auch Paulinas Geschichte. Beide Handlungsstränge wechseln und verknüpfen sich im Laufe der Geschichte immer mehr.
Der Schwerpunkt liegt aber auf Luzies Geschichte, die ich gebannt verfolgt habe. Durch die Tagebucheinträge konnte ich schnell eine große Nähe zu Luzie herstellen und ihre Empfindungen miterleben.
Ich habe mit ihr gebangt, gelitten, gehofft und ihr Schicksal hat mich sehr berührt.
Die Schrecken der Naziherrschaft werden von der Autorin sehr authentisch dargestellt und an Luzies Geschichte deutlich gemacht. Das geht schon sehr unter die Haut. Aber es gibt für Luzie glücklicherweise auch schöne und romantische Momente, die man mit ihr genießen kann.

Im zweiten Handlungsstrang erleben wir Paulina im Wien der Gegenwart. So wie sich Paulina kaum von Luzies Tagebuch lösen kann und nächtelang durch liest, so konnte ich mich kaum von dem Buch trennen. Denn Luzies Schicksal und die Verbindung in die Gegenwart haben mich sehr gefesselt. Die Wechsel zwischen den Handlungssträngen sind so geschickt gesetzt, dass sich das Buch schnell zum Pageturner entwickelt.
Mit Paulina dürfen wir auch das heutige Wien erkunden und erleben allerlei schöne Schauplätze, wie das Riesenrad im Prater, das Café Demel und das Grab von Mozart. Dabei gibt es auch einige Parallelen zu Luzies Erkundungen im damaligen Wien. Die Autorin beschreibt das alles sehr bildhaft und man spürt deutlich, dass sie die Stadt Wien liebt, was sie in ihrem Nachwort auch bestätigt.
Auch lesen wir von typischen Wiener Köstlichkeiten wie Wiener Schnitzel, Serviettenknödel und Sachertorte. Hierfür gibt es im Anhang zum Buch auch noch einige Rezepte.

Es gibt auch noch einen kleinen dritten Handlungsstrang, in dem wir Paulinas Mutter erleben, die mit ihrer Freundin auf einer Pilgerreise in Italien ist und mit dieser über ein Familiengeheimnis spricht. Damit schafft die Autorin noch zusätzliche Spannung.

Teresa Simon ist eine großartige Erzählerin, die es versteht, ihren Figuren Leben einzuhauchen und deren Geschichten mitreißend zu erzählen.
Sie schafft in diesem Buch eine ganz besondere Atmosphäre, die mir ausnehmend gut gefallen hat. Trotz der Schrecken des 2. Weltkrieges ist „Die Fliedertochter“ eine wunderschöne Geschichte, mit zwei unterschiedlichen Frauen, deren Schicksal ich gespannt verfolgt habe.

Diese fesselnde und sehr berührende Familiengeschichte vor historischem Hintergrund hat mich bewegt und lange nicht losgelassen - ein Lesehighlight!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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