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Veröffentlicht am 15.02.2024

Spannungsroman mit Psychothrillerelementen und ungewöhnlichem Ausgang

Romeos Tod
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Mona Russo wird nach 10 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Da sie in Berlin nichts und niemanden mehr hat, möchte sie nach Italien reisen, wo sie ihren Ex-Mann Vincenzo und ihre Kinder Leo und Lena ...

Mona Russo wird nach 10 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Da sie in Berlin nichts und niemanden mehr hat, möchte sie nach Italien reisen, wo sie ihren Ex-Mann Vincenzo und ihre Kinder Leo und Lena vermutet. Im Zug lernt sie Dorothea kennen, die auf dem Weg in die Nähe von München ist, wo ihr Sohn Jan im dortigen Theater den Hamlet spielt.
Da es mit dem Zug Probleme gibt, mieten die beiden Frauen ein Auto und Mona begleitet Dorothea und lernt so Jan Jespik kennen, der nach einer gelungenen Premiere für seine Rolle gefeiert wird. Auf der Premierenfeier verlieben sich Mona und Jan ineinander und die beiden Frauen bleiben zunächst in dem Ort bei München.
In langen Nächten erzählt Mona Jan die tragische und erschütternde Geschichte ihrer Ehe, wie diese endete und warum sie im Gefängnis gelandet ist. Ihr Mann Vincenzo hat ihr daraufhin die Kinder vorenthalten und ist schließlich mit ihnen verschwunden. Mona vermutet ihn in seiner italienischen Heimat in der Toskana. Jan ist von Monas Geschichte tief betroffen und verspricht, ihr zu helfen, die Kinder zu suchen und Mona zu rächen. Doch da er zunächst noch die Verpflichtung am Theater hat, bittet er seine Mutter Dorothea doch mit Mona voraus zu fahren. Er will dann hinterher reisen, sobald es möglich ist. Die beiden Frauen fahren in die Toskana und beginnen mit der Suche nach Vincenzo.

Im Gegensatz zu früheren Büchern von Sabine Thiesler wird dieses nicht als Thriller sondern als Roman bezeichnet und das trifft auch zu. Mir hat hier trotz gewisser Spannung und Verbrechen, die verübt werden, der Thrill gefehlt.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil „Hamlet“ erleben wir das Kennenlernen von Mona und Jan, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, jeweils wechselnd oder auch zusammen. Beide waren mir mehr als unsympathisch wobei sich meine Gefühle für Mona im Verlauf geändert haben. Anfangs, als sie nach und nach Jan ihre Geschichte erzählt und es im Buch entsprechende Rückblicke gibt, hatte sie noch mein Mitgefühl. Die Ehe war nicht das was sie sich immer erträumt hatte und sie tat mir leid. Das änderte sich aber im weiteren Verlauf, als gewisse Details bekannt werden.

Der zweite Teil „Lenz“ bringt dann die Leser und die Protagonisten in die Toskana. Hier erleben wir einigen italienischen Flair, wie auch in früheren Büchern der Autorin. Mona und Dorothea machen sich auf die Suche nach Vincenzo und den Kindern. Jan, der inzwischen den Lenz von Büchner spielt, bringt sein Engagement zu Ende und folgt dann den beiden. Es kommt zur Katastrophe.

Im dritten Teil „Romeo und Julia“ erschließt sich dann allmählich auch der Buchtitel. Jan kehrt zurück nach Deutschland und nimmt ein Engagement als Romeo an. Etwas später folgt ihm Mona nach Deutschland.
Und dann folgt ein Paukenschlag, der so nicht vorhersehbar war.

Insgesamt hat mich dieser Roman in mehrfacher Hinsicht enttäuscht.
Die Handlung war zwar insgesamt durchaus spannend, aber es war kein Thriller sondern eher ein Spannungsroman mit Psycho-Elementen.
Ganz anders als in vorherigen Büchern verwendet die Autorin hier eine sehr primitive Ausdrucksweise, oftmals sogar Fäkalsprache, was irgendwann ein bisschen nervt, auch wenn es zu den beiden Figuren passt.
Die beiden Protagonisten lernen wir sehr intensiv kennen bis in deren Innerstes und erleben viele Empfindungen und Gedanken. Man kann schon fast von Charakterstudien der beiden sprechen. Und so wird nach einiger Zeit klar, dass wir es hier mit zwei psychisch gestörten Personen zu tun haben.
Der erste Teil zog sich ein bisschen, der zweite Teil bringt Erstaunliches ans Licht, doch leider wird dort ein Handlungsfaden nicht beendet.
Im dritten Teil entwickelt sich die Handlung in eine Richtung, die ich so nicht erwartet hätte. Und dann plötzlich war die Geschichte zu Ende und ich war völlig fassungslos und habe zweimal nachgeschaut, ob es das dann wirklich war und das Buch dort endet.

„Romeos Tod“ ist ein Spannungsroman mit Psycho-Elementen, zwei ganz besonderen Protagonisten, die meiner Meinung nach nah am Wahnsinn sind und einem ungewöhnlichen Ausgang, der mich fassungslos gemacht hat. Mich hat der Roman nicht vollständig überzeugen können aber da es auch viele sehr positive Meinungen gibt, sollte sich jeder selbst ein Bild machen!


Fazit: 3 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 09.08.2023

Sommerlicher Spannungsroman in Florida im Bereich des Journalismus

Hallo, Sommer
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Anstatt ihren neuen Job anzutreten landet die bekannte Journalistin Conley in ihrem Heimatort in Florida, da dem neuen Arbeitgeber das Geld ausgegangen ist. So fährt sie ins fiktive Silver Bay am Panhandle ...

Anstatt ihren neuen Job anzutreten landet die bekannte Journalistin Conley in ihrem Heimatort in Florida, da dem neuen Arbeitgeber das Geld ausgegangen ist. So fährt sie ins fiktive Silver Bay am Panhandle in Florida, wo ihre Familie lebt und eine Wochenzeitung herausgibt. Conleys Schwester ist Chefredakteurin und Herausgeberin in einem und wird unterstützt von zwei jungen Mitarbeitern. Und dann gibt es noch Rowena, ein ältere Bewohnerin der Kleinstadt, die eine regelmäßige Kolumne mit dem Titel „Hallo, Sommer“ schreibt, die aber dringend modernisiert werden müsste. Aber wer sagt es Rowena?
Als der Kongressabgeordnete Symmes Robinette bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, drängt Conleys Großmutter sie, zu recherchieren und darüber in der familieneigenen Zeitung zu berichten. Conleys Schwester Grayson kämpft ums Überleben dieser Zeitung und will deshalb Abonnenten und Anzeigenkunden nicht vergraulen. Daher stellt sie sich auch gegen viele Neuerungen und moderne Berichterstattung. Doch Conley scheint einem Skandal auf die Spur zu kommen.

Ich habe schon einige Sommerromane der Autorin gelesen und etwas Derartiges habe ich hier auch erwartet.
Das Setting in einer Kleinstadt am Meer in Florida und im schönen, alten Strandhaus von Conleys Großmutter passt sehr gut zu einem Sommerroman und auch zur Geschichte.
Aber die ganze Geschichte entwickelt sich mehr zum Spannungsroman, fast schon ein Krimi und der Rest gerät mehr und mehr in den Hintergrund.
Der größte Schwerpunkt liegen auf Conleys Recherchen rund um den Unfalltod des Kongressabgeordneten. Dabei werden viele Details aus dessen Leben und seiner Familie erörtert, was sich manchmal tatsächlich ein bisschen hingezogen hat und mir einfach zu detailliert und kleinteilig war. Auch wenn der Fall insgesamt doch recht spannend war.

Conleys Familiengeschichte, die sich auch ein bisschen um das alte Strandhaus und die Zeitung ihrer Familie rankt, kam mir etwas zu kurz. Da wäre mehr Potential gewesen.

Conley als Figur hat mir eigentlich recht gut gefallen ebenso wie ihre Schwester, die Großmutter und die Haushälterin.
Conley ist Vollblutjournalistin und möchte eigentlich nicht diesen „Provinzjournalismus“ betreiben sondern sehnt sich wieder nach einem interessanteren Job. Andererseits erkennt sie aber auch, dass dort in der Kleinstadt ihre Heimat ist und sie fühlt schon eine Art Beziehung dort hin. Dieser Zwiespalt kam gut bei mir an.
Sie begegnet auch dem Nachbarn Skelly wieder sowie dem Sohn des Kongressabgeordneten Charly. Beide kennt sie schon aus ihrer Jugend wobei sie Charly nicht in guter Erinnerung hat, in Skelly jedoch seinerzeit verliebt war.
Die beiden verbringen immer wieder mal Zeit miteinander aber die Entwicklung der Liebesgeschichte war mir zu flach und wurde auch nur nebenbei behandelt. Auch da wäre mehr möglich gewesen.

Interessante Einblicke erhält man durch Conley selbst aber auch durch die Familienzeitung in den Journalismus. Hier ging es um notwendige Recherchen aber auch um moderne Berichterstattung online, in Social Media und eben auch investigativen Journalismus.
Rowena und ihre Kolumne, die schon recht altbacken ist, hat mich mehrfach zum Schmunzeln gebracht.

„Hallo, Sommer“ ist weniger einer leichter Sommerroman mit Liebesgeschichte sondern mehr ein Spannungsroman um den Tod eines Kongressabgeordneten. Trotz einiger Längen war die Aufklärung spannend und es gab etliche Geheimnisse zu lüften. Dazu kommen Themen wie Freundschaft, Familie und Zusammenhalt, die ebenfalls gut unterhalten.


Fazit: 3 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 02.08.2022

Spannendes Familiendrama mit Charakterstudien

Dunkle Tiefen
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Vor 20 Jahren kam Rose, die jüngste von vier Schwestern ums Leben, als sie in der Nähe des Cottages der Familie von den Klippen stürzte. Die Umstände wurden nie richtig geklärt und der Todesfall hat die ...

Vor 20 Jahren kam Rose, die jüngste von vier Schwestern ums Leben, als sie in der Nähe des Cottages der Familie von den Klippen stürzte. Die Umstände wurden nie richtig geklärt und der Todesfall hat die Familie zerrüttet. Die Schwestern Jess, Lydia und Ella haben kaum Kontakt und das Verhältnis zur Mutter ist schwierig.
Nun haben alle drei Schwestern eine mysteriöse Einladung zu den Weihnachtstagen in das Familiencottage erhalten, der sie auch folgen und nach 20 Jahren erstmals in das Cottage zurückkehren. Aber niemand weiß, von wem die Einladung stammt.
Eigentlich wollen alle drei Schwestern so schnell wie möglich wieder abreisen, da sie sich miteinander nicht wohl fühlen. Aber ein Wintersturm und die eigene Neugier hindern sie daran.

Das Buch gliedert sich in insgesamt 6 Teile.
Es gibt immer wieder Kapitel, die sich mit den Ereignissen vor 20 Jahren beschäftigen und man erfährt ganz langsam, was damals geschah.
Die Handlung in der Gegenwart springt zeitlich zusätzlich hin und her. Mal befinden wir uns am 2. Weihnachtstag, der die aktuelle Gegenwart darstellt und dazwischen gibt es Kapitel, die drei Tage zuvor beginnen und sich zeitlich dann annähern. Das war anfangs ein bisschen verwirrend aber nach einer Weile konnte ich die Ereignisse einordnen.
Die recht kurzen Kapitel werden jeweils aus der Sicht der einzelnen Schwestern erzählt und dazu kommt noch Marianne, die Nachbarin, die auch so einiges beobachtet hat und schon damals im Cottage nebenan wohnte.

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mir ein Bild der einzelnen Schwestern machen konnte, denn durch die Kürze der Kapitel lernt man sie nur schwer kennen. Schnell ist aber klar, dass alle ihre Probleme haben, etwas verbergen und auch vor Lügen und Intrigen nicht zurückschrecken. In der Gegenwart geschehen merkwürdige Dinge im Haus und die ohnehin schon düstere Atmosphäre wird immer angespannter. Die Schwestern beschuldigen sich gegenseitig und ich wusste nicht, wem ich trauen sollte und wem nicht.

Durch die Wechsel der Zeit und Perspektiven setzt sich nach und nach ein Bild zusammen, was damals geschah und was aktuell im Cottage passiert.
Einiges erschien mir allerdings ein bisschen unglaubhaft und das Ende war mir etwas zu konstruiert. Dennoch entsteht durch die Wechsel auch eine gewisse Spannung, denn ich habe schon der Auflösung entgegengefiebert.

Insgesamt ist dieser Roman eher ein Spannungsroman über eine Familientragödie und weniger ein Psychothriller. Dafür fehlte mir doch etwas der Nervenkitzel und der sonst übliche Sog entwickelte sich für mich nicht.
Dafür entwickelt sich die Handlung mehr und mehr zu Charakterstudien der Protagonisten, die aber trotzdem recht blass blieben. Alles dreht sich um Schuld und Verantwortung und das Zerbrechen einer Familie.

„Dunkle Tiefen“ hat einen eigentlich gelungenen Plot und erzählt von einer Familientragödie, die eine Familie zerstört hat. Eine düstere Atmosphäre und ein gut gewählter Schauplatz sowie verschiedene Zeitebenen sorgen für Spannung. Aber insgesamt haben mir doch Nervenkitzel und überraschende Wendungen gefehlt!


Fazit: 3 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 17.06.2022

Atmosphärische Geschichte über fünf Menschen, Veränderungen und Neuanfänge

Ein unendlich kurzer Sommer
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Lale ist vor sich selbst und offenbar irgendetwas, das in ihrem Leben geschah, auf der „Flucht“. Sie steigt in einen Zug und fährt bis zur Endstation. Sie landet in der tiefsten Pampa. Auf der Suche nach ...

Lale ist vor sich selbst und offenbar irgendetwas, das in ihrem Leben geschah, auf der „Flucht“. Sie steigt in einen Zug und fährt bis zur Endstation. Sie landet in der tiefsten Pampa. Auf der Suche nach einer Unterkunft begegnet sie beim Einkaufen dem schweigsamen, mürrischen Gustav, der ihr anbietet, in einem Wohnwagen auf seinem Campingplatz zu wohnen. Als Gegenleistung erwartet er von ihr, dass sie ihm ein bisschen zur Hand geht. Lale ist alles Recht und sie zieht auf den Campingplatz am See.
Wenig später treffen auch Christophe und Gustavs alter Freund James dort ein und auch der Nachbarsjunge Flo ist häufig am Campingplatz anzutreffen. So ist dort plötzlich viel mehr Trubel als Gustav eigentlich mag.

Die Geschichte beginnt mit einem gefühlvollen Prolog, in dem ein Liebespaar schöne Momente miteinander verbringt. Um wen es sich dabei handelt, klärt sich erst sehr viel später auf.

Dann lernen wir Christophe kennen, der auf der Insel Réunion im Indischen Ozean lebt und dessen Mutter gerade verstorben ist. In einem alten Buch seiner Mutter findet er einen Brief, der offenbar nie abgeschickt wurde, aber dessen Inhalt Christoph dazu veranlasst, nach Deutschland zu reisen und sich auf die Suche nach seinen Wurzeln zu machen. Es führt ihn auf Gustavs Campingplatz, wo er Lale begegnet.

Auch Gustav trägt ein Geheimnis mit sich herum, das er aber niemandem anvertraut, auch seinem alten Freund James nicht, der wenig später ebenfalls eintrifft.
So sind mit dem Nachbarsjungen Flo, der seine Kaninchen auf dem Campingplatz hält, insgesamt fünf verschiedene Personen die Hauptfiguren der Geschichte.
Leider muss ich sagen, dass sie mir alle nicht sonderlich nahe waren. Lediglich Flo, der muntere Teenager, konnte mir seine Empfindungen nahe bringen.

Die Geschichten von Gustav, Lale und Christophe sind sehr bewegend, auch wenn sich erst sehr spät herausstellt, wovor Lale eigentlich auf der Flucht ist. Leider ist der Schreibstil der Autorin ziemlich sachlich und nüchtern, so dass die vielen unterschiedlichen Emotionen kaum bei mir angekommen sind. Selbst als Christophe gegenüber Gustav offenbar, warum er gekommen ist, wird es nicht sehr gefühlsbetont. Dabei wäre hier sehr viel Potential gewesen, denn Lale macht eine große Veränderung durch, findet langsam zu sich selbst und öffnet ihr Herz. Die Beziehung zwischen Lale und Christoph entwickelt sich zart und langsam, aber Romantik kam nicht auf. Die Stimmung ist eher durchgängig melancholisch.

Ein Fund direkt neben dem Campingplatz bringt zeitweise etwas Trubel in das Geschehen, das aber wieder abebbt. Ansonsten erleben wir das tägliche Leben auf dem Platz, viele Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten und sehr viele Gespräche zwischen den Protagonisten. Irgendwie ging die Handlung kaum voran, bis Gustav sein Geheimnis offenbart.
Ab dann wird es tatsächlich emotionaler und führt zu einem bewegenden Ende.

Das Setting auf dem alten Campingplatz am See dagegen hat mir gut gefallen. Hier gelingt es der Autorin, die Örtlichkeiten schön zu beschreiben und die Atmosphäre des Sommers einzufangen.

Der Roman beschreibt einen Sommer der Veränderungen für fünf ganz verschiedene Menschen, thematisiert zweite Chancen, Loslassen und Neuanfang. Leider war mir die Stimmung zu melancholisch und Emotionen kamen nicht bei mir an.


Fazit: 3 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 25.05.2022

Viele Buchthemen und historisches Zeitgeschehen, leider nicht so fesselnd

Die Buchhandlung in der Amalienstraße
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Elly und Henni leben in München und sind beste Freundinnen. Während Henni aus einer Arbeiterfamilie stammt, ist Elly die Tochter einer Offiziersfamilie. Der Vater ist bereits verstorben und ihre Mutter ...

Elly und Henni leben in München und sind beste Freundinnen. Während Henni aus einer Arbeiterfamilie stammt, ist Elly die Tochter einer Offiziersfamilie. Der Vater ist bereits verstorben und ihre Mutter lässt nichts unversucht, ihre Tochter standesgemäß zu verheiraten, wohl auch um den eigenen Wohlstand zu sichern.
Doch Elly hat andere Pläne. Sie und Henni sind begeisterte Leseratten und träumen davon, in einer Buchhandlung zu arbeiten.
Elly gelingt es, in der Buchhandlung der Cousinen Lämmle eine Ausbildung zur Buchhändlerin zu machen während Henni eine Ausbildung zur Buchhalterin macht und nur als Gehilfin in der Buchhandlung arbeiten kann. Als der zurückhaltende und verschlossene Leo ebenfalls als Buchhändler eingestellt wird, entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen Leo, den beiden jungen Frauen und Hennis Bruder Zacherl.
Doch der erste Weltkrieg wirft bereits seine Schatten voraus …

Das Buch hat mich sehr interessiert, da es um eine Buchhandlung und eben Bücher geht. Dies ist auch ein großes Thema, das sich durch die gesamte Handlung zieht.
Die Buchhandlung Lämmle ist zwar fiktiv, aber sie ist in der Münchner Maxvorstadt angesiedelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und während des 1. Weltkrieges und der Revolution.
Die Maxvorstadt ist zu dieser Zeit ein Viertel, in dem es die Universität, die Kunstakademie, Ministerien, Museen und viele Gaststätten gibt. Dort leben Studenten und Künstler aber auch Beamte und kleine Leute.
Die Autorin bettet viele real existierende Schriftstellerinnen und Schriftsteller dieser Zeit mit ihren Werken in die Handlung ein. Ebenso den real existierenden Schriftstellerinnen-Verein sowie den Verein für Fraueninteressen.
Die Inhaberinnen der Buchhandlung, die Cousinen Lämmle, setzen sich sehr für die Frauen und deren Rechte ein und auch die beiden Protagonistinnen Elly und Henni sind für die Rechte der Frauen und wollen ein selbstbestimmtes Leben führen.
Und so war ich sehr gespannt, welchen Weg und welche Entwicklung Elly und Henni nehmen werden.
Zunächst lernen wir sie als lebenslustige junge Frauen kennen, die ihren Traum, in der Buchhandlung zu arbeiten, erfüllen wollen. Gemeinsamt mit Leo und Zacherl genießen sie aber auch das Leben, gehen aus, feiern und tanzen Nächte durch.
Aber insgesamt entwickeln sie sich über die Jahre, die der Roman abdeckt, nicht so richtig weiter. Sie werden zwar selbstbewusster, interessieren sich für aktuelle Themen und auch die Politik und engagieren sich, kommen aber nicht so richtig voran. Auch das Gefühlsleben der beiden, das durchaus Erwähnung findet, kommt mir ein bisschen zu kurz.
Dabei bleibt Henni ziemlich blass und auch Elly konnte ich nicht so richtig nahe kommen.

Die Autorin beschreibt das Setting sehr anschaulich, so dass ich das pulsierende Leben in diesem Viertel Münchens bildlich vor Augen hatte.
Auch das Leben dieser Zeit ist authentisch dargestellt. Ein großes Thema sind die Frauenrechte dieser Zeit, denn die Frauen fordern mehr Selbständigkeit und Emanzipation, haben es aber gegen das klassische Frauenbild der Zeit schwer.
Weitere Themen sind natürlich der 1. Weltkrieg, das Ende des Königreichs Bayern und des gesamten Kaiserreichs, die darauf folgenden Veränderungen und die Aufstände der Arbeiter. Das alles drängt sich aber sehr in den Vordergrund und wird manchmal etwas langatmig, auch wenn die Protagonisten daran teilhaben. Das geht leider zu Lasten der Spannung, denn es gibt nicht viele weitere Ereignisse oder Geheimnisse, die die Handlung fesselnd machen würden.

Gut gefallen haben mir die vielen Bücherthemen. Die bücherbegeisterten Freundinnen und der ebenso lesebegeisterte Leo lesen viele aktuelle Bücher und diskutieren darüber. Das war schon interessant zu lesen, über welche Themen damals Bücher geschrieben wurden. Es gibt am Ende des Buches auch eine Liste über die erwähnten Buchtitel.
Auch die Zensur, die damals bereits begann ist ein Thema und während des Krieges die Papierknappheit, die es erschwerte, neue Bücher zu veröffentlichen. Die Buchhandlung ist sehr schön dargestellt und wäre sicherlich ein Ort, den ich auch gerne aufsuchen würde.

Dieser Roman erzählt die Geschichte zweier enger Freundinnen und einer Buchhandlung in München verknüpft mit dem Zeitgeist und den historischen und politischen Themen dieser Zeit, konnte mich aber aufgrund fehlender Spannung, ein bisschen zuviel Politik und blassen Protagonisten nicht richtig fesseln!


Fazit: 3 von 5 Sternen


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