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Veröffentlicht am 23.04.2019

Liebe, die den Schmerz überwindet

All In - Zwei Versprechen
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Spoilerwahrnung, für alle, die den ersten Teil nicht gelesen haben!

Ich liebe, liebe, liebe das Cover. Zum einen weil es unglaublich gut zum ersten Teil passt, zum anderen weil es den Inhalt des Buches ...

Spoilerwahrnung, für alle, die den ersten Teil nicht gelesen haben!

Ich liebe, liebe, liebe das Cover. Zum einen weil es unglaublich gut zum ersten Teil passt, zum anderen weil es den Inhalt des Buches fast nicht besser hätte, ausdrücken können. Die warmen Farben des ersten Teils passen unglaublich gut zu der Liebesgeschichte zwischen Kacey und Jonah. Eine Liebe, die geprägt von Zärtlichkeit und Wärme ist, während die kalten, eher düsteren Farben zu der Geschichte zwischen Kacey und Theo passen. Ihre Liebe wird besonders zu Beginn durch Trauer und Ablehnung, vielleicht auch Angst überschattet, was besser fast nicht in einem Cover ausdrücken kann.

Die Geschichte knüpft da an, wo der erste Teil endet: Theo und Kacey müssen sich von Jonah verabschieden und verstreuen gemeinsam seine Asche in der Wüste. Theo bittet Kacey, ihn nicht allein zu lassen, doch sie hält es in Las Vegas bei all den Erinnerungen nicht mehr aus und flieht nach New Orleans ohne der Familie ihres Freundes zu sagen, wohin sie gegangen ist. Dort verfällt sie, trotz des Versuchs ihren Schmerz durch die Musik zu verarbeiten, immer mehr dem Alkohol und dem Schmerz über den Verlust von Jonah. Erst als Theo sie in ihrer neuen Heimat aufspürt und sie dazu

bringt, der Vergangenheit ins Augen zu blicken, scheint es ihr langsam besser zu gehen. Doch beide haben dem Toten ein Versprechen gegeben, dass sie unmöglich halten können, oder?

Ich habe mich lange Zeit gesträubt das Buch zu lesen, obwohl es auf meinem Nachtschrank lag. Das lag vor allem daran, dass mich das erste Buch schon immer wieder derart emotional mitgenommen hat, dass ich mich geweigert habe, es nochmal zu erleben. Außerdem habe ich Jonah im ersten Teil geliebt und wollte kein Buch lesen, in dem er nicht mehr da ist. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Theo es schaffen sollte, mein Herz ebenso zu gewinnen, wie er es geschafft hat. Zumindest letztere Bedenken haben sich schon auf den ersten Seiten zerstreut. Jonahs letztes Gespräch mit seinem Bruder dreht sich darum, dass dieser Kacey lieben solle, weil er genau weiß, dass Theo ihr Gefühle gegenüberbringt. Dies war der Moment, in dem ich mich auch in Theo verliebt habe. Er hatte die ganze Zeit Gefühle für die Freundin seines Bruders, der dazu noch im Sterben liegt und trifft sich dennoch mit beiden, steht Jonah bis zu letzten Minute bei und bleibt der Fels, an den sich die Familie anlehnen kann. Ich habe ihn das ganze Buch über für seine Stärke und seine Akzeptanz gegenüber Kacey und seiner Familie bewundert, aber auch erwartet, dass er irgendwann einmal zusammenbrechen muss unter all der Erwartungen und der Ansprüche, die an ihn gestellt werden. Dies ist vielleicht das einzige, das ich an dem Buch beanstanden würde. Theo ist mir vielleicht ein wenig zu perfekt, ein wenig zu sehr der Ritter in der strahlenden Rüstung, der sich um alle kümmert, ohne, dass er jemals aufgibt. Er hat zwar durchaus Zweifel und vermisst seinen Bruder wahnsinnig, aber mir fehlte ein bisschen die Stelle, an der mal Kacey für ihn stark ist und er sich mal an jemanden anlehnen kann. Ansonsten ist besonders der emotionale Schreibstil von Emma Scott, das was das Buch besonders macht. Mir standen beim Lesen die ganze Zeit Tränen in den Augen, weil ich mich so gut in die Situation und die Verzweiflung der beiden hineinversetzten konnte. Ich habe mit jeder Seite mitgefiebert und ihnen endlich ein Happy End gewünscht, ein Leben miteinander, das sie verdient habe. Eine Wendung dabei fand ich zwar unnötig, weil sie nichts am Verlauf ändert, den Hauptpersonen aber noch zusätzlichen Schmerz bereitet, aber alles in allem bin ich froh über diesen zweiten Teil, der mich erneut ab der ersten Seite gefangen genommen und mich bis zur letzten nicht mehr losgelassen hat.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Ein Lehrer zum Verlieben

Verliebt in Mr. Daniels
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Ich habe noch das eBook mit dem alten Cover und dem alten Titel bekommen und erst nach einiger Zeit gelesen, weil mich weder das eine noch das andere gereizt hat. Auch den Klappentext fand nicht besonders ...

Ich habe noch das eBook mit dem alten Cover und dem alten Titel bekommen und erst nach einiger Zeit gelesen, weil mich weder das eine noch das andere gereizt hat. Auch den Klappentext fand nicht besonders ansprechend und so habe ich schlicht vergessen, dass ich es besitze. Als ich dann aber meinen Reader auf der Suche nach einem Buch, zum Zeitvertreib durchforstet habe, bin ich wieder darauf gestoßen und kann sagen, dass ich es hätte, schon viel früher lesen sollen. Ich finde aber das neue Cover und den neuen Titel viel passender, weil das vorherige Design einen kindlichen und naiven Teenagerroman vermuten ließen und ich nicht mit dieser Emotionalität zu rechnen war.

Ashlyn zieht nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester Gabby zu ihrem Vater, weil ihre Mutter ihren Anblick nicht mehr ertragen kann. Zu Henry hatte sie die letzten Jahre allerhöchstens an Geburtstagen Kontakt, sodass sie mehr als nur überrascht ist, dass sie neben einer Stiefmutter nun plötzlich auch eine Stiefschwester und einen –bruder hat. Mehr schlecht als recht versucht sie sich in die neue Familie einzufügen. Der einzige Lichtblick stellen die Briefe dar, die Gabby ihr hinterlassen hat und die sie dazu bringen, zu dem Auftritt der Band Romeo’s Quest in eine Bar zu gehen. Deren Sänger Daniel gefällt ihr ab dem ersten Moment und sie kommen sich näher als Ash gedacht hätte. Doch am nächsten Tag ist das Hochgefühl verflogen, denn Daniel ist nicht irgendwer, sondern ihr Lehrer Mr. Daniels…

Ich habe mit einem Roman gerechnet, in dem sich ein naives Mädchen in ihren gutaussenden Lehrer verliebt und beide dann vor der Entscheidung stehen, sich zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Ich hatte damit rechnen sollen, dass ein Roman von Brittainy C. Cherry von Emotionen nur so trotzt und sie es auch hier schafft, mich vollkommen in den Bann der Geschichte zu ziehen. Ihr Schreibstil ist gewohnt flüssig, dabei schafft sie es aber dennoch, mich immer wieder emotional einzufangen und in die Geschichte zu ziehen. Dies liegt vor allem daran, dass man ab der ersten Sekunde mit Ashlynn mitfiebert und mitleidet. Sie erleidet einen Schicksalschlag nach dem anderen und man möchte einfach nur, dass sie endlich wieder glücklich werden kann. Genauso ging es mir mit Daniel, in den ich mich wahrscheinlich spätestens nach seinem Auftritt auch verliebt hätte. Die beiden wissen nicht, dass er ihr Lehrer ist und stehen ihrer Anziehung fast machtlos gegenüber, weil sie sich unter anderen Vorzeichen kennengelernt haben. Man sieht sie von Anfang an, auf ihr Unglück zusteuern und sieht auch als Leser keinen Ausgang aus diesem Dilemma. Mein einziger Kritikpunkt an der Geschichte ist, dass das es zu viele Menschen aus dem Umfeld der Hauptpersonen sterben oder schon gestorben sind. Das war ein bisschen zu viel des Guten. Besonders einen Tod hätte man weglassen können, welchen werde ich hier aus Spoilergründen nicht genauer ausführen. Dieser hat mich unvorbereitet getroffen und nochmal aus der Bahn geworfen. Ich finde aber wirkich, dass das ganze Buch auch ohne den Tod dieser Person schon emotional und traurig genau war, sodass ich ein bisschen sauer darüber war und es noch immer bin.

Alles in allem ist es wieder mal ein unglaublich emotionales und mitreißendes Buch von Brittainy Cherry, das sich sein neues Cover und den neue Titel redlich verdient hat.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Ein Buch, das von der Unberechenbarkeit seiner Charaktere lebt

Lola
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Das Cover hat es mir wirklich angetan, egal wie oft ich es anschaue. Es vermittelt spielend leicht das Gefühl eines heißen Tages in Los Angeles, wo die Hitze über dem Asphalt flimmert und nicht einmal ...

Das Cover hat es mir wirklich angetan, egal wie oft ich es anschaue. Es vermittelt spielend leicht das Gefühl eines heißen Tages in Los Angeles, wo die Hitze über dem Asphalt flimmert und nicht einmal die Nacht Abkühlung zu bringen vermag. Die Silhouette einer Frau mit einer Waffe in der Hand vermittelt subtil den Eindruck, dass es sich hier nicht um einen Roman handelt, der sich in der Glitzerwelt Hollywoods abspielen wird, sondern die Schattenseiten der Stadt im Blick hat.

Die Geschichte klingt erstmal verheißungsvoll: Lola wirkt wie eine Chica unter vielen in dem hispanischen Viertel L.As. Die Freundin des Anführers der Crenshaw Six Gracia, die sich um seinen Haushalt und ihre drogenabhängige Mutter kümmert. Doch der Schein trügt: In Wahrheit ist die Lola die gnadenlose und überlegte Anführerin der Gang, die mehr will als nur ihr kleines Viertel zu kontrollieren. Aus diesem Grund zieht sie ihre kleine Gang in einen Krieg hinein, in dem sich plötzlich zwischen zwei Kartellen wiederfinden und Lolas Leben in Gefahr gerät.

Die Geschichte lebt wirklich vor allem dadurch, dass man nie genau weiß, was als nächstes passiert. Normalerweise kann ich schon zu Beginn eines Buches einen ungefähren Handlungsverlauf vorhersehen, das war bei diesem Buch allerdings nicht der Fall und ich war bei einigen ‚Wendungen‘ schon überrascht. Der Schreibstil hat mir im Großen und Ganzen gute gefallen, weil er leicht und flüssig war. Man konnte die Geschichte ganz gut in einem Rutsch lesen. Obwohl ich den Anfang spannend fand und mich besonders das ungewöhnliche Setting in seinen Bann gezogen hat, ließ das ab der Mitte des Buches nach. Dies lag vor allem daran, dass es schwer war, eine Nähe zu den Personen aufzubauen. Lola ist zwar die unangefochtene Hauptperson, mir fiel es aber schwer, sie zu greifen, weil ihr Handeln so ambivalent ist. Mal lässt sie sich vollkommen von ihren Gefühlen leiten, mal fühlt sie das eine, tut aber das andere. Das macht die Geschichte zwar interessant, aber Lola als Person nicht so richtig verständlich. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Emotionen zwar genannte und beschrieben, aber nicht von ihr empfunden werden.

Alles in allem war es eine solide Geschichte, die man gerade deswegen lesen kann, weil sie anders ist und man viele Handlungen so nicht erwarten würde, mir kommen die Personen aber nicht wirklich nahe.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Tolles Cover, aber eine nicht mehr als oberflächliche Geschichte

So schöne Lügen
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Ich liebe das Cover. Es sieht in natura noch besser aus, als ich es mir vorgestellt habe. Die Kombination aus einem schwarzen Hintergrund und glitzernden Punkten in Gold und Silber hebt das Cover und den ...

Ich liebe das Cover. Es sieht in natura noch besser aus, als ich es mir vorgestellt habe. Die Kombination aus einem schwarzen Hintergrund und glitzernden Punkten in Gold und Silber hebt das Cover und den Titel von anderen ab.

Die Story passt zwar durchaus zum Cover, fällt dagegen aber stark ab: Louise ist fast dreißig und hat ihre Ziele in New York bei weitem noch nicht erreicht. Statt eine erfolgreiche Schriftstellerin oder Autorin zu sein, kommt sie mit ihren drei Jobs gerade so über die Runden und ist abends zu müde, um auch nur irgendeine Zeile zu schreiben. Das ändert sich, als sie zufällig auf Lavinia trifft. Reich, schön und in den einflussreichsten Kreisen New Yorks zuhause, scheint sie so überhaupt nichts mit der unscheinbaren Louise gemeinsam zu haben, dennoch freunden sich die beiden an und Louise erhält Eintritt in eine Welt, von der sie nicht einmal zu träumen wagte. Bald begleitet sie Lavinia auf Partys, trifft deren Freunde, wird deren beste Freundin und zieht letztlich sogar bei ihr ein. Doch Louise verliert sich immer mehr in einer Welt, zu der sie nicht gehört. Als sie dann beginnt, Lavinia zu bestehlen, eskaliert die Situation und Louise muss eine Entscheidung treffen…

Der Schreibstil ist schon zu Beginn gewöhnungsbedürftig, ich fand es aber zunächst erfrischend, dass er so anders war. Das hat sich mit dem Verlauf des Buches leider geändert. Dadurch, dass er aber so kurz und abgehackt ist, ist es schwierig, in die Geschichte einzutauchen und die Figuren überhaupt kennenzulernen. Oft habe ich Sätze mehrmals lesen müssen, nicht weil sie so kompliziert waren, sondern weil es schien, als passen sie nicht zum Geschehen, weil sie selbst Gewalt oder in kurzen, nüchternen Sätzen beschreiben, sodass ich die Handlung manchmal einfach überlesen habe.
Während man den Schreibstil noch positiv als anders und zumindest markant beschreiben kann, fällt es mir bei den Figuren schwer, ein positives Wort zu finde. Eigentlich sollte man meinen, dass man Louise als Hauptfigur einen Funken Sympathie entgegenbringt, aber weit gefehlt. Ich habe beim Lesen mit keiner Figur mitgefiebert, weil sie nicht greifbar wurden. Das liegt sowohl an dem abgehakten Schreibstil als auch an dem distanzierten Erzähler, der den Ausgang der Geschichte bereits kennt und somit fast schon herablassend über Louise und Lavinia berichtet. Durch diese Distanz kann man selbst auch keine Nähe aufbauen, die Figuren, die durch ihre Namen und die Vita Individualität ausstrahlen sollen, bleiben lediglich Namen. Dadurch verbindet man auch keinerlei Emotionen mit der Handlung. Ich habe die diese zwar durchaus mit Interesse, aber nicht mit mehr verfolgt. Mir war einfach vollkommen egal, was mit den Figuren passiert, was es schwer macht, für das gesamte Buch irgendein anderes Gefühl als Gleichgültigkeit aufzubringen.
Mich erinnern der Schreibstil und der Aufbau des Romans sehr stark an eine Mischung aus einem neusachlichen Roman aus der Zeit der Weimarer Republik und einem Schelmenroman, wie Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, aber durch diese Assoziation wirkt der Roman veraltet, trotz seiner Social-Media-Verwendung, und pseudo-intellektuell, weder modern noch besonders gesellschaftskritisch.
Alles in allem klingt die Beschreibung nach einem miesen Buch. Das habe ich beim Lesen allerdings nicht so extrem empfunden. Ich habe die etwas mehr als 300 Seiten innerhalb von zwei Tagen durchgelesen und das Buch auch nicht abgebrochen. Das lag vor allem daran, dass ich wissen wollte, wie Louise aus der ganzen Sache wieder heile herauskommt und ob ihr nicht am Ende jemand auf die Schliche kommt. Es hätte durchaus die Chance gegeben, mit diesem Buch eine neue Art des Schelmenromans zu schaffen, gerade weil man die Geschichte eines Hochstaplers bzw. einer Hochstaplerin wunderbar in das moderne Zeitalter einpflegen könnte. Leider schaffen es weder der Schreibstil noch die Figuren mich vollends zu überzeugen. Der Schreibstil zu abgehackt, zu unemotional, die Figuren bleiben bis zum Ende blass und lediglich Namen anstatt zu Personen zu wachsen.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Leider nur ein schönes Cover, die Charaktere blieben flach und klischeehaft

Wild Hearts - Kein Blick zurück
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Das Cover des Buches ist mir schon beim ersten Ansehen ins Auge gesprungen, weil mir die Darstellung der dunklen Wolken vor dem hellen Himmel ausgesprochen gut gefällt. Nach dem Lesen finde ich es nur ...

Das Cover des Buches ist mir schon beim ersten Ansehen ins Auge gesprungen, weil mir die Darstellung der dunklen Wolken vor dem hellen Himmel ausgesprochen gut gefällt. Nach dem Lesen finde ich es nur noch passender als zuvor.

Die Geschichte vermag mich letztlich aber nicht so zu überzeugen wie das Cover: Sawyer Dixon wächst in einer streng religiösen Familie auf, in der Frauen nichts zu sagen haben und haben sich vollständig den Männer unterzuordnen, wenn sie dies nicht tun, werden sie bestraft. Nach dem Selbstmord ihrer Mutter erhält Sawyer von dieser einen alten Truck und ein nicht minder altes Wohnmobil vererbt. Zudem fordert sie sie auf, ihren Vater zu verlassen und sich in die Stadt Outskirts zu begeben, wo es ein Grundstück auf ihren Namen gibt. Sawyer zögert keine Sekunde, stiehlt ihrem Vater Geld und macht sich auf in ein Leben in Freiheit. Auf ihrem neuen Stück Land angekommen, muss sie allerdings feststellen, dass ihr neuer Nachbar Finn gar nicht begeistert ist, sein Einsiedlerleben mit Sawyer zu teilen. Doch bald können die beiden ihre gegenseitige Anziehung nicht mehr leugnen, doch schafft Finn es, die Dämonen der Vergangenheit zu besiegen?

Ich mochte den Schreibstil ganz gerne, weil er flüssig und anschaulich ist, sodass man besonders den Anfang des Buches gut und schnell lesen konnte. Das Hauptproblem sind aber die Figuren und die Schwächen in der Story, die auch der gute Schreibstil nicht verdecken kann.
Da ist zunächst einmal Sawyer, die ich am Anfang eben gerade deswegen mochte, weil sie sich von ihren familiären Problemen nicht unterkriegen lässt und versucht, ein Leben zu finden, das für sie das richtige ist. Im Verlauf der Handlung wird diese Einstellung aber mehr und mehr unglaubwürdig, ganz einfach weil sie ihre Vergangenheit ebenso wie ihre hochgeschlossenen Kleider einfach ablegt. Sie hat über 20 Jahre in einer Sekte verbracht, in der die Frauen gar nichts zu sagen hatten und weder Sexualität noch Selbstbestimmung ein Thema waren und plötzlich trägt sie kurze Shorts, weit ausgeschnittene Shirts und geht mit einem Typen ins Bett, mit dem sie keine drei Worte gewechselt hat. Gerade diesen Konflikt zwischen der religiösen Weltanschauung, die ihr jahrelang eingetrichtert wurde und dem neuen Leben fand ich spannend, aber zu diesem kommt es gar nicht, sondern direkt wird die „Liebesgeschichte“ zwischen ihr und Finn in den Mittelpunkt gerückt.
Diesen finde ich im Übrigen noch unglaubwürdiger als Sawyer. Zunächst betrinkt er sich dauernd, weil er seine Ex-Freundin vermisst, die sich (vielleicht oder vielleicht nicht) das Leben genommen hat und zack ist er in Sawyer verliebt und denkt gar nicht mehr an Jackie. Dazu kommt noch, dass er sich dauernd wie der absolute Macho-Idiot benimmt. Dauernd drängt er sich Sawyer mehr oder weniger krass auf, obwohl sie sich klar gegen ihn ausspricht oder erledigt Dinge für sie, um die sie ihn gar nicht gebeten hat. Wenn er das aus Schmerz über den Verlust seiner Freundin tun würde, hätte ich eventuell noch sowas wie Verständnis für ihn, aber man spürt diesen Schmerz als Leser fast gar nicht und er scheint mit Sawyers Auftauchen dann ja auch vergessen. Besonders dass er sich mehrfach zu sexuellen Dingen drängt, obwohl sie klar Nein sagt, geht gar nicht, egal unter welchen Vorraussetzungen und dass Sawyer noch gänzlich unerfahren in diesen Dingen ist, macht es nun wirklich nicht besser.

Zunächst fand ich das Buch im ersten Lesen zwar nicht überragend, aber doch halbwegs okay, was vermutlich vor allem daran lag, dass ich es in einem Zug und ohne großes Innehalten gelesen habe. Mit ein bisschen Abstand hat mich besonders das Verhalten von Finn aber wirklich unglaublich gestört. Wie kann man denn einen Mann wollen, der immer wieder gesetzte Grenzen, ohne viel Aufhebens überschreitet und nicht mal vor einem klaren Nein zurückschreckt? Und viel schlimmer, wie kann man denn als Autorin einen solchen Mann als erstrebenswert beschreiben? Alles in allem ist es kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss, es sei denn, man will sich über einen gewalttätigen Macho und ein naives Mädchen aufregen, weil das trotz des angenehmen Schreibstils leider nicht ausbleibt.