Es war mal ein literarischer Berlin-Urlaub angesagt - Mord inklusive!
Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grauZuerst einmal möchte ich sagen, dass ich von dem Buch wirklich begeistert war. Die Thematik und die Idee haben mich einfach mitgerissen. Und insbesondere der Schreibstil war in meinen Augen genial. Irgendwann ...
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich von dem Buch wirklich begeistert war. Die Thematik und die Idee haben mich einfach mitgerissen. Und insbesondere der Schreibstil war in meinen Augen genial. Irgendwann vergaß ich, dass ich las. Es war so, als würde sich vor meinem inneren Auge ein Film abspulen. Das machte es mir ungeheuer schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Insbesondere ab der zweiten Hälfte.
Dennoch hatte ich auch ein paar Schwierigkeiten mit diesem Buch. Die Idee um die Stifs, wie sie entstanden und lebten, war mir schnell klar. Dennoch kam ich mit den vielen verschiedenen Arten anfangs nicht zurecht. Und wie sie untereinander reagierten. Da brauchte ich meine Zeit, mich hineinzulesen, denn als Leser wird man da schon ins kalte Wasser geworfen. Andererseits hätte eine ellenlange Einleitung dem Buch nur geschadet, wie ich finde. Von daher kann ich dafür nicht wirklich einen Punkt abziehen. Auch hatte ich große Probleme mit Berlin. Nicht Berlin an sich, aber da ich noch nie dort war und mich ehrlich gesagt auch nie damit beschäftigt habe, kann ich eben auch nicht sagen, was die Stadtteile besonders macht. Warum Grunewald anders ist als Tegel beispielsweise. Und das Buch spielt sehr stark mit diesen örtlichen Gegebenheiten. Auch was Straßennamen anging. Ich denke aber, dass das gerade für Berliner einen sehr starken Reiz ausmacht. Sie können sich so noch viel stärker in die Geschichte einfühlen! Ich dagegen als ortsfremde hatte meine Probleme. Doch würde das Buch so vergleichbar in meiner Heimatstadt spielen, ich wäre begeistert gewesen von der Art und Weise, wie die Autorin die Orte einbindet. Von daher kann das Buch ja nichts dafür, dass ich kein Berliner bin und mir auch keinen Stadtplan danebengelegt habe. Letzteres hätte ich übrigens niemals getan, um den Lesefluss nicht zu unterbrechen.
Denn das Buch war spannend bis zum Schluss! Ich war absolut begeistert. Lucy war mir unglaublich sympathisch. Sie ist in meinen Augen manchmal etwas kaltschnäuzig und tut sehr stark, aber nur um ihr Inneres zu beschützen. Außerdem mochte ich diese Lone-Wolf-Mentalität sehr an ihr. Auch hier ziehe ich meine Parallelen zu den Detektiven in den 20ern beispielsweise. Im Laufe des Buchs macht sie eine großartige Veränderung durch. Ihre besten Freunde, Aki und Lore, haben mir auch sehr gefallen. Anfangs kam mir Lore eigentlich viel zu kurz. Doch gerade ab der zweiten Hälfte des Buches spürt man, wie wichtig diese Figur eigentlich ist. Insbesondere auch Verwicklungen, über die man anfangs „hinweggelesen“ hat, sie als bloße Information über den Charakter abgetan hat, die wurden wichtig! Ich liebe so etwas an einem guten Krimi. Dass da eine Lösung nicht aus dem Nirvana kommt, sondern in Wahrheit schon das gesamte Buch über Hinweise wie Brotkrumen ausgestreut werden. Das macht unglaublichen Spaß zu lesen.
Da ich immer ein großer Fan von gut gemachten Nebenfiguren bin, muss ich unbedingt einmal anmerken, dass ich Cosima absolut göttlich finde! Die transsexuelle Barfrau eines Clubs, die anfangs wie ein Filler wirkt, um Lucy neue Erkenntnisse zu ihrem Vermisstenfall zu geben, macht eine Wandlung durch, bei der mein Herz doch aufblühte. Es war fantastisch! Großes Kompliment an die Autorin!
Auch der Twist in der Handlung, der wahre Täter hinter allem, den man wohl innerlich vom eigenen Gefühl her schon fast im Visier hatte, dann aber doch total überrascht wurde… Ich war wirklich begeistert! Allein schon die Idee, eine Detektivgeschichte im klassischen Stil (ich denke da an Marlowe) in einem Berlin voller Fabelwesen spielen zu lassen… Wirklich großartig.
Doch was ich ganz besonders schätzte, das ist der Schreibstil! Schon in der Leseprobe wurde ich umgehauen und fühlte mich gedanklich in einen schwarz-weiß Detektivfilm zurückversetzt. Das musste ich noch einmal anmerken. Tolle Leistung! Und der ganze Stoff bietet genug Futter für Band zwei und Band drei in meinen Augen. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Autorin darüber nachdenken würde. Das Cover dagegen hätte mich fast dazu verleitet, über dieses Buch hinwegzusehen. Denn es wirkt in meinen Augen unscheinbar. Jedoch hätte ich jetzt nach dem Lesen beim besten Willen nicht gewusst, wie man es hätte passender gestalten können. Und je länger ich es betrachte, desto hübscher finde ich es wiederum. Ich hoffe sehr, dass noch viele zu diesem tollen Buch greifen. Ich finde es schon wieder schade, dass ich es als ebook gelesen habe und nicht die Printausgabe in mein Regal stellen kann.
Mein Fazit: Ich habe lange nicht so etwas Fesselndes gelesen! Und ich kann es ohne Einschränkung jedem weiterempfehlen, der gern Krimis und Fantasy liest. Doch auch nur als Fan von einem der beiden Genres wird man mit diesem Buch mehr als glücklich sein! Und wenn ich so zum Ende darüber nachdenke, der Titel ist wirklich unglaublich passend gewählt!