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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2021

Erschreckend, packend, unter die Haut gehend

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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4 Sterne | Pluspunkte: Erschreckend, packend, im Gedächtnis bleibend | Minuspunkte: Etwas unausgereifter Schreibstil | TW: Rassismus, Tod, sexuelle Übergriffe
Im Jahr 2032 werden alle Bürger*innen der ...

4 Sterne | Pluspunkte: Erschreckend, packend, im Gedächtnis bleibend | Minuspunkte: Etwas unausgereifter Schreibstil | TW: Rassismus, Tod, sexuelle Übergriffe
Im Jahr 2032 werden alle Bürger*innen der USA durch einen ID-Chip dokumentiert – zumindest die, die legal im Land leben. Vali und ihre Mutter gehören nicht dazu. Der Hass gegen Undokumentierte wächst immer weiter, der Präsident beginnt eine Hetzjagd, und sie müssen fliehen. Als die Familie getrennt wird, muss Vali mit ihrem kleinen Bruder allein weiter, obwohl sie nicht weiß, wie.
Auch wenn es erst ein paar Tage her ist, dass ich „Sanctuary“ beendet habe, weiß ich schon, dass mir dieses Buch noch eine ganze Weile nachhängen wird. Den Minuspunkt bezüglich des Schreibstils werde ich auch nicht weiter ausführen. Es gibt so viel Wichtigeres zu sagen. Dabei kann ich euch gar nicht vernünftig erklären, wie ich mich während des Lesens und vor allem nach dem Abschluss dieser Geschichte gefühlt habe. Wie der Anriss des Inhalts schon verdeutlicht, handelt es sich bei „Sanctuary“ um eine Near-Feature-Dystopie – und die Bezeichnung trifft es wirklich, denn so vieles von dem, was über die Seiten hinweg erzählt wird, fühlt sich erschreckend real, nah und möglich an. Einiges davon ist es sogar.
Das Buch lebt von den Emotionen, die es vermittelt. Unglaube, Wut, Angst, Trauer, Verzweiflung und noch so viel mehr haben mich über die Seiten hinweg immer wieder für sich eingenommen. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, dass nichts davon jemals in Wirklichkeit passieren würde und dem Wissen, dass so vieles davon schon längst geschieht. Es passiert, während ich lese. Während ich diese Zeilen tippe. Während ich mir ein neues Buch aussuche. Denn das ist die Wahrheit: Für mich war es „nur“ eine Geschichte, die von der nächsten abgelöst wird – aber für viele andere ist es Realität. Und das macht dieses Buch so bedeutsam, so erschreckend und prägend.
Eine klare Empfehlung trotz kleinerer Schwächen, weil es sich für alles andere lohnt. Vor allem für das eigene Bewusstsein.

Veröffentlicht am 01.09.2021

Buch mit vielen interessanten Aspekten

Geister, Hexen, Menschenfresser
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3 Sterne | Pluspunkte: Bebilderung, interessante Details | Minuspunkte: Zwischenzeitlich sehr zäh, weshalb die Konzentration leidet

Die letzten zwei Tage des Augusts habe ich genutzt, um „Geister, Hexen, ...

3 Sterne | Pluspunkte: Bebilderung, interessante Details | Minuspunkte: Zwischenzeitlich sehr zäh, weshalb die Konzentration leidet

Die letzten zwei Tage des Augusts habe ich genutzt, um „Geister, Hexen, Menschenfresser“ zu lesen. Über 112 Seiten hinweg erzählt uns Rudolph Kremer vom alten Rom – und von den Geschichten zu allen möglichen Wesen, die damals von Mensch zu Mensch getragen wurden. Die einstige Literatur wird genauso mit einbezogen wie die vermeintlich „realen“ übernatürlichen Vorkommnisse. 130 farbige Illustrationen ergänzen die verschiedenen Kapitel und haben es mir als Leserin ermöglicht, die Worte des Autors noch genauer nachverfolgen zu können.
Da ich Mythologien liebe und generell einen Faible für Übernatürliches habe, war ich sehr gespannt auf diesen Titel. Zu erfahren, welche Geschichten im alten Rom erzählt wurden und Ähnlichkeiten genauso wie Unterschiede zu ihren heutigen Varianten zu erkennen, klang für mich ziemlich genial. Ich habe auch wirklich einiges mitnehmen können. Einzelne Aspekten kamen mir tatsächlich schon bekannt vor (Ein Hoch auf all die Fantasy-Autor*innen, die so fleißig recherchieren), aber wieder anderes hat mich gänzlich überrascht und neugierig auf mehr gemacht.
Allerdings muss ich zugeben, dass mir das Buch zwischendurch recht zäh erschien und meine Motivation zum Weiterlesen trotz der wenigen Seiten und großzügigen Bebilderung teilweise etwas verloren ging. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass der Schreibstil etwas lockerer und eingängiger gewesen wäre, um neben dem generellen Interesse am Thema auch den Spaß am Konsum dessen hochzuhalten, aber leider hat das für mich nicht so ganz geklappt. Ich glaube dennoch, dass das Buch etwas für alle sein könnte, die sich für das alte Rom und/oder übernatürliche Wesen interessieren – vielleicht macht es sich auch nochmal besser, wenn man es wirklich über einen längeren Zeitraum Kapitel für Kapitel liest.

Veröffentlicht am 27.08.2021

Außerordentlich wichtiges Werk, nur leider stark gekürzt

It's okay not to be okay
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4,5 Sterne | Pluspunkte: Authentisch, bewegend und unterstützend | Minuspunkt: Stark gekürzt | TW: Psychische Krankheiten, Suizid, u.ä.

„It’s okay not to be okay” ist ein besonderes, außergewöhnliches ...

4,5 Sterne | Pluspunkte: Authentisch, bewegend und unterstützend | Minuspunkt: Stark gekürzt | TW: Psychische Krankheiten, Suizid, u.ä.

„It’s okay not to be okay” ist ein besonderes, außergewöhnliches Buch. Die Essays von mehr als 30 inspirierenden Menschen wurden hier gesammelt und zusammengefasst zu einem Werk, das Mut macht, Verständnis schafft. Verständnis für den Umgang mit uns selbst, mit unserer eigenen Psyche und vor allem mit deren Gesundheit. Ich glaube, es ist unheimlich wichtig, sich damit auseinanderzusetzen – und „It’s okay not to be okay“ hat mir an vielen Stellen nochmal die Augen geöffnet. Nicht jedes Essay hat mich persönlich angesprochen, was in Ordnung ist. Die menschliche Psyche ist so vielfältig, wie es die Menschen sind. Essays, die mich persönlich nicht weitergebracht haben, können für andere von enormem Wert sein. Gerade das macht dieses Buch so besonders: Es ist kein Ratgeber, nicht unbedingt ein Sachbuch, sondern ein authentischer Einblick in das Leben von Menschen, die uns bekannt sind. Gänzlich authentisch und unbeschönigt gewähren sie uns einen Blick in ihr Leben. Einen Blick auf das, was sie erlebt haben. Wie sie sich gefühlt haben, wie sie damit umgegangen sind und bis heute damit umgehen. „It’s okay not to be okay“ ist ein Hoffnungsschimmer und Balsam für die Seele. Es ist eine warme Umarmung, wenn man sie braucht, und die Versicherung, dass all das, wofür wir uns so oft verurteilen, okay ist. Und dass wir damit nicht allein sind.

Obwohl mich das Buch unheimlich berührt hat, gibt’s einen klaren Kritikpunkt: Im Vergleich zum Original „It’s Not OK to Feel Blue and other lies“ wurde es arg gekürzt. Das Original besteht aus fast doppelt so vielen Texten. Fast 600 Seiten wurden runtergebrochen auf etwas mehr als 300. Für mich nicht nachvollziehbar, denn ich hätte den Rest zu gerne ebenfalls gelesen. Mich persönlich trifft es besonders, dass das Essay von Ben Platt in der deutschen Version nicht vorhanden ist - aber okay, das ist wohl meine eigene Präferenz.

Veröffentlicht am 23.08.2021

Willkommen zurück in Willow Creek!

A History of Us − Erst auf den zweiten Blick
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4 Sterne | Pluspunkte: Flüssiger Schreibstil; malerisches Setting; liebenswürdige Charaktere | Minuspunkte: Sehr vorhersehbar; Erzähltempo

Himmel, was habe ich mich darauf gefreut, nach Willow Creek zurückzukehren! ...

4 Sterne | Pluspunkte: Flüssiger Schreibstil; malerisches Setting; liebenswürdige Charaktere | Minuspunkte: Sehr vorhersehbar; Erzähltempo

Himmel, was habe ich mich darauf gefreut, nach Willow Creek zurückzukehren! Romance-Bücher sind ja nicht unbedingt meine besten Freunde, aber an den ersten Band dieser Reihe mit seiner süßen Kleinstadt und all den liebevollen, authentischen Charakteren habe ich regelmäßig zurückgedacht. Meine Vorfreude auf „Erst auf den zweiten Blick“ war somit hoch.

Stacey hat das Gefühl, auf der Stelle zu treten. An der Männerfront ist Flaute und ihr Job langweilt sie. Nur dem Mittelalterfestival fiebert sie jedes Jahr aufs Neue entgegen – vor allem, weil damit auch ihre Sommeraffäre wieder in die Stadt kommt. Doch als Stacey Dex nach Abschluss des Festivals eine betrunkene Nachricht schreibt, entwickelt sich eine überraschend tiefgreifendes Gespräch – und plötzlich scheint aus der Affäre weit mehr werden zu können als ursprünglich angenommen. Oder nicht?

„Erst auf den zweiten Blick“ bringt ein ähnliches Wohlfühlfeeling wie sein Vorgänger mit sich. Die authentischen, vertrauten Gesichter sowie die bekannte Kulisse haben mich ohne Probleme zwischen den Seiten verschwinden lassen. Der Schreibstil ist wunderbar liebevoll und leichtgängig, weshalb ich das Buch an einem Stück verschlungen habe. Ich konnte nicht mehr aufhören – es fühlte sich ein wenig an wie nach Hause kommen. 🥰 Was mich etwas gestört hat, war der vorhersehbare Ablauf. Der Klappentext verrät bereits den Bruch der Geschichte und der dramaturgische Aufbau des Buchs gleicht dem seines Vorgängers beinahe bis aufs Haar. So fehlten mir ein paar Überraschungen, um meine Lesefreude permanent voll hochhalten zu können.

Trotzdem: „Erst auf den zweiten Blick“ ist eine Leseempfehlung für alle, die sich mit einem Tee in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen einkuscheln wollen, denn dazu passt dieses Buch perfekt. 💛

PS: Man kann das Buch als Standalone lesen, allerdings würde ich das nicht empfehlen, da dann ein Teil des Zaubers verloren geht.

Veröffentlicht am 18.08.2021

Lustig & leichtgängig, perfekte Abendunterhaltung!

The Witch Queen. Entfesselte Magie
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Pluspunkte: Humor, leichtgängiger Schreibstil, Protagonistin | Minuspunkte: Detailmangel, Verlust roter Faden

Ein unglücklicher Zufall sorgt dafür, dass die Hexe Enju für eine grausame Mordserie verantwortlich ...

Pluspunkte: Humor, leichtgängiger Schreibstil, Protagonistin | Minuspunkte: Detailmangel, Verlust roter Faden

Ein unglücklicher Zufall sorgt dafür, dass die Hexe Enju für eine grausame Mordserie verantwortlich gemacht wird, mit der sie eigentlich nichts zu tun hat. Um ihre Unschuld zu beweisen, ist sie dazu gezwungen, den wahren Übeltäter zu finden – und muss dafür Seite an Seite mit dem attraktiven Anführer der Beasts zusammenarbeiten.

Da ich Hexengeschichten liebe, war mir bereits mit dem Lesen des Klappentextes klar, dass ich „The Witch Queen“ dringend in meinem Regal brauche! Es hat dann auch nicht lange gedauert, bis ich zu dem Buch gegriffen habe – und es gemessen an meinem eigentlich straffen Zeitplan wahrlich verschlungen habe. Das liegt vor allem daran, dass dieses Buch schlichtweg Spaß macht. Es bringt einen zum Lachen, wirft mit amüsanten, aber glaubhaften Dialogen um sich und findet einen guten Mittelweg zwischen Humor und Spannung. Verena Bachmann hat mich an der Seite ihrer taffen und ungewöhnlichen Protagonistin in eine Welt geschickt, die viele interessante Aspekte bereithält – zu denen mir dann und wann allerdings ein paar Details fehlten. Ich hätte liebend gern noch mehr über Lapislazuli und die verschiedenen Gruppierungen erfahren, weshalb ich auch etwas traurig bin, dass es sich bei „The Witch Queen“ um einen in sich abgeschlossenen Einzelband handelt. Hier ist definitiv noch Potenzial vorhanden, weitere Bücher zu füllen.
Sowohl im Mittelteil als auch am Ende waren mir ein paar Dinge nicht ausreichend erklärt oder zu schnell abgehakt. Das hat in mir vereinzelt den Gedanken geweckt, dass ein wenig der rote Faden verloren gegangen wäre. Aber ehrlich gesagt tünchte der herrschende Sarkasmus darüber leicht hinweg. Wer eine actiongeladene, witzige Romantasy-Geschichte sucht, kann hier definitiv fündig werden und sich einige tolle Lese-/Hörstunden sichern! Kleiner Disclaimer allerdings: Das Buch hat nicht ohne Grund eine Altersempfehlung ab 16 Jahren, da es doch ein paar explizitere Szenen enthält.